Jaques Gaillot

Französicher Bischof eines virtuellen Bistums in Algerien.

Im Jahre 484 wurde der Bischof der Diözese Partenia im heutigen Algerien in die Verbannung geschickt, seitdem existierte die in der Sahara liegende Diözese nur als Symbol all derer, die sich von der katholischen Kirche ausgeschlossen fühlten. Bis Partenia 1996 als virtuelles Bistum im Internet unter der Führung des Bischofs Jacques Gaillot auftauchte. Der 1935 als Sohn eines Weinhändlers in Saint-Dizier in der Champagne geborene Jacques Gaillaut trat 1955 in ein Priesterseminar ein, mußte seinen Wehrdienst jedoch 1957 bis 1959 im Algerienkrieg ableisten, wo er die Gewalt des Krieges kennenlernte. Eine Erfahrung, die ihn nachhaltig prägte und ihn zu einem überzeugten Streiter für Toleranz und ein friedliches Miteinander machte. 1961 wurde er Priester und im Jahre 1982 im Alter von 47 Jahren zum jüngsten Bischof Frankreichs. Seitdem nahm er, sehr zum Mißfallen der Kirchenoberen und seinen Bischofskollegen, ständig Stellung zu aktuellen Problemen und setzte sich aktiv für Minderheiten ein. 1983 unterstützte er einen Wehrdienstverweigerer und plädierte , als einer von zwei Bischöfen, gegen die nukleare Abschreckung. Er warb für die Unterstützung der Palästinenser gegen Israel, traf sich in Südafrika mit einem verurteilten Apartheidgegner und engagierte sich gegen die französischen Atomtests im Mururoa-Atoll. Sein Sündenregister reicht von der Ablehnung des Golfkrieges 1991 bis zur Forderung, das Priesteramt auch für Frauen zu öffnen. 1995 nahm der Papst Johannes Paul II ein Buch Gaillots, das sich gegen die restriktive französische Einwanderungspolitik wandte, zum Anlaß, ihn seines Amtes in Frankreich zu entheben und ihn zum Bischof des“virtuelle Bistum“ Partenia in Algerien zu ernennen. Allerdings hatte die Kirche die Rechnung ohne den Wirt gemacht, denn nun fühlte er sich überall als Bischof, und 1996 ging Partenia im Internet als „Diözese ohne Grenzen“ online. Hier veröffentlichte er zum Beispiel einen „Elektronischen Katechismus“, in dem er die Mißstände der Industriegesellschaft anprangert. Er sieht „Partenia als einen Raum der Freiheit für alle von der Gesellschaft Ausgeschlossenen“, die sich nun in dem virtuellen Bistum per E-Mail wie auf einem öffentlichen Platz treffen und austauschen können. Die französische Bischofskonferenz war im Jahr 2000 einsichtig und zeigte sich in einer Botschaft zähneknirschend mit seiner Weise den Armen zu dienen, die er „mit der selbstverständlichen Freiheit, die für dich charakteristisch ist, und auf eine Weise, die sich von der unsrigen unterscheidet“ ausübt, solidarisch.