Kanadischer Ingenieur, Gründer eines virtuellen Friedhofes.
(1964 – 1997)
Im April 1995 ging der „World Wide Cemetery“, der Friedhof im Word Wide Web, ans Netz. Was hier makaber und wie eine geschmacklose Geschäftsidee erscheint, ist durchaus ernst gemeint: Kibee, der Schöpfer des Friedhofes, litt an Leukämie und die Diagnose lautete, daß er nicht mehr lange leben würde. Der erste Verstorbene, der im Internet „bestattet“ wurde, war jedoch nicht Kibee selbst, sondern sein an AIDS gestorbener Freund und Lebenspartner Victor Joseph Bombardieri. Michael Stanley Kibee hatte am Ende seines Lebens das Internet entdeckt und sich dort unter anderem in Mailinglisten zum Thema seiner Krankheit engagiert. Als eine letzte Therapie ihm noch ein wenig Aufschub verschaffte, baute der Ingenieur sich zunächst einen eigenen schlichten Sarg aus Holz und konzipierte dann mit einem Freund den virtuellen Friedhof, als Vermächtnis an die Online-Gemeinde. Auch war dies für ihn eine Möglichkeit, sich mit dem Tod und dem Sterben auseinanderzusetzen. Auf dem virtuellen Friedhof sollte es die Möglichkeit geben, von überall her gestorbener Freunde und Verwandten zu gedenken. Gegen eine geringe Gebühr können dort „Gräber“ eingerichtet werden, die neben einem Text auch Bilder und Multimediadateien enthalten können. Ferner ist es möglich, den einzelnen Einträgen „Blumen“ in Form von Texten zuzuordnen. Das Projekt erregte großes Aufsehen und die Presse berichtete weltweit über Michael Kibee. So kam es, daß Kibee, nicht wie er es zunächst vermutet hatte, eines der ersten Gräber belegte, sondern der Friedhof bei seinem Tod bereits 94 Einträge aufwies. Inzwischen wird dort zum Gedenken an über 200 Personen aus aller Welt aufgerufen, wobei das Spektrum vom im zweiten Weltkrieg gefallenen Soldaten bis zum wenige Tage nach der Geburt verstorbenen Säugling reicht.
Beitragsbild: Screenshot der Gedenkseite für Kibee 1999