Felix Somm

Schweizer Manager, baute Compuserve Deutschland auf.

Im Herbst 1995 bewies die deutsche Justiz, wie wenig sie vom entstehenden Internet und World Wide Web verstand: Drei Kleinbusse mit Polizeibeamten fuhren beim Büro des Internet-Providers „CompuServe“ in München vor. Sie durchsuchten die Geschäftsräume, auf der Suche nach jugendgefährdendem Material, das in den Newsgroups von „CompuServe“ aufgetaucht war. Natürlich konnte kein Material beschlagnahmt werden, und der Geschäftsführer von „CompuServe Deutschland“ sorgte sofort dafür, daß die entsprechenden Seiten in den USA gesperrt wurden. Zunächst waren fünf und dann weitere 282 Newsgruppen von dieser Maßnahme betroffen. Bis zum März 1996 wurden bei dem Provider 13 illegale Bilder und drei indizierte Spiele gefunden, und am 26. Februar 1997 wurde Klage gegen Felix Somm erhoben. Obwohl sogar die Staatsanwaltschaft auf Freispruch plädierte, wurde er „wegen Beihilfe bei der Verbreitung kinderpornografischer und volksverhetzender Inhalte zu zwei Jahren Haft und einer Geldstrafe von 100.000 DM verurteilt. Der zuständige Amtsrichter Wilhelm Hubbert hob hervor, daß „Profit- und Profilierungsstreben“ im „Kampf um Kunden und Marktanteile“ zur Verbreitung der unliebsamen Inhalte geführt hätten. Es war ihm offenbar nicht klar, daß eine vorsorgliche Überprüfung aller Inhalte von CompuServe so gut wie unmöglich war. Seine Entscheidung wurde nicht nur im Ausland, wo man von Deutschland als Vorreiter bei der Zensur im Internet sprach, sondern auch von allen politischen Parteien in der Bundesrepublik mit Kopfschütteln zur Kenntnis genommen. Bei der Berufung, im Jahre 1999, wurde Felix Somm dann auch freigesprochen. Zu dieser Zeit war Somm allerdings nicht mehr bei „CompuServe“. Gemeinsam mit seiner Frau, die er bei „CompuServe Deutschland“ kennengelernt hatte und einem weiteren Partner gründete er 1998 in der Schweiz die Firma „Somm.com“, ein Unternehmen, das Plattformen für den E-Commerce entwickelt. Felix Somm wurde am 31. August 1963 in Münsterlingen am Bodensee im Schweizer Kanton Thurgau geboren. Als Gymnasiast machte er seine ersten Erfahrungen am Computer mit einem Commodore TRS 80. Während seines Betriebswirtschaftsstudiums mit Schwerpunkt Marketing an der Universität St. Gallen arbeitete er mit verschiedenen Anwenderprogrammen und hatte über das European Academic Network auch Zugang zum Internet. Als Studienprojekt startete er eine Mailbox für Marketingleute, und für seine Diplomarbeit „Marketinginformationssysteme für Produktmanager“ entwickelte er ein Informationssystem, das online zugängliche Statistiken über die Marktanteile von Nähmaschinenherstellern verwendete. Dabei wurde er von der Firma „Radio Schweiz AG“ unterstützt, die den Onlinedienst „datastar“ unterhielt, der Informationen für Unternehmen bereithielt. Nach seinem Studium begann Felix Somm bei dieser Firma, die in einem Joint Venture einen Informationsdienst für Konsumenten aufbauen wollte. Aus diesem Projekt wurde nichts. Somm ging zu „CompuServe“, für das er die deutsche Dependance des Unternehmens aufbaute. Die Erfahrungen, die er dort gesammelt hatte, ermutigten ihn später zum Aufbau seiner eigenen Fima. Auf die immer wieder auftauchende Frage, ob er der Felix Somm sei, antwortet er immer wieder: „Ja ich bin der Felix Somm, der nichts mit Kinderpornografie zu tun hat.“

Tsutomu Shimonura

Amerikanischer Computersicherheitsexperte, überführte Kevin Mitnick.

