Michael John MUUSS

Amerikanischer Ingenieur und Programmierer
(1958 – 2000)

Auf etwa 90 Prozent aller Rechner der Welt, wie er es selbst einschätzte, ist ein Programm zu finden, das Mike Muuss Ende 1983 in einer Nacht geschrieben hat: Ping. Die Software dient zum Testen von Internetverbindungen, dabei werden bestimmte Datenpakete zu entfernten Rechnern im Internet geschickt, um zu prüfen, ob diese erreichbar sind. Das Programm wurde zum Bestandteil des Berkley UNIX und nach seiner Freigabe zum Beispiel auch in Microsoft Windows verwendet. Hätte er geahnt, daß Ping so berühmt werden würde, hätte er sich länger mit dem Programm beschäftigt und weitere Optionen eingebaut, wie er auf seiner Web-Seite versicherte. Die Bezeichnung wurde nach dem Geräusch gewählt, das Sonargeräte zur Ortung von Gegenständen unter Wasser verursachen. Auch das Prinzip von Ping entspricht dem des Sonars, denn auch Ping arbeitet mit Echos. Der graduierte Elektroingenieur Muuss war der Sohn eines deutschen Einwanderers, und arbeitete seit 1981 für das amerikanische Militär, zunächst im US Army Ballistic Research Laboratory. Von 1997 an als Senior Scientist beim US Army Research Laboratory. Dieser Titel schien ihm nicht zu gefallen, denn er wollte lieber Señor Scientist genannt werden. Er war Spezialist für 3D Computersimulationen und beschäftigte sich unter anderem mit Systemen zum Echtzeit Raytracing, die zur Simulation der automatischen Zielerfassungsysteme von Raketen verwendet wurden. Andere Gebiete waren Hochgeschwindigkeitsnetzwerke und Betriebssysteme. Michael Muuss kam in der Nacht des 20 November 2000 bei einem Verkehrsunfall auf dem Heimweg von der Arbeit ums Leben.

Beitragsbild: By Lee Butler – CC0

Andy Müller-Maguhn

Deutscher Computerexperte und europäischer Vertreter in der ICANN.

Im Oktober 2000 veröffentlichte die eher konservative Frankfurter Allgemeine Zeitung die „Regierungserklärung“ des als anarchistischen Hacker verschrienen Andy Müller Maguhn. Der war gerade als Vertreter Europas in das Direktorium der ICANN gewählt worden und legte hier die Beweggründe für sein Engagement dar. In seinem Artikel zog er gegen die wachsende Kommerzialisierung und Regulierung des Internet zu Felde und sprach sich für die Bewahrung des Netzes als „öffentlichen Kulturraum“ aus. Da er seine Gedanken mit den Worten „Frisch zementierte Betongefängnisse in die Luft zu sprengen, war schon irgendwie okay, aber ins Internet zu ziehen einfach der gründlichere Ansatz“ anschaulich zu machen suchte und auch ein Hinweis auf die RAF-Terroristen, deren Fahndungsplakat er sich im Alter von elf Jahren besorgte, da auch sie, genau wie Andy, die Krawattenträger nicht leiden konnten, wurde er von den Gazetten der „New Economy“ prompt als „ehemaliger RAF-Sympathisant“ geoutet. Ende 2000 wurde er für den „Bremsklotz 2000“ nominiert, „da er nichts, aber auch gar nichts“ für die New Economy in Europa getan habe. Das liegt dem 1971 in Hamburg geborenen Andy Müller-Maguhn auch fern, denn er kommt aus der Tradition der Nutzer, die das Netz als einen Raum begreifen, in dem fast alles erlaubt ist, sofern es keinen anderen schädigt und denen der freie Informationsfluß über alles geht. Daher lehnt er auch Bestrebungen ab, die etwa pornografische oder faschistische Inhalte im Netz verbieten wollen. Solche Angebote sind für ihn klare Anzeichen gesellschaftlicher Probleme, denen man durch Verbote keineswegs Herr werden kann, sondern mit denen man sich auseinandersetzen müsse. Müller-Maguhn hat in den 80-er Jahren als Schüler erste Bekanntschaft mit der Computertechnik gemacht und sich die Kenntnisse gemeinsam mit anderen selbst angeeignet. Er entdeckte die Mailboxsysteme und das Usenet. 1986 stieß er zum Chaos Computer Club, dessen Sprecher er seit 1990 ist. Nach dem Abitur absolvierte er das Grundstudium der Nachrichtentechnik und ist zur Zeit als Student der Informationswissenschaft an der Freien Universität Berlin eingeschrieben, wobei er betont, daß ihn die Auswirkungen der neuen Technologien auf die Gesellschaft am meisten beschäftigen. Seinen Lebensunterhalt verdient er als Journalist (z. B. betreibt er ein „Datenreisebüro“) und gefragter Spezialist in Sachen Datensicherheit. Sein Amt bei der ICANN will er dafür nutzen, die Interessen der individuellen Netznutzer zu artikulieren, die Entwicklungen kritisch zu beobachten und die Entscheidungsprozesse der ICANN transparent zu machen.

