Philip (Phil) Zimmermann

Amerikanischer Informatiker, Entwickler des Verschlüsselungsprogramms „PGP“.

„PGP, Pretty Good Privacy“ heißt soviel wie „ziemlich gute Privatsphäre“ oder „ziemlich guter Datenschutz“. Es handelt sich dabei um ein Programm zur Verschlüsselung von elektronischen Nachrichten, welches das „Public Key-Verfahren“ verwendet. Dabei besitzt jeder Nutzer der Software zwei Schlüssel: Einer, der Public-Key, wird von ihm weitergegeben und dient zum Verschlüsseln von Botschaften, die an ihn geschickt werden. Mit dem zweiten Schlüssel kann die Nachricht entschlüsselt werden. Dadurch unterscheidet sich das Programm von den klassischen Verfahren, bei denen ein identischer Schlüssel zum Ver- und Entschlüsseln benötigt wird. Entwickelt wurde „PGP“ 1991 von Phil Zimmermann. Der am 12. Februar 1954 in New Jersey als Sohn eines LKW-Fahrers geborene Zimmermann interessierte sich schon als Schüler für kryptografische Verfahren. Er studierte Physik und Informatik und arbeitete danach als Software-Entwickler. Er war in der Friedensbewegung aktiv, als die amerikanische Regierung Anfang 1991 einen Gesetzentwurf vorlegte, der vorsah, daß alle Kommunikationsanbieter dem Geheimdienst den Zugriff auf ihre Daten ermöglichen sollten. Phil Zimmermann sah darin einen Anschlag auf die Bürgerrechte und entwickelte „PGP“, um auch weiterhin die ungestörte Kommunikation zu ermöglichen. Das Programm wurde Mitte 1991 zunächst über „Peacenet“, einem Interentprovider für politische Organisationen, und dann im Usenet veröffentlicht, womit sich der Entwickler prompt Ärger einhandelte. Über das Usenet gelangte „PGP“ natürlich auch in Länder außerhalb der USA, doch der Export von Verschlüsselungssoftware war verboten. Ein deshalb gegen Phil Zimmermann geführtes Verfahren wurde jedoch nach drei Jahren eingestellt. Auch gab es Schwierigkeiten wegen der Verwendung eines in Nordamerika patentierten Verschlüsselungsverfahrens. „PGP“, dessen Quellcode übrigens offen ist, das heißt, jedermann darf das Programm verbessern, verbreitete sich rasch und leistet zum Beispiel bei Oppositionsgruppen in diktatorisch geführten Staaten gute Dienste. Allerdings wird bislang nur ein Bruchteil der E-Mail verschlüsselt. Philip Zimmermann gründete 1996 die „PGP Inc.“ zur Fortentwicklung seines Programms. Später wurde die Firma an das Unternehmen Network Associates verkauft. Im Jahr 2001 zog Zimmermann sich aus diesem Unternehmen zurück. Danach gründete er das „Open PGP Consortium“ zur Entwicklung eines „Open PGP“ Standards. Außerdem arbeitet er für die Firma „Hushmail“, einem Unternehmen, das das Versenden verschlüsselter E-Mail im World Wide Web anbietet. Seit 1996 lebt Phil Zimmermann mit seiner Familie, er hat eine Tochter und einen Sohn, nahe San Francisco.

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Robert H Zakon

Amerikanischer Computerpezialist, wurde durch seine „Internet Timeline“ bekannt.

