Philip (Phil) Zimmermann

Amerikanischer Informatiker, Entwickler des Verschlüsselungsprogramms „PGP“.

„PGP, Pretty Good Privacy“ heißt soviel wie „ziemlich gute Privatsphäre“ oder „ziemlich guter Datenschutz“. Es handelt sich dabei um ein Programm zur Verschlüsselung von elektronischen Nachrichten, welches das „Public Key-Verfahren“ verwendet. Dabei besitzt jeder Nutzer der Software zwei Schlüssel: Einer, der Public-Key, wird von ihm weitergegeben und dient zum Verschlüsseln von Botschaften, die an ihn geschickt werden. Mit dem zweiten Schlüssel kann die Nachricht entschlüsselt werden. Dadurch unterscheidet sich das Programm von den klassischen Verfahren, bei denen ein identischer Schlüssel zum Ver- und Entschlüsseln benötigt wird. Entwickelt wurde „PGP“ 1991 von Phil Zimmermann. Der am 12. Februar 1954 in New Jersey als Sohn eines LKW-Fahrers geborene Zimmermann interessierte sich schon als Schüler für kryptografische Verfahren. Er studierte Physik und Informatik und arbeitete danach als Software-Entwickler. Er war in der Friedensbewegung aktiv, als die amerikanische Regierung Anfang 1991 einen Gesetzentwurf vorlegte, der vorsah, daß alle Kommunikationsanbieter dem Geheimdienst den Zugriff auf ihre Daten ermöglichen sollten. Phil Zimmermann sah darin einen Anschlag auf die Bürgerrechte und entwickelte „PGP“, um auch weiterhin die ungestörte Kommunikation zu ermöglichen. Das Programm wurde Mitte 1991 zunächst über „Peacenet“, einem Interentprovider für politische Organisationen, und dann im Usenet veröffentlicht, womit sich der Entwickler prompt Ärger einhandelte. Über das Usenet gelangte „PGP“ natürlich auch in Länder außerhalb der USA, doch der Export von Verschlüsselungssoftware war verboten. Ein deshalb gegen Phil Zimmermann geführtes Verfahren wurde jedoch nach drei Jahren eingestellt. Auch gab es Schwierigkeiten wegen der Verwendung eines in Nordamerika patentierten Verschlüsselungsverfahrens. „PGP“, dessen Quellcode übrigens offen ist, das heißt, jedermann darf das Programm verbessern, verbreitete sich rasch und leistet zum Beispiel bei Oppositionsgruppen in diktatorisch geführten Staaten gute Dienste. Allerdings wird bislang nur ein Bruchteil der E-Mail verschlüsselt. Philip Zimmermann gründete 1996 die „PGP Inc.“ zur Fortentwicklung seines Programms. Später wurde die Firma an das Unternehmen Network Associates verkauft. Im Jahr 2001 zog Zimmermann sich aus diesem Unternehmen zurück. Danach gründete er das „Open PGP Consortium“ zur Entwicklung eines „Open PGP“ Standards. Außerdem arbeitet er für die Firma „Hushmail“, einem Unternehmen, das das Versenden verschlüsselter E-Mail im World Wide Web anbietet. Seit 1996 lebt Phil Zimmermann mit seiner Familie, er hat eine Tochter und einen Sohn, nahe San Francisco.

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Karl-Ludwig von Wendt

Deutscher Unternehmer.

