Georgi Guninski

Bulgarischer Bug-Jäger.

Immer wenn ein neuer Fehler im ßßß Microsoft Internet Explorer bekannt wird, ist Georgi Guninski nicht weit. Der 1972 in Sofia geborene Hacker scheint es sich zur Aufgabe gemacht zu haben, Sicherheitslücken in der Software des Redmonter Unternehmens aufzudecken, sie auf seiner Web-Seite zu veröffentlichen und nach Möglichkeit auch zu demonstrieren. So konnten Besucher von Guninskis Web-Seite, die ein bestimmte Version des Explorer verwendeten, dort im November 2000 zum Beispiel eine Auflistung des Inhaltes der Festplatte ihres Rechners betrachten. Dies war durch eine Lücke im Explorer möglich geworden, die es erlaubte, unter bestimmten Voraussetzungen auf die Festplatten von „Besucherrechnern“ zuzugreifen. Microsoft gibt in der Regel bald nach so einer Veröffentlichung ein „Patch“ zur Korrektur der gefundenen Fehler heraus. In Insiderkreisen wundert man sich, warum Guninski nicht schon lange von dem Unternehmen angeheuert wurde, um die Sicherheitslücken vor der Veröffentlichung der Programme aufzudecken. Es heißt, er würde von Microsofts Konkurrenten Netscape für seine Arbeit bezahlt. Guninski selbst hält sich bedeckt, er verrät lediglich, daß er auf einer Elite-Universität Volkswirtschaft studiert hat und als unabhängiger „Consultant“ tätig ist.

Arnt Gulbrandsen

Norwegischer Informatiker.

Immer wieder wird Arnt Gulbrandsen mit dem ersten“Cancelbot“ in Verbindung gebracht. Das Programm wurde offenbar als Reaktion auf die berüchtigte Spam-Aktion der Rechtsanwälte Canter und Siegel geschrieben und löschte automatisch deren ins Usenet geschickte Nachrichten. Der 1968 auf den Lofoten geborene Arnt Gulbrandsen hatte Informatik und Mathematik an der Universität von Trondheim studiert. Natürlich hatte er sich auch mit dem Usenet beschäftigt und sich über die zunehmende Spam (Werbesendungen im Usenet) geärgert. Er begann, einige dieser Nachrichten manuell zu löschen. Als dies keinen Protest anderer Nutzer nach sich zog, fand er Nachahmer. Einer davon ist unter der Bezeichnung „Cancelmoose“ – Löschelch – bekannt geworden. Der Moose entwickelte den ersten Cancelbot und veröffentlichte später auch „NoCeM“ – „no see `em“ sieh sie nicht – eine Liste von „Spammern“, die es ermöglicht, deren Nachrichten im Newsreader, dem Programm zum Lesen von Nachrichten aus dem Usenet, auszublenden. Cancelmoose will anonym bleiben, die Verbindung von ihm zu Arnt Gulbrandsen besteht in der Fähigkeit, alle Bemühungen, die Identität des Elches (Moose) zu lüften, bei Gulbrandsen enden zu lassen.

Thomas (Tom) Grundner

Amerikanischer Erziehungswissenschaftler, Gründer des ersten Free-Net.

