AltaVista

Screenshot der Suchmaschine 1999

Vom amerikanischen Computerhersteller Digital Equipment entwickelte Suchmaschine

.Die Suchmaschine Alta Vista wurde Ende 1995 in einer Fernsehshow vorgestellt. Die Firma Digital Equipment (DEC) wollte damit ursprünglich die Leistungsfähigkeit ihrer neuen Rechner beim Arbeiten mit Datenbanken demonstrieren, die 100 Mal schneller sein sollten als die bislang bekannten Systeme. Überhaupt war Alta Vista mit Superlativen nicht sparsam: Einer Werbeaussage zurfolge, sollte Alta Vista nahezu das gesamte Web indiziert haben. Ein Ausspruch, der vom Chefentwickler der Firma Louis Monier zurück-genommen wurde „We don’t index the whole Web, and neither can anyone else“ („Wir indizieren nicht das gesamte Web, und auch niemand sonst ist in der Lage dazu.“) Es stellte sich sogar heraus, daß die Server einiger Anbieter überhaupt nicht durchsucht wurden. 1999 machte die Suchmaschine durch gekaufte Einträge auf den Spitzenplätzen der Suchanfragen von sich reden. Die Grundlage von Alta Vista war ein 1994 von Louis Monier programmierter Web Crawler, der „Scooter“. Mehrere Versionen davon durchsuchten unablässig das Word Wide Web und speicherten die Ergebnisse in einer Datenbank. Ein Vorteil dieser Suchmaschine war es, daß die gesamten Seiten gespeichert werden und somit eine sehr genaue Suche möglich war. Nachteilig wirkte sich aus, daß die Suchanfragen stets die ersten 25 Wörter einer Seite, ohne Gewichtung, anzeigten. Nach der Übernahme von DEC durch Compaq wurde aus Alta Vista ein eigenständiges Unternehmen. Nach mehreren Übernahmen wurde die Suchmaschine, schließlich im Bestiz von Yahoo, im Jahr 2013 eingestellt.
Ein weiterer Service von Alta Vista war der Babelfish: Ein Übersetzungsprogramm, das nach einem Tier aus der Buchreieh „Per Anhalter durch die Galaxis“ von Douglas Adams benannt wurde. Der kleine gelbe Fisch wird ins Ohr gesteckt und ermöglicht es dann, alle Sprachen der Welt zu verstehen. Die Bezeichnung AltaVista entstand durch Zufall, als im Labor von DEC auf einer Tafel die Textfragmente „Alto“ und „Vista“ nebeneinander zu lesen waren. Ein Mitarbeiter schlug zunächst Alto Vista vor, woraus später „AltaVista“ wurde, was auch „Der Blick von oben“ bedeutet.

Beitragsbild: Ausschnitt aus einem Screenshot der Suchmaschine von 1999

Eric Allman

Eric Allman

Amerikanischer Informatiker, schrieb das erste Internet-E-Mail-Programm.

Der 1955 in Oakland, Kalifornien, geborene Eric Paul Allman scheint eine besondere Affinität zur Universität Berkeley zu haben, er wuchs in der Nähe des Campus auf und studierte dort. Mit seinem Partner Kirk McKusick, der sich auch mit Datenverarbeitung beschäftigt und zum Entwicklerteam von FreeBSD gehört, einer Weiterentwicklung  des UNIX Betriebssystems der Universität Berkeley, lebt er noch immer unweit der Hochschule. Schon als Kind war er ein begeisterter Elektronikbastler, und als der Zwölfjährige in der Schule an einer Arbeitsgemeinschaft teilnehmen konnte, die sich mit der Programmiersprache Fortran beschäftigte, hatte es ihn gepackt: Von nun an war er jeden Sonnabend im Computerzentrum der Schule anzutreffen. Später studierte er in Berkeley Elektrotechnik und Informatik. 1981 gehörte er zu einem Team, das an dem Datenbanksystem INGRES arbeitete. Die Gruppe hatte auch eine Verbindung zum ARPANET. Über diese Verbindung wurde auch E-Mail ausgetauscht, eine Möglichkeit, von der rege Gebrauch gemacht wurde. Leider konnten immer nur zwei Nutzer zur Zeit auf den Rechner zugreifen und Eric Allmann beschloß, diesem Übel abzuhelfen: Er schrieb ein Programm, das die E-Mail in das Universitätsnetz, BerkNet, weiterleitete (zuvor war es noch nicht möglich, Nachrichten von einem Netzwerk in ein anderes zu übertragen). Das Programm bekam zunächst den Namen „Delivermail“. Es wurde als „Sendmail“ mit der Zeit weit über die Universität Berkely hinaus verbreitet. „Sendmail“ war als Open Source-Projekt konzipiert, das heißt, der Quellcode ist öffentlich, und das Programm darf von jedermann weiterentwickelt werden. Allman arbeitete nach seinem Studienabschluß an der Universität Berkeley und später bei einem Unternehmen, welches sich mit datenbank-basiertem Marketing via E-Mail beschäftigte. Während seiner Freizeit kümmerte er sich um die Fortentwicklung von „Sendmail“. Die Arbeit wurde jedoch immer aufwendiger, so daß er schließlich gemeinsam mit Greg Olson im Jahr 1999 das Unternehmen „Sendmail“ gründete. Hier wird das Programm, das inzwischen im Bereich der Mailserver einen Marktanteil von über 50 Prozent erreicht hat, kommereziell genutzt, aber auch als open source-Projekt weiterentwickelt. Wikipedia zitiert den offen zu seiner Homsexualität stehenden Allmann mit den Worten: „Es ist eine Art perverse Befriedigung zu wissen, dass es im Grunde unmöglich ist, Hassmails durch das Internet zu schicken, ohne dass diese von einem schwulen Programm berührt werden.“

