Steve Wozniak

Amerikanischer Computerspezialist, Mitbegründer von Apple.

Schon als Kind war der 1950 geborene Mitbegründer der Firma Apple der Faszination der Mathematik erlegen. Dies ging so weit, daß seine Mutter den kleinen Steve gelegentlich schütteln mußte, um ihn aus der Welt der Zahlen in die Realität zurückzuholen. Bereits im Alter von 13 Jahren gewann der begabte Tüftler und Amateurfunker einen Preis für die Konstruktion eines transinstorbasierten Rechners. 1973 brach er sein Studium an der Berkley Universität ab, um bei Hewlett Packard Microchips für Taschenrechner zu konstruieren. In seiner Freizeit baute er mit einem Freund die „Blue Box“, einen elektronischen Schaltkasten, der es ermöglichte, natürlich illegal, kostenlose Telefongespräche zu führen. Eines der ersten Gespräche soll Wozniak mit dem Vatikan geführt haben, wo er unter dem Pseudonym Henry Kissinger den Papst zu sprechen verlangte. Zu einem direkten Gespräch mit dem Papst kam es jedoch nicht. Als der Gesprächspartner Wozniak mitteilte, der Papst schlafe gerade, könne jedoch geweckt werden, beendete er das Telefonat. Bei HP lernte er auch Steven Jobs kennen, als dieser dort einen Ferienjob hatte. Jobs kümmerte sich von diesem Zeitpunkt an um den Verkauf der „Blue Box“. Als Mitglieder des Home-Brew Computer Clubs entwickelten sie den Apple I, der schließlich zur Gründung der Firma Apple führte. Woz, wie er genannt werden möchte, war für die Konstruktion zuständig und der umtriebige Jobs organisierte das Material. Im Februar 1981 verlor Steven Wozniak nach einem Flugzeugabsturz für einige Wochen sein Gedächtnis. Dieses Ereignis beeinflußte ihn sehr und er beschloß, in seinem Leben zukünftig andere Schwerpunkte zu setzen. Zunächst nahm er eine Auszeit von seiner Tätigkeit bei Apple Computer, bevor er die Firma 1985 endgültig verließ. Steve Wozniak setzte unter dem Pseudonym „Rocky Clark“, einer Kombination des Namens seines Hundes und dem Geburtsnamen seiner zweiten Frau, sein Studium in Berkley fort. 1982 und 1983 organisierte er unter der Bezeichnung „US-Festival“ zwei Rockkonzerte.1990 unterstützte er als Sponsor das erste Rockkonzert mit amerikanischen und sowjetischen Musikern im Stadion von Moskau, außerdem engagierte er sich in einer Initiative, die sowjetische Schulen mit Computern ausstattete. Der dreifache Vater widmet sich nach seinem Ausscheiden aus der Firma Apple als ehrenamtlicher Lehrer vor allem der Ausbildung von Unterstufenschülern, denen er etwas von seiner Begeisterung für die Computertechnologie vermitteln möchte. Hier kann er auch sein Faible für Streiche ausleben, die, wie er meint, jedoch nie destruktiv sein dürfen und kreative Energie freisetzten sollen. Diese Begabung konnte er schon während seiner Zeit bei HP nutzbringend verwenden, damals betrieb er von seiner Küche aus eine Witzhotline, über die er übrigens auch seine erste Frau kennenlernte. Seine Schüler legt er am liebsten herein, indem er ihnen für das erfolgreiche Bestehen eines Tests jeweils einen Mac verspricht, den sie sich nach getaner Arbeit in einem Nebenraum abholen können. Die Schüler, die sich schon als stolze Besitzer eines Apple Macintosh Computers sehen, finden nach getaner Arbeit im Nebenzimmer jedoch Bic Macs von Mac Donald‘s vor.

Beitragsbild: Von photo by Alan Light, CC BY 2.0,

The World

Erster öffentliche Provider für Einwahlverbindungen ins Internet.