Der Skiurlaub, den sich Tsutomu Shimonura Ende 1994 gegönnt hatte, wurde durch einen Anruf seines Assistenten unterbrochen, der ihm mitteilte, ein Hacker sei in Shimonuras Rechner am Supercomputer Center der Universität von San Diego, SDSC, eingedrungen. Dies war doppelt unangenehm, denn Shimonura war ein bekannter Sicherheitsexperte, der 1992 Aufsehen erregt hatte, als er dem amerikanischen Kongreß Sicherheitslücken der Mobiltelefone demonstrierte. Der 1964 in Japan geborene Tsutomu Shimonura wuchs in den USA auf, da sein Vater, ein Meeresbiologe, eine Professur an der Princeton Universität erhalten hatte. Der außergewöhnlich intelligente Junge hatte zwar weder die High School noch das College abgeschlossen, aber trotzdem ein Stipendium für das „California Institute of Technologie“ erhalten, wo er unter anderem Physik beim Nobelpreisträger Richard Feynman studierte. Er spezialisierte sich auf Parallelrechner, arbeitete für den Computerhersteller „Thinking Machines“ und das Kernforschungszentrum der USA. Seit 1989 ist er am SDSC beschäftigt. Der ungebetene Besucher seines Rechners Ende 1994 hatte zwar so gut wie alle Spuren verwischt, doch gelang es Shimonura trotzdem, den Angriff zu rekonstruieren. Der Eindringling, der sich einer komplizierten Technik bediente, kam immer wieder und hinterließ sogar gehässige Sprachbotschaften auf dem Rechner. Aber schließlich gelang es dem Sicherheitsexperten, seine Spur zurückzuverfolgen und im Februar konnte Kevin Mitnick verhaftet werden. Shimonura verarbeitete seine Erlebnisse, gemeinsam mit dem Journalisten John Markoff, der sich bereits in einem Buch ausführlich mit Mitnick beschäftigt hatte, in dem Buch „Data Zone“. Dort entwirft Shimonura von sich das Bild eines „Yuppie Hackers“, wie das Netzmagazin „Telepolis“ es nennt, der im Stil eines Westernhelden gegen das Böse, in Gestalt von Kevin Mitnick, kämpft.

Kevin David Mitnick

Amerikanischer Hackerstar.