Eric Allman, der auch eine Kolumne für das „Boardwatch Magazin“ schreibt, sieht die ferne Zukunft der E-Mail in Systemen, über die sich mit Hilfe der Nanotechnologie ganze Objekte „versenden“ lassen.

Beitragsbild: Ausschnitt aus einem Foto von Karora (Own work) [Public domain or CC0], via Wikimedia Commons

Paul Allen

Mitbegründer von Microsoft
(1953 – 2018)

Paul Allen

Der Schulfreund von Bill Gates war der eigentliche Visionär bei Microsoft. Der 1953 geborene Studienabbrecher erkannte das in den Desktop-Computern steckende Potential und überredete seinen Freund 1975 zur Gründung des heutigen Softwaregiganten. 1983 schied er jedoch nach einer Krebserkrankung bei Microsoft aus. Bis zum Jahr 2000 hatte er dort allerdings noch einen Sitz im Aufsichtsrat inne und blieb auch danach der Firma als Berater verbunden.  Daneben widmete sich der Vermehrung seines Vermögens. 1986 gründete er .die Firma Vulcan Ventures, eine Gesellschaft, die sich bislang an über 100, hauptsächlich in der Internet- und Medienbranche tätigen Unternehmen, darunter Steven Spielbergs Dreamworks-Studios, beteiligt hat. 1993 bewies er erneut seinen richtigen Riecher und erwarb einen Anteil von 24,9 % an dem damals noch unscheinbaren Online-Provider  AOL. 1993 wollte er seine Beteiligung erhöhen, um ein Mitspracherecht bei der Entwicklung der Firma zu erhalten und die Erweiterung von AOL in Richtung des World Wide Web voranzutreiben. Da man ihm jedoch keinen Sitz im Vorstand geben wollte, verkaufte er beleidigt seine Anteile, nicht ohne dabei einen Gewinn von 100 Millionen Dollar einzustreichen. Neben diesen und anderen wirtschaftlichen Aktivitäten tritt Allen auch als großzügiger Spender auf. In seiner Geburtsstadt Seattle ließ er vom Architekten Frank Gehry ein Rock`n Roll-Museum bauen, welches von seiner Schwester geleitet wird. Zunächst war geplant, eine Gedenkstätte nur für den, ebenfalls aus Seattle stammenden, Jimmy Hendrix zu errichten, doch glücklicherweise ließ Paul Allen sich davon überzeugen, das Konzept zu erweitern. Nun finden die Besucher in einem futuristisch anmutenden Gebäude berühmte Gitarren, Konzertplakate oder die Hefte, in die Jimmy Hendrix seine Songtexte einzutragen pflegte. Wer will, kann sich aber auch an Kiosk-Terminals Filme ansehen oder Klangbeispiele aufrufen. Die Aktivitäten von Paul Allen sind jedoch noch vielfältiger. Unter anderem hat der Besitzer eines Basketball-Teams und einer Football-Mannschaft der Stadt Seattle ein neues Stadion spendiert, einen Erweiterungsbau der Bibliothek der Washingtoner Universität unterstützt und dem SETI – Institut bei seiner Suche nach außerirdischen Existenzen mit einer Millionenspende unter die Arme gegriffen. Trotzdem erscheint er nicht auf der jährlich veröffentlichten Liste der spendabelsten Amerikaner. Berühmt geworden ist der, oft als desinteressiert wirkend, beschriebene Paul Allen auch durch sündhaft teure Parties, auf denen neben Hollywoodgrößen auch Musiker wie Peter Gabriel, Carlos Santana oder Sting erschienen, mit denen er Gitarre spielte. Der Hobbymusiker hat auch eine eigene Band, im Frühjahr 2000 erschien die erste CD der „Grown Men“.

