Kim Schmitz

Auch als „Kimble“ bekannter Unternehmer und Ex-Hacker.

„Jenny Elvers der New Economy“, so nannte „Der Spiegel“ den in München ansässigen Kim Schmitz, der stets darauf bedacht ist, der Klatschpresse Material zu liefern. Auf seiner privaten Web-Seite, dem „Spiegelbild von Kims Träumen, die er lebt, anstatt sie zu träumen“ finden sich eine Unzahl von Fotos, die den 150 Kilo schweren 2-Meter-Mann im schwarzen Maßanzug in Gesellschaft schöner Frauen, mit teueren Autos oder in exotischen Gegenden, zeigt. Schmitz, dessen Firmen und Beteiligungen auf einen Gesamtwert von über 200 Millionen Mark geschätzt werden, leistet sich diesen Lebensstil, um seinen Neidern, von denen er ständig beleidigende E-Mails erhält, eins auszuwischen. Kim Schmitz, wurde 1974 in Kiel als Sohn eines Kapitäns geboren. Schon im Alter von zwölf Jahren drang er mit Hilfe seines Amiga Computers in die Datenbank einer Versicherung ein. Später betrieb er unter dem Decknamen „Kimble“ eine der größten Hacker- Mailboxen für illegale Software. Außerdem soll er in die Systeme diverser Firmen und Organisationen, wie der „NASA“ oder der ßßß Telekom, eingedrungen sein. Auch beschaffte er sich Calling-Card-Nummern von amerikanischen Telefongesellschaften, wodurch er kostenlos telefonieren konnte. Doch im März 1994 wurde er verhaftet, jedoch im Jahr 1998 nur zu einer Bewährungsstrafe verurteilt, was zu vielerlei Spekulationen Anlaß gab. Er wird bezichtigt, mit dem Verfassungsschutz zu kooperieren und es heißt, er habe nach seiner Verurteilung das Mobilfunknetz der „Telekom“ geknackt, was ihm einen lukrativen Beratervertrag von diesem Unternehmen eingebracht haben soll. Sicher ist, daß er die Firma „Data Protect“ gegründet hat, ein Unternehmen, das Sicherheitslücken in Computersystemen aufdeckt und zu dessen Kundenkreis auch die Firmen gehören, deren Rechner er als Hacker illegal besuchte. Der TÜV Rheinland hat inzwischen eine 80-prozentige Beteiligung an der Firma erworben. Weitere Unternehmen von Schmitz sind die Firmen „Megacar“, die sich mit dem Tunig und der Ausrüstung von Limousinen der Marke „Mercedes“ mit Multimediatechnik beschäftigt, und „Kimvestor“, ein Unternehmen das sich mit dem „Entwickeln von Startups“ befaßt.

Beitragsbild: Screenshot von Schmitz Webseite 2000

Karl Matthäus Schmidt

Deutscher Banker, Gründer des Onlinebrokers ConSors.