Als Kevin Mitnick im Januar 2001 aus dem Gefängnis entlassen worden war, hatte er für einen Computerfreak bittere Jahre vor sich, denn seine Strafe sah unter anderem vor, daß er bis zum Jahr 2003 weder einen Computer noch ein Telefon benutzen durfte. Er war 1999 nach viereinhalbjähriger Untersuchungshaft neben einer Gefängnis- und einer geringen Geldstrafe auch zu dieser ungewöhnlichen Buße verurteilt worden. Schon im Jahr 1988 hieß es von ihm, daß er „verwahrt und von Computern ferngehalten werden müsse.“ Damals war er zum wiederholten Mal wegen Eindringens in fremde Computersysteme verurteilt worden. Dabei hatte er jedoch niemals finanziellen Gewinn aus den so gewonnenen Kenntnissen erzielt, sein Motiv war die „geistige Herausforderung“ und das „Verlangen nach Wissen“. Kevin Mitnick hatte eine eher triste Kindheit, seine Eltern, ein Schallplattenpromotor und eine 19-jährige Kellnerin, trennten sich, als Kevin drei Jahre alt war. Er wuchs einige Zeit bei seiner Großmutter auf, da seine Mutter den Lebensunterhalt für die Familie verdienen mußte. Bis zu seinem elften Lebensjahr mußte der Junge regelmäßig Beruhigungsmittel einnehmen, um seine Hyperaktivität zu zügeln. In der Schule schloß er sich einer Gruppe von „Phone Phreakern“ an, die dem legendären Captain Crunch nacheiferten, der die Telefongesellschaften mit Hilfe einer Trillerpfeife überlistete, um kostenlose Gespräche zu führen. Im Alter von 16 Jahren drang er das erste Mal unberechtigt in den Schulrechner ein. Wenig später gelangten Kevin und seine Freunde über das Arpanet in den Computer der amerikanischen Luftverteidigung. 1981 wurde er erstmals zu einer Haftstrafe verurteilt, da er und ein Freund bei der Telefongesellschaft „Pacific Bell“ eingebrochen waren, um Handbücher und Informationsmaterial zu stehlen. Schon bald nach Verbüßung der Strafe wurde Mitnick erneut bestraft, da er schon wieder ins Arpanet eingedrungen war. Danach lebte er einige Zeit unter falschem Namen in Nordkalifornien, da er bei einem früheren Arbeitgeber regelmäßig Telefon- und Scheckbetrug begangen hatte. 1985 begann Kevin Mitnick ein Studium am „Computer Learnig Center in Los Angeles“. Dort lernte er auch seine Freundin kennen, die er im Mai 1987 heiraten wollte, doch dazu kam es zunächst nicht, da er sich schon wieder als Hacker betätigt hatte. Zwar wurde er nur zu einer Bewährungsstrafe verurteilt, aber es wurde für ihn zusehends schwieriger, eine Arbeit zu finden. Trotzdem konnte er nicht vom Hacken lassen und 1988 wurde er mit Hilfe eines Freundes, der sich vom FBI hatte anwerben lassen, auf frischer Tat ertappt. An die einjährige Gefängnisstrafe, zu der er nun verurteilt wurde, schloß sich ein Rehabilitationsprogramm für jüdische Ex-Kriminelle an, das ihn von seiner „Computersucht“ befreien sollte. 1991 erschien das Buch zweier Journalisten „Cyberpunk: Outlaws and Hackers on the Computer Frontier“, dessen erster Teil sich mit Kevin Mitnick beschäftigte und ihn auf einen Schlag berühmt machte. 1992 tauchte er unter, da er vom Büro seines Arbeitgebers in den Computer einer Bank eingedrungen war, was jedoch bemerkt wurde. Nachdem das FBI zunächst einen anderen Hacker auf Mitnick angesetzt hatte, der ihn zu ungesetzlichen Handlungen anstiften sollte – was mißlang – wurde Mitnick zum Sündenbock, dem man alle entsprechenden ungeklärten Fälle in die Schuhe schob. Am 4. Juli 1994 erschien in der New York Times eine Titelgeschichte über Mitnick (inzwischen gibt es neben Büchern sogar einen Film über ihn), da es ihm gelungen war, über die Telefonzentrale des FBI die Gespräche der Agenten abzuhören, die mit seinem Fall befaßt waren. Im Oktober 1994 wurde er aufgespürt, als er in das Telefonnetz von Seattle eingedrungen war, um kostenlos zu telefonieren, doch entging er knapp seiner Verhaftung.. Mitnick trieb weiterhin im Cyberspace sein Unwesen und wurde schließlich von dem Sicherheitsexperten ßßß Tsotumo Shimonura überführt, nachdem er in den Computer des San Diego Supercomouter Center (SDSC) eingedrungen war, für dessen Sicherheit Shimonura die Verantwortung trug. Shimonura entdeckte den Eindringling, es war ihm schließlich möglich, ihn ausfindig zu machen, und am 15. Februar 1995 wurde er verhaftet. Man beschuldigre Mitnick, einen Schaden in Höhe von 300 Millionen Dollar verursacht zu haben und wurde zu der oben geschilderten Strafe verurteilt. Er selbst betont, seine Erfolge beim „Hacken“ seien nicht so sehr auf überragende technische Fähigkeiten zurückzuführen. Er habe sich häufig des „Social Hacking“ bedient, also zum Beispiel Paßwörter direkt von den betreffenden Personen erhalten. Um seiner Tätigkeit als Sicherheitsberater und Kolumnist nachgehen zu können, soll seine Strafe inzwischen etwas gemildert worden sein, so daß er zum Schreiben einen Computer benutzen darf. Auch E-Mail kann er empfangen, die elektronische Post wird ihm allerdings nur ausgedruckt ausgehändigt und das World Wide Web kennt er bislang nur vom Zuschauen.

Beitragsbild: Von Luiz EduardoCC BY 2.0,