Immer häufiger stößt man im Internet auf Seiten, auf denen Fragen im direkten Dialog beantwortet werden. Sollten die Antworten auf die Dauer ein wenig einsilbig erscheinen, so ist das nicht unbedingt einem unwilligen Mitarbeiter zu verdanken. Es kann auch sein, daß ein sogenannter „Ligubot“ zum Einsatz kommt. Ein „Lingubot“ ist ein Programm, mit dem man sich in der natürlichen Sprache unterhalten kann. Das heißt, Besucher von Web-Seiten, die mit dieser Technologie arbeiten, können frei formulierte Fragen stellen, auf die sie dann eine mehr oder weniger brauchbare Antwort erhalten. Dabei sind die Antworten natürlich um so besser, je näher man sich mit dem Thema der Seite beschäftigt. Auch werden die „Lingubots“ mit der Zeit immer besser, denn die geführten „Gespräche“ werden ausgewertet und fließen in die weitere Arbeit des Programms ein. Ein Vorreiter dieser Technologie ist Karl-Ludwig von Wendts Firma „Kiwilogic“. Gesprächspartner, wie die Präsidentschaftskandidatin Jackie Strike von Politik digital, ein virtueller Barmixer einer Getränkefirma oder eine Animierdame beim Fernsehsender „Premiere World“ arbeiten mit dieser Technologie. Auch von Wendt steht den Besuchern der Web-Seite seiner Firma in virtueller Form entsprechend Rede und Antwort. Karl-Ludwig von Wendt wurde 1960 in Westfalen geboren. Er studierte Betriebswirtschaft und promovierte 1988 über künstliche Intelligenz und Expertensysteme. Er arbeitete als Berater bei der Unternehmensberatung McKinsey sowie bei einem Fernsehsender in München und gründete 1993 in Hamburg die Multimedia-Agentur Kiwi. Von 1996 bis 1999 war er außerdem Geschäftsführer einer Briefumschlagfabrik. Von Wendt erkannte, daß sich im Internet ein großer Bedarf an Kommunikation in natürlicher Sprache zwischen Anbietern und Kunden entwickeln würde, der jedoch mit realen Personen kaum wirtschaftlich bewältigt werden könne. So kam es gemeinsam mit dem Programmierer Olaf Voß zur Entwicklung eines entsprechenden Programmes. 1997 konnte dies auf den Internet-Seiten einer Hamburger Zeitung unter der Bezeichnung „Charlie“ erstmalig eingesetzt werden. Im September 1999 wurde schließlich die Firma „Kiwilogic“ zur Vermarktung der „Lingobots“ gegründet. Karl-Ludwig von Wendt ist verheiratet und hat drei Kinder. In seiner Freizeit entwickelt er Brettspiele oder beschäftigt sich mit elektronischer Musik.

VocalTec

Israelisches Unternehmen, Pionier der Internet-Telefonie.

Zur Zeit (Anfang 2001) führt die Internet-Telefonie noch ein Schattendasein, nur etwa drei Prozent aller Telefongespräche werden über das Netz durchgeführt. Allerdings schicken sich große Unternehmen wie Cisco oder die Telefongesellschaft „AT&T“ an, in diesem Markt Fuß zu fassen. Bei der Internet-Telefonie wird das Netz für die Übertragung von Telefongeprächen genutzt. Die Verbindung kann zum Beispiel mit einem Telefon hergestellt werden, wobei ein Dienstleistungsunternehmen angerufen wird, welches das Gespräch über das Netz weiterleitet, oder man kann direkt vom Computer aus telefonieren. Auf jeden Fall kann man auf diese Art äußerst billig in aller Welt anrufen. Allerdings war die Übertragungsqualität bislang eher dürftig. Die erste Software für die Internet-Telefonie wurde 1995 vorgestellt und stammt von dem Unternehmen „VocalTec“ aus dem israelischen Herzliya. Es heißt, die israelische Armee habe die ersten Versuche mit der Übertragung von Sprache über Datennetze gemacht. Sicher ist, daß das 1989 gegründete Unternehmen „VocalTec“ auf der Computermesse „Comdex“ im November 1993 die Software „VocalChat“ vorstellte, die es erlaubte, Sound-Dateien über ein Netzwerk zu versenden und dadurch ein Gespräch, wie über ein Walkie Talkie, zu führen (es kann immer nur einer der Teilnehmer sprechen). Die erste Fernverbindung dieser Art fand von Atlanta nach Miami statt. 1995 erschien schließlich die Software „IPhone“, die als erstes Programm für die Internet-Telefonie gilt. Die treibende Kraft bei „VocalTec“ ist der israelische Arzt Elon A. Ganor. Er hatte nach seinem Medizinstudium in Tel Aviv zunächst einige Jahre als Arzt praktiziert, bevor er in den 80-er Jahren eine Biotechnologie-Firma gründete, die durch die Entwicklung eines der ersten AIDS-Tests bekannt wurde. Außerdem arbeitete er bei einer internationalen Marketing-Firma. Ganor betätigte sich auch als Unternehmer, indem er in das Projekt zweier ehemaliger Soldaten namens Lior Haramaty und Alon Cohen investierte, die sich mit Techniken zur Tonübertragung beschäftigten, aus dem „VocalTec“ hervorging. Ganor übernahm später die Geschäftsführung des Unternehmens. Den großen Durchbruch verpaßte die Firma, als Ganor 1995 das Angebot von Jim Clark ausschlug, „IPhone“ in den Internet-Browser Netscape zu integrieren.

