Claudia Klinger

Deutsche Designerin, Herausgeberin eines der ersten deutschen Magazine im Internet.

Daß das World Wide Web nicht nur ein Tummelplatz für Geschäftemacher und Glücksritter ist, beweist Claudia Klinger, die das Netz als Möglichkeit betrachtet, weltweit zu kommunizieren oder Menschen, ohne Rücksicht auf Ländergrenzen, zu begegnen. Sie wurde 1954 in Ulm geboren und wuchs in Wiesbaden auf. Nach dem Abitur begann sie ein Juarastudium, was sie jedoch abbrach, da es nicht ihren Neigungen entsprach. 1979 kam sie nach Berlin, wo sie Kommunikationsdesign an der Hochschule der Künste studierte. Ihr Talent zum Schreiben, Gestalten und Organisieren nutzte sie beim Engagement in der Mieter- und Hausbesetzerbewegung. Außerdem war sie Kneipenbesitzerin und gab in Kreuzberg eine eigene Zeitung heraus. Als Gestalterin kam sie natürlich nicht umhin, sich Anfang der 90-er Jahre mit der Computertechnik zu beschäftigen. Zunächst eignete sie sich das Wissen durch die Lektüre diverser Fachzeitschriften an und ergriff dann die Möglichkeit, sich zur EDV-Fachkraft fortzubilden. Sie war bereits zwei Jahre mit dem BTX-System der ßßß Telekom online, als sie 1995 das World Wide Web entdeckte. Ihr war klar, daß das Netz eine phantastische Möglichkeit bietet, Geschriebenes zu veröffentlichen, mit anderen Menschen in Kontakt zu treten und diese zu eigenem Tun anzuregen. Klinger gab einen Job als Projektleiterin für Umweltkampagnen auf, um sich fortan den „unendlichen Weiten“ des Internet zuzuwenden. Über ihre Erfahrungen berichtete sie zunächst für diverse Printmedien. 1996 stellte sie „Human Voices“ ins Netz, eine Textsammlung, welche die Leser zum Mitmachen aufforderte. Wenig später folgte das Magazin im Internet „Missing Link“. Hier wurden philosophisch essayistische Beiträge über Gott und die Welt und natürlich über das Word Wide Web veröffentlicht. Claudia Klinger ist außerdem Co-Autorin des „Midas Online ABC“, einem Buch, das sich mit den kulturellen und philosophischen Strömungen im Internet beschäftigt und außerdem dessen technische Grundlagen erläutert. Das Werk kann auch im Internet als „Webwunders online ABC“ aufgerufen werden. Weitere Projekte sind ein „Digital Diary“, ein Tagebuch „Vom Leben auf dem Land und in den Netzen“ sowie das „Webwriting Magazin“, dort werden Texte über das Publizieren im Internet veröffentlicht, wobei der Inhalt und nicht die Technik im Vordergrund steht. Seit 1997 ist Claudia Klinger selbständige Web-Designerin und Internet-Beraterin, sie lebt inzwischen auf dem Land in Mecklenburg.

Jorn Barger

Jorn Barger

Amerikansicher Programmierer, erster Blogger im WWW
„Weblogs sind wie Signalfeuer, durch die von Berggipfeln aus Nachrichten von Ort zu Ort gesendet werden“ sagt der 1953 in Yellow Springs geborene Jorn Barger.
Die Schule absolviert er auf einem Antioch-College, einer Schule, in der auf Noten verzichtet wird und die Schüler satt dessen schriftliche Beurteilungen über ihre Fortschritte bekommen. Der naturwissenschaftlich und mathematisch begabte Jorn erlernte früh die Programmiersprachen Fortran und Snobol. 1973 wurde ihm während seines ersten Teilzeitjobs in einem Computerlabor klar, daß er durch die Beschäftigung mit der Programmierung in eine künstliche Welt eintauchte, was ihn von der Selbsterkenntnis abhalten würde. Für einige Jahre entsagte er der Programmiertätigkeit und beschäftigte sich mit Psychologie, ohne die wissenschaftlichen Methoden und den menschlichen Geist außer acht zu lassen. Dazu bemühte er auch ein Modell zur Simulation menschlicher Emotionen, das auf der Nachahmung der Geschehnisse des Schlafsaals eines College beruhte und das er selbst programmiert hatte. Dabei erkannte er die Unmöglichkeit, die menschliche Persönlichkeit in Form von Gleichungen darzustellen. Er entwickelte ein Modell zur Computersimulation des menschlichen Verhaltens, welches auf Beschreibungen aus der Literatur basierte. Dieses Modell nannte er „Robot Wisdom“ (Automatische Weisheit), um die Paradoxie des Vorhabens hervorzuheben. Einige Jahre lebte er in einer Kommune, der „Farm“, bevor er sich erneut der Tätigkeit eines Programmierers zuwendete. 1997 entdeckte er das Internet als eine „unermeßlich große, im Dunkeln liegende Schatzkammer“. Um „Licht in das Dunkel“ zu bringen, richtete er mit dem „Robot Wisdom Weblog“ den ersten Weblog ein, eine kommentierte Liste zu ausgewählten Web-Sites, die ständig aktualisiert wird. Außerdem beschäftigt er sich mit den neuen Ausdrucksformen, die das Netz bietet. So gibt er zum Beispiel Tips zur sinnvollen Gestaltung von online-Biografien. Er kritisiert das W3 Konsortium „Sehen Sie sich ihre unlesbare Web-Site an“ und erteilt selbst Ratschläge zur guten Gestaltung von Hypertextdokumenten. (unter anderem gibt es auf seiner Seite die „HyperTerrorist Checklist of WWWeb Design Errors“). Für die Zukunft wünscht er sich, daß die Web Designer sich angewöhnen, Artikel nicht mehr über mehrere Seiten zu umbrechen und daß die beim Surfen im Internet verbrachten Stunden nicht mehr als verlorene Zeit betrachtet werden müssen.

Beitragsbild: Jorn Barger 2008 by Robotwisdom , Public Domain, Link