Jay Muller

Deutscher Musiker und Unternehmer in den USA.

„Jfax“ (ausgesprochen „Jay Fax“) heißt die Firma des aus Ost-Berlin stammenden Jens Müller, der unter dem Namen Jay Muller bekannt wurde. Sein Unternehmen bot als erste Firma einen Service an, der es ermöglichte, Faxe und Telefongespräche über das Internet aufzurufen, das sogenannte „Unified Messaging“. Kunden der Firma können in 14 Ländern in vielen großen Städten eine Telefonnummer von „Jfax“ bekommen, die dort eingehenden Faxe und Anrufe werden entsprechend umgesetzt und an die E-Mail Adresse des Kunden weitergeleitet. Sie können so überall auf der Welt empfangen werden. Jens Müller wurde am 13.12 1972 in Ost-Berlin geboren. Neben seiner Ausbildung in der Betriebssteuertechnik interessierte er sich für die Musik. Er lernte an der Musikschule Weißensee klassiche Gitarre und spielte in einer Band. Der talentierte Musiker wurde von dem ehemaligen Manager der Beach Boys entdeckt. Er durfte Ende der 80 er Jahre nach London reisen, um eine Schallplatte aufzunehmen. Als er zurückkam, gab es die DDR nicht mehr. Müller war unzufrieden mit der Schnelligkeit der Wiedervereinigung und der damit einhergehenden „Übernahme“ der ehemaligen DDR durch die Eliten der Bundesrepublik. Er ging zunächst nach Paris und machte dort Karriere als Musiker. Den Geschehnissen in Ostdeutschland widmete sich der von ihm eingerichtete Faxdienst „German Alert“, der über Angriffe auf Ausländer berichtete. Die Idee zu „Jfax“ kam ihm, da er sich während seiner Tourneen ständig darüber ärgerte, daß er durch andauernd wechselnde Fax- und Telefonnummern nur schwer zu erreichen war. Im Juli 1995 wurde „Jfax.com“ in New York gegründet. Die Idee schlug ein, die Firma wurde 1996 vom Magazin „Forbes“ sogar unter die „Top 25 Cool Companies“ gewählt. Ein deutscher Ableger des Unternehmens wurde Ende 1999 von Michael Gleißner in Regensburg aufgebaut. „Jfax“ lieferte auch die Technologie für ähnliche Dienste der Firmen AOL oder ßßß Yahoo, aber inzwischen gibt es eine ganze Reihe ähnlicher Unternehmen auf dem Markt. Jay Muller fällt durch seine exzentrische Kleidung auf. „Bunte Batikhemden, Hosen mit extraweitem Schlag und knallroten Socken“ die ihn, so schreibt der „Spiegel“, wie einen „Cyber-Punk“ wirken lassen. Außerdem ist er dadurch bekannt geworden, daß er geschäftliche Besprechungen gern während der Fahrt in einem gemieteten Eisenbahnwaggon abhält. Inzwischen hat er sich aus der Firma, die nun „J2“ heißt, zurückgezogen und plant wieder als Musiker Fuß zu fassen.

Robert Tappan Morris

Amerikanischer Computerspezialist, programmierte den Internet Worm.