Mit einem „Apple II+“ Computer richtete Tom Grundner, der an der Fakultät für Allgemeinmedizin der Case Western Reserve University, CWRU, in Cleveland, Ohio, tätig war, im Jahr 1984 ein elektronisches Schwarzes Brett ein. Das System sollte die Kommunikation zwischen den Studenten der Hochschule verbessern, deren Fakultäten über das ganze Stadtgebiet verteilt waren. Es nannte sich „Saint Silicons Hospital Information Dispensary“, das Herzstück war „Doc in The Box“, dort wurden medizinische Themen behandelt. Die Telefonnummer, unter der das System zu erreichen war, wurde auch außerhalb der Hochschule bekannt und es entwickelte sich ein Forum, in dem rund um die Uhr medizinische Fragen beantwortet wurden. In einer medizinischen Fachzeitschrift beschrieb Grundner das System, woraufhin die Firma „At&T“ ihm einen größeren Unix-basierten Rechner spendete. Dieser Computer ermöglichte 1986 den Aufbau einer digitalen Stadt als Erweiterung des digitalen Krankenhauses. Das erste Free-Net war geboren. Den Bürgern Clevelands wurde damit ein kostenloses Kommunikationsforum angeboten, über „Telnet“ (einem Protokoll zum textbasierten Austausch von Informationen) konnten die Mitglieder Informationen abrufen, Nachrichten austauschen oder sich miteinander unterhalten (chatten). Das Angebot wurde rege genutzt und führte auch zu Kontakten in der „realen“ Welt. Mit der Zeit kam außerdem eine Verbindung zum Internet zustande, was den Zugriff auf das USENET und andere Dienste ermöglichte. Das Cleveland Free-Net wurde von der CWRU betreut, die jedoch mit der Zeit immer weniger bereit war, das Netz zu finanzieren. Systemabstürze und das wachsende World Wide Web ließen die Teilnehmerzahl schrumpfen, und 1999 wurde der Betrieb eingestellt, da die Software des Cleveland Free-Net nicht Jahr-2000-kompatibel war. Tom Grundner gründete im September 1989 das Unternehmen „National Public Telecommunications Network“ (NPTM), eine non-profit Organisation, die sich erfolgreich um die Verbreitung der Freeenet-Idee in den USA kümmerte und zum viertgrößten Informationsanbieter (hinter AOL, CompuServe und ßßß Prodigy) im Netz wurde. 1997 ging die Firma bankrott und stellte ihre Arbeit ein. Der Vater Tom Grundners stammt aus Elsfleth in Norddeutschland, und so hörte der in Detroit., Michgan, geborene Tom Grundner während seiner Kindheit ständig Geschichten über „the old country“. Er studierte Psychologie an der Eastern Michigan University. Einen Doktortitel in Schulpsychologie und Philosophie erlangte er an der University of Southern California. Das Magazin „Newsweek“ zählte den damals 49-Jährigen 1995 zu den 50 einflußreichsten Persönlichkeiten im Cyberspace und ihm wurde der „Norbert Wiener Award for Social and Professional Responsibility“ verliehen. Im Jahr 1999 erschien sein Buch „The Skinner Box Effect : Sexual Addiction & Online Pornography“, in dem er beschreibt, daß der Konsum von Pornografie im Internet zur Sucht werden kann. Von der Beschäftigung mit dem Netz hat er sich gänzlich zurückgezogen. Er lebt in Cleveland, Ohio, und legt Golfplätze an. Das Internet, das er zunächst als Mittel zum „community computing“ sah, hat sich in seinen Augen zum „elektronischen Prospektverteiler“ entwickelt.

Patrick Gruban

Deutscher Unternehmer.

