David (Dave) Walden

Amerikanischer Mathematiker, wirkte am ARPANET mit.
(07.06.1 942 – 27.04. 2022)

David Walden gehört zu den Menschen, die zwar nichts Spektakuläres geleistet haben, ohne deren Mitarbeit das Internet jedoch nie zustande gekommen wäre. Der Sohn eines Lehrerehepaars wuchs mit drei Geschwistern in Pittsburgh und Antioch auf. Auf dem Collage begann der musikalische Junge (er hatte in der Schule in mehreren Orchestern mitgewirkt), sich neben dem Unterricht mit Computern zu beschäftigen. Allerdings meinte er, daß er nicht gut genug darin sei, um daraus einen Beruf zu machen. Er studierte in Berkeley erst Arichtektur, dann Ingenieurwesen und machte 1964 einen Abschluß im Fach Mathematik. Danach begann er als Technischer Assistent unter Frank Heart am Lincoln Laboratory des MIT zu arbeiten. Gleichzeitig studierte er Informatik. Einen Studienabschluß machte er jedoch nicht, denn er folgte Frank Heart 1966 zu BBN. Dort gehörte er zu dem Team, das die grundlegende Technologie für das ARPANET entwickelte. Walden war bis 1995 bei „BBN“. Seine Tätigkeit dort wurde nur 1970 unterbrochen, als er für ein Jahr nach Norwegen ging, um die „Norsk Data Elektronikk“ bei der Errichtung eines paketvermittelnden Netzwerkes für die Luftwaffe zu untertützen. Außerdem beriet er die Konstrukteure der entsprechenden Netzwerke in Frankreich und Großbritannien. Auch war er als Lehrbeauftragter in Harvard tätig, wo er einen der ersten Kurse über paketvermittelnde Netzwerke gab. Seit 1980 hatte er beim BBN verschiedene leitende Funktionen inne. Nach seinem Ausscheiden aus der Firma ist er an der „MIT School of Management“ und am „Center for Quality of Management“, einer internationalen Organisation zur Einführung fortschrittlicher Management-Methoden, engagiert. Daneben geht er seinen zahlreichen Hobbies nach. Er beschäftigt sich unter anderem mit Musizieren, Fernschach, Segeln, Reisen und Jonglieren, einige Zeit war er der Herausgeber des Newsletters der internationalen Organisation der Jongleure. David Walden ist seit 1966 verheiratet und hat einen Sohn. Er lebt in den USA in der Nähe von Boston.

Lawrence (Larry) Roberts

Amerikanischer Ingenieur, wird als Vater des Internet bezeichnet.
(1937 – 2018)

