VocalTec

Israelisches Unternehmen, Pionier der Internet-Telefonie.

Zur Zeit (Anfang 2001) führt die Internet-Telefonie noch ein Schattendasein, nur etwa drei Prozent aller Telefongespräche werden über das Netz durchgeführt. Allerdings schicken sich große Unternehmen wie Cisco oder die Telefongesellschaft „AT&T“ an, in diesem Markt Fuß zu fassen. Bei der Internet-Telefonie wird das Netz für die Übertragung von Telefongeprächen genutzt. Die Verbindung kann zum Beispiel mit einem Telefon hergestellt werden, wobei ein Dienstleistungsunternehmen angerufen wird, welches das Gespräch über das Netz weiterleitet, oder man kann direkt vom Computer aus telefonieren. Auf jeden Fall kann man auf diese Art äußerst billig in aller Welt anrufen. Allerdings war die Übertragungsqualität bislang eher dürftig. Die erste Software für die Internet-Telefonie wurde 1995 vorgestellt und stammt von dem Unternehmen „VocalTec“ aus dem israelischen Herzliya. Es heißt, die israelische Armee habe die ersten Versuche mit der Übertragung von Sprache über Datennetze gemacht. Sicher ist, daß das 1989 gegründete Unternehmen „VocalTec“ auf der Computermesse „Comdex“ im November 1993 die Software „VocalChat“ vorstellte, die es erlaubte, Sound-Dateien über ein Netzwerk zu versenden und dadurch ein Gespräch, wie über ein Walkie Talkie, zu führen (es kann immer nur einer der Teilnehmer sprechen). Die erste Fernverbindung dieser Art fand von Atlanta nach Miami statt. 1995 erschien schließlich die Software „IPhone“, die als erstes Programm für die Internet-Telefonie gilt. Die treibende Kraft bei „VocalTec“ ist der israelische Arzt Elon A. Ganor. Er hatte nach seinem Medizinstudium in Tel Aviv zunächst einige Jahre als Arzt praktiziert, bevor er in den 80-er Jahren eine Biotechnologie-Firma gründete, die durch die Entwicklung eines der ersten AIDS-Tests bekannt wurde. Außerdem arbeitete er bei einer internationalen Marketing-Firma. Ganor betätigte sich auch als Unternehmer, indem er in das Projekt zweier ehemaliger Soldaten namens Lior Haramaty und Alon Cohen investierte, die sich mit Techniken zur Tonübertragung beschäftigten, aus dem „VocalTec“ hervorging. Ganor übernahm später die Geschäftsführung des Unternehmens. Den großen Durchbruch verpaßte die Firma, als Ganor 1995 das Angebot von Jim Clark ausschlug, „IPhone“ in den Internet-Browser Netscape zu integrieren.

Beitragsbild: Screenshot der VocalTec Webseite 1998

Stephan Schambach

Deutscher Unternehmer, Mitbegründer der Firma Intershop.

„Ostdeutschlands E-Commerce Revolutionär“ („Business Week“) oder „Web-Popstar“ („Net-Business“), kein Superlativ scheint gut genug, um Stephan Schambach, den Mitbegründer des Vorzeigeunternehmens „Intershop“, zu charakterisieren. Er wurde am 1. August 1970 in Erfurt geboren. Dem technisch begeisterten Schüler wurde jedoch der Zugang zum Gymnasium und Studium verwehrt, daher begann er 1987 in Jena ein Fachschulstudium im Fachbereich Laboratoriumstechnik für Physik. Als Elektronikbastler hatte er sich bereits durch den Bau von Lichtorgeln und Verstärkern einen Namen gemacht, die in der Jenaer Disco Szene als Qualitätsarbeit galten. Während seiner Ausbildung schloß er sich einer Gruppe an, die westliche Computer nachbaute, und am 9. November 1989, dem Tag der Grenzöffnung zwischen den beiden deutschen Staaten, wurde er auf der „Messe der Meister von Morgen“ ausgezeichnet. Nach dem Fall der Mauer stellte einer seiner Lehrer den Kontakt zu Udo Stanja her, der für ein Firmenprojekt einen Computerexperten suchte. Stephan Schambach brach seine Ausbildung ab, und es kam 1991 zur Gründung der „Hard & Soft Stanja KG“, einem Unternehmen, das mit Computern handelte. Doch schon 1992 kehrte Schambach diesem Betrieb den Rücken zu und gründete mit Wilfried Beeck und Karsten Schneider die Firma „NetConsult“, aus der später das erfolgreiche Unternehmen „Intershop“ hervorging. Zum Aufbau der Firma in den USA ging Schambach im April 1996 auf Wunsch seines Kapitalgebers in die Vereinigten Staaten, fast ohne Englischkenntnisse. Dort gelang es ihm, mit Hilfe des Finanziers Burgess Jamieson, das Unternehmen zu einem der führenden Anbieter von Software für den Handel im Internet zu machen. Stephan Schambach hat sich vom etwas linkischen Computerbastler zum Visionär der „New Economy“ gemausert. Man sagt ihm nach, daß er die, in Führungskreisen eher ungewöhnliche Fähigkeit besitzt, seine eigenen Defizite zu erkennen. So holte er zum Beispiel den ehemaligen „Compaq“-Chef Eckhard Pfeiffer als Aufsichtsratvorsitzenden zu „Intershop“, da er erkannte, daß sein mit Computerslang durchsetztes Englisch mit deutschem Akzent für Verhandlungen mit amerikanischen Unternehmen nicht förderlich ist. Aus demselben Grund soll er auch sein leichtes Übergewicht abgebaut haben. Stephan Schambach lebt mit seiner Frau und drei Kindern in Kalifornien nahe San Francisco. Bereits 1997 wurde er vom kalifornischen Gouverneur mit dem „California Governors IT Entrepreneurial Excellence Award“ ausgezeichnet.