Kurz nachdem „The World“ Ende 1989 begonnen hatte, seinen Kunden den Zugang zum Internet zu ermöglichen, sperrte die „National Science Foundation“, die für den Betrieb des Internet-Backbone in den USA zuständig war, der Firma den Zugang zur Hälfte des Netzes. Begründet wurde diese Maßnahme mit der Tatsache, daß das Internet durch Steuergelder finanziert worden war und der Zugriff durch ein kommerzielles Unternehmen unerwünscht sei. Als ob einem Taxiunternehmen untersagt würde, Fahrgäste zu einem öffentlichen Park zu bringen, wie Barry Shein, der Betreiber des Dienstes „The World“ meint. Erst nachdem immer mehr kommerzielle Unternehmen den Zugang zum Internet anboten, konnten auch die Kunden von „The World“ wieder das gesamte Netz nutzen. „The World“ war Teil der Firma „Software Tool & Die“ (Programme, Werkzeuge & Tod) die von Barry Shein und einem Kollegen Anfang 1989 in Boston gegründet worden war. Der 1953 in New York City geborene Barry Shein hatte die Computertechnik kennengelernt, als er in der 70-er Jahren zum Personal der Forschungsabteilung der Harvard School of Public Health gehörte. Dort arbeitete er an einem Projekt in dem ein Gerät zur Messung der Lungenfunktion mit einem Computer verbunden wurde. Später erhielt das Institut das Betriebssystem „UNIX“, und Shein entdeckte die Computertechnologie zunächst als Hobby. Später unterrichtete er Programmieren an der Berkeley Universität und arbeitete in der Computerindustrie. Seine Firma „Software Tool & Die“ bot Beratung, den Zugang zum Usenet und einen E-Mail-Service an. Als im August 1989 Rick Adams von UUNet darum bat, die Ausrüstung von Sheins Firma mitbenutzen zu dürfen, konnten Barry Shein und sein Partner im Gegenzug den Internetzugang von „UUNet“ verwenden, und „The World“ war geboren. Der Provider wird immer noch von Barry Shein in Boston betrieben. Daneben ist Shein, der auch in der Unix User Group (Usenix) aktiv ist, auch als technischer Redakteur tätig.

Beitragsbild: Screenshot der Firmenwebseite 1998

Wit Capital

Amerikanischer Online-Broker.

Der Online-Broker verdankt seine Entstehung der Vorliebe des amerikanischen Rechtsanwalts Andrew D.Klein für belgisches Bier. Der Absolvent der Harvard Law School fand gleich nach seinem Studium 1988 einen Job als Wirtschaftsanwalt in einer renommierten Kanzlei in Manhatten. 1993 kündigte er seinen Job und gründete die Spring-Street Brauerei, mit dem Ziel die amerikanischen Biertrinker von den Vorzügen des nach belgischem Rezept gebrauten Bieres zu überzeugen. Das WIT-Bier der Spring Street Brauerei war äußerst erfolgreich, so daß bald neues Kapital benötigt wurde. Da die Firma zu klein war, um für die großen Börsen von Interesse zu sein, beschloß Klein, Aktien der Firma selbst im Internet zu verkaufen, was zuvor noch niemand versucht hatte. Dafür entwickelte er aus einfachem HTML-Code eine Web-Seite, die eine Collage aus Firmenmotiven und ein Antwortformular, das ausgedruckt werden konnte, enthielt. Diese Aktion, die ihn monatlich nur 200 Dollar kostete, war ein riesen Erfolg, Interessenten meldeten sich sogar aus Süd-Afrika und Island. Im Zeitraum von Februar bis Dezember 1995 zeichneten 3500 Anleger Aktien im Wert von 1,6 Millionen Dollar. Nachdem die Seite aus dem Netz genommen wurde, erreichten die Brauerei jedoch weiterhin Anfragen von Interessenten, die Aktien der Brauerei kaufen oder verkaufen wollten. So entstand die Idee, als PR-Gag einen Handelsplatz im Internet zu etablieren, an dem Aktien der Spring Street Brauerei von Kleinanlegern gekauft und verkauft werden konnten, ohne dafür irgendwelche Gebühren oder Provisionen an Börsenmakler zahlen zu müssen. Außerdem sollte die Brauerei potentiellen Anlegern zuverlässige Informationen über ihre wirtschaftliche Situation bereitstellen. Auch diese Seite wurde mit einfachsten Mitteln realisiert und ging am 1.März 1996 unter der Bezeichnung Wit-Trade online, nachdem das Konzept in einem Internet-Café in East Village auf einer Party für Journalisten bekannt gemacht wurde. Auch Wit-Trade war ein großer Erfolg. Allerdings gab es Probleme mit der amerikanischen Börsenaufsicht, wo man sich nicht klar darüber war, ob Kleins Wit-Trade eine offizielle Genehmigung für den Börsenhandel benötigte oder nicht. Letztendlich bekam er jedoch eine Genehmigung für seine innovative Idee. Auch Wit-Trade war sehr erfolgreich und etablierte Firmen zeigten sich an Andrew Kleins Konzept interessiert. Die Vetreter von AOL, IBM, E*Trade oder eBroker waren von der einfachen technischen Lösung verblüfft. Andrew Kleins Konzept, Kleinanlegern den Aktienhandel unter Ausschaltung der Börsenmakler zu ermöglichen und dafür nur eine geringe Provison zu verlangen, gefiel ihnen jedoch weniger. So gründetete der Brauereibesitzer 1996 Wit-Capital, das neben dem Geschäft eines seriösen online Brokers auch Kleinanlegern die Möglichkeit gibt, selbständig ohne große Kosten mit Aktien zu handeln.