Beitragsbild: Ausschnitt aus einem Bild von Miles Harris [CC BY-SA 3.0], via Wikimedia Commons

Horst Albach

Wirtschaftsprofessor und „Business Angel“.
Der 1931 geborene Professor Dr. rer. Pol., Dr. oec. h.c.  Horst Albach wurde im Jahre 2000 von der Zeitschrift „Wirtschaftswoche“ unter die „Top 100 der New Economy“ gewählt. Dies ist kein Wunder, denn viele seiner Studenten an der Wissenschaftlichen Hochschule für Unternehmensführung in Koblenz haben Unternehmen in diesem Bereich eröffnet. Horst Albach, der seit 1987 an dieser Hochschule lehrt, steht ihnen als sogenannter Business Angel zur Seite, das heißt, im Gegensatz zu einem Risikokapitalgeber stellt er nicht nur Geld, sondern auch Know-how und Kontakte zur Verfügung. Seine Studenten haben bereits 14 Unternehmen gegründet. Zu den erfolgreichsten gehören die Gründer von Alando. Bei anderen Start-ups von WWHU- Absolventen, wie econia, ecapella oder Venture Parc, sitzt er außerdem im Aufsichtsrat. Horst Albach der Betriebs-wirtschaftslehre, Volkswirtschaft, Jura und Mathematik in Köln, Bonn und den USA studierte, ist seit 1961 als Berater und Universitätsprofessor tätig. Der Autor zahlreicher Fach- publikationen beschäftigt sich vor allem mit einem Thema „Was macht Unternehmen groß und was zerstört sie.“ Er schreckt dabei auch vor ungewöhnlichen Vergleichen nicht zurück. In einem 1969 erschienen Aufsatz „Unternehmer und Organisationen bei Kafka“ stellt er zum Beispiel fest, daß Franz Kafka die reale Macht der Bürokratie beschrieben hat und keine mystischen Kräfte sein Thema waren, wie es von den „Schulphilologen“, die „alles mögliche in Kafka hineininterpretieren, aber das Naheliegende außer acht lassen“ behauptet wird. Im Gegensatz zur herrschenden Theorie ist er keineswegs der Meinung, alle Kapitalisten würden nur aus eigennützigen Motiven heraus handeln. Auch vertritt er die Ansicht, daß eine große Angebotsvielfalt keineswegs gut für den Kunden ist. Im Gegenteil, der Kunde könne den Markt nicht mehr überblicken und außerdem würde die Innovation behindert. Daher ist er ein Befürworter von Fusionen und staatlicher Industriepolitik. So hatte er denn auch ständig Meinungsverschiedenheiten mit der Mehrheit der Nationalökonomen als er in den Jahren 1978 – 1983 Mitglied im „Rat der fünf Weisen“ war, der die Bundesregierung in wirtschaftlichen Fragen berät. Von 1982 – 1993 saß er im Aufsichtsrat des alteingesessenen Kugellagerherstellers FAG Kugelfischer und mußte erleben, wie der Betrieb nach Übernahme der Kugellagerfabriken in der DDR fast zugrunde ging, da es Probleme mit der Kapitalbeschaffung gab. Er erkannte die Abhängigkeit der mittelständischen Wirtschaft von den Banken als größtes Innovationshindernis und fordert seitdem die Erschließung neuer Finanzierungswege.
Horst Albach wurden zahlreiche Ehrungen zuteil, er ist Eherndoktor verschiedener Universitäten, im Sommer 2000 erhielt er eine der höchsten Auszeichnungen die einem Wissenschaftler verliehen werden können: Er wurde in den Orden Pour le mérite für Wissenschaften und Künste gewählt. – Dieser wurde im Jahre 1842 von König Friedrich Wilhelm IV von Preußen als Friedensklasse des militärischen Ordens Pour le mérite gestiftet und 1952 vom Bundespräsidenten Theodor Heuss wiederbelebt. – Seit 1960 ist er mit der Tochter seines Doktorvaters, des „BWL Papstes“ Erich Gutenberg, verheiratet und hat drei Kinder. Die New Economy mit ihren schwindelerregend schnellen Entwicklungszyklen scheint für den Freizeitbergsteiger wie geschaffen: Ende der achtziger Jahre hielt er sogar die Sprechstunde für seine Studenten im Intercity zwischen Bonn und Koblenz ab, um zwischen seinen vielfältigen Aktivitäten ja keine Zeit zu verlieren.