Der 3. November 1988 sollte als „Schwarzer Donnerstag“ in die Geschichte des Internet eingehen. Der legendäre Internet Worm hatte eine große Anzahl Rechner, die Angaben schwanken zwischen 2000 und über 6000, des US-Amerikanischen Arpanet und Science-Net lahmgelegt. Zu den betroffenen Institutionen gehörten auch das amerikanische Verteidigungsministerium sowie die Raumfahrtbehörde NASA. Der Worm beschädigte oder löschte keine Dateien, sondern er brachte die infizierten Systeme dadurch zum Erliegen, daß durch seine rasante Vermehrung die Speicherkapazitäten der Computer bald erschöpft waren. Zu seiner Ausbreitung machte er sich bekannte Sicherheitslücken einer verbreiteten UNIX-Version zunutze. Das Programm selbst bestand aus zwei Komponenten: einem in der Programmiersprache C geschriebenen Teil, der sich auf den infizierten Rechnern selbst kompilierte und danach den zweiten, aus binärem Code bestehenden Teil, anforderte. Dies geschah immer wieder, weshalb die befallenen Rechner schließlich nur noch mit dem Worm beschäftigt waren. Es dauerte zwei Tage, bis die Experten den Worm beseitigt hatten und die Systeme wieder normal liefen. Die schnelle Vermehrung dieses Programms auf den infizierten Rechnern war übrigens auf einen Programmfehler innerhalb des Worm zurückzuführen. Der Schöpfer des Internet-Worm war der damals gerade noch 22-jährige Informatikstudent Robert Tappan Morris, der diese denkwürdige Aktion sechs Tage vor seinem 23. Geburtstag gestartet hatte. Morris war an der Cornell University mit Aufgaben als Systemadministrator betraut. Nach eigenen Angaben wollte er nur versuchen, ein Programm zu schreiben, das sich möglichst schnell über das Internet verbreitet. Mit derartigen Folgen, der angerichtete Schaden wurde von dem Virenspezialisten John McAfee völlig überhöht auf über 90 Millionen US-Dollar geschätzt, hatte er nicht gerechnet. Dafür spricht auch, daß Morris, nachdem er entdeckte, was er angerichtet hatte, einen Kommilitonen bat, Hinweise zum unschädlich machen auf einem elektronischen Schwarzen Brett zu veröffentlichen. Leider erreichten diese Hinweise ihren Adressaten nicht rechtzeitig: Durch die Überlastung des Netzes kam die Botschaft erst nach zwei Tagen dort an. Besonders pikant an dem Fall war, daß der Student Robert T. Morris der Sohn eines damals führenden Spezialisten für Computersicherheit ist, der sich beim amerikanischen Geheimdienst NSA mit Fragen der Computersicherheit beschäftigte. Zuvor war Robert Morris sen. bei AT&T beschäftigt, wo er an der Entwicklung von UNIX beteiligt war. Auch hatte er bereits einige Artikel über die Schwachstellen von UNIX veröffentlicht. Robert T. Morris jun. hatte schon von Kindesbeinen an Kontakt zur Welt der EDV: Im Wohnzimmer der Eltern soll ein Exemplar der legendären deutschen Kryptografiermaschine Enigma im Regal gestanden haben Der Worm-Programmierer fand gnädige Richter. Nachdem zunächst eine hohe Gefängnisstrafe und Schadenersatz gefordert wurden, verurteilte ihn ein amerikanisches Gericht schließlich zu einer dreijährigen Bewährungsstrafe, 400 Stunden gemeinnütziger Arbeit und einem Bußgeld von 10.000 Dollar. Er setzte sein Studium unbescholten fort und promovierte schließlich an der Harvard Universität. 1995 gründete er die Firma „Viaweb“, die sich mit der Entwicklung von Software für das Online-Shopping befaßt. 1998 verkaufte er „Viaweb“ für 49 Millionen Dollar an „Yahoo“ und soll seitdem ein zurückgezogenes Leben als Risiko-Kapitalist führen. Der Morris Worm verdeutlichte schlagartig die Verwundbarkeit des Internet. Er gab den Anstoß zur Gründung des CERT (Computer Emergency Response Team), einer Organisation zur Abwehr von Viren- und Hackerattacken.

Beitragsbild: Von Trevor Blackwell, CC BY-SA 3.0

Michael Mohr

Deutscher Internet-Unternehmer der ersten Stunde.