Beitragsbild: Screenshot der VocalTec Webseite 1998

Paul Vixie

Amerikanischer Computerspezialist.

Viele der Programme, die den reibungslosen Ablauf des Datenverkehrs im Internet steuern, sind weithin unbekannt. Eines davon ist „BIND“, der „Berkeley Internet Name Deamon“. Die Software sorgt für die Übersetzung der Internet-Adressen, die für die Rechner als Zahlenkombinationen vorliegen müssen, in verständlichere Ausdrücke (etwa: schwarzkopf-verlag.de). Entwickelt wurde das Programm ursprünglich von Studenten der Universität Berkeley. Paul Vixie hat seit Ende der 80-er Jahre für die Weiterentwicklung und Verbesserung der Software gesorgt. Paul Vixie wurde im Mai 1963 in San Francisco geboren. Im Alter von 12 Jahren lernte er die Programmiersprache BASIC und fand von nun an die Beschäftigung mit dem Computer viel interessanter als die Schule. Mit 16 beendete er dann auch seine Ausbildung, um sich „dem Computer-Zirkus anzuschließen“, wie er selbst sagt. 1988 war er bei der Firma „Digital Equipment“ („DEC“) für die Verbindung mit dem Internet zuständig und hatte auch mit dem oben erwähnten Programm „BIND“ zu tun, das seinen Angaben zufolge nicht sonderlich zuverlässig war und das er daher verbesserte. Es sprach sich herum, daß Vixie eine zuverlässige Version davon besaß, die er auch weitergab. Als er „DEC“ schließlich im Jahr 1993 verließ, behielt er die Entwicklung von „BIND“ bei. 1994 gründete er gemeinsam mit Rick Adams von ßßß UUNet das „Interent Software Consortium“, „ISC“, das sich mit der Entwicklung von Referenzprogrammen für das Internet beschäftigt. Dabei wird darauf geachtet, daß alle Internetprotokolle möglichst genau eingehalten werden. Die Ergebnisse werden dann als Freie Software, das heißt der Programmcode ist für jedermann einsehbar, veröffentlicht. Außerdem ist Paul Vixie Mitbegründer des non-profit-Unternehmens „MAPS“, „Mail Abuse Prevention System“. Die Firma kämpft gegen unerwünschte Werbesendungen im Internet, die sogenannte Spam-Mail. Die „Realtime Blackhole List“ der Firma sorgt dafür, daß keine E-Mail von Servern empfangen wird, die Spam-Mail unterstützen. Aus Kreisen der werbetreibenden Industrie wird er daher auch als Krimineller bezeichnet. Vixie ist Vater von vier Kindern. Er lebt in La Honda, Kalifornien, wo er seine Freizeit als Gutsbesitzer verbringt.

Stephan Schambach

Deutscher Unternehmer, Mitbegründer der Firma Intershop.