Beitragsbild: Screenshot der Webseite1998

Susanne Westphal

Deutsche Unternehmerin, „Preiswärter Online“.

Das Internet eröffnete dem Unternehmen Susanne Westphals völlig neue Möglichkeiten. Sie hatte Anfang 1994 in München die Firma „Preiswärter“ gegründet, eine Agentur, welche die günstigsten Preise für gesuchte Waren ermittelt. Susanne Westphal wurde am 14.08. 1970 in Mühldorf, Bayern, geboren. Mit dem Computer begann sie sich bereits im Alter von zwölf Jahren zu beschäftigen, als sie mit einem „Commodore 64“ zunächst spielte und wenig später die Programmiersprache „Basic“ lernte, wodurch ihr möglich wurde, selbst kleine Frage- und Antwort-Spiele zu programmieren. Sie studierte Betriebswirtschaftslehre in Frankreich und Deutschland, beendete das Studium jedoch nicht, sondern begann im Bereich Unternehmenskommunikation und Marketing zu arbeiten. Schon früh nutzte sie „Datex-J“ der Telekom zur Abwicklung von Bankgeschäften und zum Chat. Auch ihre Preisagentur war mit einem redaktionellen Beitrag in dem System präsent. 1996 ließ sie die Internet-Adresse „preis.de“ registrieren und begann das Geschäft auch über das Netz abzuwickeln. So wurde sie bald zur Galionsfigur und zum „Weiblichen Gründervorbild“ der „New Economy“ hochgejubelt, die bewies, „daß auch eine Frau, die zwei Kinder versorgt, ein Unternehmen aufbauen kann“, wie die „Wirtschaftswoche“ schrieb, auf deren Liste der „Top 100 der New Economy“ sie im Jahr 2000 auftauchte. Sogar auf einem Titel des Magazins „Der Spiegel“ war sie abgebildet. Ihr Unternehmen hat Susanne Westphal allerdings im Januar 2001 verkauft, denn ihr Konzept war „durch die kurzfristige Bereicherungsgier von Investoren“ zerstört worden. Inzwischen arbeitet sie bei dem Telekommunikationsunternehmen „group 3G“ in München. Ihre Freizeit verbringt sie am liebsten mit ihren zwei Kindern und ihrem Lebensgefährten. Sie liest gern und viel und hat auch zwei Bücher („Die erfolgreiche Existenzgründung“ und „Das ultimative Schnäppchenbuch“) veröffentlicht.

Karl-Ludwig von Wendt

Deutscher Unternehmer.

