Karlheinz Brandenburg

Deutscher Softwarespezialist, enwickelte mp3.

Karlheinz Brandenburg

Es ist noch gar nicht so lange her, da hörten Karlheinz Brandenburg und die Mitarbeiter seiner Arbeitsgruppe Bernhard Grill und Harald Popp ständig den Song „Tom`s Diner“ von Susan Vega („….I am sitting in the morning at the diner on the corner…“) Dieses a capella vorgetragene Lied eignet sich besonders gut dafür, die Qualität des von Brandenburg entwickelten Kompressionsverfahrens für Audio-Dateien, MP3, zu testen. Bei dem Verfahren werden für das menschliche Ohr unhörbare Töne aus den Sounddateien entfernt. Dadurch wird es möglich, diese auf ein Zehntel ihrer ursprünglichen Größe zu komprimieren und so zum Beispiel digitalisierte Musikstücke in Windeseile über das Internet zu übertragen. Aber auch für den digitalen Rundfunk bietet MP3 unschätzbare Vorteile: Musik kann in HiFi-Qualität übertragen werden und es ist möglich zehnmal so viele Radioprogramme auszustrahlen. Karlheinz Brandenburg wurde 1954 in Erlangen geboren. Nach seinem Abitur 1973 studierte er an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg technische Elektronik. Dort kam er mit der Idee von Professor Dieter Seitzer, seinem späteren Doktorvater, in Berührung, Musik über Telefonleitungen zu übertragen. Brandenburg, dem die Kombination von Elektronik und Musik schon immer großen Spaß gemacht hatte, begann sich mit dieser Frage zu beschäftigen und konnte 1989 seine Promotion zu diesem Thema vorlegen. Nach einem Aufenthalt in den USA, wo er von 1989 bis 1990 bei AT&T beschäftigt war, kehrte er zunächst an die Universität Erlangen-Nürnberg zurück, wo er bis 1993 alsAkademischer Rat auf Zeit tätig war. Danach arbeitete er als Abteilungsleiter beim Fraunhofer-Institut für Integrierte Schaltungen (IIS-A) Erlangen. Im September 2000 wurde er zum Professor an der TU Ilmenau berufen. Am Frauenhofer Institut entstand die Software, die eine Revolution im Musikvertrieb einläuten sollte. 1995 stellten Brandenburg und seine Kollegen das Programm als Shareware zum Download ins Internet. Die Software verbreitete sich wie ein Lauffeuer und löste den bekannten Boom aus. Inzwischen ist es gang und gäbe, kopierte Musikstücke, unter Umgehung der Musikindustrie, über das Internet zu verteilen. In den USA wurden Firmen gegründet, die sich der neuen Technologie bedienten und rasch Millionen machten, wie etwa MP3.com von Michael Robertson: Diese Plattform für Online-Musik hatte 1999 einen Wert von zwei Milliarden Dollar. Hätte Karlheinz Brandenburg wie ein Geschäftsmann gehandelt, könnte er längst vielfacher Millionär sein, doch er besitzt noch nicht einmal eine Aktie eines Unternehmens, das mit seiner Erfindung reich geworden ist. Für seine Entwicklungen erhielt er allerdings verschiedene Auszeichnungen, zuletzt den Deutschen Zukunftspreis 2000. Ein Vertreter der Musikindustrie verglich die Wirkung von MP3 auf den Musikmarkt mit der Entwicklung der Atombombe für die Menschheit: Eine neue Technologie, die nicht mehr rückgängig gemacht werden kann, tritt auf den Plan. Schon 1995 wurde Karlheinz Brandenburg gefragt, ob er mit der neuen Technik die Musikindustrie zerstören wolle. Er vertrat die Ansicht, sie werde nicht zerstört, sondern nur verändert.

Beitragsbild: Von Christliches Medienmagazin pro; derivative work: KreuzschnabelCC BY 3.0,

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