„Ostdeutschlands E-Commerce Revolutionär“ („Business Week“) oder „Web-Popstar“ („Net-Business“), kein Superlativ scheint gut genug, um Stephan Schambach, den Mitbegründer des Vorzeigeunternehmens „Intershop“, zu charakterisieren. Er wurde am 1. August 1970 in Erfurt geboren. Dem technisch begeisterten Schüler wurde jedoch der Zugang zum Gymnasium und Studium verwehrt, daher begann er 1987 in Jena ein Fachschulstudium im Fachbereich Laboratoriumstechnik für Physik. Als Elektronikbastler hatte er sich bereits durch den Bau von Lichtorgeln und Verstärkern einen Namen gemacht, die in der Jenaer Disco Szene als Qualitätsarbeit galten. Während seiner Ausbildung schloß er sich einer Gruppe an, die westliche Computer nachbaute, und am 9. November 1989, dem Tag der Grenzöffnung zwischen den beiden deutschen Staaten, wurde er auf der „Messe der Meister von Morgen“ ausgezeichnet. Nach dem Fall der Mauer stellte einer seiner Lehrer den Kontakt zu Udo Stanja her, der für ein Firmenprojekt einen Computerexperten suchte. Stephan Schambach brach seine Ausbildung ab, und es kam 1991 zur Gründung der „Hard & Soft Stanja KG“, einem Unternehmen, das mit Computern handelte. Doch schon 1992 kehrte Schambach diesem Betrieb den Rücken zu und gründete mit Wilfried Beeck und Karsten Schneider die Firma „NetConsult“, aus der später das erfolgreiche Unternehmen „Intershop“ hervorging. Zum Aufbau der Firma in den USA ging Schambach im April 1996 auf Wunsch seines Kapitalgebers in die Vereinigten Staaten, fast ohne Englischkenntnisse. Dort gelang es ihm, mit Hilfe des Finanziers Burgess Jamieson, das Unternehmen zu einem der führenden Anbieter von Software für den Handel im Internet zu machen. Stephan Schambach hat sich vom etwas linkischen Computerbastler zum Visionär der „New Economy“ gemausert. Man sagt ihm nach, daß er die, in Führungskreisen eher ungewöhnliche Fähigkeit besitzt, seine eigenen Defizite zu erkennen. So holte er zum Beispiel den ehemaligen „Compaq“-Chef Eckhard Pfeiffer als Aufsichtsratvorsitzenden zu „Intershop“, da er erkannte, daß sein mit Computerslang durchsetztes Englisch mit deutschem Akzent für Verhandlungen mit amerikanischen Unternehmen nicht förderlich ist. Aus demselben Grund soll er auch sein leichtes Übergewicht abgebaut haben. Stephan Schambach lebt mit seiner Frau und drei Kindern in Kalifornien nahe San Francisco. Bereits 1997 wurde er vom kalifornischen Gouverneur mit dem „California Governors IT Entrepreneurial Excellence Award“ ausgezeichnet.

Hasso Plattner

Mitbegründer des Softwareunternehmens „SAP“.