Wer im World Wide Web Informationen über die Geschichte des Internet sucht, wird über kurz oder lang auf „Hobbes` Internet Timeline“ stoßen. Diese Tabelle der Entwicklungsgeschichte des Netzes wurde von Robert H Zakon (das H ohne Punkt, wie er betont) zu Unterrichtszwecken erstellt und wird inzwischen in aller Welt zitiert. Zakon wurde am 16. Juli 1968 als Roberto Henrique Zakon in Rio de Janeiro, Brasilien, geboren. Im Alter von zwölf Jahren kam er zu seinem Onkel nach New York. Er studierte Computertechnik an der Case Western Reserve University in Cleveland und machte 1992 seinen Abschluß. Im selben Jahr erhielt er auch die amerikanische Staatsbürgerschaft und nennt sich seitdem Robert H Zakon. Nach seinem Studium arbeitete er bis 1999 bei „MITRE“, einer Organisation für Forschung und Entwicklung von Projekten von öffentlichem Interesse. 1998 gründete Zakon gemeinsam mit einem Partner ein Unternehmen, das im Internet Software verkauft. Die Bezeichnung „Hobbes Internet Timeline“ geht auf den Spitznamen Zakons zurück, den er während seiner Studentenzeit bekam. Damals wurde im Studentenwohnheim ein Netzwerk zwischen „Macintosh“ Computern errichtet. Zakon erhielt über dieses Netzwerk häufig anonyme Nachrichten, was ihn störte. Er schrieb ein Programm, das den Absender ausfindig machte und dessen Computer abschaltete. Der Name Hobbes stammt aus dem in Amerika populären Comic „Calvin & Hobbes“. Calvin ist ein kleiner Junge, der gemeinsam mit seinem Stoffkater Hobbes verschiedene Abenteuer erlebt. Dabei hat Hobbes Eigenschaften (z.B. kann er sprechen), die nur Calvin kennt.

The World

Erster öffentliche Provider für Einwahlverbindungen ins Internet.

Kurz nachdem „The World“ Ende 1989 begonnen hatte, seinen Kunden den Zugang zum Internet zu ermöglichen, sperrte die „National Science Foundation“, die für den Betrieb des Internet-Backbone in den USA zuständig war, der Firma den Zugang zur Hälfte des Netzes. Begründet wurde diese Maßnahme mit der Tatsache, daß das Internet durch Steuergelder finanziert worden war und der Zugriff durch ein kommerzielles Unternehmen unerwünscht sei. Als ob einem Taxiunternehmen untersagt würde, Fahrgäste zu einem öffentlichen Park zu bringen, wie Barry Shein, der Betreiber des Dienstes „The World“ meint. Erst nachdem immer mehr kommerzielle Unternehmen den Zugang zum Internet anboten, konnten auch die Kunden von „The World“ wieder das gesamte Netz nutzen. „The World“ war Teil der Firma „Software Tool & Die“ (Programme, Werkzeuge & Tod) die von Barry Shein und einem Kollegen Anfang 1989 in Boston gegründet worden war. Der 1953 in New York City geborene Barry Shein hatte die Computertechnik kennengelernt, als er in der 70-er Jahren zum Personal der Forschungsabteilung der Harvard School of Public Health gehörte. Dort arbeitete er an einem Projekt in dem ein Gerät zur Messung der Lungenfunktion mit einem Computer verbunden wurde. Später erhielt das Institut das Betriebssystem „UNIX“, und Shein entdeckte die Computertechnologie zunächst als Hobby. Später unterrichtete er Programmieren an der Berkeley Universität und arbeitete in der Computerindustrie. Seine Firma „Software Tool & Die“ bot Beratung, den Zugang zum Usenet und einen E-Mail-Service an. Als im August 1989 Rick Adams von UUNet darum bat, die Ausrüstung von Sheins Firma mitbenutzen zu dürfen, konnten Barry Shein und sein Partner im Gegenzug den Internetzugang von „UUNet“ verwenden, und „The World“ war geboren. Der Provider wird immer noch von Barry Shein in Boston betrieben. Daneben ist Shein, der auch in der Unix User Group (Usenix) aktiv ist, auch als technischer Redakteur tätig.

Beitragsbild: Screenshot der Firmenwebseite 1998

Karl-Ludwig von Wendt

Deutscher Unternehmer.