Für Patrick Gruban war die Technik nie Selbstzweck. Bereits im Alter von elf Jahren hat er mit Basic-Programmierung begonnen, seine ersten Programme, die er an seine Mitschüler verkaufte, dienten zum Beispiel der Adreßverwaltung. Auch das Internet sieht er eher als kulturelle, denn als technische Revolution an, die der Kommunikation zwischen den Menschen neue Möglichkeiten gibt. Das wird auch an der von ihm 1996 mitbegründeten Firma Cassiopeia deutlich, die ein eigenes Chatsystem vermarktet, also Software entwickelt, die es ermöglicht, daß sich mehrere Personen online miteinander in Echtzeit „unterhalten“. Patrick Gruban wurde am 9. März 1975 in München geboren. Als Kind bevorzugte er zunächst Spiele, denen er sich allein widmen konnte, wie die Beschäftigung mit Lego oder Playmobil. Später entdeckte er jedoch sein kommunikatives Talent und begann unter anderem Beiträge für eine Regionalzeitung und die Schülerzeitung zu schreiben. Außerdem fotografierte er und engagierte sich als Beleuchter in der Theatergruppe der Schule. Nach seinem Zivildienst, während dem er nebenbei für verschiedene Techno-Magazine arbeitete, wollte er eigentlich Kommunikationswissenschaften studieren, scheiterte jedoch knapp am Numerus Clausus von 1,9. Er absolvierte ein Traineeprogramm bei einer Werbeagentur und machte parallel dazu an einer Abendschule eine Ausbildung zum Kommunikationswirt, die er 1998 abschloß. Im August 1996 gründete er mit drei Partnern „Cassiopeia“, dessen Chatsystem inzwischen bei namhaften Unternehmen wie dem Fernsehsender ProSieben oder der Firma Becks Bier eingesetzt wird. Dort werden virtuelle Clubs (Gruban), die sogenannten „Communities“, aufgebaut, welche die Kunden noch stärker an das jeweilige Unternehmen binden sollen. Das System eignet sich jedoch nicht nur um Kunden zu gewinnen und mehr Produkte zu verkaufen. Die Firma Siemens verwendet den Cassiopeia Chat im firmeneigenen Netz, wo es zum Beispiel die Kommunikation der Mitarbeiter aus verschiedenen Niederlassungen dieses global tätigen Unternehmens erleichtert. Neben seiner Tätigkeit für Cassiopeia widmet sich Patrick Gruban vielen anderen Aktivitäten. So ist er Mitinitiator der Münchner Online Stammtisches, aus dem der „Förderkreis Internetwirtschaft München“ hervorging.,und er wurde vom Bayerischen Ministerpräsidenten Edmund Stoiber in den Internetbeirat der Landesregierung berufen. Auch die bildende Kunst kommt nicht zu kurz: Patrick Gruban engagiert sich zum Beispiel im Kunstprojekt „Der Laden“, das „Junge Kunst und Neue Medien“ präsentiert. Das Projekt machte im Oktober 2000 erstmals von sich reden, als unter dem Motto „Einsperren Aussperren Aufsperren“ eine Aktion durchgeführt wurde, während der neun Künstler für einige Tage in den Räumen der Galerie „eingesperrt“ wurden. Vom Publikum nur durch die Schaufenster der Räume und über das Internet zu beobachten, entwickelten sie Projekte, die zum Abschluß der Aktion bei einem „Party-Event“ präsentiert wurden.

Michael und Mattias Greve

Die beiden Produkte zur Digitalisierung von Videosequenzen, „Screen-Machine“ und „Video-Machine“, fanden internationale Anerkennung und brachten ihren Entwicklern, Michael und Matthias Greve, eine Reihe von Auszeichnungen ein. Die Brüder, Jahrgang 1963 (Michael) und 1967 (Matthias), bekamen ihren ersten Computer zu Beginn der 80-er Jahre von ihrem Vater, dem damaligen Vertriebsleiter von „Hewlett Packard“, geschenkt. Natürlich mußten sie das Gerät komplett auseinandernehmen, um das Innenleben zu erforschen. Schon neben Schule und Elektrotechnik-Studium gründeten sie im Jahr 1985 die „Cinetic Medientechnik“, ein Unternehmen, das sich der Kommunikation zwischen Mensch und Maschine verschrieben hatte. Sie entwickelten nicht nur die oben genannten Videokarten, sondern übernahmen auch die Entwicklung und den Vertrieb der Macintosh-Produktlinie der Firma „Fast“ in München. Eine weitere Entwicklung ihres Unternehmens ist der „Aladin Macintosh Enhancer“ eine Macintosh Emulation für den Atari Computer. 1994 erlagen sie der Faszination des Internet und gründeten mit „WEB.de“ den ersten deutschen Web-Katalog. Die Firma, die im Jahr 2000 an die Börse ging, bietet inzwischen neben dem redaktionell betreuten Verzeichnis deutscher Web-Seiten einen E-Mail Service, Faxdienste und andere Dienstleistungen im Internet an.

Beitragsbild: Sereenshot der WEB.de Webseite von 2002

Matthew K.Gray

Amerikanischer Computerpezialist, schrieb den ersten Web Wanderer.