Alando

ASCII-Code

Deutsche Kopie einer Amerikanischen Geschäftsidee

Die Firma Alando ist ein Musterbeispiel dafür, wie man es auch ohne eigene Geschäftsidee innerhalb kürzester Zeit zu Ruhm und Vermögen bringen kann: Die 1999 von sechs Freunden gegründete Firma wurde kaum 100 Tage nach ihrer Eröffnung vom amerikanischen Konkurrenten eBay gekauft, dessen Geschäftsidee die Freunde kopiert hatten. Der Erlös für Alando bestand aus Aktien im Wert von 104 Millionen DM. Wer die sechs Firmengründer als clevere Abzocker betrachtet, denkt allerdings etwas zu kurz. Da sind zunächst die drei Brüder Samwer, Oliver, Alexander und Marc, damals 24, 26 und 28 Jahre alt. Die sprachbegabten Brüder, alle sprechen Englisch, Französich und Spanisch, Alexander und Oliver außerdem Chinesisch, träumten bereits als Kinder davon, ein eigenes Unternehmen zu haben, in ihrer Phantasie sahen sie schon eine ganze LKW-Flotte mit ihrem Namen an sich vorüberziehen. Marc, der älteste der drei, studierte Jura in Berlin, Köln und Genf. Er arbeitete bei unterschiedlichen Firmen in Brüssel, Paris und London. Zuletzt war er beim Internet-Pionier Visto im Silicon Valley tätig. Sein jüngerer Bruder, Alexander, erhielt 1994 einen Preis für das beste Abitur in Nordrhein-Westfalen. Er studierte an der Universität Oxford Wirtschaftswissenschaften und Philosophie. Alexander arbeitete unter anderem für einen Senator der französischen Republik als Assistent, war für die angesehene Unternehmensberatung Mc Kinsey tätig, arbeitete in Hongkong, bis er schließlich auch im Silicon Valley landete. Oliver Samwer absolvierte nach seinem Abitur zunächst eine Banklehre, die er im Jahre 1994 als Bester in Nordrhein-Westfalen abschloß. Er studierte vier Jahre an der Wissenschaftlichen Hochschule für Unternehmensführung in Koblenz und gründete schon während seines Studiums eine Firma. 1997 war er geschäftsführender Partner bei der Multimedia Agentur Denkwerk. Oliver arbeitete für Bertelsmann und im Silicon Valley. Auch die drei anderen Gründer hatten entsprechende Erfahrungen. Der zum Zeitpunkt der Alando Gründung 26 Jährige Karel Dörner hatte sein Betriebswirtschaftsstudium 1998 mit Auszeichnung abgeschlossen. Als Austauschstudent war er in Paris und Michigan, bevor er für die Unternehmensbersatung Mc Kinsey zu arbeiten begann. Der fünfte Gründer, Jörg Rheinbold, war 1999 27 Jahre alt, er gründete nach seinem Betriebswirtschatftsstudium die Multimediaagentur Denkwerk. Der Sechste im Bunde, Max Finger, ebenfalls ein Betriebswirt, hatte jeweils ein Semester in Schweden und Chile studiert, bevor er für ein mittelständisches Unternehmen in Japan und China arbeitete. 1998 verfaßte er gemeinsam mit Oliver Samwer eine Studie über die 100 erfolgreichsten Startup-Unternehmer. Dabei lernten sie natürlich auch das Konzept von eBay kennen, einer Auktionsplattform im Internet, auf der Privatpersonen alle möglichen Dinge zum Verkauf anbieten. So wurde ein Wirtschaftsplan aufgestellt und Startkapital organisiert. Im März 1999 konnte vom Kölner Reihenhaus der Eltern der Samwer-Brüder aus Alando.de online gehen. Freunde und Bekannte wurden überredet, Stofftiere, alten Hausrat und Modelleisenbahnen anzubieten. Bald mußte der Firmensitz  verlegt werden, denn das Geschäft wurde ein voller Erfolg und die Firma zog in ein Hinterhaus in Berlin-Kreuzberg. Alando wurde rasch zum größten Internet-Versteigerungshaus Deutschlands. Dies blieb dem Gründer von eBay, Pierre Omidyar in den USA, nicht verborgen Doch statt die Gründer von Alando zu verklagen, bot er ihnen an, die Firma zu kaufen. Im Juli 1999 wechselte Alando den Besitzer und firmierte fortan als eBay Deutschland. Ein halbes Jahr später schieden die Samwer-Brüder sowie Karel Dörner und Max Finger aus der Firma aus. Ihnen schmeckte die Tätigkeit als Angestelle nicht mehr. “Ich bin Unternehmer, kein Manager.“ So wurde Marc Samwer von der Süddeutschen Zeitung zitiert. Die drei Samwer-Brüder arbeiteten danach gemeinsam mit Max Finger an einer neuen Geschäftsidee, Karel Dörner beteiligte sich an der Automobil Onlineplattform CarBoulevard.com und leitet die Startup Campus AG in Frankfurt. Auch gehören die Gründer von Alando zu den Initiatoren des „Silicon City Club“ einer Plattform zur Förderung von Jungunternehmern. Wegen des Geldes haben die Sechs Alando jedenfalls nicht verkauft. Jörg Rheinbold, der als Einziger bei der Firma geblieben ist, meint zwar: „Wenn jemand Gutes leistet, soll er auch gut verdienen.“ Aber Oliver Samwer sagt im Nachhinein: „Heute würde ich nochmal darüber nachdenken.“ Womöglich war Alando jedoch nur ein ungewöhnlicher Finazierungsweg für neue Projekte. Schließlich haben Karel Dörner, Max Finger und Oliver Samwer an der WHU, der Wissenschaftlichen Hochschule für Unternehmensführung, in Koblenz studiert. Dort lehrt auch Horst Albach, der unter anderem fordert, neue Finanzierungswege zu erschließen um von den Banken unabhängig zu werden.

