Mark Pesce

Amerikanischer Computerspezialist, Mitentwickler von VRML.

Wäre es nicht schön, sich im World Wide Web wie in einer realen dreidimensionalen Welt bewegen zu können? Diesen Wunsch hatte auch Mark Pesce, er stellte sich vor, anstatt kryptischer Bezeichnungen auf dem Bildschirm, zum Beispiel eine Türöffnung zu sehen, die man durchschreiten könnte und dahinter die Dateien wie Gegenstände in einem Lagerraum vorfinden würde. Dieser Gedanke führte später zur Entwicklung von VRML, einer Seitenbeschreibungssprache, die es ermöglicht, dreidimensionale Welten abzubilden, in denen sich der Betrachter frei bewegen kann. Mark Pesce wurde am 8. Dezember 1962 in Everett, Massachusetts, geboren. Als Kind war er ein begeisterter Elektrobastler: Im Keller des elterlichen Hauses konstruierte er Schaltkreise, die ihm oft genug um die Ohren flogen. Im Alter von 15 Jahren besuchte er den ersten Computerkurs, der an seiner Schule angeboten wurde und lernte Programmieren. Die High-School schloß er mit Auszeichnung ab, doch das MIT, an dem er 1980 zu studieren begann, mußte er nach drei Semestern wegen mangelnder Mitarbeit wieder verlassen. Er begann als Programmierer zu arbeiten, wobei er ein Hypermedia-System für den „Macintosh“ schrieb und auch mit Aufgabenstellungen zur Entwicklung von Werkzeugen für die einfachere Nutzung des Internet, mit dem er bereits 1988 zu arbeiten begann, konfrontiert wurde. Angeregt durch William Gibsons Roman „Neuromancer“ und Jaron Laniers Arbeiten begann er sich Anfang der 90-er Jahre Gedanken zur dreidimensionalen Darstellung des Internet zu machen. Mit der Firma „Ono Sendai“, deren Name er aus einem Buch William Gibson entnahm, versuchte er als Produzent von Virtual-Reality-Videospielen Fuß zu fassen, doch das Vorhaben verlief im Sande, und Pesce widmete sich weiterhin Projekten zur Visualisierung von Inhalten des Internet. 1993 begann er gemeinsam mit Tony Parisi ein System zur Anzeige dreidimensionaler Umgebungen im World Wide Web zu entwickeln, das im Februar 1994 fertiggestellt wurde. Es handelte sich um einen Browser und eine entsprechende Seitenbeschreibungssprache unter der Bezeichnung „Labyrinth Scripting Language“. Die erste öffentliche Vorführung fand im selben Jahr statt, wobei ein virtueller Gang durch das „US Holocaust Memorial Museum“ vorgeführt wurde, um zu demonstrieren, daß virtuelle Welten sich nicht nur zur Realisierung von „Ballerspielen“ eignen. ßßß Dave Raggett prägte für das System, in Anlehnung an HTML, zunächst die Bezeichnung „Virtual Reality Markup Language“, VRML, die wenig später in „Virtual Reality Modelling Language“ geändert wurde. Der Computerhersteller Silicon Graphics begann die Entwicklung von VRML zu unterstützen und mit Hilfe des Magazins Wired wurde im Internet eine von Mark Pesce moderierte Mailingliste zum Thema VRML eingerichtet. Außer durch seine Arbeit an VRML und als Dozent ist Mark Pesce in den USA auch als Journalist und Buchautor bekannt geworden. Seine Themen reichen von VRML über psychedelische Drogen bis zu mystischen Erfahrungen. Ende 2000 erschien sein Buch „The Playful World: Interactive Toys and the Future of Imagination“, in dem er sich mit der Bedeutung der Spielsachen in einer sich verändernden Welt auseinandersetzt. 2001 wurde sein Film „Becoming Transhuman“ uraufgeführt, und er arbeitet an einer Adaption eines Buches des Science Fiction Autors Vernor Vinge für die Leinwand.

Beitragsbild: By Karora – Own work, Public Domain,

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