Der Student Matthew Gray war 1993 vom Wachstum des World Wide Web derartig fasziniert, daß er ein Programm schrieb, um die Größe des Web ermitteln zu können. Sein World Wide Web Wanderer (4W Wanderer) suchte alle Adressen im Web auf und speicherte sie in einer Datenbank, dem „Wandex“. Matthew Gary wurde 1974 in Port Jefferson, New York, geboren und wuchs dort und in Fairbanks, Alaska, auf. Schon im Alter von sechs Jahren machte er am Arbeitsplatz seines Vaters, der zu der Zeit an der Stony-Brook-Universität als Systemanalytiker arbeitete, Bekanntschaft mit der Computertechnik. Damals spielte er an einem Univac Großrechner erste textbasierte Adventure-Spiele. Am ßßß MIT studierte er zunächst Physik und machte 1999 seinen Masters Degree am MIT Media Lab. 1994 unterbrach er sein Studium kurzzeitig und gründete die Firma net.Genesis, die Software für Web-Entwickler erstellt. Während seines Studiums beschäftigte er sich intensiv mit dem World Wide Web, er entwickelte nicht nur den Web-Wanderer, sondern er betrieb eine Web-Seite, die das Wachstum des Internet dokumentierte und war außerdem Mitglied der Apache Group. Sein Web Wanderer, der im Juli 1993 ins Netz ging, wird als die „Mutter der Suchmaschinen“ bezeichnet, denn viele dieser Programme, wie zum Beispiel Lycos, arbeiten nach diesem Prinzip. Der W4 Wanderer löste eine Diskussion darüber aus, ob die Anwendung dieser Technologie im Internet überhaupt statthaft sei, denn es kam dazu, daß diese Programme manche Web-Seiten Hunderte von Malen an einem Tag besuchten und sie dadurch blockierten. Dieses Problem soll inzwischen durch den „Robot Exclusion Standard“ behoben sein, der die Entwickler von Web Wanderern anweist, derartige Eigenschaften in ihren Programmen auszuschließen. Matthew Gray lebt in Massachusetts und arbeitet bei der Firma Virtual Ink. Das Unternehmen entwickelt Wandtafelsysteme, die es erlauben, die geschriebenen Texte direkt in den Computer zu übertragen. Gray ist verheiratet und beschäftigt sich in seiner Freizeit mit Gesellschaftstanz und spielt leidenschaftlich gern Gesellschaftsspiele, wobei sein Interesse von gut gemachten Spielen für Kinder bis zu komplizierten Spielen, wie dem bekannten „Siedler von Catan“, reicht.

Beitragsbild: Screenshot der Webseite von Matthew K. Gray

James Gosling

Kanadischer Programmierer, Entwickler der Programmiersprache Java.