Im Gegensatz zu den heute umjubelten Unternehmen der „New Economy“ konnte die von Hasso Plattner mitbegründete Firma bereits im ersten Geschäftsjahr einen Gewinn verbuchen, und seit 1995 ist das von ihm im Jahr 1972 mitbegründete Unternehmen „SAP“ Weltmarktführer im Bereich der Programme, die innerbetriebliche Vorgänge steuern, der sogenannten Business-Software. Diese Software wird den Bedürfnissen der Kunden angepaßt und macht eine aufwendige Installation notwendig, was den Anwenderkreis auf Großunternehmen beschränkt. Sogar Firmen wie IBM oder Microsoft gehören zu den Nutzern der Produkte aus dem Hause „SAP“. Hasso Plattner wurde am 21. Januar 1944 als Sohn eines Arztes und einer Lehrerin in Berlin geboren, wo er auch seine Kindheit verbrachte. Nach dem Abitur, das er in Konstanz machte, studierte er Nachrichtentechnik an der Technischen Hochschule in Karlsruhe. Nach dem Studium begann er 1968 bei IBM in Mannheim als Programmentwickler zu arbeiten. 1972 machte er sich mit vier Kollegen mit der Firma „Systemanalyse und Programmentwicklung“ selbständig. Das Unternehmen widmete sich der Entwicklung von kommerzieller Anwendersoftware als Standardprodukt. Der erste große Auftrag kam vom Chemieunternehmen „ICI“, für welches das „System R“ entwickelt wurde, wobei „R“ für „Realtime“ steht. 1979 hatte „SAP“ bereits 100 Kunden und das Unternehmen konnte kräftig expandieren. Das in den 90-er Jahren entwickelte Programm „R/3“ wurde zum de facto Standard in seinem Bereich und machte „SAP“ zum Weltmarktführer. Obwohl „R/3“ seit 1996 Internetfähig ist, warf man „SAP“ vor, das Internet verschlafen zu haben, was Plattner in einem Interview mit den Worten „wir waren zwar nie die Schnellsten, aber immer die Besten“ kommentierte. Inzwischen hat die Firma begonnen, mit „mySAP.com“ Technologien für Marktplätze im Internet zu entwickeln. Dabei soll auch Microsoft angegriffen werden, da die neuen Produkte von „SAP“ auch Bestandteile enthalten, die bislang eine Domäne des amerikanischen Software-Riesen sind. Eine besondere Rivalität besteht allerdings zu Larry Ellison von Oracle. Als Plattner in Lissabon ein großes Fest mit Feuerwerk ausrichtete, pflasterte Ellison den Flughafen der Stadt mit Plakaten, auf denen er verkündete, er habe Millionen Dollar gespart, da er nicht mit der Software von „SAP“ arbeite. Bei einer Wettfahrt vor Hawaii gerieten die beiden Segler aneinander, als Ellisons Schiff an Plattners Yacht, die durch einen Mastbruch manövrierunfähig war, vorbeisegelte. Als ein Begleitboot Ellisons Plattners Yacht umrundete und Videoaufnahmen machte, zeigte Plattner bei heruntergelassener Hose seinen Hintern, was in Amerika als „Mooning“ bezeichnet wird. Der begeisterte Segler Plattner gewann mit seiner 24-Meter-Yacht bereits die Sydney-Hobart-Regatta, die 630 Meilen durch den Pazifik führt, auch ist er ein begeisterter Golfspieler, Fußball- und Eishockeyfan. Das Magazin „Forbes“ zählte ihn 1999 zu den reichsten Personen der Welt. Er ist seit 1978 verheiratet und hat zwei Töchter. Seiner Frau schenkte er zum Geburtstag ein Luxus-Golf-Hotel in Südafrika im Wert von 23 Millionen Mark. Plattner ist sich allerdings dessen bewußt, daß er seinen Erfolg auch seiner guten Ausbildung zu verdanken hat. Daher stiftete er 1998 100 Millionen Mark zur Einrichtung des „Hasso Plattner Softwareinstitut“ in Potsdam. Dort gibt es weltweit den einzigen Studiengang für Softwaresystemtechnik. Er soll die Studenten befähigen, komplexe Softwaresysteme zu entwickeln. Hasso Plattner selbst ist Lehrbeauftragter und Honorar-Professor an der Universität Saarbrücken, von der er auch 1990 einen Ehrendoktortitel verliehen bekam.

Beitragsbild: SAP AG / Wolfram Scheible

Henrik Pfluger

Entwickler des Programmes „Buddyphone“ zur Internet-Telephonie.

Schon im Alter von acht Jahren sah sich Henrik Pfluger gezwungen, mit dem Programmieren zu beginnen: Sein Vater schenkte ihm einen „Commodore 20“ Computer ohne Spiele, so daß er sich anderweitig mit dem Gerät beschäftigen mußte. Mit zwölf Jahren schrieb er ein Programm zur Auswertung von Lungenfunktionsmaschinen und zur Verwaltung von Ultraschallbildern für die Arztpraxis seines Vaters. Zwei Kopien konnte er sogar für insgesamt 100 Mark an Kollegen seines Vaters verkaufen. Natürlich begann er nach dem Abitur ein Informatikstudium. Im Oktober 1998 schrieb der damals 22-jährige Henrik Pfluger ein kleines Chatprogramm, das die Verabredung zu Parties im Studentenwohnheim erleichtern sollte. Auf Anregung von Kommilitonen ergänzte er das Programm durch eine Sprachsoftware. Damit war „Buddyphone“, ein Programm, das es erlaubt, über das Internet von Computer zu Computer zu telefonieren, geboren. Henrik Pfluger stellte das Programm auf seiner Web-Seite auf dem Server der Uni Mannheim, an der er studierte, zum Herunterladen bereit. Es fand eine derartige Resonanz, daß der Server der Universität unter dem Ansturm der Interessenten zusammenbrach, ein Umstand, der fast dazu geführt hätte, daß Pfluger von der Uni verwiesen worden wäre. Inzwischen hat er sein Studium unterbrochen, um in Hamburg die „Buddyphone GmbH“ aufzubauen. Startkapital erhielt er vom Hamburger Unternehmer Nikolai Manek, der von Pflugers Idee begeistert war und „Buddyphone“ einen großen Erfolg prophezeit. Tatsächlich ist das Telefonieren im Internet von Computer zu Computer ein großes Plus: Es fallen keine Telefonkosten an, sondern es müssen nur die Online-Gebühren bezahlt werden. Der Vorteil von Pflugers Software gegenüber anderen Programmen ist die leichte Bedienbarkeit und der ressourcenschonende Betrieb, der es ermöglicht, neben dem Telefonieren auch noch im World Wide Web zu surfen.