Als in Deutschland der Begriff „New Economy“ noch ein Fremdwort und auch das Internet nur unter Insidern bekannt war, hatte Michael Mohr schon eine konkrete Geschäftsidee im Kopf, an dessen Realisierung er Anfang 1993 ging. Der am dritten Januar 1969 in München geborene Mohr hatte schon als Schüler begonnen, sich mit Technik zu beschäftigen. Gemeinsam mit einem Freund gründete er im Alter von 15 Jahren unter der Bezeichnung „Buchstaller und Mohr“ eine Forschergruppe. 1970 erhielt Mohr für seine Arbeiten im Bereich der computergesteuerten Robotik den „Philip-Morris-Forschungspreis“. Während seiner Arbeit als Forscher hatte er immer wieder Probleme, preisgünstige Bauteile für seine Arbeit aufzutreiben. Natürlich kannte er auch das Internet und so entwickelte er die Idee einer weltweit verfügbaren Datenbank, welche die Beschaffung entsprechender Komponenten erheblich erleichtern würde. Im Januar 1993 gründete er in Starnberg bei München das Unternehmen „DCI Database for Commerce and Industry“, um seine Vision umzusetzen. Heute ist die Firma der größte Online Marktplatz dieser Art in Europa. 2.600 Hersteller, 20.000 Großhändler und 25.000 Fachhändler können aus über 260.000 Produkten auswählen. Bei DCI, dem „Unternehmen der dritten Generation des E-Commerce“, geben Firmen, die ein bestimmtes Produkt benötigen ein Gesuch auf. Eine selbstlernende Datenbank, für die Mohr und seine Kollegen fünf Patente halten, verknüpft die Anfrage mit den entsprechenden Angeboten, die dann dem nachfragenden Unternehmen zugeleitet werden. So kann ohne langwierige Recherche die passende Offerte ausgewählt werden. Für seine zukunftsweisende Geschäftsidee wurde Mohr im Jahr 1998 mit dem „e-Business Award“ der vom Computerhersteller IBM und vom Fernsehsender ZDF vergeben wird, ausgezeichnet. Er wurde in den Internet-Beirat der Bayerischen Staatsregierung berufen und vom Magazin „Wirtschaftswoche“ im Jahr 2000 zu den „Top 100 der New Economy“ in Deutschland gezählt. In seiner knappen Freizeit genießt Mohr, der südlich von München lebt und arbeitet, die dortige Fünf-Seen-Landschaft oder treibt Sport.

Paul Mockapetris

Amerikanischer Ingenieur, entwickelte das Domain Name System.

Die Popularität des World Wide Web ist ohne das heute gebräuchliche Namensystem der an das Netz angeschlossenen Rechner nicht denkbar. War es in den Frühzeiten des Internet nötig, die Adresse eines Rechners, zu dem eine Verbindung gewünscht wurde, als Zahlenkolonne einzugeben, genügt es heute, das Übertragungsprotokoll (etwa http), den gewünschten Internetbereich (z.B. www) und die Bezeichnung der Domain (schwarzkopf-verlag.de) einzugeben. Das heute gebräuchliche System geht auf Paul Mockapetris zurück. Der Ingenieur hatte Elektrotechnik und Informatik am ßßß MIT und an der Universität Irvine studiert. Nach seiner Promotion 1982 arbeitete er am Information Sciences Institute der Universität von Süd-Kalifornien. Von ßßß John Postel wurde er 1982 dazu angeregt, aus einigen entsprechenden Ideen ein neues Domain Name System, DNS, für das Netz zu entwickeln. Im November dokumentierte Mockapetris seine Ergebnisse in den RFC`s 881-883 (den Dokumenten, die der Netzgemeinde zur Diskussion gestellt werden) und schuf damit die Grundlage zu dem bis heute verwendeten System. Über Paul Mockapetris ist nicht viel bekannt. Er gehörte zu den Gründern des Netzwerkbetreibers „@Home“ und war bei diversen anderen Unternehmen engagiert. Auch war er bis 1998 Mitglied der IETF, der „Internet Task Force“, der Organisation, die für die Entwicklung und Standardisierung der Internetprotokolle verantwortlich ist. Er schied dort im Jahr 1998 aus, nachdem seine Vorschläge zur Dezentralisierung der Verwaltung des Internet und zur Erweiterung der Top Level Domains (dem System der „Endungen“ der Internetadressen) nicht verfolgt wurden. Er selbst sieht sich als Praktiker, der am liebsten an Aufgaben arbeitet, „bei denen es auf die Lösung ankommt.“

Kevin David Mitnick

Amerikanischer Hackerstar.