Die Programmiersprache Java wurde ursprünglich dazu entwickelt, um Haushaltsgeräte und Apparate aus der Unterhaltungselektronik zu steuern. Beim Computerhersteller SUN machte man sich Gedanken über die Zukunft der Computerwelt, es wurde eine Arbeitsgruppe gegründet, die unter dem Namen „Project Green“ im Dezember 1990 die Arbeit aufnahm. Die Leitung hatte der Programmierer James Gosling. Der am 19. Mai 1955 im kanadischen Calgary geborene Gosling beschäftigte sich schon als Schüler mit Computern und im Alter von 14 Jahren entwickelte er eine eigene Programmiersprache entwickelt. Mit 16 hatte er seinen ersten bezahlten Job als Programmierer, als er ein Kopierprogramm für auf Magnetbändern gesicherte Daten entwickelte. Er studierte an der Universität Calgary, wo er 1977 einen Abschluß in Informatik erlangte. Danach ging er an die Carnegie Mellon University. Während seines Studiums entwickelte Gosling eines der ersten multi-prozessor-fähigen Betriebssysteme unter UNIX. Er promovierte schließlich 1983. Nach einem kurzen Engagement bei IBM kam Gosling zu SUN, wo er unter anderem „NeWS“ eine UNIX-basierte Benutzeroberfläche entwickelte und sich viel mit Betriebssystemen und Anwendungssoftware beschäftigte. Das 16-köpfige Project Green, dessen bekanntere Mitglieder Mike Sheridan und der damals 25-jährige Patrick Naughton waren, entwickelte eine Programmiersprache namens „Oak“, Eiche. Später wurde aus rechtlichen Gründen die Bezeichnung „Java“ gewählt, nach einer Kaffeesorte, da während der Entwicklung angeblich so viel von diesem Getränk verbraucht wurde. Um Haushaltsgeräte zuverlässig steuern zu können, mußte die Programmiersprache Plattformunabhängigkeit gewährleisten, sollten die Programme möglichst klein sein und stabil laufen (Wer hat schon Lust, seine Waschmaschine ständig neu zu starten?). Diese Forderungen wurden von der, an den Programmiersprachen C und C++ angelehnten Neuentwicklung erfüllt. Ein spezieller Interpreter erlaubt es, Java-Programme auf den unterschiedlichsten Plattformen auszuführen. Kleine Java-Progrämmchen, die im Internet gern verwendeten Applets, benötigen eine spezielle Umgebung, zum Beispiel die Web-Browser, um überall laufen zu können. Neben Java entwickelte das „Project Green“ außerdem ein kleines Gerät, das über einen berührungsempfindlichen Monitor die einfachste Bedienung der Programme ermöglichte. Es wurde im August 1992 vorgestellt. Das ursprüngliche Ziel, die Programmiersprache in Haushaltsgeräten oder Set-Top-Boxen für den Fernsehempfang zu nutzen, konnte zunächst nicht realisiert werden, da es zu keiner Zusammenarbeit mit entsprechenden Unternehmen kam. Schließlich entdeckte man bei SUN Javas Tauglichkeit für das World Wide Web. Gosling und Naughton sorgten für die entsprechende Umsetzung, wobei der Interpreter „HotJava“ entstand. Schließlich wurde Java in den Browser von ßßß Netscape integriert und konnte so seinen Siegeszug im World Wide Web antreten. Naugthon verließ SUN, da er mit der Vermarktungsstrategie für Java nicht einverstanden war („Es gibt billigere Möglichkeiten, Bill Gates zu ärgern“). Mike Sheridan ging zur Netwerktechnologie-Firma Novell, während James Gosling weiterhin bei SUN arbeitet. Er hat für seine Arbeit verschiedene Auszeichnungen erhalten und ist Inhaber einer Anzahl von Patenten.