Immer häufiger stößt man im Internet auf Seiten, auf denen Fragen im direkten Dialog beantwortet werden. Sollten die Antworten auf die Dauer ein wenig einsilbig erscheinen, so ist das nicht unbedingt einem unwilligen Mitarbeiter zu verdanken. Es kann auch sein, daß ein sogenannter „Ligubot“ zum Einsatz kommt. Ein „Lingubot“ ist ein Programm, mit dem man sich in der natürlichen Sprache unterhalten kann. Das heißt, Besucher von Web-Seiten, die mit dieser Technologie arbeiten, können frei formulierte Fragen stellen, auf die sie dann eine mehr oder weniger brauchbare Antwort erhalten. Dabei sind die Antworten natürlich um so besser, je näher man sich mit dem Thema der Seite beschäftigt. Auch werden die „Lingubots“ mit der Zeit immer besser, denn die geführten „Gespräche“ werden ausgewertet und fließen in die weitere Arbeit des Programms ein. Ein Vorreiter dieser Technologie ist Karl-Ludwig von Wendts Firma „Kiwilogic“. Gesprächspartner, wie die Präsidentschaftskandidatin Jackie Strike von Politik digital, ein virtueller Barmixer einer Getränkefirma oder eine Animierdame beim Fernsehsender „Premiere World“ arbeiten mit dieser Technologie. Auch von Wendt steht den Besuchern der Web-Seite seiner Firma in virtueller Form entsprechend Rede und Antwort. Karl-Ludwig von Wendt wurde 1960 in Westfalen geboren. Er studierte Betriebswirtschaft und promovierte 1988 über künstliche Intelligenz und Expertensysteme. Er arbeitete als Berater bei der Unternehmensberatung McKinsey sowie bei einem Fernsehsender in München und gründete 1993 in Hamburg die Multimedia-Agentur Kiwi. Von 1996 bis 1999 war er außerdem Geschäftsführer einer Briefumschlagfabrik. Von Wendt erkannte, daß sich im Internet ein großer Bedarf an Kommunikation in natürlicher Sprache zwischen Anbietern und Kunden entwickeln würde, der jedoch mit realen Personen kaum wirtschaftlich bewältigt werden könne. So kam es gemeinsam mit dem Programmierer Olaf Voß zur Entwicklung eines entsprechenden Programmes. 1997 konnte dies auf den Internet-Seiten einer Hamburger Zeitung unter der Bezeichnung „Charlie“ erstmalig eingesetzt werden. Im September 1999 wurde schließlich die Firma „Kiwilogic“ zur Vermarktung der „Lingobots“ gegründet. Karl-Ludwig von Wendt ist verheiratet und hat drei Kinder. In seiner Freizeit entwickelt er Brettspiele oder beschäftigt sich mit elektronischer Musik.

VocalTec

Israelisches Unternehmen, Pionier der Internet-Telefonie.