Dr. Wolfgang Sander-Beuermann

Deutscher Suchmaschinenexperte.

Keiner weiß es so genau, aber Experten schätzen, daß es im Internet inzwischen über 100 Millionen Seiten gibt und täglich kommen neue hinzu. Um in diesem schier undurchdringlich erscheinenden Dickicht gewünschte Informationen zu finden, hatte man lange Zeit nur die Möglichkeit, die bekannten Suchmaschinen und Kataloge nach und nach abzuklappern. Um dieses Problem drehte sich auch das Tischgespräch, was Dr. Sander-Beuermann während eines Mittagessens bei einem Besuch der Computermesse Cebit mit dem damaligen Studenten Mario Schomburg führte. Die beiden überlegten sich, daß es praktischer wäre, die Suchmaschinen und Kataloge zeitgleich automatisch zu durchsuchen und sich die Ergebnisse auf einer Oberfläche anzeigen zu lassen. Die Idee der Meta-Suchmaschine war geboren. Wolfgang Sander-Beuermann war davon so begeistert, daß er sofort nach dem Gespräch nach Hause fuhr und begann die Idee in die Tat umzusetzen. Nach drei Tagen und drei Nächten Arbeit war die erste Version einsatzbereit. Gemeinsam mit Mario Schomburg wurde die Suchmaschine kontinuierlich weiterentwickelt und ging Ende 1996 für die Öffentlichkeit ans Netz. Allerdings war MetaGer, wie das Projekt jetzt heißt, keineswegs eine Neuentwicklung, wie Sander-Beuermann ursprünglich vermutet hatte: Die Universität Washington hat mit dem Metacrawler das erste Programm dieser Art geschaffen. Das tut der Entwicklung jedoch keinen Abbruch, denn MetaGer ist die erste deutschsprachige Suchmaschine dieser Art. Auch der Name MetaGer war bereits vergeben, doch der Inhaber der Domain schenkte sie 1999 dem RRZN, dem Regionalen RechenZentrum für Niedersachsen, an dem Dr. Wolfgang Sander-Beuermann tätig ist. Wolfgang Sander-Beuermann wurde 1947 in Göttingen geboren, studierte Maschinenbau und promovierte am Institut für Thermodynamik. Die intensive Beschäftigung mit der EDV begann an der Universität von Santa Barbara in Kalifornien, wo er nach seiner Promotion ein einjähriges post graduierten Studium absolvierte. Seit 1985 ist er am RRZN in Hannover. Dort beschäftigte er sich mit der Aus- und Fortbildung von Studenten und wissenschaftlichen Mitarbeitern der Universität Hannover im EDV Bereich. 1992 lernte er das Potential des Internet in Gestalt des Usenet und FTP schätzen und ist seitdem „infiziert mit dem Internet-Virus“. Dr. Wolfgang Sander-Beuermann ist verheiratet und hat zwei Kinder. In seiner Freizeit treibt er Gymnastik und Yoga und wühlt in der Erde seines Gartens, „wo er dem Salat beim Wachsen zuguckt“ wie er es ausdrückt. Die Zukunft der Suchmaschinen sieht er in personaliserten und themenbezogenen Diensten, die künftig die Suche nach gewünschten Informationen erleichtern sollen.