Nat Goldhaber

Amerikanischer Unternehmer

Zur Präsidentenwahl 2000 in den USA trat die konservative Reformpartei mit zwei Bewerbern an. Einer war der rechtsgerichtete Pat Buchanan, der andere John Hagelin. Hagelin war gleichzeitg Kandidat der, auch in Deutschland bekannten, Naturgesetzpartei. Sein Vizepräsidentschaftskandidat war der 1948 geborene Nat Goldhaber. Ihr buntes Wahlprogramm reichte unter anderem über den Aufbau eines auf Vorsorge ausgerichteten Gesundheitswesens, die Senkung der Einkommensteuer und die Entkriminalisierung des Drogenkosums. Ein wesentlicher Punkt des Programms war jedoch die Anwendung der transzendentalen Meditation, TM, durch deren Ausübung viele Übel dieser Welt gelöst werden könnten. Nat Goldhaber selbst meditiert seit Jahren täglich und ist der Ansicht, daß TM ein hervorragendes Mittel zum Streßabbau sei und Streß schließlich der Auslöser für die meisten Konflikte ist. Das Team Hagelin/Goldhaber konnte immerhin etwa 1,4 Millionen Stimmen auf sich vereinigen. Während seines Studiums in Berkley in den 60er Jahren hatte Goldhaber sich in der Antikriegsbewegung engagiert und auch mit der linksgerichteten Peace and Freedom Bewegung geliebäugelt. Später wählte er aus finanziellen Gründen rechts. In den 70er Jahren machte er Bekanntschaft mit der transzendentalen Meditation nach Maharishi Mahesh Yogi und beteiligte sich an der Gründung der Maharishi Universität in Iowa, an der er einige Jahre als Vizepräsident tätig war. Später brachte er als Teilhaber eines Venture-Kapital-Unternehmens Start-ups auf die Beine. Die dort gemachten Erfahrungen kamen ihm später als Politiker zugute „Der einzige Unterschied ist: Nun bin ich das Produkt.“ 1990 gehörte er zu den Gründungsmitgliedern der Electronic Frontier Foundation, EFF. Anfang der 90er Jahre leitete er Kaleida, ein Gemeinschaftsunternehmen von Apple und IBM. Die beiden Unternehmen wollten ihren kalten Krieg beenden und gemeinschaftlich ein objektorientiertes multimediales Betriebssystem der neuen Generation entwickeln. Zwar entstand die objektorientierte Programmiersprache ScriptX für Multimedia-Anwendungen, aber insgesamt war das Unternehmen erfolglos und wurde 1995 aufgelöst, was nicht unwesentlich auf die unkonventionellen Marketing-Methoden Nat Goldhabers zurückzuführen sein soll. Im Internet wurde Nat Goldhaber aber durch die praktische Umsetzung der Thesen seines Vetters Michael Goldhaber bekannt, der sich mit der „Ökonomie der Aufmerksamkeit“ auseinandersetzt. Die Firma Cybergold von Nat Goldhaber, die 1995 gegründet wurde, zeigt den Teilnehmern ausgewählte Werbung. Für ihre Aufmerksamkeit bekommen sie geringe Geldbeträge gutgeschrieben, die sie sich auszahlen lassen oder für einen guten Zweck spenden können. Die Gutschrift erfolgt erst, nachdem durch die Beantwortung einiger Fragen eine Leistung erbracht wurde. Dieses Prinzip der „Attention Brokerage“ wurde von Goldhaber sogar zum Patent angemeldet. Ein weiteres Patent bezieht sich auf das Prinzip, Inhalte auf einer Web-Seite zu veröffentlichen und für jeden Aufruf einen kleinen Geldbetrag zu kassieren. Goldhaber würde diese Verfahren gern in der amerikanischen Politik anwenden „ anstatt Menschen einen Drink in einer Kneipe anzubieten, wenn sie zu einer Wahlveranstaltung kommen, bietet man ihnen Geld (für das Lesen der Wahlpropaganda), womit sie selbst in der Kneipe etwas trinken gehen können.“ Cybergold war zunächst erfolgreich, nach sechs Monaten hatten sich bereits 125 000 Nutzer registrieren lassen, das Magazin Wired gewann innerhalb anderthalb Tagen durch eine Aktion bei Cybergold mehr als 2000 neue Abonnenten. 1999 wurde Cybergold von einem anderen Unternehmen übernommen. Insider munkelten jedoch, daß es sich eher um eine Rettungsaktion als um eine Übernahme handelte.

Beitragsbild: By Hartsook – Own work, CC BY-SA 3.0,

Michael H.Goldhaber

Amerikanischer Wissenschaftler, Begründer der „Aufmerksamkeitsökonomie“.

