Amerikanischer Astronom und Internetkritiker.
Im Nachwort seines ersten Buches „Kuckucksei“, das 1989 erschien, erwartete Clifford Stoll vom Internet noch „eine Fülle neuer Kommunikationsmöglichkeiten“, inzwischen ist er jedoch der Ansicht, ein Internetanschluß sei „die beste Garantie, zum Trottel zu werden“. Der 1951 geborene Clifford Stoll hatte Astrophysik studiert und nach seinem Studium zunächst als Astronom gearbeitet. Im Jahr 1986 bekam Stoll, der schon 1964 in der High School Bekanntschaft mit dem Computer gemacht hatte und 1972 seinen ersten eigenen Rechner zusammenlötete, einen Job im Rechenzentrum des Observatoriums am Lawrence Berkeley Laboratory. Dort wurden eine Anzahl Großrechner betreut, deren Rechenzeit Wissenschaftlern gegen Gebühr zur Verfügung gestellt wurde. Eines Tages tauchte ein Defizit von 75 Cents auf, und Clifford Stoll machte sich auf die Suche nach der Ursache. Dabei stieß er auf einen Hacker, der unberechtigt in das Computersystem eingedrungen war. In dem oben genannten Buch beschreibt er die abenteuerliche Jagd nach dem Eindringling durch die Datennetze. Die Aktion dauerte ein Jahr und führte schließlich nach Deutschland, von wo aus einige Hacker um Karl Koch für den KGB spioniert hatten. Einer breiteren Öffentlichkeit bekannt geworden ist Stoll jedoch durch seine Kritik am Internetwahn der 90-er Jahre. In seinem 1995 erschienenen Buch „Silicon Snake Oil. Second Thoughts on the Information Highway“ (deutscher Titel: „Die Wüste Internet“) beschreibt er seine Erfahrungen mit dem Internet und beklagt, daß die virtuelle Welt den Menschen sinnliche Erfahrungen vorenthält und ihnen die Zeit stiehlt. Die Möglichkeit, aus der Informationsflut des World Wide Web brauchbares Wissen zu erlangen, vergleicht er mit dem Versuch eines Durstigen, aus einem Feuerwehrschlauch zu trinken. Sein 1999 erschienenes Buch „LogOut Warum Computer nichts im Klassenzimmer zu suchen haben…“ ist ein Rundumschlag gegen die Technikversessenheit der heutigen Gesellschaft, die neben dem Abbau der Bibliotheken auch zur Zerstörung der sozialen Kontakte führt. „Das Internet ist ein Ort, wo Millionen von Menschen herumschreien, aber niemand zuhört. Eine Kakophonie“, faßt er den derzeitigen Zustand des Netzes zusammen. Seine Kritiker halten ihm Einfältigkeit vor oder verweisen darauf , daß es sich bei den von ihm geschilderten Mißständen nur um „Übergangsphänomene“ handelt, „die die Kultur der Informationsgesellschaft vorübergehend an der Oberfläche berühren“ („Telepolis“) Dabei lehnt Stoll den Computer keineswegs ab, für ihn ist er jedoch nur ein Werkzeug von vielen und niemand würde auf die Idee kommen, „jeden Schultisch mit einer Kreissäge zu versehen“. Clifford Stoll, ein hagerer Mann mit struppigem Haar, ist ein beliebter Vortragsredner, der seine Thesen wild gestikulierend unterstreicht. Er steigt auf die Möbel oder bezieht die Zuschauer in seinen Vortrag mit ein, etwa wenn er den Fotografen beim „Spiegel“-Interview mit einem Stock piekst, um seine Gedanken zu illustrieren. Er ist verheiratet und lebt mit seiner Frau und zwei Kindern bei San Francisco.