Beitragsbild: © Jeanine Cujé-Bartsch

Gordon Ross

Kanadischer Ingenieur und Unternehmer.

Für Gordon Ross ist das Internet mit seiner Fülle an Informationen so etwas wie der „zehnte Planet“, eine Welt ohne Grenzen. Doch nicht alle Inhalte sind für Kinder und Jugendliche geeignet. Das wurde Gordon Ross klar, als er im Fernsehen einen Bericht über einen Pädophilen sah, der sich in einem Chat-Room im Internet an Kinder heranmachte. Ross beschloß, etwas dagegen zu unternehmen und entwickelte eine Filtersoftware, die unter dem Namen „Net Nanny“ (Netz-Kindermädchen) im Januar 1995 von der gleichnamigen Firma als erstes Programm dieser Art auf den Markt gebracht wurde. „Net Nanny“ wird auf einem Rechner installiert und ermöglicht es festzulegen, daß beim Surfen im Internet bestimmte Seiten nicht aufgerufen werden können. Hierzu werden in einer Datenbank die entsprechenden Adressen gesammelt. Es ist aber auch möglich, bestimmte Wörter zu definieren, die maskiert werden sollen und zusätzlich kann ausgeschlossen werden, daß Daten von dem Computer in das Internet übertragen werden, etwa eine Kreditkartennummer zum Abruf kostenpflichtiger Seiten. Gordon Ross wurde am 30. Dezember 1942 in Vancouver, British Columbia, als Sohn eines Bergbauingenieurs geboren. Nach Abschluß der High-School ging er für drei Jahre zur Armee und war während dieser Zeit in Deutschland stationiert. Da er schon als Kind Interesse für Technik und Elektronik gezeigt hatte, studierte er an der California Polytechnic University, Pomona, in den Fächern Elektronik und Elektrotechnik. Er betrieb neun Jahre lang ein eigenes Tonstudio und arbeitete bei einem kanadischen Telekommunikationsunternehmen im Bereich der Netzwerktechnologie, bis er sich mit „Net Nanny“ selbständig machte. Für seine Arbeit wurde ihm 1999 der „Ethics in Action Award“ verliehen, und er bekam eine Auszeichnung der Cyberangels. Neben der Filtersoftware hat „Net Nanny“ auch das Programm „Bio Password“ auf den Markt gebracht, dies prüft anhand der Art der Anschläge auf der Tastatur bei Eingabe des Paßwortes oder Benutzernamens, die Identität von Personen. Der geschiedene Gordon Ross ist Vater von zwei Kindern und hat zwei Enkelkinder. Er lebt in Bellevue, Washington. Obwohl seine Firma sich mit der Filterung von Inhalten beschäftigt, setzt er sich in seinen zahlreichen Vorträgen zum Thema vehement für die Meinungsfreiheit im Internet ein.

Bob Rankin

Amerikanischer Informatiker, Mitherausgeber des Internet Tourbus.

„Warum Surfen, wenn Du den Bus nehmen kannst?“ Das ist das Motto der Herausgeber des Newsletter „The Internet Tourbus“ Bob Rankin und Patrick Crispen. Der E-Mail-Newsletter, eine Idee Rankins, erscheint seit 1995 zweimal wöchentlich und beschreibt das Internet in einer verständlichen Sprache. Der am 17. März 1962 in New Castle, Pennsylvania geborene Bob Rankin machte seine erste Bekanntschaft mit der Computertechnik mit einem programmierbaren Taschenrechner, dem er das „Bellen, Sitzen und Kniffelspielen“ beibrachte. Eine Verbindung der High-School, die er besuchte, mit einem Universitätsrechner tat ihr übriges, um ihn für diese Technologie zu begeistern. Nach einem Informatikstudium begann er bei IBM zu arbeiten. Dort lernte er das Internet kennen, als er 1993 über das Netz mit Hilfe eines Konferenzsystems mit Mitarbeitern der Firma in aller Welt kommunizierte. Von nun an ließ ihn das Internet nicht mehr los, und 1994 veröffentlichte er sein Buch „Accessing The Internet By E-Mail“. Darin beschreibt er, wie es möglich ist, nur mit Hilfe der elektronischen Post gezielten Zugriff auf verschiedene Dienste des Internet, darunter FTP oder das World Wide Web, zu erlangen. Da er das Buch kostenlos im Internet zur Verfügung stellte, fand es, in über 30 Sprachen übersetzt, eine enorme Verbreitung. Im Jahr 1995 startete er gemeinsam mit Patrick Crispen, der bereits Erfahrungen bei der Herausgabe eines Newsletters mit etwa 80.000 Lesern gemacht hatte, den „Internet Tourbus“ der, damals noch ein Novum, mit Werbung angereichert war. Zunächst wurde das Projekt nebenberuflich durchgeführt. Doch 1997 gab Bob Rankin seine Arbeit bei IBM auf und ist seitdem Unternehmer und Autor. Neben der Arbeit für den „Internet-Tourbus“ schreibt Dr. Bob, wie Rankin auch genannt wird, Bücher und gestaltet Web-Seiten. Als Hobby gibt er an, mit einem kleinen Plastikbus zu spielen der ein „cooles Geräusch“ macht, wenn er ihn über den Schreibtisch schiebt.