Als Kevin Mitnick im Januar 2001 aus dem Gefängnis entlassen worden war, hatte er für einen Computerfreak bittere Jahre vor sich, denn seine Strafe sah unter anderem vor, daß er bis zum Jahr 2003 weder einen Computer noch ein Telefon benutzen durfte. Er war 1999 nach viereinhalbjähriger Untersuchungshaft neben einer Gefängnis- und einer geringen Geldstrafe auch zu dieser ungewöhnlichen Buße verurteilt worden. Schon im Jahr 1988 hieß es von ihm, daß er „verwahrt und von Computern ferngehalten werden müsse.“ Damals war er zum wiederholten Mal wegen Eindringens in fremde Computersysteme verurteilt worden. Dabei hatte er jedoch niemals finanziellen Gewinn aus den so gewonnenen Kenntnissen erzielt, sein Motiv war die „geistige Herausforderung“ und das „Verlangen nach Wissen“. Kevin Mitnick hatte eine eher triste Kindheit, seine Eltern, ein Schallplattenpromotor und eine 19-jährige Kellnerin, trennten sich, als Kevin drei Jahre alt war. Er wuchs einige Zeit bei seiner Großmutter auf, da seine Mutter den Lebensunterhalt für die Familie verdienen mußte. Bis zu seinem elften Lebensjahr mußte der Junge regelmäßig Beruhigungsmittel einnehmen, um seine Hyperaktivität zu zügeln. In der Schule schloß er sich einer Gruppe von „Phone Phreakern“ an, die dem legendären Captain Crunch nacheiferten, der die Telefongesellschaften mit Hilfe einer Trillerpfeife überlistete, um kostenlose Gespräche zu führen. Im Alter von 16 Jahren drang er das erste Mal unberechtigt in den Schulrechner ein. Wenig später gelangten Kevin und seine Freunde über das Arpanet in den Computer der amerikanischen Luftverteidigung. 1981 wurde er erstmals zu einer Haftstrafe verurteilt, da er und ein Freund bei der Telefongesellschaft „Pacific Bell“ eingebrochen waren, um Handbücher und Informationsmaterial zu stehlen. Schon bald nach Verbüßung der Strafe wurde Mitnick erneut bestraft, da er schon wieder ins Arpanet eingedrungen war. Danach lebte er einige Zeit unter falschem Namen in Nordkalifornien, da er bei einem früheren Arbeitgeber regelmäßig Telefon- und Scheckbetrug begangen hatte. 1985 begann Kevin Mitnick ein Studium am „Computer Learnig Center in Los Angeles“. Dort lernte er auch seine Freundin kennen, die er im Mai 1987 heiraten wollte, doch dazu kam es zunächst nicht, da er sich schon wieder als Hacker betätigt hatte. Zwar wurde er nur zu einer Bewährungsstrafe verurteilt, aber es wurde für ihn zusehends schwieriger, eine Arbeit zu finden. Trotzdem konnte er nicht vom Hacken lassen und 1988 wurde er mit Hilfe eines Freundes, der sich vom FBI hatte anwerben lassen, auf frischer Tat ertappt. An die einjährige Gefängnisstrafe, zu der er nun verurteilt wurde, schloß sich ein Rehabilitationsprogramm für jüdische Ex-Kriminelle an, das ihn von seiner „Computersucht“ befreien sollte. 1991 erschien das Buch zweier Journalisten „Cyberpunk: Outlaws and Hackers on the Computer Frontier“, dessen erster Teil sich mit Kevin Mitnick beschäftigte und ihn auf einen Schlag berühmt machte. 1992 tauchte er unter, da er vom Büro seines Arbeitgebers in den Computer einer Bank eingedrungen war, was jedoch bemerkt wurde. Nachdem das FBI zunächst einen anderen Hacker auf Mitnick angesetzt hatte, der ihn zu ungesetzlichen Handlungen anstiften sollte – was mißlang – wurde Mitnick zum Sündenbock, dem man alle entsprechenden ungeklärten Fälle in die Schuhe schob. Am 4. Juli 1994 erschien in der New York Times eine Titelgeschichte über Mitnick (inzwischen gibt es neben Büchern sogar einen Film über ihn), da es ihm gelungen war, über die Telefonzentrale des FBI die Gespräche der Agenten abzuhören, die mit seinem Fall befaßt waren. Im Oktober 1994 wurde er aufgespürt, als er in das Telefonnetz von Seattle eingedrungen war, um kostenlos zu telefonieren, doch entging er knapp seiner Verhaftung.. Mitnick trieb weiterhin im Cyberspace sein Unwesen und wurde schließlich von dem Sicherheitsexperten ßßß Tsotumo Shimonura überführt, nachdem er in den Computer des San Diego Supercomouter Center (SDSC) eingedrungen war, für dessen Sicherheit Shimonura die Verantwortung trug. Shimonura entdeckte den Eindringling, es war ihm schließlich möglich, ihn ausfindig zu machen, und am 15. Februar 1995 wurde er verhaftet. Man beschuldigre Mitnick, einen Schaden in Höhe von 300 Millionen Dollar verursacht zu haben und wurde zu der oben geschilderten Strafe verurteilt. Er selbst betont, seine Erfolge beim „Hacken“ seien nicht so sehr auf überragende technische Fähigkeiten zurückzuführen. Er habe sich häufig des „Social Hacking“ bedient, also zum Beispiel Paßwörter direkt von den betreffenden Personen erhalten. Um seiner Tätigkeit als Sicherheitsberater und Kolumnist nachgehen zu können, soll seine Strafe inzwischen etwas gemildert worden sein, so daß er zum Schreiben einen Computer benutzen darf. Auch E-Mail kann er empfangen, die elektronische Post wird ihm allerdings nur ausgedruckt ausgehändigt und das World Wide Web kennt er bislang nur vom Zuschauen.