Steve Outtrim

Australischer Unternehmer, entwickelte den Editor „HotDog“.

Steve Outtrims Erfolgsgeschichte wirkt wie ein modernes Märchen: Ein erfolgloser Unternehmer wird durch fünf Tage Arbeit zum Multimillonär. Tatsächlich hat Steve Outtrim für die Erstellung des Programms „HotDog“ nur wenige Tage gebraucht. Der Börsengang seiner Firma machte ihn schließlich zum Multimillionär. Steve Outtrim wurde am 24. Februar 1973 in Neuseeland geboren. Schon im Alter von neun Jahren bekam er einen Computer geschenkt, an dem er Programmieren lernte, denn das Gerät hatte noch keinen festen Speicher, und Spiele mußte er daher teilweise selbst erstellen. Sein eigentlicher Wunsch war es jedoch, Unternehmer zu werden. Er absolvierte daher an der Victoria University in Wellington eine betriebswirtschaftliche Ausbildung. Im Januar 1993 ging er nach Melbourne in Australien, wo er in einer leitenden Position in einem Restaurant zu arbeiten begann. Während seiner Freizeit programmierte er ein Abrechnungsprogramm für Restaurants. Im April 1995 machte er sich selbständig, um die von ihm entwickelte Software zu verkaufen. Seine Firma nannte er nach seinem Spitznamen „Sausage“, Würstchen. Allerdings hatte er wenig Erfolg: Niemand interessierte sich für sein Produkt. Schließlich kam er auf die Idee, die Software über das World Wide Web anzubieten. Da er kein passendes Programm zum Erstellen von Web-Seiten fand, begann er, sich einen eigenen Editor zum Erstellen der Seiten zu schreiben. Nach einigen Tagen war die Software fertig. Freunden, denen er das Programm zeigte, gefiel es, und er bot es im World Wide Web unter der Bezeichnung „HotDog“ zum Verkauf an. Innerhalb fünf Monaten konnte er über 10.000 Kopien davon absetzen. Zu seinen Kunden zählten auch Firmen wie Microsoft, „IBM“ oder „Coca Cola“. Nach einem Jahr hatte das Unternehmen „Sausage“ bereits 60 Mitarbeiter und „HotDog“ wurde weltweit eingesetzt. Im Oktober ging die Firma als eines der ersten australischen Internetunternehmen an die Börse. Allerdings ließ die Nachfrage nach „HotDog“ nach, und „Sausage“ versuchte mit der Entwicklung von kleinen, in der Programmiersprache Java geschriebenen Programmen, sogenannten „Applets“, erfolglos Geld zu verdienen. Durch die Zusammenarbeit mit dem damals 32 Jahre alten australischen Internet-Unternhmer Wayne Bos konnte „Sausage“ gerettet werden. Inzwischen ist aus „Sausage“ eines der führenden Technologie-Unternehmen Australiens im Bereich E-Commerce geworden. Steve Outtrim hat sich Mitte 2000 gänzlich aus der Firma zurückgezogen. Er verkaufte einen großen Teil seiner Beteiligung und plante, sich nach einer Europareise als Investor zu betätigen.

Oracle

Amerikanische Softwarefirma.