Odd de Presno

Norwegischer Computerspezialist und Autor.

„Es gibt Gegenden auf der Welt, zum Beispiel in Afrika, wo die Menschen sich noch nicht einmal eine Briefmarke leisten können“, weiß Odd de Presno. Trotzdem engagiert er sich in der Organisation „Kidlink“, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, die Kommunikation der Kinder dieser Welt über das Internet voranzutreiben. Odd de Presno wurde am 18. April 1944 als ältestes von drei Kindern eines Supermaktbesitzers in Arendal, Norwegen, geboren. Er studierte Betriebswirtschaft am Bedriftsøkonomisk Institut in Oslo und belegte während des Studiums auch einen der ersten Computerkurse, die an der Hochschule angeboten wurden. Seine Programmierkenntnisse ermöglichten es ihm, sich 1967 mit einer kleinen Softwarefirma selbständig zu machen. Später arbeitete er bei verschiedenen Datenverarbeitungsunternehmen und beschäftigte sich seit 1973 mit der Netzwerktechnologie. Von 1985 bis 1997 betrieb er ein Bulletin Board mit Shareware. Presno ist Autor zahlreicher Bücher und Artikel zum Thema Computer und Internet. Sein Buch „Online World“, das eine Einführung in das Internet gibt, hat weltweit Beachtung gefunden. Er übersetzte es in die englische Sprache und stellte es im Internet zum Herunterladen zur Verfügung. Das Besondere daran ist, daß er es regelmäßig aktualisiert. „Kidlink“ wurde 1990 ins Leben gerufen, als Presno auf einer Konferenz der „Electronic Networking Association“ eine Online-Konferenz für Kinder aus Kanada, den USA und Norwegen organisiert hatte. Die große Resonanz brachte ihn dazu, die Gründung einer entsprechenden Organisation anzuregen. Inzwischen ist „Kidlink“ als international tätige gemeinnützige Organisation etabliert, an deren Mailinglisten und Chats inzwischen über 175.000 Kinder aus 141 Ländern teilgenommen haben. Odd de Presno, der zum zweiten Mal verheiratet ist und drei Kinder hat, verbringt den größten Teil seiner Freizeit mit Arbeit für Kidlink, unter anderem bemüht er sich darum, in Entwicklungsländern entsprechende Internet-Cafés einzurichten, um auch den Kindern in diesen Teilen der Welt den Zugang zu den Ressourcen des Internet zu ermöglichen.

Brian Pinkerton

Amerikanischer Informatiker, Entwickler des Web Crawler.

Als graduierter Student an der Universität Washington beschäftigte sich Brian Pinkerton Anfang 1994 mit den Möglichkeiten der Informationsbeschaffung im gerade entstehenden World Wide Web. Um seine Thesen praktisch zu überprüfen, entwickelte er ein Programm zum automatischen Durchsuchen des Netzes, den „Web Crawler“, eine der populärsten Suchmaschinen in der Frühzeit des World Wide Web. Der Crawler bewegt sich selbständig im Netz und legt einen Index der besuchten Seiten an. Pinkertons Dissertation zu diesem Thema wurde im selben Jahr auf der zweiten internationalen www-Konferenz präsentiert. Kommilitonen ermunterten ihn, das Programm zur allgemeinen Verwendung ins Netz zu stellen, und der „Web Crawler“ ging am 20. April 1994 einschließlich einer Datenbank mit den Adressen von 6000 Web-Seiten ins Netz. Pinkerton, der nach seiner Promotion als Assistent an einem Institut der Universität arbeitete, betreute den „Web Crawler“ zunächst in seiner Freizeit. Ende 1994 fanden sich zwei Internet-Unternehmen als Sponsoren und Brian Pinkerton konnte sich nun ganz seiner Entwicklung widmen. Im Juni 1995 machte er ein Millionengeschäft, als AOL den „Web Crawler“ kaufte. Seit 1998 wird die Suchmaschine von Excite betrieben. Bei diesem Unternehmen ist Pinkerton auch als „Chief Scientist“ beschäftigt.