ConSors, der 1994 von Karl Matthäus Schmidt gegründete Discount Broker hat das etablierte Wertpapiergeschäft in Deutschland ganz schön durcheinandergebracht. War es bis dato gerade für Kleinanleger recht unbequem und kostspielig, mit Wertpapieren zu handeln, so konnte bei ConSors erstmals jedermann ganz einfach derartige Geschäfte tätigen. Die Idee kam Karl Matthäus Schmidt und seinem Freund Reiner Mauch schon während des Studiums der Betriebswirtschaftslehre in Nürnberg. Die beiden waren Mitglieder eines studentischen Invenstment-Clubs und ärgerten sich über die hohen Gebühren, welche die Banken beim Wertpapierhandel einstrichen. Auch die Beratung, die zu diesem Geschäft gehörte und die Kosten in die Höhe trieb, paßte ihnen nicht: Sie hatten den Eindruck, daß „die Kundenbetreuer auch nicht mehr wußten, als in „Börse Online“ stand.“ Sie beschlossen, daran etwas zu ändern und so kam es am 13. Juni 1994, mit Unterstützung des Vaters von Karl Matthäus Schmidt, zur Gründung von ConSors, einer „Bank für normale Bankkunden, die ihr Leben ein Stück weit selbst in die Hand nehmen wollen“ wie Schmidt es ausdrückt. Zu diesem Zweck richtete ConSors im Internet auch ein sogenanntes „Broker Board“ ein. Dort können Experten und solche, die sich dafür halten, zum Beispiel Anlagetips geben. Dies kann dazu führen, daß Aktienkurse steigen und fallen, was unerfahrene Kleinanleger, die vom großen Geld träumen, schnell in Bedrängnis bringen kann. „Das Internet lebt davon, daß es eine freie Welt ist, wir wollen die Nutzer nicht gängeln, indem wir jeden Beitrag vorher lesen.“ wird Schmidt zu diesen Vorgängen im „Spiegel“ zitiert. Zunächst wurden die Geschäfte von ConSors über Fax und Telefon abgewickelt, 1995 wurde das „T-Online Brokerage“ eingeführt und seit 1996 sind die Geschäfte über das Internet möglich. Was in einem 16 Quadratmeter großen Büro in einem ehemaligen Nürnberger Hotel begann, hat sich inzwischen zum börsennotierten Marktführer mit 900 Angestellten entwickelt, denn das Geschäftsprinzip von ConSors hatte den Nerv der Zeit berührt. Eigentlich ist ConSors kein selbständiges Unternehmen, sondern eine Zweigstelle der Schmidt Bank. Nur dadurch war es möglich, die Idee des Disount-Brokers schnell in die Tat umzusetzen. Das traditionsreiche Bankhaus Schmidt Bank wurde 1828 von dem Tuchmachersohn Carl Matthäus Schmidt gegründet, der zuvor mit Heilkräutern gehandelt hatte. Noch heute befindet sich das Geldinstitut im Besitz der Familie. Karl Matthäus Schmidt wurde 1969 als jüngstes von drei Geschwistern in dieser Familie in Hof geboren. Nun lebt er mit seiner Ehefrau, die aus verarmtem Adel stammt, auf ihrem Familiensitz nahe Nürnberg. Er besuchte die Waldorfschule in Nürnberg, in dieser Stadt leistete er auch seinen Wehrdienst und studierte. Schon als Kind interessierte er sich für den Wertpapierhandel, mit seinem Vater spielte er im Alter zwischen zwölf und 16 Jahren an der Börse. Aber auch gestalterische Fähigkeiten werden ihm nachgesagt. So soll Karl Matthäus Schmidt in seiner Schulzeit auch schon den Berufswunsch des Designers geäußert haben, Unternehmer wollte er jedoch schon immer werden.

Stephan Schambach

Deutscher Unternehmer, Mitbegründer der Firma Intershop.

„Ostdeutschlands E-Commerce Revolutionär“ („Business Week“) oder „Web-Popstar“ („Net-Business“), kein Superlativ scheint gut genug, um Stephan Schambach, den Mitbegründer des Vorzeigeunternehmens „Intershop“, zu charakterisieren. Er wurde am 1. August 1970 in Erfurt geboren. Dem technisch begeisterten Schüler wurde jedoch der Zugang zum Gymnasium und Studium verwehrt, daher begann er 1987 in Jena ein Fachschulstudium im Fachbereich Laboratoriumstechnik für Physik. Als Elektronikbastler hatte er sich bereits durch den Bau von Lichtorgeln und Verstärkern einen Namen gemacht, die in der Jenaer Disco Szene als Qualitätsarbeit galten. Während seiner Ausbildung schloß er sich einer Gruppe an, die westliche Computer nachbaute, und am 9. November 1989, dem Tag der Grenzöffnung zwischen den beiden deutschen Staaten, wurde er auf der „Messe der Meister von Morgen“ ausgezeichnet. Nach dem Fall der Mauer stellte einer seiner Lehrer den Kontakt zu Udo Stanja her, der für ein Firmenprojekt einen Computerexperten suchte. Stephan Schambach brach seine Ausbildung ab, und es kam 1991 zur Gründung der „Hard & Soft Stanja KG“, einem Unternehmen, das mit Computern handelte. Doch schon 1992 kehrte Schambach diesem Betrieb den Rücken zu und gründete mit Wilfried Beeck und Karsten Schneider die Firma „NetConsult“, aus der später das erfolgreiche Unternehmen „Intershop“ hervorging. Zum Aufbau der Firma in den USA ging Schambach im April 1996 auf Wunsch seines Kapitalgebers in die Vereinigten Staaten, fast ohne Englischkenntnisse. Dort gelang es ihm, mit Hilfe des Finanziers Burgess Jamieson, das Unternehmen zu einem der führenden Anbieter von Software für den Handel im Internet zu machen. Stephan Schambach hat sich vom etwas linkischen Computerbastler zum Visionär der „New Economy“ gemausert. Man sagt ihm nach, daß er die, in Führungskreisen eher ungewöhnliche Fähigkeit besitzt, seine eigenen Defizite zu erkennen. So holte er zum Beispiel den ehemaligen „Compaq“-Chef Eckhard Pfeiffer als Aufsichtsratvorsitzenden zu „Intershop“, da er erkannte, daß sein mit Computerslang durchsetztes Englisch mit deutschem Akzent für Verhandlungen mit amerikanischen Unternehmen nicht förderlich ist. Aus demselben Grund soll er auch sein leichtes Übergewicht abgebaut haben. Stephan Schambach lebt mit seiner Frau und drei Kindern in Kalifornien nahe San Francisco. Bereits 1997 wurde er vom kalifornischen Gouverneur mit dem „California Governors IT Entrepreneurial Excellence Award“ ausgezeichnet.