Beitragsbild: Von Luiz EduardoCC BY 2.0,

Bob Miner

Amerikanischer Programmierer und Unternehmer (1941 – 1994)

Robert N. (Bob) Miner war derart bescheiden und zurückhaltend, daß seine älteste Tochter erst aus der Liste der „vierhundert reichsten Amerikaner“ des Magazins „Forbes“ von seinem großen Vermögen, das er als Teilhaber von Oracle besaß, erfuhr. Robert Miner wurde 1941 als jüngstes von vier Kindern in Cicero, Illinois, geboren. Seine Eltern, ein Hotelangestellter und eine Hausfrau, waren einige Jahre zuvor aus dem Nordiran in die USA eingewandert. .Schon als Kind bewies Bob seine Eigenständigkeit, als er im Alter von zwölf Jahren seiner Mutter erklärte, er würde von nun an nicht mehr in die Kirche gehen, da er nicht an Gott glaube. Er studierte an der Universität von Illinois Mathematik und Philosophie. Seinen Wehrdienst leistete er im „Public Health Service“, wo er Computerprogramme für Forschungsaufgaben entwickelte. Später arbeitete er bei IBM und „Applied Data Research“, für die er einige Zeit nach Europa ging. Dort lernte er auch seine Frau kennen, eine in Paris arbeitende Engländerin, die er 1969 heiratete. Nach seiner Rückkehr in die USA arbeitete er zunächst für eine Softwarefirma in Washington D.C., bevor er bei Ampex in Kalifornien zu arbeiten begann. Dort war er bei einem Projekt des CIA mit dem Code-Namen „Oracle“, das sich mit der Datensicherung auf Videobändern beschäftigte, der Vorgesetzte von Larry Ellison. Während der Arbeitszeit spielten sie zusammen Schach, aßen ausgiebig zu Mittag und spielten regelmäßig Tennis. Dabei kam es immer wieder zu kleinen Streitereien zwischen den beiden, wenn Miner in den Spielpausen Programmcode schreiben wollte, Ellison jedoch lieber über die Möglichkeiten reich und berühmt zu werden schwadronierte. Nachdem das Projekt „Oracle“ gescheitert war, verließ Ellison die Firma Ampex, um wenig später mit der Idee, gemeinsam mit ßßß Ed Oates, der ebenfalls bei Ampex gearbeitet hatte, ein Unternehmen zu gründen, an Bob Miner heranzutreten. Miner, der inzwischen Vater zweier Kinder war und sich gerade ein Haus gekauft hatte, zögerte zunächst, ließ sich dann aber doch überreden. Der erste Auftrag war die Entwicklung eines Steuerprogrammes für ein mechanisches System zu Verwaltung von Folien, die mit Schriftstücken versehen waren. Wenig später entstand die Idee, eine kommerzielle relationale Datenbank auf der Grundlage eines von IBM entwickelten Systems auf den Markt zu bringen. Gemeinsam mit Ed Oates arbeitete er an der Datenbank, die den Erfolg von Oracle, wie die Firma später genannt wurde, begründete. Bob Miner war einer der wenigen, die Ellison gelegentlich einen Dämpfer verpassen konnten. So wird berichtet, daß Miner den chronisch unpünktlichen Ellison nach einem verpaßten Termin mit den Worten: „ Wenn Du das nächste Mal nicht pünktlich bist, bin ich nicht mehr da“ begrüßte. Danach soll Ellison keinen Termin mehr mit ihm versäumt haben. Schließlich war Bob Miner der geniale Programmierer, ohne den der Erfolg von Oracle wahrscheinlich nicht möglich gewesen wäre. Mitarbeiter erzählten vom geflügelten Wort „Kein Problem, das ist ein SMOP“, ein „simple matter of programming“, also eine einfache Aufgabe, wenn es darum ging, komplizierteste Dinge zu programmieren. Bob Miner blieb trotz seines Reichtums bescheiden und zurückhaltend. Sein einziger Luxus waren regelmäßig ein neuer Porsche und ein Weinberg, den er sich kaufte. Außerdem achtete er stets darauf, täglich um halb sieben mit einer Familie zu essen. Als er an Krebs erkrankte, leistete er sich keine teueren Spezialisten, sondern wählte eine Klinik, die er zu Fuß von seinem Haus aus erreichen konnte. Nachdem er 1994 gestorben war, brachte die Lokalzeitung erst fünf Tage später einen 183 Worte langen Nachruf.

