Dr. Ivan Goldberg

Amerikanischer Psychiater, prägte den Begriff „Internetsucht“.

Seit dem 16. März 1995 macht im World Wide Web der Begriff „Internet Addinction Disorder“ – Internetsucht – die Runde. Zahlreiche Wissenschaftler haben sich seitdem mit diesem Phänomen auseinandergesetzt, Publikationen zu diesem Thema sind erschienen. Studien belegen, daß 9 – 13 Prozent der Nutzer dem Internet zwanghaft verfallen sind und natürlich gibt es im Netz auch entsprechende Selbsthilfegruppen. Wie für jedes Suchtverhalten, werden auch für die Internetsucht bestimmte Kriterien festgelegt, an denen erkennbar ist, ob es sich beim exzessiven Surfen im Internet um einen krankhaften Zustand handelt: Muß man seine „Online Dosis“ steigern, um Glücksgefühle zu erlangen? Verschwindet beim Surfen das Zeitgefühl und man bleibt ständig länger online als geplant? Leiden die sozialen Kontakte zu Freunden und Familienmitgliedern durch die Nutzung des Netzes? Stellt sich ein Realitätsverlust ein? Dies sind nur einige Fragen, bei dessen positiver Beantwortung man sich überlegen sollte, ob es nicht angebracht sei, das Surfen im Internet ein wenig einzuschränken. Bereits 1997 wurde von einem Mann berichtet, der seinen Job verlor, da es ihm wichtiger war, ständig online zu sein als zu arbeiten und gerade bei Jugendlichen sind Verhaltensweisen erkennbar, die fatal an eine wirkliche Sucht erinnern. Dabei war die Aktion von Dr. Goldberg nur ein Scherz. Der Psychiater widmet sich seit 1995, nach einer 30-jährigen Tätigkeit an der Columbia Universität in New York, der Arbeit in seiner eigenen Praxis. Er betreibt außerdem seit 1993 eine Web-Seite, die sich mit der Volkskrankheit Depression beschäftigt. Als Parodie auf die Krankheitssymptome, die im „Diagnostic and Statistic Manual of Mental Deseases“ zu lesen sind, veröffentlichte er in einer Mailingliste eine Anzahl von Symptomen, deren Auftreten für eine neue Krankheit, die „Internetsucht“ sprechen. Er trieb seine Satire auf die Spitze, indem er gleichzeitig eine Online-Selbsthilfegruppe für Betroffene anbot, als würde man die Treffen der anonymen Alkoholiker in einer Bar arrangieren. Goldbergs Unternehmen hatte ungeahnte Folgen: Viele vermeintlich Betroffene meldeten sich, es kam zu einer Diskussion über die Problematik und bereits im selben Jahr war unter der Internetadresse „netaddiction.com“ ein privatwirtschaftliches Institut zu erreichen, das sich der Behandlung verschiedener Online-Süchte widmet. Dr. Goldberg fand die Diskussion über die von ihm „erfundene“ Sucht etwas übertrieben. Zwar bezweifelt er nicht, daß es Menschen gibt, die bei der Nutzung des Internet ein suchtähnliches Verhalten an den Tag legen. Doch deshalb eine neue Krankheit zu definieren, hielt er 1997 in einem Interview mit dem „New Yorker Magazine“ für lächerlich, „dann müßte man auch über Menschen sprechen, die süchtig nach Büchern, Jogging oder anderen Menschen sind“.