Razorfish

Amerikanische Internetagentur.

Während des Rummels um die „New Economy“ war auch der Name der Firma Razorfish in aller Munde. In den einschlägigen Publikationen wurde das Unternehmen als „Digital Solutions Provider“ oder „e-Integrator“ bezeichnet. Die Firma selbst sieht sich als „Globaler Dienstleister für strategische digitale Kommunikation“ und der Mitbegründer von „Razorfish“, Jeffrey Dachis, bezeichnete das Unternehmen in einem Interview mit der „Computerwoche“ schlicht als „Unternehmensberatung“. „Razorfish“ entwickelt Strategien für Unternehmen, die im Internet tätig sein wollen, und beteiligt sich auch bei deren technischen und gestalterischen Umsetzung. Gegründet wurde die Firma 1995 von dem 1966 geborenen Jeffrey Dachis und Craig Kanarick. Dachis, der sechs Geschwister hat, die alle in unterschiedlichen Bereichen selbständig sind, zeigte sich schon in der High School vielseitig interessiert: Er machte eine Radiosendung, beteiligte sich am Schulfernsehen, wirkte in 30 Theateraufführungen mit und verkaufte gemeinsam mit seinen Geschwistern Gebrauchtwagen. Neben seinem Studium, er hat einen Bachelor-Abschluß in Tanz und Theaterliteratur und ein Examen aus dem Bereich „performing arts administration“, machte er sich mit der Werbeagentur „In Your Face“ selbständig. Nach seiner Ausbildung arbeitete er in einer Firma eines seiner Brüder, einem Geldtransfer-Service für Glücksspielunternhemen. 1994 lernte er bei Craig Kanarick das World Wide Web kennen. Kanarick war ein Schulfreund von Dachis, er hatte Informatik und Philosophie an der Universität von Pennsyslvania studiert und einen Abschluß in „visual studies“ am MIT gemacht. 1995 gründeten die Freunde „Razorfish“. Kanarick verstand es, das Image einer ausgeflippten Agentur aufzubauen, die sich um die „Digitalisierung der Welt“ kümmert, und das Unternehmen wurde bald zu den sogenannten „Fast Five“ gerechnet, einer Gruppe von Beratungsunternehmen, die frühzeitig den Internet-Boom erkannt hatten und davon profitierten. Zu den Kunden von „Razorfish“ gehörten Unternehmen wie „Ford“ oder „Giorgio Armani“. Die Agentur vergrößerte sich durch den Kauf anderer Firmen und expandierte unter anderem auch nach Deutschland. 1999 ging „Razorfish“ schließlich an die Börse. Das rasante Wachstum bekam dem Unternehmen jedoch nicht gut: Kunden beschwerten sich über schlechte Leistungen, und auch der abflauende Internet-Boom ging nicht spurlos an der Agentur vorbei. Das Unternehmen, das seit seiner Gründung steigende Gewinne gemacht hatte, rutschte Ende 2000 in die roten Zahlen und mußte 400 seiner weltweit 1900 Mitarbeiter entlassen. Anfang 2001 zogen sich Dachis und Kanarick schließlich aus der Geschäftsleitung zurück.

