Amerikanischer Physiker, bewilligte die Finanzierung des ARPANET.
(1925 – 2017)
Charles Herzfeld betont, daß das ARPANET keineswegs als militärisches Kommunikationsnetz entstand, vielmehr sollte das Netzwerk dazu dienen, die damals etwa 100 Großrechner in den USA besser zu nutzen. Die Idee ging auf J. Licklider zurück, der ein Konzept für ein dezentrales Netzwerk entwickelt hatte. Es war der Mitarbeiter der ARPA Robert Taylor, der den damaligen Direktor der Organisation davon überzeugen konnte, daß es sinnvoll sei, die Computer des Landes miteinander zu verbinden, um sie so effektiver nutzen zu können. Dadurch sollten Zeit und Geld für die sonst notwendigen Reisen der Wissenschaftler zu den Standorten der Rechner gespart werden. Herzfeld genehmigte das Projekt und wurde so zu einem der Geburtshelfer des Internet. Charles Herzfeld wurde am 29. Juni 1925 in Wien geboren. Dort besuchte er die streng katholische Piaristen-Volksschule. Sein Vater, ein Ingenieur, mußte aufgrund seiner monarchistischen Einstellung 1938 vor den Nazis fliehen. So gelangte die Familie zunächst nach Budapest, dort starb der Vater 1940. Mit seiner Mutter entkam Herzfeld über Ungarn, wo er ein Jahr lang ein deutsches Gymnasium besuchte, und Portugal aus dem von den Nationalszialisten besetzten Europa 1942 in die USA. Charles Herzfeld machte an einer katholischen Universität eine Ausbildung als Chemotechniker und studierte danach Physik an der Universität von Chicago. Zu seinen Professoren gehörten Edward Teller, der als Vater der Wasserstoffbombe gilt, und der Nobelpreisträger Enrico Fermi. Nach Erlangung seines Doktortitels ging Herzfeld 1951 zur Armee, wo er sich an einer Forschungseinrichtung mit ballistischen Problemen beschäftigte. Nach Tätigkeiten beim Naval Research Lab und dem National Bureau of Standards kam er zur ARPA. Dort arbeitete er an Systemen zur Raketenabwehr, bevor er 1965 zum Direktor der Organisation ernannt wurde. Die Computertechnologie hatte er während seines Studiums kennengelernt, wo er einige Vorlesungen des legendären John von Neumann besucht hatte. Auch die Ideen Lickliders waren ihm bekannt und faszinierten ihn. So war es für ihn selbstverständlich, das Netzwerkprojekt seiner Mitarbeiter zu unterstützen. Bei ARPA blieb Herzfeld bis 1967. Danach arbeitete er lange Zeit beim Unternehmen ITT. 1990 war er für ein Jahr beim amerikanischen Verteidigungsministerium. Herzfeld ist Mitglied des renommierten Center for Strategic and International Studies, er hält Vorlesungen über das Informationszeitalter und nationale Sicherheitsfragen. Charles Herzfeld ist viel auf Reisen und zum Repertoire des begeisterten Lesers gehört auch Literatur in deutscher Sprache. Er ist verheiratet, hat zwei erwachsene Söhne, zwei jüngere Stieftöcher und zwei Enkelkinder. Herzfeld ist ein passionierter Sporttaucher und Unterwasserfotograf.