Akademie.de

Screenshot der Webseite 1996

Deutsches Projekt zum Online-Lernen

Ray Mary Rosdale, die Mitbegründerin von Akademie.de, bekam ihren ersten Computer 1984 von ihren Eltern zum bestandenen Examen als Historikerin geschenkt. Da das Gerät nicht funktionierte, wollte sie es reklamieren, bekam aber zu hören, daß es sich um einen „Anwenderfehler“ handelte. Da sich dies ständig wiederholte, blieb ihr nichts anders übrig, als sich selbst grundlegend mit dem Rechner auseinanderzusetzen. Als sie so den Fehler gefunden hatte, der tatsächlich auf das Gerät zurückzuführen war, war die Garantiezeit allerdings abgelaufen.
Die Kenntnisse und Erfahrungen, die sie auf diese Weise gesammelt hatte, kamen ihr jedoch später bei ihrer Tätigkeit als Unternehmensberaterin zugute, wo sie zum Beispiel im Multimedia-Projektmanagement als Dolmetscherin zwischen Entwicklern und Anwendern fungieren konnte. Das Projekt „Akademie.de“ entstand 1996. In der berliner Unternehmensberatung von Hase, Rosdale und Partner wurde das Internet als Chance für kleinere und mittlere Unternehmen gesehen. Allerdings mangelte es zu dieser Zeit an Spezialisten in diesem Bereich, auch waren Schulungen und die nötige Ausstattung für einen Internetauftritt zu kostspielig. Als weiteres Problem kommt bei kleineren Unternehmen hinzu, daß diese nicht unbedingt die Möglichkeit haben, Mitarbeiter für längere Fortbildungen freizustellen. So wurde von Frau Rosdale und ihrem Geschäftspartner Dr. von Hase die Idee geboren, Lehrgänge online anzubieten, die Lehrgangsteilmehmer sollten sich von ihrem Arbeitsplatz aus das nötige Wissen erarbeiten können. Vorbilder in dieser Richtung gab es bis dahin noch nicht, selbst in Amerika war ein derartiger Ansatz unbekannt. Nachdem der Senat von Berlin, dem Sitz des Unternehmens, eine Förderung des Vorhabens abgelehnt hatte, fand das Projekt Unterstützung beim Bundesministerium für Arbeit , welches Mittel aus dem Europäischen Sozialfonds bereitstellte. Das Angebot konnte im Januar 1997 online gehen, wobei die Kurse zunächst kostenlos waren. – Noch heute gibt es auf der Web-Seite Akademie.de einige kostenlose Angebote, wie zum Beispiel ein Net-Lexikon, in dem Begriffe aus der Welt des Internet nachgeschlagen werden können. – Nur den Internetzugang und das Equipment mußten die Unternehmen ihren interessierten Mitarbeitern zur Verfügung stellen. Die Akademie war ein großer Erfolg. Wurde anfänglich mit höchsten 1500 Teilnehmern gerechnet, so hatten im zweiten Jahr schon 10000 Personen die Kurse belegt. Akademie.de kümmert sich jedoch nicht nur um die Ausbildung, 1998 wurde, gemeinsam mit Focus-Online, die Net-Offensive gestartet. Bei dieser Aktion wurden den Teilnehmern der Akademie verbilligte Web-Server angeboten. Heute kümmert sich Speedlink, ein Ableger der Akademie, um das technische Equipment und bietet maßgeschneiderte Lösungen für kleine und mittlere Unternehmen an.