Beitragsbild: Screenshot der WEbseite 1997

Priceline

Amerikanisches Unternehmen im Internet.

Die Idee ist simpel und im Internet leicht durchzuführen: Ein Kunde gibt an, wieviel er für eine Ware oder Dienstleistung bezahlen möchte und ein Vermittler versucht, ihm das Gesuchte zu besorgen. So ein Vermittler ist das 1996 von ßßß Jay Walker gegründete Unternehmen „Priceline“, das 1998 online ging. Jay Walker machte sich dabei die Tatsache zunutze, daß immer wieder Plätze in Flugzeugen nicht gebucht werden oder Hotelzimmer leer bleiben. Die Unternehmen sind dann häufig gern bereit, die freien Kapazitäten zu einem günstigen Preis abzugeben. „Priceline“ begann zunächst mit der Vermittlung von Flugkarten und Hotelzimmern und weitete das Geschäft schon bald auf die Finanzierung von Immobilien, Vermittlung günstiger Anbieter vonFerngesprächen und den Verkauf von Neuwagen aus. Eine Erweiterung des Sortiments auf Lebensmittel und Benzin, die unter der Bezeichnung „WebHouse Club“ an den Start gegangen war, wurde im Februar 2001 wieder geschlossen. Überhaupt hat das Unternehmen seine Expansionspläne ad acta gelegt, nachdem der Aktienkurs, der zunächst von 16 auf 162 Dollar stieg, Mitte 2000 auf knapp zwei Dollar gefallen war, und auch Gewinn wurde noch nicht erzielt. „Priceline“ fand natürlich auch Nachahmer, in Deutschland zum Beispiel die Firmen „Ihrpreis“ oder „Tallymann“. In den USA gründete Microsoft mit „Expedia“ ein ähnliches Unternehmen. Doch Walker hatte seine Geschäftsidee in den USA patentieren lassen, als ob sich jemand die Idee „Eis in transportablen Kühltaschen zu verkaufen“ schützen ließe („Computerwoche“). „Priceline“ verklagte Microsoft wegen Patentrechtsverletzung, was Bill Gates mit dem Hinweis, Walker könne sich gern in die Schlange all jener einreihen, die ähnliche Prozesse gegen Microsoft führten, kommentierte. Der Prozeß endete im Januar 2001 jedoch mit der Vereinbarung, daß „Expedia“ künftig Lizenzgebühren an „Priceline“ zahlen werde.

Beitragsbild: Screenshot der Webseite 1999

Pick Point

Deutscher Dienstleister für Internethändler.

Als Trittbrettfahrer des Internet-Boom betätigt sich die Firma „Pick Point“: Das Unternehmen liefert Pakete von Firmen aus, die ihre Waren im World Wide Web feilbieten. Das Besondere daran ist, daß die Sendungen nicht zu den Bestellern nach Hause geliefert werden, sondern zu ausgewählten Geschäften, den „Pick Points“, bei denen die Lieferungen dann abgeholt werden können. Die „Pick Points“ sind Läden mit besonders langen Öffnungszeiten, wie Tankstellen, Videotheken oder Sonnenstudios, wodurch die Kunden unabhängig von Zustell- und Öffnungszeiten der Post werden sollen. Benachrichtigt werden die Empfänger vom Eintreffen des Paketes bei einem zuvor ausgewählten „Pick Point“ per SMS oder E-Mail. Die teilnehmenden Läden erhalten eine kleine Aufwandsentschädigung, das Geschäft wird ihnen allerdings mit der Aussicht auf neue Kunden schmackhaft gemacht. Die Idee stammt von dem damals 28 Jahre alten Unternehmensberater Hartmut Bischofs, der sich darüber ärgerte, daß seine im Internet gemachten Bestellungen immer dann eintrafen, wenn er unterwegs war. Gemeinsam mit seinem Zwillingsbruder Christoph und drei gleichaltrigen Kollegen wurde „Pick Point“ im Juni 2000 mit Unterstützung des Unternehmens „D.Logistics“ in Darmstadt gegründet. Ein erster Versuch im Rhein Main Gebiet verlief erfolgversprechend, und inzwischen wird das Netz der Pick Points auf die ganze Bundesrepublik ausgedehnt.