Für Michael H. Goldhaber leben wir in einer Zeit des Wandels von der Industriegesellschaft hin zu einem System, in dem die Aufmerksamkeit die größte Rolle spielt. Schon beim Übergang von der Feudal- zur Industriegesellschaf hat sich etwas ähnliches abgespielt: Die Bedeutung der Adelstitel wurde vom Geld abgelöst. Heute läßt sich die Ablösung des Geldes durch Aufmerksamkeit beobachten. Zugegeben steckt das von Goldhaber postulierte System noch in den Anfängen, doch seit etwa 1965 sollen seine Auswirkungen erkennbar sein. Schon der amerikanische Künstler Andy Warhol verkündete 1967, daß zukünftig jeder, zumindest für 15 Minuten, weltberühmt werden könne. Inzwischen sorgen die globalisierten Medien für die weltweite Bekanntheit von Stars und Sternchen aus den unterschiedlichsten Sparten, die Politiker buhlen in allen Kanälen um die Aufmerksamkeit des Publikums und durch das Fernsehen hat jedermann die Möglichkeit, eine noch vor einigen Jahren unvorstellbare Popularität zu erlangen. Auch im Internet scheint diese Tendenz sichtbar, auf unzähligen Homepages werden etwa die Details des Privatlebens vor aller Öffentlichkeit ausgebreitet. Natürlich gibt es auch Unternehmer, die mit der Aufmerksamkeit Geld zu verdienen suchen. Zum Beispiel versuchte Nat Goldhaber, ein Verwandter Michael Goldhabers, mit der Firma Cybergold aus der Aufmerksamkeit von Web-Surfern Kapital zu schlagen, indem er sie Werbung anschauen läßt und sie dafür bezahlt. Michael H. Goldhaber wurde 1942 in Urbana, Illinois, als Sohn deutsch-jüdischer Flüchtlinge geboren. Er promovierte 1968 an der Universität Stanford in theoretischer Hochenergie-Physik. Später arbeitete er am Institut für politische Studien in Washington D.C. und war längere Zeit Gastprofessor am „Institut für das Studium sozialer Veränderungen“ an der Universität von Kalifornien in Berkeley. Inzwischen lebt er als freier Sozialforscher am Rande des ßßß Silicon Valley. Sein Interesse an der Soziologie wurde nach seiner Promotion durch seine ablehnende Haltung gegenüber dem Vietnamkrieg geweckt. Im Zusammenhang mit soziologischen Studien kam er schließlich auch in Berührung mit den Entwicklungen rund um den Microprozessor. Goldhaber war Mitte der 80-er Jahre wesentlich an der Verbreitung des Begriffes der „Informations-Ökonomie“ beteiligt. Der Ausgangspunkt für seine Theorie lag 1985 in der Frage, warum das Geschäft mit den Informationen derartig erfolgreich zu werden begann, obwohl die gängigen Theorien davon ausgehen, daß im heutigen System durch die Verknappung von Gütern Gewinn erzielt wird. Wenn wir auch inzwischen an Informationen schier ertrinken, scheint das Wachstum der Informationstechnologie ungebrochen. Für Goldhaber eine Bestätigung seiner Theorie der Aufmerksamkeitsökonomie. Überall wo auf einem Kanal Informationen fließen, strömt auf einem zweiten Kanal Aufmerksamkeit zurück. Alle Anstrengungen der Akteure gehen nun, laut Goldhaber, dahin, möglichst viel Aufmerksamkeit zu erhalten. In der heutigen Übergangszeit seien Geld und Aufmerksamkeit noch verknüpft, was zum Beispiel an den unermeßlichen Vermögen der Stars erkennbar sei. Verkürzt dargestellt, ginge die Tendenz dahin, die Verfügbarkeit über materielle Güter direkt von der empfangenen Aufmerksamkeit abhängig zu machen, schon heute sei es ja theoretisch möglich, alle Dinge des täglichen Bedarfs weitgehend automatisch herzustellen und auch der Hunger der Welt sei letztendlich nur ein Verteilungsproblem. Natürlich wird nicht jeder genügend Aufmerksamkeit auf sich ziehen können und die Verlierer in diesem System müssen darauf achten, daß es ihnen nicht so ergeht, wie einem Obdachlosen in Los Angeles, der mitten am Tage auf einer belebten Straße starb und niemand ihn beachtete.

Charles Goldfarb

Amerikanischer Rechtanwalt, entwickelte GML und SGML.