Beitragsbild: By El Borbah – Own work, Public Domain,

Thomas Middelhoff

Deutscher Manager bei Bertelsmann.

„Er erkannte sehr frühzeitig die Möglichkeiten, die das Internet zur Erneuerung von Kommunikation, Information, Nachrichtenübermittlung und Unterhaltung der Menschen bietet“, das sagte Steve Case, der Gründer von AOL über seinen Geschäftspartner Thomas Middelhoff. „The Standard“ erklärte ihn, im Frühjahr 2000, zum einflußreichsten Geschäftsmann der Internet-Wirtschaft außerhalb der USA. Thomas Middelhoff wurde am 11. Mai 1953 in Düsseldorf geboren. Er studierte Betriebswirtschaftslehre in Münster und promovierte zum Dr. rer. Oec. Seit 1986 ist er bei Bertelsmann und stets auf der Suche nach neuen Vertriebswegen. Als er 1994 das Internet entdeckte, war ihm klar, daß die Kombination von Inhalt und Kommunikation auch für Bertelsmann eine große Chance bedeutete. Als er im selben Jahr das Joint Venture mit AOL in die Wege leitete, schüttelte man in Amerika den Kopf darüber, daß er nicht mit CompuServe zusammenarbeitete. „Diese verrückten Deutschen, die haben keine Ahnung davon, was wirklich los ist“ erinnert er sich. Inzwischen ist Bertelsmann der drittgrößte Medienkonzern der Welt und schickt sich an, durch eine Beteiligung an der Musiktauschbörse Napster, die Musikindustrie zu retten.

Microsoft

Amerikanischer Softwaregigant.