Pierre Omidyar

Amerikanischer Informatiker, Gründer von eBay.

„Hier ist mehr Reichtum entstanden, als eine Familie jemals braucht, also sollte man den Rest verschenken“ meint Pierre Omidyar, der mit seinem Unternehmen eBay innerhalb kürzester Zeit ein Milliardenvermögen verdient hat. Der Unternehmer und seine Frau haben begonnen, ihr Geld gemeinnützigen Zwecken zuzuführen. Dabei sollen Projekte gefördert werden, welche den Gemeinschaftssinn der Gesellschaft stärken, der in den USA weitgehend verloren gegangen sein soll, wie Omidyar meint. Pierre Omidyar wurde 1968 in Paris geboren und kam im Alter von sechs Jahren in die USA, als sein Vater eine Stelle am Medical Center der John Hopkins University, Maryland, annahm. Bereits auf der High-School bewies er sein Talent als Programmierer, als er für die Schulbibliothek ein Programm zum Bedrucken der Karteikarten entwickelte und dafür immerhin einen Stundenlohn von sechs Dollar erhielt. Omidyar studierte Informatik an der Tufts University in Medford, Massachusetts, und nahm nach seinem Studienabschluß 1988 eine Stelle als Programmierer beim Apple-Ableger „Claris Software“ an. 1991 gründete er gemeinsam mit drei Freunden die „Ink Development Corporation“, ein Unternehmen, das sich mit der Entwicklung von Systemen zur Dateneingabe mit Hilfe von Stiften beschäftigte. Die Firma wurde später in „eShop“ umbenannt und 1996 von Microsoft gekauft. 1995 arbeitete Pierre Omidyar bei dem Telekommunikationsunternehmen „General Magic“, als seine damalige Freundin und heutige Ehefrau Pamela Wesley ihm von ihren Schwierigkeiten mit ihrem Hobby erzählte. Pamela war eine begeisterte Sammlerin von PEZ-Brausebonbon-Spendern, sie beklagte sich darüber, daß sie an ihrem Wohnort nicht genügend Tauschpartner für ihre Sammelobjekte fand. Pierre versprach, Abhilfe zu schaffen und richtete auf seiner privaten Homepage ein Forum ein, das den Tausch der Objekte ermöglichte. Am 1. September 1995 ging die Seite unter der Bezeichung „Auction Web“ online. Die Seite war recht erfolgreich und zog so viele Besucher an, daß der Provider dem Programmierer Omidyar nahelegte, seinen Zugang zu erweitern, was natürlich mit Kosten verbunden war. Um mit dieser Freizeitbeschäftigung kein Verlustgeschäft zu machen, begann er von den Nutzern der Seite eine kleine Gebühr zu fordern, was der Beliebtheit der Seite jedoch keinen Abbruch tat. Als der Erlös aus dem Geschäft im Frühjahr das Einkommen Omidyars aus seiner Tätigkeit bei „General Magic“ zu übersteigen begann, kündigte er diesen Job und fing an sich ganz dem Unternehmen, das inzwischen als „eBay“ firmierte, zuzuwenden. Das Magazin „Forbes“ zählte Pierre Omidyar im Jahr 2000 unter die 50 reichsten Amerikaner, und die Sammlung seiner Frau ist inzwischen auf über 400 Bonbon-Spender angewachsen.

Jason und Matthew Olim

Amerikanische Unternehmer.