Zur Zeit (Anfang 2001) führt die Internet-Telefonie noch ein Schattendasein, nur etwa drei Prozent aller Telefongespräche werden über das Netz durchgeführt. Allerdings schicken sich große Unternehmen wie Cisco oder die Telefongesellschaft „AT&T“ an, in diesem Markt Fuß zu fassen. Bei der Internet-Telefonie wird das Netz für die Übertragung von Telefongeprächen genutzt. Die Verbindung kann zum Beispiel mit einem Telefon hergestellt werden, wobei ein Dienstleistungsunternehmen angerufen wird, welches das Gespräch über das Netz weiterleitet, oder man kann direkt vom Computer aus telefonieren. Auf jeden Fall kann man auf diese Art äußerst billig in aller Welt anrufen. Allerdings war die Übertragungsqualität bislang eher dürftig. Die erste Software für die Internet-Telefonie wurde 1995 vorgestellt und stammt von dem Unternehmen „VocalTec“ aus dem israelischen Herzliya. Es heißt, die israelische Armee habe die ersten Versuche mit der Übertragung von Sprache über Datennetze gemacht. Sicher ist, daß das 1989 gegründete Unternehmen „VocalTec“ auf der Computermesse „Comdex“ im November 1993 die Software „VocalChat“ vorstellte, die es erlaubte, Sound-Dateien über ein Netzwerk zu versenden und dadurch ein Gespräch, wie über ein Walkie Talkie, zu führen (es kann immer nur einer der Teilnehmer sprechen). Die erste Fernverbindung dieser Art fand von Atlanta nach Miami statt. 1995 erschien schließlich die Software „IPhone“, die als erstes Programm für die Internet-Telefonie gilt. Die treibende Kraft bei „VocalTec“ ist der israelische Arzt Elon A. Ganor. Er hatte nach seinem Medizinstudium in Tel Aviv zunächst einige Jahre als Arzt praktiziert, bevor er in den 80-er Jahren eine Biotechnologie-Firma gründete, die durch die Entwicklung eines der ersten AIDS-Tests bekannt wurde. Außerdem arbeitete er bei einer internationalen Marketing-Firma. Ganor betätigte sich auch als Unternehmer, indem er in das Projekt zweier ehemaliger Soldaten namens Lior Haramaty und Alon Cohen investierte, die sich mit Techniken zur Tonübertragung beschäftigten, aus dem „VocalTec“ hervorging. Ganor übernahm später die Geschäftsführung des Unternehmens. Den großen Durchbruch verpaßte die Firma, als Ganor 1995 das Angebot von Jim Clark ausschlug, „IPhone“ in den Internet-Browser Netscape zu integrieren.

Beitragsbild: Screenshot der VocalTec Webseite 1998

Paul Vixie

Amerikanischer Computerspezialist.

Viele der Programme, die den reibungslosen Ablauf des Datenverkehrs im Internet steuern, sind weithin unbekannt. Eines davon ist „BIND“, der „Berkeley Internet Name Deamon“. Die Software sorgt für die Übersetzung der Internet-Adressen, die für die Rechner als Zahlenkombinationen vorliegen müssen, in verständlichere Ausdrücke (etwa: schwarzkopf-verlag.de). Entwickelt wurde das Programm ursprünglich von Studenten der Universität Berkeley. Paul Vixie hat seit Ende der 80-er Jahre für die Weiterentwicklung und Verbesserung der Software gesorgt. Paul Vixie wurde im Mai 1963 in San Francisco geboren. Im Alter von 12 Jahren lernte er die Programmiersprache BASIC und fand von nun an die Beschäftigung mit dem Computer viel interessanter als die Schule. Mit 16 beendete er dann auch seine Ausbildung, um sich „dem Computer-Zirkus anzuschließen“, wie er selbst sagt. 1988 war er bei der Firma „Digital Equipment“ („DEC“) für die Verbindung mit dem Internet zuständig und hatte auch mit dem oben erwähnten Programm „BIND“ zu tun, das seinen Angaben zufolge nicht sonderlich zuverlässig war und das er daher verbesserte. Es sprach sich herum, daß Vixie eine zuverlässige Version davon besaß, die er auch weitergab. Als er „DEC“ schließlich im Jahr 1993 verließ, behielt er die Entwicklung von „BIND“ bei. 1994 gründete er gemeinsam mit Rick Adams von ßßß UUNet das „Interent Software Consortium“, „ISC“, das sich mit der Entwicklung von Referenzprogrammen für das Internet beschäftigt. Dabei wird darauf geachtet, daß alle Internetprotokolle möglichst genau eingehalten werden. Die Ergebnisse werden dann als Freie Software, das heißt der Programmcode ist für jedermann einsehbar, veröffentlicht. Außerdem ist Paul Vixie Mitbegründer des non-profit-Unternehmens „MAPS“, „Mail Abuse Prevention System“. Die Firma kämpft gegen unerwünschte Werbesendungen im Internet, die sogenannte Spam-Mail. Die „Realtime Blackhole List“ der Firma sorgt dafür, daß keine E-Mail von Servern empfangen wird, die Spam-Mail unterstützen. Aus Kreisen der werbetreibenden Industrie wird er daher auch als Krimineller bezeichnet. Vixie ist Vater von vier Kindern. Er lebt in La Honda, Kalifornien, wo er seine Freizeit als Gutsbesitzer verbringt.