Der 1939 in Brooklyn geborene Charles Goldfarb legte mit seiner Seitenbeschreibungssprache SGML (Standard Generalized Markup Language) unwissentlich den Grundstein für das heute für die Erstellung von Web-Seiten verwendete HTML, das 1989 von Tim Berners-Lee auf der Grundlage von SGML entwickelt wurde. SGML ist eine „Allgemeine Standard Seitenbeschreibungssprache“, in der die Bestandteile eines Dokumentes durch spezielle Befehle markiert werden, welche die geräteunabhängige und plattformübergreifende Darstellung von digitalen Dokumenten ermöglicht. Diese Sprache war von Goldfarb ursprünglich entwickelt worden, um den Austausch und die Archivierung von technischen Dokumentationen möglich zu machen. 1985 legte das amerikanische Verteidigungsministerium fest, zukünftig alle technischen Dokumentationen damit auszuzeichnen und 1986 wurde SGML ISO-Standard. Dabei waren die Erfahrungen Goldfarbs mit der Herstellung von Dokumenten eher nebensächlich. Als Schüler hatte er die Kurbel der Vervielfältigungsmaschine gedreht, mit der Prospekte hergestellt wurden, die er in der Nachbarschaft verteilte. Bei seiner Arbeit als Rechtsanwalt wünschte er sich häufig ein System, das es ermöglichte, Dokumente zu korrigieren und die Abschriften ohne neue Fehler zu erhalten. Auch von der Datenverarbeitung wußte er nicht viel. Er hatte am Columbia College Soziologie studiert, 1964 die Harvard Law School beendet und sich danach in Boston als Rechtsanwalt niedergelassen. Sein Hobby war es, die Wegbeschreibungen für die Fahrer von Autorallyes zu verfassen, was er auf eine ganz besondere Art tat. Ein Freund machte ihn darauf aufmerksam, daß seine Aufzeichnungen die Struktur eines Computergprogramms hatten. Im November 1967 fand er eine Anstellung bei IBM, wo er herausfinden wollte „was für ein Geschäft es wohl sei, das Leute für das Schreiben von Wegbeschreibungen für Rallyepiloten bezahlt.“ Auch versprach er sich von den dort zu gewinnenden Kenntnissen die Möglichkeit, besser neue Klienten aus der wachsenden High Tech Szene Bostons gewinnen zu können. Bei IBM arbeitete er an Abrechungssystemen und installierte ein Satzsystem für eine Lokalzeitung. 1969 beschäftigte er sich am „Cambridge Scientific Center“ der Firma mit den Möglichkeiten, die Computertechnik im Bereich des Rechtswesens einzusetzen. Dabei ging es auch um das Problem, in gespeicherten Dokumenten nach bestimmten Einträgen zu suchen und auf diese zuzugreifen. Gemeinsam mit Ed Mosher und Ray Lorie entwickelte er eine Seitenbeschreibungssprache, die diese Aufgabe bewältigen konnte. Die erste Version wurde „Integrated Textual Information Management Experiment“ (InTIME) geannt. 1973 wurde das System unter dem Namen „GML“ – Generalized Markup Language – veröffentlicht. Goldfarb hatte die Bezeichnung auch gewählt, da diese Buchstabenkombination gleichzeitig auf die Namen der Mitglieder des Entwicklerteams, Golfarb, Mosher und Lorie, hinweist und diese so nicht in Vergessenheit geraten. SGML ist eine Weiterentwicklung dieser Sprache. In vielen Bereichen, in denen mit großen Informationsmengen gearbeitet wird, erfreut sich SGML heute großer Beliebtheit, etwa beim Flugzeughersteller Boeing, wo allein die Dokumentation für das Modell 747 über vier Millionen Seiten umfaßt. Außerdem ist SGML die Grundlage der von Jon Bosak entwickelten Auszeichnungssprache XML. Charles Goldfarb ist seit 1960 verheiratet und hat zwei Söhne. Der Katzenliebhaber lebt in Saratoga nahe, dem ßßß Silicon Valley. Er ist Ehrenmitglied des amerikanischen Fachverbandes für technische Kommunikation und er erhielt den „Gutenberg Award“ der amerikanischen Druckindustrie. Er schrieb zwei Bestseller über SGML und XML, ist aber, wie er in einem Interview sagte, kein Bestseller-Autor, sondern arbeitet immer noch als Rechtsanwalt.