Als die ARPA Mitte der 60-er Jahre die Idee des Timesharing, der gemeinsamen Nutzung von Rechnerkapazizäten, zu verfolgen begann, waren die beteiligten Organisationen zunächst nicht begeistert, denn die Kapazitäten waren knapp. Da die ARPA jedoch auch über die Vergabe von Forschungsgeldern entschied, konnte das Projekt dennoch durchgeführt werden. Leiter der Arbeitsgruppe zur Planung eines entsprechenden Netzwerkes war Lawrence Roberts. Er hatte am MIT einen Master und Bachelor erlangt und seine Doktorarbeit unter Wesley Clark gemacht. Er arbeitete am Lincoln Laboratory des MIT, als er 1965 von der IPTO, des „Information Processing Techniques Office“ der ARPA, den Auftrag zur Entwicklung eines Computernetzwerkes erhielt. Gemeinsam mit Tom Marill wurde eine erste Verbindung zwischen zwei Rechnern über die Telefonleitung im Oktober des selben Jahres realisiert. Ein Jahr später veröffentlichten Roberts und Marill ihre Erfahrungen in der Schrift „Toward A Cooperative Network Of Time Sharing Computers“. Ende 1966 kam Lawrence Roberts im Alter von 29 Jahren zur IPTO, um ein Netzwerk zu entwickeln. Ein erstes Konzept dazu wurde von ihm im April 1967 auf einem Treffen der beteiligten Forschungsgruppen vorgestellt. Dabei sollten die Rechner durch einen Zentralcomputer verbunden werden. Die Idee, den Zentralcomputer durch kleine Rechner, die IMPs, zu ersetzen, die den am Netz beteiligten Computern vorgeschaltet werden sollten, stammte von Wesley Clark. Im Oktober 1967 wurde das „Message Switching Proposal“ schließlich der Öffentlichkeit vorgestellt und im Juni 1968 dem IPTO-Direktor vorgelegt. Der Plan beschrieb die Aufgabe des ARPANET und enthielt die technischen Spezifikationen. Damit war er der Grundstein zur Entwicklung des ARPANET, dessen erste Knoten 1969 die University of California at Los Angeles (UCLA), die Universität Utah und die University of California at Santa Barbara waren. Roberts übernahm die Leitung des IPTO im September 1970 von ßßß Robert Taylor, er behielt diese Position bis 1973. Danach gründete er „Telenet“, das erste Unternehmen, das die paketvermittelnde Datenübertragung anbot. 1979 wurde die Firma verkauft. Roberts hatte diverse Positionen in der Industrie inne und ist zur Zeit (2001) Präsident eines Unternehmens für Internet-Technologie. Für seine Arbeit wurden ihm verschiedene Auszeichnungen verliehen. Unter anderem 1981 der Erickson Award, der mit dem Nobelpreis gleichzusetzen ist. Privates ist von Lawrence Roberts kaum bekannt. Er wird als eher zurückhaltender Mensch beschrieben, der eine außergewöhliche Konzentrationsfähigkeit besitzen soll. Es wird berichtet, daß er mit einer Geschwindigkeit von 30.000 Wörtern in der Minute lesen kann und daß er es schaffte, sich innerhalb weniger Wochen so gut im Gebäude des Pentagon auszukennen, (es gilt als eines der weitläufigsten Bauwerke der Welt), daß er problemlos immer den kürzesten Weg zwischen zwei Punkten fand. Inzwischen beschäftigt er sich mit den Möglichkeiten der Verlängerung des menschlichen Lebens. Als ein Mittel hierfür empfiehlt er das Arzneimittel „Deprenyl“, das gewöhnlich zur Behandlung der Parkinsonschen Krankheit Verwendung findet.
Beitragsbild: Von Autor unbekanntCC BY-SA 4.0,

Jon Postel

Amerikanischer Ingenieur
(06.09. 1943 – 16.10. 1998)

Dr. Jonathan B. (Jon) Postel, einer der Väter des Internet, war Zeit seines Lebens außerhalb der Netzgemeinde eher unbekannt, sogar die Wachmannschaften des Weißen Hauses wollten den Mann mit Pferdeschwanz und Sandalen nicht hereinlassen, als er einer Einladung Präsident Clintons zu einem Dinner folgte. Jon Postel war als Direktor der IANA, einer Organisation zur Koordination der Entwicklung des Internet, für die Verwaltung der IP-Adressen, der Kennungen der an das Internet angeschlossenen Rechner, verantwortlich und Herausgeber der RFC`s, der Dokumente, mit den technischen Spezifikationen des Internet, weshalb er auch als „Godfather“ des Internet bezeichnet wurde. Der 1943 geborene Postel hatte, wie Vinton Cerf, die Van Nuy High School im San Fernando Valley nördlich von Los Angeles besucht. An der Universität von Los Angeles, wo er Cerf wieder traf, machte er 1966 und 1968 Abschlüsse als Ingenieur. Als graduierter Student kam er an der neugegründeten Fakultät für Informatik zur der Gruppe, die unter Leonard Kleinrock an Entwicklungen für das ARPANET arbeitete. Nach seiner Promotion 1974 blieb er an der Universität und leitete dort seit 1977 die Abteilung für Netzwerke am Institut für Informatik. Wegen seines exzentrischen Aussehens, er trug stets Sandalen, hatte lange Haare und einen wallenden Bart, galt er dort bald als „Hauseigener Hippie-Patriarch“ (Cerf). Die Herausgabe und Verteilung der RFC`s (Request for Comments) hatte er übernommen, nachdem Steve Crocker das erste dieser Dokumente geschrieben hatte und ein Freiwilliger für deren Betreuung gesucht wurde. Außerdem war Postel maßgeblich an der Entwicklung des DNS, des Namensystems der Rechner im Internet, beteiligt. Auch deren Verwaltung hatte er freiwillig übernommen. Er war Mitbegründer des „Internet Architecture Board“ und 1992 das erste Einzelmitglied der „Internet Society“, ISOC, einer regierungsunabhängigen Organisation zum Ausbau und zur Koordinierung der Vernetzung. Postel, eine Autorität in seinem Bereich, war wegen seiner ruhigen und besonnen Art bei Untergebenen und Kollegen gleichermaßen geschätzt. Diese Autorität kam ihm zugute, als er im Januar 1998 die Betreiber der zwölf Root Server via E-Mail bat, die Adresse des A-Root Servers (des Rechners, der die Verweise auf die Datenbanken der Top Level Domains enthält) zu ändern und auf seinen Rechner zu verweisen, was tatsächlich geschah. Die Aktion fand im Zusammenhang mit der Diskussion um die Neuorganisierung des Namens-Systems statt, für die sich auch Postel einsetzte. Jon Postel, der Naturfreund und leidenschaftliche Wanderer, hatte bereits 1991 eine Herzoperation überstanden, als er 1998 nach einer erneuten Operation starb. Er war nicht verheiratet und hatte keine Kinder. Vinton Cerf verfaßte einen Nachruf auf Postel in Form eines RFC und rief den „Jonathan B. Postel Service Avard“ ins Leben, der 1999 posthum an Jon Postel verliehen wurde. Zur Trauerfeier in der Universität von Los Angeles brachte Jons Bruder Mort 250 Papierflugzeuge mit, die von den Trauergästen gleichzeitig mit dem Ausruf „In Gedenken an Jon Postel“ in die Luft geworfen wurden.