Fast sah es so aus, als hätte Microsoft den Boom des World Wide Web verschlafen, noch 1995 sagte der Firmenchef Bill Gates im Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“: „Mit Medienangeboten wie Internet wird heute kein Geld verdient… Zehn Jahre wird es mindestens dauern, bis diese Medien breit akzeptiert sind.“ Allerdings hatte Microsoft zu diesem Zeitpunkt bereits von der Firma ßßß Spyglass die Lizenz der Mosaic-Technologie für Web-Browser erworben und arbeitete fieberhaft an der ersten Version des microsoft eigenen Anzeigeprogramms für Web-Seiten, dem Internet-Explorer. Als der Explorer 1995 schließlich auf den Markt kam, hatte der Browser ßßß Netscape bereits einen Marktanteil von über 70 Prozent. Microsoft begann, seinen Browser zu verschenken und es kam zum „Browserkrieg“, in dem beide Hersteller ständig neue Versionen der Programme auf den Markt brachten, um sich gegenseitig zu übertrumpfen. Dank seiner großen Finanzkraft konnte Microsoft diesen Krieg für sich entscheiden. Microsoft wurde 1975 von den Studenten Paul Allen und Bill Gates als Micro Soft in Albuquerque gegründet. Die zwei hatten die Programmiersprache BASIC auf den ersten Personalcomputer, den Altair 8800, implementiert. Nachdem zunächst Aufträge für Firmen, wie Apple, Commodore oder Tandy ausgeführt wurden, folgte 1980 der große Durchbruch, als Microsoft das Betriebssystem MS-DOS für die neuen Personalcomputer von IBM liefern konnte. Da IBM selbst nicht recht an den Erfolg des Computers glaubte, war es Microsoft möglich, das Betriebssystem auch an andere Computerhersteller zu lizenzieren und so bald eine marktbeherrschende Stellung zu erlangen. Daneben konzentrierte sich die Firma auf die Entwicklung von Anwendungen für den Bürobereich. Das Textverarbeitungsprogramm Word, die Tabellenkalkulation Excel, die Datenbank Access und das Präsentationsprogramm Power Point sind heute als „Office“-Paket der Marktführer in diesem Bereich. Die Firma, die 1980 in die Nähe von Seattle gezogen war, brachte 1985 das Betriebssystem „Windows“ mit einer grafischen Benutzeroberfläche auf den Markt. Für eine schlechte Kopie des Apple Systems gehalten, ging seine Entwicklung jedoch auch auf ein im Labor des Xerox PARC entwickeltes System zurück. Gleichzeitig mit der Einführung von Windows begann Microsoft mit IBM an dem Betriebssystem OS 2 zu arbeiten, das als multitasking-fähiges System mehrere Aufgaben gleichzeitig erledigen sollte. Die Zusammenarbeit wurde mit dem Erscheinen von Windows 3.0 im Jahre 1990 beendet. Mit Windows 3.0 hatte das inzwischen in Redmond bei Seattle ansässige Unternehmen ein System geschaffen, das dem von Apple fast ebenbürtig schien und damit seine heute marktbeherrschende Stellung begründet. Zur Einführung von Windows 95 startete Microsoft eine gigantische Werbekampgne während der eine Ausgabe der Times kostenlos verteilt wurde und das Unternehmen für 12 Millionen Dollar den Song der Rolling Stones „Start me up“ erwarb. Inzwischen hat Microsoft mit den Systemen Windows95, 98, NT und 2000 eine monopolartige Stellung im Bereich der Arbeitsplatzrechner erreicht. Dies gelang jedoch nicht durch überzeugende Qualität der Produkte, sondern durch teilweise auch dubiose Geschäftspraktiken, die darauf bauten, andere Firmen unter Druck zu setzen, wie etwa dem PC- Hersteller Compaq, dem damit gedroht wurde, ihn nicht mehr mit dem Betriebssystem Windows zu beliefern, wenn der Netscape Navigator wie geplant mit den Geräten der Firma ausgeliefert würde. Inzwischen kann Microft unliebsame Konkurrenten einfach aufkaufen. Das Quasi-Monopol wird Microsoft immer wieder vorgeworfen, doch hat die Firma dadurch einen nicht unwesentlichen Beitrag zur Verbreitung der Computer und zur Standardisierung in diesem Bereich geleistet. Auch beginnt das Monopol zu bröckeln, mit dem von ßßß Linus Torvalds entwickelten Betreibssystem LINUX scheint der Softwareriese einen ernsthaften Konkurrenten bekommen zu haben, der zumindest auf dem Markt der Webserver, in dem Microsoft einen Marktanteil von unter 40 Prozent hat, ein gewichtiges Wörtchen mitredet. Microsofts Marktmacht und Geschäftspraktiken führten immer wieder zu Gerichtsverfahren, die 1998 schließlich in einem Kartellrechtsverfahren kulminierten, das von 20 Bundesstaaten und diversen Konkurrenzunternehmen angestrengt wurde. Das Verfahren ist noch nicht abgeschlossen, aber bei Redaktionsschluß wurde eine Aufspaltung von Microsoft in zwei unabhängige Unternehmen erwartet. Wie ernst auch die Unternehmensführung das Verfahren nimmt, wird deutlich, wenn man hört, daß Steve Balmer und Bill Gates zeitweise planten das Unternehmen zu verlassen, um dem Verfahren eine günstige Wendung zu geben. Obwohl Microsoft oft als „Reich des Bösen“ bezeichnet wird, gehört die Firma zu den 100 Unternehmen mit den besten Arbeitsbedingungen in den USA, die von der Zeitschrift „Forbes“ ermittelt werden. Der Firmencampus liegt in einem parkähnlichen Gelände und ist mit zahlreichen Sportplätzen für die Mitarbeiter ausgestattet, alle Getränke in der Firma sind frei, und dank Aktienoptionen arbeiten in Redmond inzwischen über 2000 Millionäre. Microsoft erhält fast 2500 Bewerbungen wöchentlich und kann so unter den besten Kräften auswählen. Die Geschäftsbereiche des Unternehmens beschränken sich natürlich nicht mehr nur auf Software, die Firma betreibt einen eigenen onlinedienst und ist an zahlreichen anderen Unternehmen beteiligt, unter anderem ist geplant, mit Teledesic ein Netz von über 800 Satelliten in die Erdumlaufbahn zu bringen, um die weltweite drahtlose Kommunikation zu ermöglichen. Mit der „Dotnet“ Initiative, an der sich verschiedene namhafte Unternehmen beteiligen, und die, im Gegensatz zur bisherigen Praxis, mit offenen Standards arbeitet, sollen Geräte vom PC über das Handy bis zum Kochherd internettauglich gemacht werden. Die „X-Box“ soll Microsoft außerdem auf dem Markt der Spielekonsolen etablieren und es wird spekuliert, daß damit auch der Internetzugang möglich sein soll.