Hier geht es zur aktuellen Webseite von Akademie.de

Beitragsbild: Ausschnitt aus einem Screenshot von 1996

John McAfee

John McAfee

Amerikanischer Unternehmer und Computervirenjäger (1945 – 2021)

Die Firma McAfee ist das Synonym für Virenschutzsoftware geworden, nachdem ihr Firmengründer John McAfee kräftig die Computervirenhysterie geschürt hatte, um sein Geschäft anzukurbeln. Zum Beispiel prophezeite er 1992, daß am 6. März des Jahres mindestens 20 Millionen PC s dem „Michelangelo-Virus“ zum Opfer fallen würden: Tatsächlich waren kaum 20 000 Geräte infiziert. Daher wird John McAfee auch als „Großvater der Computervirus Panikmache“ bezeichnet. Im Internet gibt es sogar den „John McAfee Award for Computer Virus Hysteria“, der an Firmen und Persönlichkeiten verliehen wird, die sich bei der Hysterie um die Computervieren besonders hervorgetan haben. John McAfee wurde in England geboren, wuchs aber im Roanoke Valley in Virginia auf, wo er auch das College besuchte, das er 1967 abschloß. Zunächst arbeitete er bei Lookhed als System-Architekt. Nebenbei versuchte er mit einer Datenbank Geld zu verdienen, in die sich HIV-negativ getestete Personen gegen eine Gebühr eintragen lassen und daraus einen Partner suchen konnten. Dieses Geschäft war nicht besonders erfolgreich. 1987 hörte er von einem Computervirus mit der Bezeichnung „Pakistani Brain“, der Dateien auf den infizierten Computern zerstörte. Er beschloß, aus der Jagd nach solchen „Viren“ ein Geschäft zu machen, kündigte bei Lookhed und zog mit einem entsprechend ausgerüsteten Campingbus, dem „Bugbuster“, durch die Lande, um Firmen bei der Suche nach Computerviren zur Seite zu stehen. Seine erste Virenschutzsoftware kam als Shareware auf den Markt und fand rasch Verbreitung. Um daraus ein lukratives Geschäft zu machen, bot er seine Software auch Firmen kostenlos zur Nutzung an, nur der Support und die Updates sollten etwas kosten. Ein Anfang der 90-er Jahre noch ungewöhnliches Konzept. John McAfee hatte Erfolg, nicht zuletzt durch die anhaltende Hysterie um die Gefährlichkeit von Computerviren, die von ihm und anderen Unternehmen kräftig geschürt wurde. 1993 ging das Unternehmen an die Börse und ein Jahr später verkaufte John McAfee seine Anteile für 100 Millionen Dollar. Die Firma heißt inzwischen „Network Associates“, NAI, und gehört zu den größten Softwareunternehmen im Bereich der Netzwerksicherheit und des Netzwerkmanagement. NAI entstand durch die Fusion der Firmen McAfee mit dem Unternehmen Network General. 1998 erwarb NAI die Verschlüssellungssoftware PGP von Phil Zimmermann und gelangte in die Schlagzeilen, da auch ein Unternehmen zu NAI gehört, das eng mit der amerikanischen Regierung zusammenarbeitet, die bekanntlich die Verbreitung von Verschlüsselungssoftware zu behindern versucht. Nach seinem Rückzug aus der Firma kaufte John McAfee 160 Hektar Wald in Colorado und baute sich dort ein Haus mit Ausblick auf einen schneebedeckten Berggipfel. Er startete ein neues Projekt, „Tribal Voice“, -Stimme des Stammes – das mit der Software PowWow eine Messanger Software auf den Markt brachte, die es sieben Nutzern gleichzeitig erlaubte miteinander zu kommunizieren und es speziell indianischen Kindern und Schulen ermöglichen sollte, echte Interessengemeinschaften im Netz zu bilden. Ende 1999 hatte Tribal Voice 5 Millionen Teilnehmer und McAfee verkaufte seine Anteile für einen nicht genannten Preis. John McAfee gibt sich als Asket (Ein Verhalten, das bei Unternehmern der New Economie weit verbreitet sein soll): Bei einem Interview mit Journalisten eines amerikanischen Magazins in einem vegetarischen Restaurant aß er gerade eine halbe Tasse Bohnensuppe. Er steht morgens um halb fünf auf und widmet sich zwei Stunden seiner E-Mail. Danach macht er Yoga, meditiert und telefoniert mit seiner Frau, die in Kalifornien lebt. Allerdings soll John McAfee einen „unwahrscheinlichen Sinn dafür haben, wo Geld zu machen ist“. So ist es auch nicht verwunderlich, daß er sich nun als Risikokapitalgeber für Internetfirmen betätigt.