Severo Ornstein

Amerikanischer Computerpezialist, arbeitete am ARPANET mit.

In der Organisation „Computer Professionals for Social Responsibility“, CPSR, machen sich Computerspezialisten Gedanken über die Auswirkungen der Computertechnologie auf alle Lebensbereiche. Die Vereinigung wurde 1983 von Mitgliedern des Forschungszentrums Xerox PARC und der Stanford Universität gegründet. Sie wollten die Öffentlichkeit über die Unzulänglichkeit der rechnergestützten Verteidigungssystme aufklären. (z.B. wurde 1980 irrtümlich ein sowjetischer Raketenangriff auf die USA gemeldet, und bei Waffentests ereigneten sich immer wieder folgenschwere Unfälle.) Zu den Initiatoren der CPSR gehörten Severo Ornstein und seine Frau, die Computerwissenschaftlerin Laura Gould. Ornstein ist aber auch durch seine Mitarbeit am ARPANET bekannt geworden. Er gehörte als Hardwarespezialist zum Team, das bei BBN den ersten IMP entwickelte. IMP (Interface Message Processor) ist die Bezeichnung der Computer, die das Netzwerk steuern sollten. Ornstein wurde am 13. Oktober 1930 in Philadelphia, Pennsylvania, geboren. Sein Vater war der aus Rußland stammende bekannte Komponist und Pianist Leo Ornstein. Sein Sohn Severo wuchs in einer von Musik erfüllten Farm außerhalb von Philadelphia auf und besuchte eine Knabenschule der Quäker, bevor er in Harvard dann Geologie studierte. 1954 arbeitete er als Geophysiker, als er von einem Bekannten, der am Whirlwind-Projekt, einem System zur Luftraumüberwachung, arbeitete, in die Computertechnologie eingeführt wurde und schließlich zum Lincoln Lab des MIT kam. 1967 war Ornstein an der Washington Universität in St. Louis, Missouri, tätig, als er einem Angebot eines ehemaligen Kollegen vom MIT, Frank Heart, folgte und sich bei BBN mit der Konstruktion des IMP beschäftigte. Weitere Stationen seiner Karriere waren eine Dozententätigkeit in Harward und seit 1976 die Arbeit am „Palo Alto Research Center“, PARC, der Firma Xerox. Dort war er unter anderem an der Entwicklung des Laserdruckers beteiligt, arbeitete an der Konstruktion der Xerox Workstation „Dorado“ und war an der Gestaltung des ersten bildschirm-gesteuerten Systems zum Editieren von Musikstücken beteiligt. Daneben gehörten auch militärische Vorhaben zu seinem Tätigkeitsbereich. Seit 1984 ist er im Ruhestand und kümmert sich um die Herausgabe unveröffentlichter Kompositionen seines Vaters. Gemeinsam mit seiner Frau reist und wandert er viel. Außerdem veranstalten sie in ihrem Haus in der Wildnis Nord-Kaliforniens seit zehn Jahren Kammermusikkonzerte.

