Deutscher Psychologe, Initiator des ersten Free-Net in Deutschland.
Für sein Vordiplom mußte der am 15.05. 1944 in Karlsbad geborene Walter Kugemann im Jahr 1966 Matritzen berechnen. Er benutzte dafür eine mechanische Rechenmaschine mit zwei Rechenwerken. Anschließend sagte er sich, daß ein Computer ihm die Arbeit sicher wesentlich erleichtert hätte. Also besuchte er den ersten Programmierkurs der Hochschule, der für Nicht-Ingenieure angeboten wurde. Nach Beendigung seines Studiums an der Universität Erlangen-Nürnberg im Jahr 1968 war er dort zunächst als Wissenschaftlicher Assistent für Experimentelle Psychologie und Methodologie und dann im Bereich „Entwicklung und Erprobung von Studiensystemen im Medienverbund“, also der Anwendung neuer Technologien im Bereich des Lernens, tätig. Er promovierte 1974 zu diesem Thema und widmet sich seitdem intensiv dieser Aufgabe. Mit dem Aufbau von Forschungsnetzwerken in aller Welt wurde natürlich auch die Nutzung des Internet für die Ausbildung interessant, und Dr. Kugemann beschäftigte sich seit 1986 mit dem E-Learning, wobei die Netzwerkprotokolle und die Technologie aus den USA kamen. 1990 berichtete Peter Beck, der als studentische Hilfskraft an der Universität Erlangen-Nürnberg arbeitete, über das FreeNet, welches er bei einem Aufenthalt in den USA kennengelernt hatte. Dies brachte Walter Kugemann auf die Idee, ein solches Netz auch in Deutschland zu etablieren und damit den kostengünstigen Zugang zum Internet, für das sich damals hauptsächlich Computer- oder Kommunikationsfreaks interessierten, auch für andere Teile der Bevölkerung zu ermöglichen. Dabei sollten vor allem Frauen, ältere Menschen und Schulen angesprochen werden. So entstand das „Free-Net Erlangen -Nürnberg“ (FEN), das 1990, drei Monate nach dem Free Net der Technischen Universität Helsinki, seinen Betrieb aufnahm. Die technische Realisierung wurde dabei von Peter Beck übernommen. Im Rahmen der Initiative „Zukunft Bayern“ des Bayerischen Wirtschaftsministeriums wurde das FEN Ende 1993 vorgestellt. Dies gab den Anstoß zu weiteren Initiativen, die schließlich zur Entstehung der Bürgernetze in Bayern führten. Auch die Projekte des E-Learning haben sich entwickelt. Inzwischen gibt es die „Virtuelle Hochschule Bayern“ die fast ein komplettes Studium über das Internet ermöglicht. Dr. Kugemann warnt vor einer Entwicklung, die große Teile der Bevölkerung von der Nutzung des Internet und den Chancen, die es bietet, ausschließt und so zu einer gespaltenen Gesellschaft führt. Die Aufgabe, für die Teilhabe aller Bürger am Netz zu sorgen, vergleicht er mit der Einführung der allgemeinen Schulpflicht in Deutschland.