Beitragsbild: Ausschnitt aus einem Foto von Gage Skidmore,
CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=49809371

Äda`web

Kunstprojekt im World Wide Web.
Unter dieser Bezeichnung ging am 15. Mai 1995 eine Seite ins Netz, die es Künstlern ermöglichen sollte „das Netz als neues Medium zu erforschen.“, wie es einer der Gründer, der aus Paris stammende Benjamin Weil ausdrückte. Der Autor und Kurator war bereits 1991 als Gründungsmitglied an The Thing beteiligt, einem interaktiven Computernetzwerk, das sich mit zeitgenössischer Kunst beschäftigte. Mit Äda`web sollte eine „digitale Gießerei“ entstehen, die sich vor allem an Künstler richtete, die zwar mit der Computertechnik noch nicht vertraut waren, deren Arbeiten aber bewiesen, daß ein System wie das Internet ihre Ausdrucksmöglichkeiten erweitern könnte. Der Partner von Benajmin Weil war John Borthwick, ein damals knapp 30 Jahre alter Wirtschaftsberater. Borthwick hatte das Netz 1994 für sich entdeckt und wollte mit seiner Firma WP-Studio kreative Projekte entwickeln. Die Firma übernahm die Finanzierung des Projektes. Für den Namen des Projektes stand Ada Byron (1815 – 1852) Pate, die Tochter des englischen Dichters Lord Byron. Sie erfuhr 1834 von der Rechenmaschine, die von Charles Babagge erdacht worden war und entwickelte die Idee, daß eine solche Maschine auch Grafiken erstellen oder Musik produzieren könnte. Außerdem gilt sie als die Schöpferin des ersten Computerprogramms überhaupt, als Assistentin des Mathematikers entwarf sie unter anderem die ersten Programmpläne. Äda`web war in fünf Ebenen gegliedert, auf denen neben reinen Netzkunstarbeiten auch Werke zugänglich waren, die sowohl online als auch offline funktionierten. Ein weiterer Ansatz war es, neue Möglichkeiten der Kunstfinanzierung zu finden, denn virtuelle Kunstwerke lassen sich schwerlich verkaufen. So wurde Äda`web auch zu einem Pionier des e-commerce, denn es wurde versucht, auf der Seite auch kleine Kunstgegenstände, Videos, Bücher und Zeitschriften zu verkaufen. Dieser Ansatz kam jedoch für das Internet zu früh und blieb daher ohne Erfolg. 1998 drehte der Sponsor Digital City Studio, wie die inzwischen von AOL übernommene Firma hieß, Äda`web den Geldhahn zu. Die Web-Seiten wurden dem Walker Art Center in Minneapolis geschenkt, von wo sie noch immer aufgerufen werden können http://adaweb.walkerart.org/. Benjamin Weil sah das Ende des Projektes als Ausdruck der Ignoranz einer, nur auf die schnelle Mark fixierten Industrie, die nicht begreift, daß Projekte wie Äda`web die Entwicklung des neuen Mediums sehr wohl fördern können, indem sie neue, dem Internet gemäße Sicht- und Ausdrucksweisen entwickeln. Die Firmen müßten bereit sein, auch Prozesse zu unterstützen, von denen sie keinen unmittelbaren Nutzen zu erwarten haben. Aber auch die Künstler sollten Kompromisse eingehen und nicht jedem Sponsor puren Eigennutz unterstellen.

Beitragsbild: Ausschnitt aus einem Screenshot von 1999

Norman Abramson

Amerikanischer Ingenieur, entwickelte den ersten drahtlosen Internetzugang.