Dan Lynch

Amerikanischer Mathematiker, Gründer der Internet-Messe Interop.

Im Jahr 1986 fand in den USA eine von der Regierung finanzierte Konferenz statt, bei der sich alles um das Netzwerkprotokoll „TCP/IP“ (Transmission Control Protocol / Internet Protocol) drehte. Organisiert wurde die Veranstaltung, an der Ingenieure von 100 führenden Unternehmen der Computerbranche teilnahmen, von Daniel C. (Dan) Lynch. Die Konferenz war ein voller Erfolg, und sie findet seitdem regelmäßig als Messe zum Thema Netzwerktechnologie inzwischen unter der Bezeichung „Netword+Interop“ statt. (der Name ist vom Begriff der „Interoperabilität“ abgeleitet, der die Fähigkeit von Geräten unterschiedlicher Hersteller beschreibt, miteinander zu kommunizieren.) Lynch, Jahrgang 1941, hatte Mathematikan der University of California at Los Angeles studiert und als Leiter des Computerlabors am Institut für Künstliche Intelligenz des Stanford Research Institute, in Zusammenarbeit mit der Firma BBN, in den 70-er Jahren erste Versuche mit dem TCP/IP-Protokoll gemacht. 1983 leitete er das Team, das dieses Protokoll im ARPANET als Standard einführte, was wesentlich zum raschen Wachstum des Netzes beitrug. Dan Lynch ist Mitbegründer von „Cyber Cash“, einem Unternehmen, das Zahlungssysteme für das Internet entwickelt. Außerdem ist er in diversen Organisationen engagiert, die sich um die Fortentwicklung der Netzwerktechnologie kümmern. Als Risikokapitalgeber unterstützt er zahlreiche Start-Ups im World Wide Web, darunter Firmen wie „Infoseek“ oder „InfoSpace“. In St. Helena, Kalifornien, besitzt er ein Weingut, wo er unter anderem die Rebsorten „Cabernet“ und „Merlot“ anbaut.

Leonard Kleinrock

Amerikanischer Ingenieur und Informatiker.

Bereits 1959 hatte sich der Student Leonard Kleinrock am ßßß MIT mit analytischen Modellen von Kommunikationsnetzwerken beschäftigt. 1961 schrieb er einem Aufsatz über die Lenkung von Datenströmen in Netzwerken und 1962 legte er mit seiner Dissertation „Communication Nets“, die 1964 auch als Buch veröffentlicht wurde, die Grundlagen für den Datenfluß im Internet, lange bevor der Vorläufer des Netzes, das ARPANET projektiert wurde. Daher wird Kleinrock zuweilen auch als Vater oder Erfinder des Internet bezeichnet. Leonard Kleinrock wurde am 13. Juni 1934 in Manhatten geboren. Angeregt durch die Lektüre eines Supermann Comic-Heftes, dem eine entsprechende Anleitung beigelegt war, baute der Sechsjährige sich einen Kristallempfänger (ein Radio, das ohne Versorgungsspannung arbeitet) und entwickelte sich zum begeisterten Radiobastler. Nach dem Besuch der High School of Science nahm er 1951 eine Stellung als Techniker bei einer kleinen Eletronikfirma an. Nebenbei studierte er in Abendkursen am renommierten New Yorker City College Elektrotechnik. Nach seinem Abschluß im Jahr 1957 schlug er ein Angebot Ken Olsens aus, sich an der Gründung der Firma DEC zu beteiligen. Statt dessen nahm der begabte Ingenieur ein Stipendium für das renommierte Massachusetts Institute of Technologie an, wo er sich mit der damals wenig populären Netzwerktechnolgie beschäftigte. Nach Beendigung seines Studiums ging er als Professor an die University of California at Los Angeles (UCLA). Als die ARPA sich Mitte der 60-er Jahre mit der Netzwerktechnologie zu beschäftigen begann, wurde natürlich auch Kleinrock in die Arbeiten einbezogen. Er leitete 1969 das Team der UCLA, welches dort den ersten Knoten des ARPANET etablierte, von dem aus die erste Nachricht über das Netzwerk versendet wurde. Zu seinen Mitarbeitern gehörten unter anderem Vinton Cerf, Stephen Crocker und ßßß John Postel. Leonard Kleinrock lehrt immer noch an der Universität von Kalifornien, seinen Studenten empfiehlt er, eingefahrene Wege zu verlassen und neue Ideen zu entwickeln. Mittlerweile hat er über 40 Doktoranden betreut, die zu den Experten der Informationstechnologie gehören. Er sitzt im Vorstand diverser Unternehmen und Organisationen und hat selbst mehrere Firmen mitbegründet, zum Beispiel im Jahre 1998 „Nomadix Software“, ein Unternehmen, das Software für den unproblematischen Internetzugang entwickelt. Kleinrock ist verheiratet, hat vier Kinder und fünf Enkelkinder. Als Freizeitbeschäftigung gibt er unter anderem Karate (er besitzt den schwarzen Gürtel) und Marathonlauf an. In einem Interview im Jahre 1999 warnte er davor, die Nutzer des World Wide Web durch übermäßige Bannerwerbung und schlecht gemachte Web-Seiten zu vergraulen.