Edward Tian

Chinesischer Unternehmer, vernetzt die Volksrepublik China.

Die Firma „AsiaInfo“, die Edward Tian 1993 gemeinsam mit seinem Landsmann James Ding in Dallas gegründet hatte, beschäftigte sich zunächst mit der Übersetzung chinesischer Nachrichten ins Englische, um sie dann im Internet zu veröffentlichen. Bald entwickelte sich daraus ein Unternehmen für Internet-Software und Systemintegration, das 1995 von einer amerikanischen Firma den Auftrag erhielt, die „Beijing Telecom“ beim Aufbau einer Internetinfrastruktur zu helfen. Edward Tian war 1987 in die USA gekommen, um an der Univeriaät Texas seinen Doktor zu machen. Er wurde im Juli 1963 als Sohn zweier in der Sowjetunion ausgebildeter Wissenschaftler in China geboren. Während der Kulturrevolution schickte man seine Eltern zur Umerziehung aufs Land, und er wuchs bei seiner Großmutter auf. Es heißt, daß von den Roten Garden auch die Bücher seiner Großmutter vernichtet wurden und dies für ihn eine Zeit des Hungers, nicht nur nach Essen, sondern auch nach Information war. Er studierte Biologie in Beijing und wurde von einem Austauschprofessor dazu ermutigt, seinen Doktortitel in den USA zu erlangen. Inzwischen ist Tian der Chef des chinesischen Staatsunternehmens „China Netcom“. Diese Firma wurde von der chinesischen Akademie der Wissenschaften, dem Ministerium für Eisenbahn, der staatlichen Verwaltung für Radio, Film und Fernsehen und der Shanghaier Stadtregierung gegründet, um ein Breitbandkabelnetz zu errichten. Edward Tian erhielt die Möglichkeit, das Unternehmen nach amerikanischen Maßstäben zu führen, daß heißt den Führungskräften zum Beispiel Firmenbeteiligungen anbieten zu können. So war es ihm möglich, Personal von Unternehmen wie Microsoft oder McKinsey zu rekrutieren. Tiangs Arbeit ist bislang erfolgreich: „China Netcom“ hat inzwischen über 9000 Kilometer Glasfaserkabel verlegt und bietet damit eines der schnellsten Netze der Welt an. Das amerikanische Wirtschaftsmagazin „Red Herring“ zählte Edward Tian im Jahr 2000 zu den „Top Ten Entrepreneurs“. Er selbst hat auch ein persönliches Interesse am Ausbau des Internets in China. Seine Frau und seine Tochter leben noch immer in San Franzisko und Tian sähe es gern, wenn seine Mutter das Aufwachsen ihrer Enkelin via Internet verfolgen könnte.

Synet Inc.

Amerikanisches Unternehmen, hatte „Internet-Explorer“ als Handelsmarke angemeldet.