Immer häufiger stößt man im Internet auf Seiten, auf denen Fragen im direkten Dialog beantwortet werden. Sollten die Antworten auf die Dauer ein wenig einsilbig erscheinen, so ist das nicht unbedingt einem unwilligen Mitarbeiter zu verdanken. Es kann auch sein, daß ein sogenannter „Ligubot“ zum Einsatz kommt. Ein „Lingubot“ ist ein Programm, mit dem man sich in der natürlichen Sprache unterhalten kann. Das heißt, Besucher von Web-Seiten, die mit dieser Technologie arbeiten, können frei formulierte Fragen stellen, auf die sie dann eine mehr oder weniger brauchbare Antwort erhalten. Dabei sind die Antworten natürlich um so besser, je näher man sich mit dem Thema der Seite beschäftigt. Auch werden die „Lingubots“ mit der Zeit immer besser, denn die geführten „Gespräche“ werden ausgewertet und fließen in die weitere Arbeit des Programms ein. Ein Vorreiter dieser Technologie ist Karl-Ludwig von Wendts Firma „Kiwilogic“. Gesprächspartner, wie die Präsidentschaftskandidatin Jackie Strike von Politik digital, ein virtueller Barmixer einer Getränkefirma oder eine Animierdame beim Fernsehsender „Premiere World“ arbeiten mit dieser Technologie. Auch von Wendt steht den Besuchern der Web-Seite seiner Firma in virtueller Form entsprechend Rede und Antwort. Karl-Ludwig von Wendt wurde 1960 in Westfalen geboren. Er studierte Betriebswirtschaft und promovierte 1988 über künstliche Intelligenz und Expertensysteme. Er arbeitete als Berater bei der Unternehmensberatung McKinsey sowie bei einem Fernsehsender in München und gründete 1993 in Hamburg die Multimedia-Agentur Kiwi. Von 1996 bis 1999 war er außerdem Geschäftsführer einer Briefumschlagfabrik. Von Wendt erkannte, daß sich im Internet ein großer Bedarf an Kommunikation in natürlicher Sprache zwischen Anbietern und Kunden entwickeln würde, der jedoch mit realen Personen kaum wirtschaftlich bewältigt werden könne. So kam es gemeinsam mit dem Programmierer Olaf Voß zur Entwicklung eines entsprechenden Programmes. 1997 konnte dies auf den Internet-Seiten einer Hamburger Zeitung unter der Bezeichnung „Charlie“ erstmalig eingesetzt werden. Im September 1999 wurde schließlich die Firma „Kiwilogic“ zur Vermarktung der „Lingobots“ gegründet. Karl-Ludwig von Wendt ist verheiratet und hat drei Kinder. In seiner Freizeit entwickelt er Brettspiele oder beschäftigt sich mit elektronischer Musik.

The Well

Erste Online-Community

Als die „Wiege der Online Communities“, der Gemeinschaften im Internet, bezeichnet sich das „Whole Earth ‘Lectronic Link“, kurz „WELL“, in seiner Selbstdarstellung. Diese virtuelle Kommune ist dadurch bekannt geworden, daß sie sich als Treffpunkt für Intellektuelle, die der amerikanischen Alternativbewegung nahe standen, etablierte. Die Mitglieder stammten zum Beispiel von der legendären Kommune „The Farm“ oder waren Anhänger der Rockgruppe „Greatful Dead“. Auch ging von den Teilnehmern die Gründung der „Electronic Froniter Foundation“ („EFF“), die sich für die freie Meinungsäußerung im Internet einsetzt, aus. Ins Leben gerufen wurde „The Well“ 1985 von Lawrence (Larry) Brilliant und Steward Brand. Brilliant war in den 70-er Jahren im Alter von Mitte 20 dem Ruf eines Gurus nach Indien gefolgt, um die Blattern zu bekämpfen. Danach arbeitete er an der Universität Michigan und gründete eine Stiftung, die unter anderem von Steven Jobs finanziert wurde. Später gründete er das Unternehmen „Network Technologies“, das sich mit Computer-Konferenzsystemen beschäftigte. Der 1938 geborene Steward Brand war in den USA als Autor und Herausgeber des „Whole Earth Catalog“, einer Art Quelle-Katalog der Alternativbewegung, bekannt geworden. „The Well“ war eine Idee von Larry Brilliant, dessen Firma die technische Aussattung und 90 000 Dollar zur Verfügung stellte, während Brand die Mannschaft beisteuerte. Anfang 1985 ging das Projekt online. Der Alternativbewegung nahestehende Künstler, Computerfachleute und Wissenschaftler wurden aufgefordert, Diskussionsgruppen einzurichten und die Bedieneroberfläche zu gestalten. Dafür erhielten sie kostenlosen Zugang zu „The Well“. Zu den frühen Mitgliedern der Gemeinschaft gehört auch der Schriftsteller Howard Rheingold, der seine dort gemachten Erfahrungen in dem 1993 erschienenen Buch „Virtuelle Gemeinschaft“ beschreibt. Das Projekt entwickelte sich gut. Schon bald wurde der Zugang zum Usenet ermöglicht, und ein Jahr nach der Gründung konnte sich „The Well“ als Firma etablieren. 1992 wurde auch der Zugang zum Internet ermöglicht, und im Januar 1995 ging „The Well“ mit einer eigenen Seite im World Wide Web online. Nachdem bereits 1991 der Anteil von Larry Brilliant verkauft worden war, wechselte 1994 auch die andere Hälfte des Unternehmens den Besitzer. Inzwischen gehört „The Well“ zu Salon.com. Lawrence Brilliant ist als Risikokapitalist und in diversen Stiftungen tätig, während Steward Brand als Autor und Mitbegründer der „Long Now Foundation“, einer Stiftung, die durch das Projekt einer „Jahr 10 000 Uhr“ von sich reden macht. Damit soll auf die Notwendigkeit einer langsameren und nachhaltigeren Entwicklung der heutigen Zivilisation hingewiesen werden.