Beitragsbild: Von Brewster Kahle – Personal camera, Gemeinfrei

Robert E. (Bob) Kahn

Amerikanischer Ingenieur.

Im Oktober 1972 wurde auf der „International Computer Communications Conference“ – ICCC – in Washington das ARPANET erstmals der Öffentlichkeit vorgestellt. Die Besucher der Konferenz konnten auf verschiedene Standorte des Arpanet zugreifen und sich von den Möglichkeiten, die dieses neue Netzwerk bot, überzeugen. Organisiert hatte die Vorführung der Ingenieur Robert Kahn, der damals bei BBN arbeitete. Der 1938 in Brooklyn geborene Robert Kahn hatte am City College einen Abschluß als Elektroningenieur gemacht und danach in Princeton studiert, wo er 1964 einen Doktortitel erlangte. Danach arbeitete bei den Bell Laboratories von AT&T, bevor er als Professor ans ßßß MIT ging. Von der Lehrtätigkeit wurde er freigestellt, um bei BBN am ARPANET mitarbeiten zu können. Ende 1972 kam er zur DARPA der „Defense Advance Research Project Agency“, einer Arbeitsgruppe des Verteidigungsministeriums. Dort arbeitete er gemeinsam mit Vinton Cerf an der Vernetzung unterschiedlicher Computersysteme. Dabei entstand das Konzept des „Open Architecture Networking“, das die Verbindung unterschiedlicher Netzwerke erlaubt. Mit Cerf entwickelte Kahn das Übertragungsprotokoll TCP („Transmission Control Protocol / Internet Protocol“). Als Direktor des „Information Processing Techniques Office“ (IPTO) der DARPA initiierte er das größte Computerforschungsprogramm der amerikanischen Regierung. Er prägte auch den Begriff der „.National Information Infrastructure“ (NII) für das sich entwickelnde Internet, der später durch das Wort „Information Highway“ abgelöst wurde. 1986 gründete Robert Kahn die „ Corporation for National Research Initiatives“ (CNRI), dessen Präsident er noch heute ist. Diese Organisation kümmert sich um die Forschung und Entwicklung im Bereich der Informationstechnologie. Für seine Verdienste um das Internet wurde Robert Kahn 1997 mit der „National Medal of Technology“ und 1999 mit dem „George R. Stibitz Computer Pioneer Award“ ausgezeichnet.

