Amerikanischer Wissenschaftler.
„Ein System des kollektiven Denkens und der Informationsverarbeitung, das sich in Echtzeit selbst organisiert.“ So begründeten die Preisrichter des renommierten europäischen Medienkunstfestivals „Ars Elektronika“ 1995 die Vergabe der Golden Nica an die Web-Seite „Idea Futures“. Diese Web-Seite geht auf eine Idee des amerikanischen Wissenschaftlers Robin Hanson zurück. Der 1959 geborene Hanson machte sich als graduierter Student der Physik und Wissenschaftsphilosophie im Jahr 1984 Gedanken über Möglichkeiten, wie in der Gesellschaft unterschiedliche Ideen entfaltet werden können. Er brach seine Studien an der Universität ab und schloß sich einer Gruppe Gleichgesinnter an, die ähnliche Probleme diskutierte. Dort beschäftigte er sich mit einem Hypertextsystem, welches es zum Beispiel erlauben sollte, alle Stellungnahmen zu einem veröffentlichten Schriftstück aufzufinden. 1988 fand das Projekt Unterstützung von ßßß Ted Nelsons Xanadu. Doch Hanson zweifelte inzwischen am Sinn dieser Entwicklung und wendete sich einer neuen Idee zu. Dabei ging es darum, einen Weg zu finden, zuverlässige Voraussagen zur Entwicklung von Wissenschaft und Technik zu machen. Es wurde das Konzept eines Wettbüros entwickelt, bei dem über die Zukunft von Wissenschaft und Technik gewettet werden sollte. Wenn Geld im Spiel sei, würden die Teilnehmer an so einer Veranstaltung vorurteilsfrei urteilen, so Hansons Annahme. Die erwirtschafteten Gewinne sollten der Forschung zur Verfügung gestellt werden. Er beschäftigte sich intensiv mit dieser Idee, die er „Idea Futures“ nannte. Er entwarf ein Brettspiel, das die Idee umsetzen sollte, und begann an einem E-Mail-basierten System zu arbeiten. Doch fehlten ihm die finanziellen Mittel für eine professionelle Realisierung, und er fand auch keine Möglichkeit, die Gesetzte zur Veranstaltung von Glücksspielen zu umgehen. Seinen Lebensunterhalt verdiente er während dieser Zeit in der Forschung im Bereich der künstlichen Intelligenz, zunächst bei dem Unternehmen Lockheed und dann bei der NASA. 1993 gab er die Arbeit an Idea Futures auf und begann ein Studium der Sozialwissenschaften. 1994 erfuhr eine Studentengruppe der Universität Calgary, die sich unter dem Namen „Bio Simulation“ mit wissenschaftlichen Themen beschäftigte, von Idea Futures. Die Gruppe beschloß, die Idee im World Wide Web umzusetzen und nahm Kontakt mit Robin Hanson auf. So wurde das Konzept schließlich mit virtuellem Spielgeld im Internet realisiert und fand bei der Veröffentlichung Ende 1994 reges Interesse. Inzwischen ist die Veranstaltung im Internet unter der Bezeichung „Foresight Exchange“ zu erreichen. Die Wetten reichen von der Annahme, daß der Inernetbuchhandel Amazon bis zum Jahr 2002 sein Geschäft aufgegeben haben wird, über die Voraussage eines dritten Weltkrieges vor 2050 bis zur Prophezeiung, daß das Universum eines Tages in sich zusammenfällt. Die Mitspieler bestimmen durch ihren Wetteinsatz, für wie wahrscheinlich sie das Eintreffen des Ereignisses halten. Die Ergebnisse werden anhand von Kurven dargestellt, so wird zum Beispiel deutlich, daß Anfang 1999 unglaubliche 70 Prozent der Teilnehmer einen menschlichen Klon vor dem Jahr 2005 für möglich hielten, während es Anfang 2001 nur noch knapp 20 Prozent waren. Die Voraussage, daß ßßß Microsoft von der Firma Sun aufgekauft werden wird, trifft dagegen auf keinerlei Zustimmung. Robin Hanson arbeitet seit 1999 an der wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät der Universität Fairfax. Er ist verheiratet und hat zwei Söhne.