Amerikanischer Computerspezialist.
Als Andries van Dam 1964 als graduierter Student einen Film über das Konstruktionssystem „Sketchpad“ sah, wurde sein Interesse für die digitale Bildverarbeitung geweckt. Sketchpad war ein System, das es erlaubte, mit Hilfe eines Lichtgriffels Zeichnungen auf einem Monitor zu erzeugen und diese zu speichern. Noch heute ist van Dam, inzwischen Professor an der Brown Universität in Rhode Island, davon so begeistert, daß er den Film jedes Jahr seinen Studienanfängern zeigt. Wie jemand, der ständig von seiner schweren Kindheit berichtet und immer wieder erzählt „wie er als Kind zehn Meilen barfuß durch den Schnee zu Schule gehen mußte“, wie er es ausdrückt. Er studierte am Swartmore College Elektroingenieurwesen und promovierte 1966 an der Universität von Pensylvania über, wie könnte es anders sein: Digitale Bildvearbeitung. Bedeutung für die Geschichte des Internet erlangte er durch seine Beteiligung an der Entwicklung des ersten kommerziellen Hypertextsystem HES – Hypertext Editing System – an dem er 1967 an der Brown Universität gemeinsam mit Ted Nelson arbeitete. Dieses System lief auf einem IBM Rechner mit, heute unvorstellbaren, 128 k Speicher. Das HES wurde später zum Beispiel zur Dokumentation des Apollo Raumfahrt-Programms der NASA eingesetzt. Ein weiteres Hyxpertextsystem war FRESS – File Retrival and Editing SyStem -. Hier wurden die Links mit einem Lichtgriffel auf dem Monitor erzeugt, wobei es zwei Arten von Links gab: „Tags“ und „Jumps“. Die Tags zeigten zum Beispiel Fußnoten oder Anmerkungen. Dazu wurde mit dem Lichtgriffel auf das betreffende Wort gezeigt, und in einem zweiten Fenster erschien der diesem Wort zugeordnete Text. Die Jumps zeigten Links zwischen verschiedenen Dokumenten. Das System erlaubte bis zu sieben gleichzeitig geöffnete Fenster, hier waren die Links durch Pfade verbunden, die es ermöglichten, die Links zurückzuverfolgen. Bei seiner Arbeit an diesen Systemen war es Andries von Dam, der den Begriff „Elektronisches Buch“ prägte. Bekannt geworden ist er vor allem durch seine Arbeit im Bereich der Computergrafik. Er veröffentlichte zahlreiche Bücher zu diesem Thema und ist Co-Autor des Standardwerkes „Fundamentals of Interactive Computergraphics“. Dieser Titel weist auch auf einen Schwerpunkt seiner Tätigkeit hin, denn er beschäftigt sich unter anderem mit virtueller Realität und mit neuen Benutzerschnittstellen, die sich dieser Technik bedienen. Die Zukunft der Computer sieht der 1936 geborene Wissenschaftler in Geräten, die allgegenwärtig sind und über grafische, akustische und haptische Schnittstellen gesteuert werden. Immer wieder betont er die Wichtigkeit der Zusammenarbeit zwischen Wirtschaft und Wissenschaft, die es den Forschern ermöglicht, über ihren akademischen Horizont hinaus zu sehen. Er selbst ist seit 1964 als Berater tätig, unter andrem für Firmen wie General Motors, Microsoft oder SUN. 1969 gehörte er zu den Gründern der SIGGRAPH – „Association for Computing Machinery Special Interest Group on Computer Graphics“ – einer Organisation, welche jährlich die gleichnamige Konferenz organisiert.
Beitragsbild: Andries van Dam 2008, Von Alan Levine from Strawberry, United States – Andy Van Dam Recalls, CC0