Beitragsbild: Screenshot der Webseite von „The Well.com“ 1999

Joseph Weizenbaum

Amerikanischer Informatiker und Gesellschaftskritiker.
(08.01. 1923 – 05.05. 2008)

„Das Internet ist wie ein riesiger Misthaufen“, in dem zwar durchaus Perlen gefunden werden könnten, was allerdings kritisches Denken voraussetzt. Dies sagt Joseph Weizenbaum, der in den 60-er Jahren durch das von ihm entwickelte Computerprogramm „ELIZA“ bekannt geworden ist. Die Software war in der Lage, einen schriftlichen Dialog „Scheinbar mit inhaltlichem Verständnis zu führen“ (Weizenbaum) und weckte unter technikgläubigen Psychotherapeuten die Vorstellung, Patienten schon bald computergestützt behandeln zu können. Joseph Weizenbaum wurde 1923 als Sohn jüdischer Eltern in Berlin geboren. 1935 emigrierte die Familie zu Verwandten in die USA. Weizenbaum studierte Mathematik an der Wayne University in Detroit. Dort kam er mit den ersten Computern in Berührung und wirkte auch an der Konstruktion eines Rechners mit. Von 1955 bis 1963 arbeitete er im Computerlabor der Firma „General Electric“. Dort war er an der Entwicklung eines automatischen Banksystems beteiligt und entwickelte eine Programmiersprache. 1964 kam er ans MIT , wo er 1970 Professor für Informatik wurde. Er begann, sich mit den Auswirkungen der Computertechnik zu beschäftigen und wurde zum Kritiker dieser Technologie. 1976 erschien sein Buch „Die Macht der Computer und die Ohnmacht der Vernunft“, in dem er seine Kollegen auffordert, ihr Handeln durch ethische Maßstäbe leiten zu lassen. Sein Credo lautet: „Wenn Du das, wofür Du arbeitest, mit eigenen Händen auch tun würdest, dann magst Du Deine Arbeit weiterführen. Wenn Du es nicht tun würdest, wenn Du zum Beispiel als Raketenbauer keinen Menschen mit der bloßen Hand umbringen magst, dann mußt Du mit Deiner Arbeit aufhören“. Weizenbaum gehört zu den Gründern der „Computer Professionals for Social Responsibility“ und des „Forums der Informatiker für Frieden und gesellschaftliche Verantwortung“. Seit 1988 ist er am MIT emeritiert, ist aber nach wie vor publizistisch und lehrend tätig. Er wendet sich vehement gegen eine Anschauung, die den Menschen als Maschine beschreibt. Auch der weit verbreiteten Meinung, das Internet sei ein gutes Mittel die Demokratie zu fördern, steht er skeptisch gegenüber: „Bei einem Volk, das nicht politisch gebildet und erzogen ist, helfen die Computer auch nicht mehr.“

Beitragsbild: Von Andreas Schepers from Darmstadt, Germany – Dropping Knowledge: Joseph Weizenbaum, Hans UszkoreitUploaded by Magnus Manske, CC BY 2.0,

Webvan

Amerikanischer Lebensmittelhandel im Internet.