Beitragsbild: Autor unbekannt – Gemeinfrei,

Charles Herzfeld

Amerikanischer Physiker, bewilligte die Finanzierung des ARPANET.
(1925 – 2017)

Charles Herzfeld betont, daß das ARPANET keineswegs als militärisches Kommunikationsnetz entstand, vielmehr sollte das Netzwerk dazu dienen, die damals etwa 100 Großrechner in den USA besser zu nutzen. Die Idee ging auf J. Licklider zurück, der ein Konzept für ein dezentrales Netzwerk entwickelt hatte. Es war der Mitarbeiter der ARPA Robert Taylor, der den damaligen Direktor der Organisation davon überzeugen konnte, daß es sinnvoll sei, die Computer des Landes miteinander zu verbinden, um sie so effektiver nutzen zu können. Dadurch sollten Zeit und Geld für die sonst notwendigen Reisen der Wissenschaftler zu den Standorten der Rechner gespart werden. Herzfeld genehmigte das Projekt und wurde so zu einem der Geburtshelfer des Internet. Charles Herzfeld wurde am 29. Juni 1925 in Wien geboren. Dort besuchte er die streng katholische Piaristen-Volksschule. Sein Vater, ein Ingenieur, mußte aufgrund seiner monarchistischen Einstellung 1938 vor den Nazis fliehen. So gelangte die Familie zunächst nach Budapest, dort starb der Vater 1940. Mit seiner Mutter entkam Herzfeld über Ungarn, wo er ein Jahr lang ein deutsches Gymnasium besuchte, und Portugal aus dem von den Nationalszialisten besetzten Europa 1942 in die USA. Charles Herzfeld machte an einer katholischen Universität eine Ausbildung als Chemotechniker und studierte danach Physik an der Universität von Chicago. Zu seinen Professoren gehörten Edward Teller, der als Vater der Wasserstoffbombe gilt, und der Nobelpreisträger Enrico Fermi. Nach Erlangung seines Doktortitels ging Herzfeld 1951 zur Armee, wo er sich an einer Forschungseinrichtung mit ballistischen Problemen beschäftigte. Nach Tätigkeiten beim Naval Research Lab und dem National Bureau of Standards kam er zur ARPA. Dort arbeitete er an Systemen zur Raketenabwehr, bevor er 1965 zum Direktor der Organisation ernannt wurde. Die Computertechnologie hatte er während seines Studiums kennengelernt, wo er einige Vorlesungen des legendären John von Neumann besucht hatte. Auch die Ideen Lickliders waren ihm bekannt und faszinierten ihn. So war es für ihn selbstverständlich, das Netzwerkprojekt seiner Mitarbeiter zu unterstützen. Bei ARPA blieb Herzfeld bis 1967. Danach arbeitete er lange Zeit beim Unternehmen ITT. 1990 war er für ein Jahr beim amerikanischen Verteidigungsministerium. Herzfeld ist Mitglied des renommierten Center for Strategic and International Studies, er hält Vorlesungen über das Informationszeitalter und nationale Sicherheitsfragen. Charles Herzfeld ist viel auf Reisen und zum Repertoire des begeisterten Lesers gehört auch Literatur in deutscher Sprache. Er ist verheiratet, hat zwei erwachsene Söhne, zwei jüngere Stieftöcher und zwei Enkelkinder. Herzfeld ist ein passionierter Sporttaucher und Unterwasserfotograf.

Frank Heart

Amerikanischer Ingenieur, arbeitete am ARPANET mit.
(1921 – 2018)