Der amerikanische Softwarehersteller Oracle ist nach Microsoft die zweitgrößte Softwarefirma der Welt. Mit gut 40 Prozent Marktanteil bei Datenbanken war die Firma im Jahr 2000 Marktführer in dieser Technologie, ohne die der gesamte Bereich des E-commerce undenkbar ist. Allerdings beruht auch hier, ähnlich wie bei Microsoft, der Erfolg nicht unbedingt auf genialen Ideen der Gründer, sondern auf der Übernahme einer fremden Entwicklung. Oracle wurde 1977 von Larry Ellison, Bob Miner und Ed Oates als „Software Development Laboratories“ – SDL – gegründet. Die Gründer hatten sich zuvor bei einer Firma namens Ampex kennengelernt, wo Ellison und Miner an einem System zur Datensicherung mittels Videobändern arbeiteten. Bei diesem vom amerikanischen Geheimdienst CIA in Auftrag gegebenen Projekt, das übrigens den Codenamen „Oracle“ trug, sollte die damals unvorstellbare Datenmenge von einem Terabit untergebracht und zugänglich gemacht werden. Nachdem das Projekt gescheitert war, arbeitete Ellison bei der Firma „Precision Instruments Company“, die ein mechanisches System zum Verwalten von speziellen Folien, auf denen Schriftstücke gespeichert waren, entwickelt hatte. Das Unternehmen holte Angebote für die Erstellung der Software zur Steuerung der Apparatur ein und Ellison erkannte seine Chance: Gemeinsam mit seinen zwei Kollegen von Ampex machte er ein günstiges Angebot und erhielt den Zuschlag. Im Juni 1977 zog SDL in ein Büro direkt neben ihrem Auftraggeber. Dort bekam der erste Angestellte, Bruce Scott, schon bald einen Eindruck von Ellisons Charakter: Als Scott fragte, wie er den SDL-Rechner mit dem Computer von Precision verbinden solle, schlug Ellison kurzerhand mit einem schweren Hammer ein Loch in die Wand zum Nachbarbüro. Die Softwareentwicklung gelang zwar, aber das Projekt scheiterte an mechanischen Unzulänglichkeiten des von Precision entwickelten Apparates. Noch während ihrer Arbeit an dem Projekt machten sich die Gründer Gedanken über die Zukunft ihres Unternehmens. Ed Oates hatte Veröffentlichungen von IBM über die Entwicklung des „System R“, einer relationalen Datenbank und der dazugehörigen Abfragesprache SQL gelesen. Auf seinen Vorschlag hin wurde eine solche Datenbank zum künftigen Produkt der Firma erkoren und gemeinsam mit Bob Miner das System nachgebaut. Die erste Version der Datenbank, die wenig später nach ihrem ersten gemeinsamen Projekt „Oracle“ genannt wurde, war allerdings nicht viel mehr als Spielzeug, was Larry Ellison nicht daran hinderte, diese mit der vollmundigen Versprechung, sie würde auf allen Betriebssystemen arbeiten, anzupreisen. Die ersten Kunden waren der CIA und die amerikanische Marine, die zwei Datenbanken benötigte. Miner mußte nun mit dem Problem fertig werden, zwei Kunden zu bedienen und dabei drei unterschiedliche Betriebssysteme zu berücksichtigen. Lange Zeit bereiteten die unterschiedlichen Betriebssysteme der Datenbank erhebliche Probleme. Es wird berichtet, daß Ellison auf die Frage, ob Kunden ihr Geld zurückverlangt hätten, geantwortet haben soll: „Das nicht, sie haben gesagt: ‚Wir wollen unsere Daten zurück.‘ „ Das Unternehmen hatte jedoch Erfolg, bereits 1982 betrug der Gewinn über zwei Millionen Dollar und als Oracle, wie die Firma inzwischen hieß, nachdem sie zwischenzeitlich als „Relational Technologies“ firmierte, 1986 an die Börse ging, wurde es von Ellison als das am schnellsten wachsende Softwareunternehmen der Welt bezeichnet. Die großspurige Art Ellisons führte 1990 auch zu einer Anklage gegen Oracle wegen „Höchst unzulänglicher Buchhaltung.“ Ellison hatte stets wachsende Umsätze verkündet und diese auch von seiner Firma verlangt. Wenn dies nicht gelang, wurde in der Buchhaltung ein wenig nachgeholfen, bis dieses System zusammenbrach. Aber auch dubiose Geschäftspraktiken brachten die Firma ins Gerede. Trotzdem hat Oracle mit seinem Datenbanksystem einen Standard gesetzt, der von fast allen Hardwareherstellern unterstützt wird. Neben der Datenbanktechnologie, die Industrieunternehmen ebenso einsetzen wie Firmen des E-commerce will Oracle nun auch in den Markt der Web-Server eindringen. Wo bislang individuell zusammengestellte Systeme vorherrschen, bietet Oracle nun eine standardisierte Lösung an. Auch wird von Oracle inzwischen ERP-Software verkauft, bei der SAP bislang führend ist. (ERP ist ein Begriff aus der Betriebswirtschaft und bezieht sich auf innerbetriebliche Abläufe und Planungen) Allerdings soll die „E-Business Suite“ voller Fehler sein, es ist davon die Rede, daß schon fast 5000 sogenannte Patches zur Korrektur notwendig waren. Auch soll Oracle die Software verschenken, um Referenzen zu bekommen. Die Schnelligkeit seiner Datenbanken versucht Ellison immer wieder dadurch unter Beweis zu stellen, daß er demjenigen, der ein schnelleres Produkt anbietet, eine Million Dollar zu zahlen bereit ist. Als Microsoft, Ellisons Erzfeind, im Herbst 2000 diesen Beweis erbrachte, konterte er mit den Worten „Wer eine Firma hat, die nur TPC-Benchmarks (Den Schnelligkeits-Test) fahren muß, soll unbedingt bei Microsoft kaufen. Wer mit seinen Daten ein Geschäft betreibt, kommt besser zu uns.“ Auch im Firmensitz spiegelt sich Larry Ellisons Art wider: Die Zentrale von Oracle besteht aus sechs riesigen Bürotürmen, die in ihrer obersten Etage jeweils ein Spezialitätenrestaurant beherbergen und kein Mitarbeiter muß weiter als 30 Meter gehen, um eine Espressomaschine zu erreichen.