Bereits die ersten 14 Dollar, die Jason und Matthew Olim im August 1994 mit ihrem Internet-Unternehmen „CDnow“ verdienten, steckten sie wieder in die Firma. Ihre kluge Geschäftsstrategie ließ das Unternehmen zu einem der größten Händler im Internet werden, der schließlich mit dem Musikclub „Columbia House“, einer Tochtergesellschaft von Sony / Time Warner, fusionierte und im Jahr 2000 von Bertelsmann übernommen wurde. Die Zwillingsbrüder Jason und Matthew Olim wurden am 22. Juni 1969 in Ambler geboren. Jason studierte Informatik an der Brown University und arbeitete von 1992 bis 1994 als Softwareentwickler. Sein Bruder Matthew machte 1994 an der Columbia Universität einen Studienabschluß als Astrophysiker. Die Geschäftsidee stammt von Jason. Er hatte von einem Freund eine CD mit Musik von Miles Davis bekommen und war auf der Suche nach weiteren Aufnahmen des Musikers. Er war es jedoch bald leid, sich in den Schallplattengeschäften durch dicke Kataloge zu wühlen und kam so auf die Idee, eine entsprechende Datenbank im Internet zu veröffentlichen. Matthew, der technisch Interessiertere der zwei, programmierte die Datenbank, während sich Jason um die Vermarktung kümmerte. Im August 1994 ging „CDnow“ vom Keller des elterlichen Hauses aus online. Als Startkapital dienten 1500 Dollar, die Jason für den Kauf einer Gitarre gespart hatte. Zunächst verkaufte die Firma überhaupt nichts, sondern fungierte lediglich als Vermittler zwischen Käufern und Verkäufern. Als man begann, die gesuchten CDs zu verkaufen, war das Geschäft erfolgreich und bot schließlich neben einer Auswahl aus 500.000 Titeln auch Musikkritiken und als erster Online-Händler auch noch Samples auf ihrer Web-Seite an. 1998 veröffentlichten die Olim-Brüder in den USA ein Buch, in dem sie das Geheimnis ihres Erfolges beschreiben und zur Nachahmung einladen. Eines ihrer Erfolgsrezepte lautet, die Web-Seiten so zu gestalten, daß die Benutzerfreundlichkeit über alles geht, nach dem Motto: Auswahl, Information, Bequemlichkeit.

Beitrasgbild: Screenshot der CDnow-Webseite 1998

Netslaves

Computersklaven, die Arbeiterklasse der New Economy.

Der aus den USA nach Europa herüberschwappende Internet-Hype versprach auch hierzulande Tausende neuer Arbeitsplätze mit der Möglichkeit bei kreativer Tätigkeit schnell reich zu werden oder über Aktienoptionen mit spätestens Mitte 30 in den Ruhestand gehen zu können. Die Wirklichkeit sieht leider anders aus. Bill Lessard und Steve Baldwin beschreiben in einem Buch mit dem Titel „Computersklaven“ den Arbeitsalltag all derer, die in fröhlicher Selbstausbeutung schuften wie verrückt, es aber trotzdem niemals zum Millionär bringen werden und die sie „Computersklaven“ nennen. Darunter sind Selbständige, die jedem Auftrag hinterherlaufen müssen, genauso wie desillusionierte Weltverbesserer, die in Großunternehmen als Rädchen im Getriebe enden und an überflüssiger Software arbeiten. Sämtliche Namen in diesem Buch sind verändert, können aber von Insidern unschwer realen Firmen und Personen zugeordnet werden. Auch in Deutschland hat sich ein Arbeitsmarkt gebildet, in dem man im Alter von 35 Jahren schon zum alten Eisen gehört, da man nicht mehr in der Lage oder willens ist, 80 und mehr Stunden wöchentlich zu arbeiten. Die Firma wird zur Ersatzfamilie, der flexible Mensch der „New Economy“ ist selbstredend bereit, seinen Feierabend bis zum St.-Nimmerleins-Tag hinauszuschieben, wenn ein aktuelles Projekt es verlangt, und natürlich wird auch der Wohnort den Wünschen des Arbeitgebers entsprechend gewählt. So antiquierte Institutionen wie Gewerkschaften stören da nur. Doch mit dem Abflauen der Konjunktur der „New Economy“ machen sich inzwischen auch Web-Designer und Programmierer so ihre Gedanken über akzeptable Arbeitsbedingungen. Wie man hört, haben die Angestellten des Vorzeigeunternehmens Amazon Ende 2000 über die Gründung eines Betriebsrates nachgedacht, als der Aktienkurs der Firma rapide sank und der virtuelle Wert der Optionsscheine niemanden mehr über untertarifliche Stundenlöhne hinwegtröstete.