Es ist nichts Neues, daß Microsoft von anderen Unternehmen verklagt wird, da diese sich durch den Softwaregiganten übervorteilt sehen. Eher selten ist es jedoch, daß Microsoft in so einem Fall klein beigibt. Der damals 40 Jahre alte Dhiren Rana, Gründer der Firma „Synet“, hat im Jahr 1998 so etwas erlebt. Microsoft zahlte ihm in einer außergerichtlichen Einigung fünf Millionen Dollar, um künftig unbehelligt die Bezeichung „Internet Explorer“ benutzen zu können. „Synet“ war ein kleiner Internet Provider in Illinois, der bereits 1994 einen Browser unter der Bezeichnung „Internet Explorer“ entwickelt hatte. Der Name war sogar als Handelsmarke angemeldet worden. Als Microsoft 1995 mit seinem Explorer auf den Markt kam, ging Rana gegen die Softwarefirma vor, nicht des Geldes wegen, sondern aus Prinzip, da dem Software-Riesen nicht alles gehören könne. Microsoft vertrat die Ansicht, daß „Explorer“ ein geläufiger Begriff sei, der gar nicht geschützt werden könne. (1994 stand die Firma noch auf dem Standpunkt, daß „Windows“ keinesfalls die Bezeichnung für Teile eines Hauses, sondern der schützenswerte Name einer Software sei). Am zweiten Prozeßtag kam es zu der erwähnten Einigung, doch Dhiren Rana hatte nicht viel von dem Geld: „Synet“ war inzwischen bankrott und er arbeitete bei Netscape. Bis auf etwa 600.000 Dollar wurde das Geld für Prozeßkosten und Schulden seines Unternehmens verbraucht. Ironie der Geschichte ist, daß der Internetzugang und die Web-Seiten des Anwaltbüros, das Microsoft in diesem Fall vertreten hatte, von „Synet“ stammen sollen.

Clifford Stoll

Amerikanischer Astronom und Internetkritiker.

Im Nachwort seines ersten Buches „Kuckucksei“, das 1989 erschien, erwartete Clifford Stoll vom Internet noch „eine Fülle neuer Kommunikationsmöglichkeiten“, inzwischen ist er jedoch der Ansicht, ein Internetanschluß sei „die beste Garantie, zum Trottel zu werden“. Der 1951 geborene Clifford Stoll hatte Astrophysik studiert und nach seinem Studium zunächst als Astronom gearbeitet. Im Jahr 1986 bekam Stoll, der schon 1964 in der High School Bekanntschaft mit dem Computer gemacht hatte und 1972 seinen ersten eigenen Rechner zusammenlötete, einen Job im Rechenzentrum des Observatoriums am Lawrence Berkeley Laboratory. Dort wurden eine Anzahl Großrechner betreut, deren Rechenzeit Wissenschaftlern gegen Gebühr zur Verfügung gestellt wurde. Eines Tages tauchte ein Defizit von 75 Cents auf, und Clifford Stoll machte sich auf die Suche nach der Ursache. Dabei stieß er auf einen Hacker, der unberechtigt in das Computersystem eingedrungen war. In dem oben genannten Buch beschreibt er die abenteuerliche Jagd nach dem Eindringling durch die Datennetze. Die Aktion dauerte ein Jahr und führte schließlich nach Deutschland, von wo aus einige Hacker um Karl Koch für den KGB spioniert hatten. Einer breiteren Öffentlichkeit bekannt geworden ist Stoll jedoch durch seine Kritik am Internetwahn der 90-er Jahre. In seinem 1995 erschienenen Buch „Silicon Snake Oil. Second Thoughts on the Information Highway“ (deutscher Titel: „Die Wüste Internet“) beschreibt er seine Erfahrungen mit dem Internet und beklagt, daß die virtuelle Welt den Menschen sinnliche Erfahrungen vorenthält und ihnen die Zeit stiehlt. Die Möglichkeit, aus der Informationsflut des World Wide Web brauchbares Wissen zu erlangen, vergleicht er mit dem Versuch eines Durstigen, aus einem Feuerwehrschlauch zu trinken. Sein 1999 erschienenes Buch „LogOut Warum Computer nichts im Klassenzimmer zu suchen haben…“ ist ein Rundumschlag gegen die Technikversessenheit der heutigen Gesellschaft, die neben dem Abbau der Bibliotheken auch zur Zerstörung der sozialen Kontakte führt. „Das Internet ist ein Ort, wo Millionen von Menschen herumschreien, aber niemand zuhört. Eine Kakophonie“, faßt er den derzeitigen Zustand des Netzes zusammen. Seine Kritiker halten ihm Einfältigkeit vor oder verweisen darauf , daß es sich bei den von ihm geschilderten Mißständen nur um „Übergangsphänomene“ handelt, „die die Kultur der Informationsgesellschaft vorübergehend an der Oberfläche berühren“ („Telepolis“) Dabei lehnt Stoll den Computer keineswegs ab, für ihn ist er jedoch nur ein Werkzeug von vielen und niemand würde auf die Idee kommen, „jeden Schultisch mit einer Kreissäge zu versehen“. Clifford Stoll, ein hagerer Mann mit struppigem Haar, ist ein beliebter Vortragsredner, der seine Thesen wild gestikulierend unterstreicht. Er steigt auf die Möbel oder bezieht die Zuschauer in seinen Vortrag mit ein, etwa wenn er den Fotografen beim „Spiegel“-Interview mit einem Stock piekst, um seine Gedanken zu illustrieren. Er ist verheiratet und lebt mit seiner Frau und zwei Kindern bei San Francisco.