Jarkko Oikarinen

Finnischer Softwarespezialist, entwickelte IRC.

Natürlich haben die Menschen auch in Zeiten des Internet das Bedürfnis, ein wenig miteinander zu plaudern und ihre Gedanken über dies und jenes auszutauschen. Eine beliebte Möglichkeit dazu ist der „Internet Relay Chat“, IRC, ein System, das es erlaubt, sich mit beliebig vielen Personen online zu unterhalten. Dabei werden die Nachrichten von den Computern der Nutzer ins Netz übertragen und erscheinen bei allen Teilnehmern auf dem Monitor. Zur besseren Übersichtlichkeit ist der IRC in Gesprächsgruppen, die sogenannten Channels, aufgeteilt, die sich den unterschiedlichsten Themen widmen. Die Veranstaltungen sind weitgehend anonym, denn die Nutzer treten unter Verwendung von Spitznamen auf. Allerdings hat es sich eingebürgert „Relay Parties“ zu veranstalten, auf denen sich die Benutzer in der realen Welt kennenlernen können. Der Internet Relay Chat ist eine Schöpfung des am 16. August 1967 in Kuusamo, Finnland, geborenen Jarkko Oikarinen. Als Student an der Universität Oulu arbeitete er im Sommer 1988 als Systemadminstrator. Neben dieser Tätigkeit hatte er Zeit, sich auch mit anderen Dingen zu beschäftigen. Er begann ein Programm zu entwickeln, welches das Universitätseigene Bulletin Board System, die „OuluBox“, verbessern sollte. Als Vorbild diente ihm das Chat-System des amerikanischen Bitnet. Ende August war die Entwicklung beendet, und als das System mehr als zehn Nutzer hatte, konnte Oikarinen es organisieren, auch an andern Universitäten innerhalb Finnlands entsprechende Server einzurichten. Über einen Zugang zum Rechner des MIT knüpfte er Kontakte zu Interessenten an seinem Programm in den USA, von wo aus sich der IRC schließlich weltweit verbreitete. Jarkko Oikarinen schloß sein Studium 1999 mit einer Dissertation zum Problem der dreidimensionalen Darstellung in der Medizintechnik ab. Er ist verheiratet und hat zwei Kinder. Als größte Plage im Internet sieht er die unerwünschte Zusendung von Werbe-E-Mail, er selbst hat sich schon in mehreren Sammlungen mit entsprechenden Adressen gefunden und sah sich häufig gezwungen, seine E-Mail Adresse zu ändern.