Schon als Schüler war es der sehnlichste Wunsch des 1930 in Yonkers, New York, geborenen Frank Heart, eine Ausbildung am MIT machen zu können. Sein Wunsch ging in Erfüllung, und der Sohn eines Ingenieurs erhielt die Zulassung zu dieser Elite-Universität. Sein Stipendium war nicht besonders hoch bemessen und um die finanziellen Verhältnisse seines Elternhauses war es ebenfalls nicht zum besten bestellt. Daher begann er sein Studium zum Elektroingenieur als Werkstudent. Als 1951 der erste Programmierkurs am MIT angeboten wurde, gehörte auch Frank Heart zu den Teilnehmern. Er war von der Computertechnik derartig fasziniert, daß er sein Werkstudium abbrach. Er machte frühzeitig seinen Abschluß als Bachelor und begann während seines Graudiertenstudiums am Lincoln Laboratory des MIT als Programmierer zu arbeiten. Auch nach seinem Abschluß blieb er am Lincoln Lab, wo er unter anderem am „Whirlwind-Projekt“ (ein System zur Steuerung der Luftraumüberwachung) mitarbeitete. Weiterhin beschäftigte er sich dort mit Echtzeit-Computersystemen, bei denen Meßgeräte über eine Telefonleitung mit dem Computer verbunden wurden. Heart, der sich auch an der Betreuung seiner drei Kinder beteiligte, was damals eher ungewöhnlich war, war überzeugt, die Computertechnik zum Wohl der Menschheit einsetzen zu können, was ihn 1966 dazu veranlaßte, zu BBN zu wechseln. Dort arbeitete man, im Gegensatz zum Lincoln Lab, auch an zivilen Projekten. Zunächst beschäftigte er sich bei seinem neuen Arbeitgeber mit einem Projekt zur Umstellung der Verwaltung von Krankenakten auf die elektronische Datenverarbeitung. Bei BBN soll er durch seine bei Begeisterung immer lauter werdende Stimme, aber auch durch seine Loyalität gegenüber seinen Mitarbeitern aufgefallen sein. Als BBN 1969 den Zuschlag für die Entwicklung des IMP („Interface Message Processor“, werden die Computer genannt, die das Netzwerk steuern sollten) des ARPANET bekam, leitete Frank Heart die Entwicklergruppe, was ihm seinen Platz in der Geschichte des Internet sicherte. Er blieb bis 1995 bei BBN, wo er sich mit biomedizinischen Fragestellungen, Netzwerktechnologie und Computertechnik für das Versorgungswesen beschäftigte. Schließlich war er Aufsichtsratsvorsitzender der technischen Abteilung des Unternehmens. Jetzt genießt er seinen Ruhestand und erfreut sich am Internet als wunderbarem Spielzeug.

Ray Tomlinson

Amerikanischer Ingenieur, gilt als Erfinder der E-Mail.
1941 – 2016

Ray Tomlinson hatte 1963 am Rensselaer Polytechnic Institute graduiert und arbeitete seit 1967 als Ingenieur bei der Firma BBN wo er für das dort entwickelte Betriebssystem Tenex das Programm „SENDMSG“, zum lokalen Versenden von Nachrichten entwickelt. Das heißt, die Botschaften konnten von einem Benutzer auf einem Rechner abgelegt und später von anderen Personen abgerufen werden. Ein Prinzip, das als „Mailbox“ schon damals bei den Nutzern der Time-Sharing-Systeme beliebt war. Ein anderes Programm Tomlinsons war „CPYNET“, damit konnten Dateien von einem Rechner  zu einem anderen geschickt werden. Anfang 1971 kam er auf die Idee, beide Programme zu kombinieren und Nachrichten von einem Rechner zum anderen zu übermitteln. Die erste Botschaft, die auf diese Art durch das Arpanet ging war wenig spektakulär: Es handelte sich um eine beliebige Zeichenfolge (etwa: QWERTZ), die Tomlinson an einen zweiten Rechner, der in seinem Büro stand, schickte, um das Programm zu testen. Zur Trennung des Benutzernamens von der Rechnerkennung, wählte er das Zeichen @, da er sich sicher war, daß es keinesfalls in einem Namen vorkommen würde. (Den Nutzern des Betriebssystems Multics, einem Vorläufer von UNIX bereitete das @ jedoch Verdruß, da es als Zeilenlöschbefehl benutzt wurde.) Tomlinsons System wurde in das Dateitransferprotokoll des Arpanet aufgenommen und legte so den Grundstein für die beliebteste Anwendung des Internet (bereits zwei Jahre später bestanden 75 Prozent des Verkehrs im Arpanet aus E-Mail).  Im Jahr 2000 wurde der 64-jährige Ingenieur vom „American Computer Museum“ mit dem „George R. Stiebitz Computer Award“ ausgezeichnet. Damals arbeitete er immer noch bei BBN. 2009 erhielt er gemeinsam mit Martin Cooper, der als Erfinder der Mobiltelefons gilt, den IEEE Masaru Ibuka Consumer Electronics Award und im Jahr 2012 wurde er in die „Internet Hall of Fame“ aufgenommen.
Ray Tomlinson starb im Mai 2016 nach einem Herzinfarkt.

Beitragsbild von Andreu Veà, WiWiW.org (Andreu Veà, WiWiW.org) [CC BY-SA 3.0], via Wikimedia Commons