Cobion

Von drei deutschen Mathematikern gegründete Firma, sucht und analysiert Bilder.

Vor fast 20 Jahren wurde der Begriff Musterkennung häufig mit dem Überwachungsstaat in Verbindung gebracht, befürchtete man doch, daß derartige Systeme die Möglichkeit bieten würden, den Bürger auf Schritt und Tritt zu überwachen. Inzwischen ist die Entwicklung weit vorangeschritten, doch Software, die Einzelheiten in komplexen Bildern erkennen konnte, gab es bislang noch nicht. Nun hat die Firma Cobion diese Lücke gefüllt, ihr Ziel ist es, eine Software zu entwickeln, die selbständig komplette Bildinhalte erkennt und in der Lage ist, Ergebnisse wie“ Mädchen im blauen Kleid auf einer grünen Wiese“ zu liefern. Ganz soweit ist es noch nicht, doch die Software von „Cobion“ kann in komplexen Bildern bereits Logos und Symbole ausmachen. Hier liegt auch eines der Geschäftsfelder der Firma: Das Internet kann gezielt nach bestimmten Inhalten durchsucht werden, um beispielsweise Produktpiraten und anderen Urheberrechtsverletzern auf die Schliche zu kommen. Zu diesem Zweck stehen im Rechenzentrum der Firma inzwischen fast 1000 Rechner, die rund um die Uhr damit beschäftigt sind, den Inhalt aller Web-Seiten des Internets zu analysieren und die Ergebnisse in einer Datenbank abzulegen. Mit der Suchmaschine „VISOO“ kann auf diesen Bestand zugegriffen und Motive anhand ihres Dateinamens gesucht werden. In den Bildern kann man natürlich auch nach bestimmten Inhalten suchen: So wurde Mitte 2000 festgestellt, daß es im Internet 50000 Hakenkreuzabbildungen gibt. Die Software eignet sich aber auch dafür, mittels einer Firewall ein Firmennetz von unerwünschten Inhalten, etwa pornografischer oder faschistischer Art, abzuschirmen. Die drei Firmengründer wurden 1970 geboren und lernten sich an der Forschungsgruppe für Neuronale Netzwerke an der Gesamthochschule Universität Kassel kennen, wo sie Mathematik studierten. 1997 gründeten sie die Firma „Only Solutions“, die sich mit industrieller und medizinischer Bildverarbeitung beschäftigte. Zum Beispiel entstand eine Software, die beim Abfüllen von Flaschen erkennen konnte, ob das Haltbarkeitsdatum auf die richtige Stelle des Etiketts gedruckt worden war. 1999 beschlossen Jörg Lamprecht, René Seeber und Carsten Werner ihre Erfahrungen in der Bildanalyse auf Alltagsbilder auszuweiten, und „Cobion“ war geboren. Während die Grundlagen der Bilderkennungssoftware, die den menschlichen Sehgewohnheiten nachempfunden wurde, von Carsten Werner stammen, kümmert sich Jörg Lamprecht um Marketing und Vertrieb. René Seeber ist für Software-Entwicklungen, das Produktmanagement und die Systemtechnologie des Rechenzentrums verantwortlich. In naher Zukunft soll es möglich sein, auch Filme nach bestimmten Schauspielern zu durchsuchen. Natürlich erlaubt es eine solche Software dann, etwa polizeilich gesuchte oder andere mißliebige Personen aufzufinden. Doch das wird „Cobion“ lieber den Behörden überlassen und sich der kommerziellen Nutzung ihrer Software widmen.