Der am 1. April 1932 in Boston geborene Norman Abramson hatte Physik und Elektrotechnik studiert. 1968 arbeitete der begeisterte Surfer als Professor für Ingenieurwesen und angewandte Physik an der Harvard Universität in Boston. Um seinem Hobby besser nachgehen zu können, suchte er sich nach einem Besuch auf Hawaii  an der Universität in Honolulu eine Stelle. Auf Hawaii arbeitete er an einer Möglichkeit der drahtlosen Datenübertragung zwischen Rechnern. So entstand das sternförmige ALOHANET, welches die auf unterschiedlichen Inseln liegenden Institute über Funk miteinander verbindet. Charakteristisch für dieses Netz, das auf nur einem Kanal sendet, ist, daß Kollisionen einzelner Datenpakete vom sendenden Rechner erkannt werden und weitere Sendeversuche in zufälligen Zeitabständen stattfinden. Das entsprechende Protokoll wurde ALOHA, Hallo, genannt. Das ALOHANET war auch die erste drahtlose Verbindung mit dem  ARPANET. Von 1973 an wurde diese Technologie zur Nutzung über Satelliten weiterentwickelt. 1994 gründete Abramson die Firma ALOHA Networks, die sich mit der kommerziellen Nutzung dieser Technologie befaßt. Die Arbeiten von Norman Abramson bilden die Grundlage der heute verbreiteten Mobilfunktechnologie und auch des neuen UMTS-Standard. ALOHA ist wahrscheinlich das heute weltweit am meisten verwendete Zugriffsprotokoll. Norman Abramson erhielt für seine Arbeit zahlreiche Auszeichungen, zuletzt im Jahre 2000 den Technologiepreis der Universität Koblenz

Foto: Norman Abramson, Gemeinfrei,


ABC Bücherdienst

Beitragsbild ABC-Bücherdienst

Auch telebuch.de – Erster deutscher online-Buchhändler

Der ABC Bücherdienst wurde 1991 von ßßß Michael Gleissner, Christian Jagodzinski, und Gleissners damaliger Freundin Ulrike Stadler gegründet. Michael Gleissner und Christian Jagodzinski hatten, obwohl sie erst 22 und 23 Jahre alt waren, bereits Erfahrungen als Unternehmer im EDV-Bereich gemacht. Sie hatten unter anderem eine Software zur Gestaltung von BTX-Seiten entwickelt und selbst vermarktet. Nun reizte es sie, mehr mit dem BTX-System zu machen. Die Ideen für ein Reisebüro oder einen Kartenservice wurden wieder verworfen. Statt dessen gründeten sie einen Buchhandel, da sie in diesem Bereich bereits Erfahrungen mit einem Buchkatalog auf CD-ROM und einem Online Bestellsystem für den Buchgroßhändler „Libri“ sammeln konnten, zudem bekam der Jurastudent Michael Gleissner durch den Buchhandelsrabatt die Möglichkeit, teure Fachbücher billiger einkaufen zu können. Während Gleissner und Jagodzinski sich um die technischen Belange des Unternehmens kümmerten, war Ulrike Stadler, die bereits in einem Versandhandel gearbeitet hatte, für die Abwicklung der Bestellungen zuständig. Anfangs war das Geschäft eine Beschäftigung, die nach Feierabend erledigt werden konnte. Als das Internet zu wachsen begann, erkannten die Firmeninhaber schnell, daß BTX bald von diesem Netz abgelöst werden würde, und der ABC Bücherdienst ging 1995 ins World Wide Web. Hier konnte die Firma rasch expandieren, 1997 hatte der Bücherdienst 50 Angestellte und machte einen Umsatz von elf Millionen Mark. Auch gab es Zweigstellen in Kapstadt, Mailand und Miami. Ein Jahr später erhielt das Unternehmen ein Übernahmeangebot von Amazon. Den drei Gründern war klar, daß sie dieser Konkurrenz im Zweifelsfall nicht gewachsen wären und griffen zu. Zunächst arbeiteten sie für Amazon. Während Christian Jagodzinski, der das ABC-Büro in Miami geführt hatte, die deutsche Niederlassung von Amazon betreute, ging Michael Gleissner nach Seattle. 2001 waren die drei Freunde nicht mehr für Amazon tätig, sie lebten in den USA und gingen dort unterschiedlichen Aktivitäten nach.

Beitragsbild. Ausschnitt aus einem Screenshot von 1999