„Werden die Leute Lebensmittel im Internet einkaufen? Jedenfalls nicht bei Webvan!“, so spottete das amerikanische Fachblatt „The Industry Standard“ über das Anfang Juli 2001 bankrott gegangene Unternehmen „Webvan“. Die Firma war 1996 gegründet worden und hatte den Internet-Wahn auf die Spitze getrieben, indem es während seines Bestehens eine Milliarde Dollar verpulverte. Bereits die Firmengründung war mit 400 Millionen Dollar angesehener Risikokapitalgeber finanziert worden. Gründer war Louis Border, der sich in den USA bereits mit der Buchhandelskette „Border Bookstores“ sowie einem Beratungs- und einem Investmentunternehmen einen Namen gemacht hatte. „Webvan“ setzte, im Gegensatz zu Peapod, von Anfang an nicht auf bestehende Einzelhandelsgeschäfte, sondern errichtete ein automatisiertes Auslieferungslager. Dort wurden die Waren verpackt, an Zwischenlager geliefert, um danach mit Kleinlastwagen zu den Kunden gebracht zu werden, wobei es allerdings häufig Terminschwierigkeiten gab. Hinzu kam, daß viele gewünschte Waren nicht angeboten wurden und „Webvan“ dadurch potentielle Käufer vergraulte. Im Aufsichtsrat des 1999 an die Börse gegangenen Unternehmens, das nach dem Motto „Umsatz um jeden Preis“ geführt wurde, saßen zum Beispiel der Chef von ßßß Yahoo und James Barksdale, der ehemalige Präsident der Firma Netscape. Dabei nahm man es offenbar als ganz natürlich hin, daß die Firma bei jedem Dollar, die sie umsetzte, einen Verlust von 43 Cents machte. Es war daher nur eine Frage der Zeit, daß dem Unternehmen das Kapital ausging. Die Geschäftsführung von „Webvan“ verkündete noch am Tag der Schließung der Firma, sie glaube an ihr grandioses Konzept und stellte fest, daß „Webvan“ seiner Zeit nur einige Jahre voraus gewesen sei. Louis Borders hatte die Firma bereits im Februar 2001 verlassen und seinen Aktienanteil im Wert von 2,7 Millionen Dollar verkauft. Man munkelt, er sei der anonyme Spender, der den 2000 ehemaligen Arbeitern von „Webvan“ eine Abfindung von jeweils 900 Dollar zukommen ließ.

Beitragsbild: Screenshot der Webseite 2001

Webmiles

Deutsches Unternehmen im World Wide Web.