Beitrtagsbild: Screenshot der Webcrawler Homepage 1999

Mark Napier

Amerikanischer Künstler im Internet.

Eigentlich wollte der am 14. Oktober 1961 in New Jersey geborene Mark Napier Ingenieur werden, doch als er im ersten Jahr des Ingenieurstudiums erhebliche Probleme mit der höheren Mathematik bekam (schon als Kind hatte er Modellflugzeuge gebastelt, die nicht so recht fliegen wollten), erinnerte er sich an einen Rat seines Kunstlehrers und begann an der Syracuse University schließlich Malerei und Kunstgeschichte zu studieren. Nach seinem Studienabschluß im Jahr 1984 lernte er mit der Hilfe von Freunden mit einem geliehenen C64 Computer zu programmieren und fand sogar eine entsprechende Anstellung. Napier lernte die Programmiersprachen C, C++ und Java, arbeitete an Datenbanksystemen und beschäftigte sich mit der Entwicklung von Benutzerschnittstellen. Schon damals erkannte er, daß im Programmieren auch ästhetische Qualitäten verborgen sind, doch künstlerisch arbeitete er weiterhin konventionell mir Farben auf Leinwand und präsentierte seine Bilder gelegentlich in Soho. 1995 arbeitete er gemeinsam mit dem Schriftsteller Levi Asher, dem Autor der Web-Seite „Literary Kicks“ und es entstand der hypertextbasierte Essay „Chicken Wire Mother“ über ein Experiment des Psychologen H. Harlow, der junge Rhesusaffen statt mit ihrer Mutter mit einem Drahtgestell konfrontiert hatte. Ein weiters Internet-Projekt Napiers war „The Distorted Barbie“, in dem er die bekannte Puppe durch den Kakao zog, was ihm eine Klage des Spielzeugherstellers „Mattel“ bescherte. Später begann Napier, sich mit der unerwünschten Eigenschaft von Software zu beschäftigen, unvorhergesehene Ergebnisse zu produzieren (im allgemeinen werden diese Eigenschaften als Fehler bezeichnet). So entstanden Arbeiten wie der 1998 bei der „Ars Electronika“ ausgezeichnete „Shredder“ oder der „digital Landfill“. Der „Shredder“ ist ein spezielles Anzeigeprogramm für Web Seiten, das aus den Inhalten des Netzes „Kunst“ macht, indem aufgerufene Web-Seiten verfremdet werden und dadurch eine neue optische Qualität erhalten. „Digital Landfill“ ist ein virtueller Komposthaufen, bei dem die Besucher ihren Datenmüll entsorgen können: Auf der Web-Seite ist es möglich, Dateien zu hinterlassen, die sich überlagernd dargestellt werden und dadurch collagenartige Bilder entstehen lassen. Bei all seinen Arbeiten werden die Nutzer mit einbezogen, was besonders deutlich bei dem gemeinsam mit Andy Deck durchgeführten Projekt „Grafik Jam“ deutlich wird: Auf dieser Web Seite können mehrere Nutzer gleichzeitig zeichnen und malen ohne die Möglichkeit zu haben, miteinander in Kontakt zu treten. Weitere bekannte Projekte von Napier sind die Web Seite „Bau Dir einen ©Bot“ und „Feed“. Der „©Bot“ kann von den Besuchern der Seite aus vorhandenen Teilen zusammengestellt werden und „Feed“ funktioniert ähnlich wie eine Suchmaschine, nur wird hier die gefundene Seite, wie beim „Shredder“, verfremdet, eine Metapher für die „endlose Suche nach Schönheit und Spiritualität im World Wide Web“, wie das Magazin Wired schreibt.

Beitragsbild: Screenshot der Benutzeroberfläche des „Shredder“

Michael Mohr

Deutscher Internet-Unternehmer der ersten Stunde.