Paulus Neef

Deutscher Marketingspezialist, Mitbegründer der Firma „Pixelpark“.

Von der Presse wird Paulus Neef als Symbolfigur und Vordenker der „New Economy“ gefeiert, und Mitarbeiter loben seine Begeisterungsfähigkeit für sich und andere, aber auch, daß er bei allem Erfolg menschlich geblieben sei. Er selbst sieht sich als Brücke zwischen Mensch und Technik („Net Business“). In den USA sieht man ihn nüchterner als Chef „der größten europäischen Firma für Web-Design“. Paulus Neef wurde 1960 in Gütersloh als eines von fünf Kindern einer Spanierin und eines Deutschen geboren und wuchs in Recklinghausen auf. Er studierte Publizistik und Marketing in Madrid und Berlin und machte 1989 einen Abschluß als Diplom Medienberater. Nach seinem Studium arbeitete er unter anderem bei dem ersten digitalen Fernsehsender „SK4“. Der Betreiber des Berliner Stadtradios 100,6, Ulrich Schamoni, produzierte ein Regionales Fernsehprogramm, das komplett im Computer entwickelt wurde. Die Sendungen bestanden aus Texten, Fotos und animierten Werbeclips. Ein im Computer animierter Frosch führte durch das Programm. Bei „SK4“ lernte Neef den Diplom-Designer und Animationsspezialisten Eku Wand kennen. (dessen Diplomarbeit, eine Computeranimation zu Ernst Jandl wurde inzwischen auf über 80 Medienfestivals gezeigt und erhielt zahlreiche Auszeichnungen). Neef und Wand erkannten das Potential der interaktiven Medien, kündigten bei „SK4“ und gründeten eine eigene Werbeagentur für Multimedia, die sie „Pixelpark“ nannten. Sie nahmen im März 1991 in einem Wilmersdorfer Hinterhof ihre Arbeit auf. Dort hatten sie eine Wohnung als Teilgewerbe gemietet und mußten stets darauf achten, daß in einem Nebenraum eine Matratze lag, damit bei eventuellen Kontrollen das „Wohnen“ bewiesen werden konnte. Die Geschäfte entwickelten sich gut, „Pixelpark“ hatte Aufträge von Firmen wie ßßß Apple oder Schwäbisch Hall. Der Durchbruch gelang ihnen mit dem „Musikmaster“ für die Firma ßßß Karstadt. Dieses Kiosksystem beinhaltete eine an das Warenwirtschaftssystem der Firma angeschlossene Datenbank und erlaubte es den Kunden, an einem Monitor ausgewählte Musikvideos zu betrachten. „Pixelpark“ war damit zum Trendsetter im Bereich Multimedia geworden, die Firma residierte inzwischen in einer Fabriketage, und bei den jährlich stattfindenden legendären Pixelparties gab sich die Multimediaszene ein Stelldichein. 1993 hatte das Unternehmen 25 Mitarbeiter und Neef wollte weiter expandieren. Wand, dem „dies alles zu schnell ging“, schied aus der Firma aus. Inzwischen hat „Pixelpark“ weltweit etwa 1000 Mitarbeiter und ist eine Aktiengesellschaft, an der ßßß Bertelsmann eine Mehrheitsbeteiligung hält. Paulus Neef ist verheiratet und lebt in Berlin. Seine Frau begleitet ihn regelmäßig auf seinen Geschäftsreisen, denn der Workaholic ist kaum in der Lage, Zeit mit ihr zu verbringen. Aufgrund von Mißmanagement mußte „Pixelpark“ im Mai 2001 etwa 20 Prozent seiner Mitarbeiter entlassen und sein Büro in den USA schließen. Der Betriebsrat der Firma wurde über die Entwicklung nicht wie vorgeschrieben umfassend informiert. Dabei war das Unternehmen bislang immer wieder als Beispiel für kollegialen Führungsstil gelobt worden.