Was in den 60-er und 70-er Jahren als Rabattmarken populär war, feiert in Zeiten des E-Commerce seine Auferstehung. Natürlich sagt man dazu jetzt neudeutsch, in Anlehnung an Rabattsysteme von Fluggesellschaften, „Webmiles“. Das Geschäftsmodell wird als ein „Online Prämiensystem für incentivierungsbezogene Kundenbindung und Kundengewinnung“ beschrieben. Mit anderen Worten: Wer bei einer der an dem System beteiligten Firmen etwas kauft, bekommt eine Belohnung, damit er wiederkommt. Diese Belohnung wird in Form von „Webmiles“ vergeben, die dann in verschiedene Prämien umgetauscht werden können. Eine Webmile hat einen Wert von 0,03 Euro. Die Prämien reichen vom Kugelschreiber für 250 bis zu einer Insel an der Ostküste Kanadas für eine Million Bonuspunkte. Die Punkte können jedoch nicht nur beim Kauf bei einem der angeschlossenen Unternehmen verdient werden. Wer sich bereit erklärt, Werbe-E-Mails zu empfangen, an Umfragen teilzunehmen oder Reklame per SMS an sein Mobiltelefon schicken zu lassen, wird ebenfalls belohnt. Gewinn möchte „Webmiles“ mit Provisionen der beteiligten Firmen machen. Die Geschäftsidee stammt von der Vorzeigeunternehmerin Loretta Würtenberger und ihren Freunden Patrick Boos und Dominik von Ribbentrop, die im April 1999 die Firma „Webmiles“ gründeten. Loretta Würtenberger hatte ihr Jurastudium in sechs Semestern absolviert, promoviert und wurde 1998, im Alter von 25 Jahren, Deutschlands jüngste Strafrichterin. Diese Tätigkeit gab sie jedoch nach einem Jahr auf und begann danach als Rechtsanwältin für Internet- und Wettbewerbsrecht in einer Münchener Kanzlei zu arbeiten. Erfahrungen als Unternehmerin hatte sie schon während ihrer Ausbildung gesammelt, von 1992 bis 1994 betrieb sie eine Textilimportfirma. Der 1967 in Hamburg geborene Patrick Boos hatte Betriebswirtschaft studiert und war vor der Firmengründung zuletzt in einer leitenden Position beim Fernsehsender SAT 1 tätig. Dominik von Ribbentrop, der 1963 in Wiesbaden geboren wurde, hatte nach einer Banklehre in England und Frankreich studiert. Danach arbeitete er als Firmenkundenberater und Investment-Manager. Das Firmenkonzept der drei ging auf. Im Jahr 2000 hatte „Webmiles“ schon über 500 000 Nutzer, und das Unternehmen konnte in Europa expandieren. Allerdings mußten die Ableger in Holland und Schweden Ende 2000 wieder geschlossen werden. In diesem Jahr erwarb auch die Firma Bertelsmann einen 70-prozentigen Anteil an der Firma. Es heißt, ohne diese Beteiligung wäre der Bestand von „Webmiles“ in Gefahr gewesen. Loretta Würtenberger hat sich mittlerweile aus der Geschäftsführung des Unternehmens zurückgezogen, sie ist inzwischen als Professorin für Betriebswirtschaftslehre tätig. Der Firma „Webmiles“ steht sie jedoch weiterhin als Beraterin zur Seite. Boos und von Ribbentrop sind nach wie vor in ihrem Unternehmen engagiert.

Beitragsbild: Screenshot der Seite 1999

Ronald Gerald Wayne

Mitbegründer von Apple.

Ronald Gerald Wayne war 41 Jahre alt, als er 1976 gemeinsam mit Steve Jobs und Steve Wozniak die Firma Apple Computer gründete. Jobs hatte Wayne bei Atari kennengelernt, wo er als Grafiker tätig war. Wayne behielt seinen Job bei Atari und verzichtete auch an einem 10% Anteil an der Firma. Er entwickelte nach Feierabend das erste Logo der Firma, eine Federzeichung, auf der Isaac Newton zu sehen war, der sich gegen einen Apfelbaum lehnt. Über Newtons Kopf war deutlich ein Apfel zu sehen, der sich offensichtlich gerade vom Baum löste. Der Rahmen der Zeichnung war mit einen Zitat aus einem Gedicht des englischen Dichters William Wordsworth versehen: „Newton… ein auf ewig durch die fremden Gefilde des Denkens reisender Geist… allein.“ Da dieser Entwurf nicht den Anforderungen eines Firmenlogos entsprach, wurde es schon bald von der bis heute bekannten Abbildung des angebissenen Apfels ersetzt, die von einer PR-Agentur stammt. Auch kümmerte Wayne sich um die Dokumentation des Apple I. Schon bald verließ er Apple gegen eine Entschädigung von 800 Dollar. Bis 1978 blieb er bei Atari und gründete 1980 nebenberuflich einen kleinen Laden für Briefmarken, Münzen und andere Sammlerobjekte. Wayne schloß das Geschäft jedoch bereits 1982 wieder und arbeitete bis zu seiner Pensionierung im August 1998 als leitender Ingenieur bei einem Unternehmen für Militärelektronik.
Als Rentner betreibt er im Internet einen kleinen Handel für Münzen und Briefmarken. Auf die Frage, ob er es nicht im nachhinein bereue die 10%ige Beteiligung an Apple ausgeschlagen zu haben, die ihn vermutlich zum Multimillionär gemacht hätte, antwortetet er in den neunziger Jahren: „Ich hatte niemals Probleme mit Reue. Mit den Informationen, die ich damals hatte, habe ich jedenfalls die bestmögliche Entscheidung getroffen. Mein Beitrag war nicht so bedeutend – also habe ich auch keinen Grund, mich betrogen zu fühlen“.

Beitragsbild: Von Kottke_Wayne.jpg, Aljawad, Nightscream, CC BY-SA 3.0,