Als in Deutschland der Begriff „New Economy“ noch ein Fremdwort und auch das Internet nur unter Insidern bekannt war, hatte Michael Mohr schon eine konkrete Geschäftsidee im Kopf, an dessen Realisierung er Anfang 1993 ging. Der am dritten Januar 1969 in München geborene Mohr hatte schon als Schüler begonnen, sich mit Technik zu beschäftigen. Gemeinsam mit einem Freund gründete er im Alter von 15 Jahren unter der Bezeichnung „Buchstaller und Mohr“ eine Forschergruppe. 1970 erhielt Mohr für seine Arbeiten im Bereich der computergesteuerten Robotik den „Philip-Morris-Forschungspreis“. Während seiner Arbeit als Forscher hatte er immer wieder Probleme, preisgünstige Bauteile für seine Arbeit aufzutreiben. Natürlich kannte er auch das Internet und so entwickelte er die Idee einer weltweit verfügbaren Datenbank, welche die Beschaffung entsprechender Komponenten erheblich erleichtern würde. Im Januar 1993 gründete er in Starnberg bei München das Unternehmen „DCI Database for Commerce and Industry“, um seine Vision umzusetzen. Heute ist die Firma der größte Online Marktplatz dieser Art in Europa. 2.600 Hersteller, 20.000 Großhändler und 25.000 Fachhändler können aus über 260.000 Produkten auswählen. Bei DCI, dem „Unternehmen der dritten Generation des E-Commerce“, geben Firmen, die ein bestimmtes Produkt benötigen ein Gesuch auf. Eine selbstlernende Datenbank, für die Mohr und seine Kollegen fünf Patente halten, verknüpft die Anfrage mit den entsprechenden Angeboten, die dann dem nachfragenden Unternehmen zugeleitet werden. So kann ohne langwierige Recherche die passende Offerte ausgewählt werden. Für seine zukunftsweisende Geschäftsidee wurde Mohr im Jahr 1998 mit dem „e-Business Award“ der vom Computerhersteller IBM und vom Fernsehsender ZDF vergeben wird, ausgezeichnet. Er wurde in den Internet-Beirat der Bayerischen Staatsregierung berufen und vom Magazin „Wirtschaftswoche“ im Jahr 2000 zu den „Top 100 der New Economy“ in Deutschland gezählt. In seiner knappen Freizeit genießt Mohr, der südlich von München lebt und arbeitet, die dortige Fünf-Seen-Landschaft oder treibt Sport.

Paul Mockapetris

Amerikanischer Ingenieur, entwickelte das Domain Name System.

Die Popularität des World Wide Web ist ohne das heute gebräuchliche Namensystem der an das Netz angeschlossenen Rechner nicht denkbar. War es in den Frühzeiten des Internet nötig, die Adresse eines Rechners, zu dem eine Verbindung gewünscht wurde, als Zahlenkolonne einzugeben, genügt es heute, das Übertragungsprotokoll (etwa http), den gewünschten Internetbereich (z.B. www) und die Bezeichnung der Domain (schwarzkopf-verlag.de) einzugeben. Das heute gebräuchliche System geht auf Paul Mockapetris zurück. Der Ingenieur hatte Elektrotechnik und Informatik am ßßß MIT und an der Universität Irvine studiert. Nach seiner Promotion 1982 arbeitete er am Information Sciences Institute der Universität von Süd-Kalifornien. Von ßßß John Postel wurde er 1982 dazu angeregt, aus einigen entsprechenden Ideen ein neues Domain Name System, DNS, für das Netz zu entwickeln. Im November dokumentierte Mockapetris seine Ergebnisse in den RFC`s 881-883 (den Dokumenten, die der Netzgemeinde zur Diskussion gestellt werden) und schuf damit die Grundlage zu dem bis heute verwendeten System. Über Paul Mockapetris ist nicht viel bekannt. Er gehörte zu den Gründern des Netzwerkbetreibers „@Home“ und war bei diversen anderen Unternehmen engagiert. Auch war er bis 1998 Mitglied der IETF, der „Internet Task Force“, der Organisation, die für die Entwicklung und Standardisierung der Internetprotokolle verantwortlich ist. Er schied dort im Jahr 1998 aus, nachdem seine Vorschläge zur Dezentralisierung der Verwaltung des Internet und zur Erweiterung der Top Level Domains (dem System der „Endungen“ der Internetadressen) nicht verfolgt wurden. Er selbst sieht sich als Praktiker, der am liebsten an Aufgaben arbeitet, „bei denen es auf die Lösung ankommt.“