Amerikanischer Ingenieur (1926 – 2011), hatte die Idee eines dezentralen Netzwerkes.
Paul Baran entwickelte die Idee des dezentralen Netzwerkes und des Packet Switching, der Übertragung von Daten in einzelnen „Paketen“, auf denen das Prinzip der Datenübertragung im Internet beruht. Der 1926 geborene Paul kam im Alter von zwei Jahren mit seinen Eltern aus Polen in die USA. Sein Vater eröffnete in Philadelphia ein Lebensmittelgeschäft. Der kleine Paul half seinem Vater, indem er mit einem Handwagen Lebensmittel auslieferte. Von 1945 bis 1949 absolvierte er am Drexel Institute of Technologie eine Ausbildung zum Elektroingenieur. Seinen ersten Job nahm er bei der „Eckert Mauchly Computer Company“ an, einem Start-up, das von den Entwicklern des ersten elektronischen Computers, dem ENIAC, gegründet worden war. Dort entstand der erste große kommerzielle Rechner, der UNIVAC. Paul Barans Arbeit bestand darin, laufend die elektronischen Komponenten der Rechner, in der Hauptsache Vakuumröhren und Dioden, zu überprüfen, um den Betrieb aufrecht zu erhalten. Nach einem Jahr gab er diese Stellung auf und arbeitete in den nächsten Jahren bei verschiedenen Firmen. Er heiratete und zog nach Los Angeles, wo er eine Stelle bei Hughes Aircraft antrat, bis er 1959 zur RAND Corporation stieß. „RAND Corporation“, der Ausdruck ist aus dem Begriff „Research AND Development“ hergeleitet. Diese Forschungsagentur war nach dem zweiten Weltkrieg gegründet worden, um die während dieser Zeit vom amerikanischen Militär entwickelten Forschungsansätze weiterzuführen. Den dort tätigen Wissenschaftlern war es selbst überlassen, mit welchen Problemen sie sich auseinandersetzen wollten. Noch während seiner Zeit bei RAND setzte Baran seine Fortbildung an der Universität von Kalifornien, Los Angeles, in Abendkursen fort, bis 1962 besuchte er regelmäßig die Lehrveranstaltungen. 1959 hatte er dort einen Abschluß als Ingenieur erlangt. Er bezeichnete es zeitlebens als bedauerliche Tatsache im Leben eines Ingenieurs, daß das Wissen ständig veraltet und man wegen der permanenten Weiterbildung an einen Ort gebunden ist. Paul Barans Arbeit bei RAND fiel in die Zeit des kalten Krieges und beim Geldgeber der RAND Corporation, der Amerikanischen Luftwaffe, machte man sich Gedanken über Kommunikationsmöglichkeiten innerhalb der USA, die einem sowjetischen Raketenangriff standhalten könnten. Baran beschäftigte sich mit diesem Problem und entwickelte das Konzept eines verteilten Netzwerkes, das ohne zentrale Vermittlungsstelle auskommt. Ein solches Netzwerk würde einem Atomschlag standhalten, wenn jeder Knotenpunkt mit drei oder vier andern Knoten verbunden wäre. Die Nachrichten, die über dieses Netz zu versenden waren, sollten in einzelne Segmente, die Pakete, aufgeteilt werden und sich den jeweils günstigsten Weg durch das Netz zum Empfänger suchen. Leider konnte Baran das Projekt nicht im Einsatz erproben, die Telefongesellschaft AT&T, deren Leitungsnetz für Versuche hätte verwendet werden müssen, weigerte sich beharrlich. Auch das Pentagon hielt nicht viel von dieser Idee. So legte Baran das Projekt 1965 entnervt zu den Akten. Er wollte lieber warten „bis mal eine kompetente Organisation vorbeikam“. In den folgenden Jahren tat Paul Baran sich als erfolgreicher Unternehmer hervor. Anfang der siebziger Jahre gründete er die Firma Metricom, für drahtlose Kommunikation. Auch gehört er zu den Mitbegründern der Firma Com21, die sich mit der Entwicklung schneller Internetverbindungen beschäftigt. Weiterhin war er an der Gründung des „Institute for the Future“ beteiligt, das sich mit der Voraussage von Trends in Technik und Wissenschaft beschäftigt. In diesem Zusammenhang sah er bereits den Niedergang der Supermärkte durch den aufkommenden Online-Handel kommen.
Der Ausdruck „Paket Switching“ stammt übrigens nicht von Paul Baran, der seine Entwicklung „distributed adaptive message block switching“ genannt hatte, sondern von dem Engländer Donald Watts Davies, der dieses Prinzip Mitte der sechziger Jahre in England entwickelte, ohne Barans Forschungsergebnisse zu kennen.
Paul Baran starb am 26. März 2011 in Kalifornien.