Lee Stein

Amerikanischer Unternehmer, Mitbegründer von First Virtual.

Lee Stein zeigte schon als Kind reges Interesse an technischen Neuentwicklungen, er war immer einer der ersten, die die neuesten Spielsachen hatten. Es war im Jahr 1994, als er auf dem Flughafen einen wartenden Passagier beobachtete, der mit einem System zum drahtlosen Versenden von E-Mail hantierte. Lee Stein sprach ihn an, und sie kamen ins Gespräch. Der Herr war der Internetveteran Einar Stefferud. Die Unterhaltung, welche die zwei während des Fluges fortsetzten, führte zur Gründung der Firma für Bezahlsysteme im Internet „First Virtual“. Stein war damals für ein Projekt des Musikers Peter Gabriel unterwegs, wobei es um die Produktion der ersten Musik CD-ROM ging.. Lee Stein wurde 1953 in Philadelphia, Pennsylvania, geboren. Sein Vater war Leiter eines Ferienlagers und so wuchs er außerhalb der Stadt auf. Er besuchte die „Syracuse University“, wo er besonderes Interesse für das Rechnungswesen zeigte. Das Studium schloß er 1975 mit dem „Bachelor of Science“ ab. 1978 erlangte Stein einen Doktortitel an der „Villanova University School of Law“. Nachdem er zwei Jahre als Anwalt für Steuerrecht gearbeitet hatte, gründete er in San Diego mit seiner Ehefrau June, die er bereits auf dem College kennengelernt hatte, das Unternehmen „Stein&Stein Inc.“ Diese Unternehmensberatung bot Dienstleistungen für Firmen und Perönlichkeiten aus der Unterhaltungsbranche. Zum Kundenkreis gehörten Stars wie Rod Steward und Gene Hackmann sowie die Musikgruppen „Man at Work“ und die „Little River Band“. 1990 bis 1994 war Lee Stein außerdem mit der Produktion von „Infomercials“ (Werbesendungen im Fernsehen, die wie redaktionelle Beiträge aufgemacht sind) und Direkt Marketing für Fernsehstationen beschäftigt. Seine besondere Fähigkeit, Menschen zusammenzubringen stellte er in San Diego unter Beweis. Dort konnte er als Mitglied der Verwaltung des Stadions mehrere Rockkonzerte, mit Gruppen wie Pink Floyd, U2 oder Elton John organisieren. Es gelang ihm sogar, den Manager der „Eagels“ dazu zu überreden, in San Diego ein außerplanmäßiges Konzert zu geben. Aber auch andere Veranstaltungen, wie eine Woche der Sowjetischen Kunst, gehen auf sein Konto. Weiterhin brachte er es fertig, eine Anzahl Grundstücksbesitzer unter einen Hut zu bringen, um den Verlauf einer Hauptgeschäftsstraße zu ändern. Für seine Verdienste hat die Stadt San Diego den 13. September zum „Lee Stein Day“ proklamiert. Neben weiteren anderen Aufgaben engagiert Stein sich im Direktorium der „Scripps Foundation“, einer Stiftung im Gesundheitswesen, die unter anderem die Kombination von althergebrachten und alternativen Behandlungsmethoden fördert. Während seines Engagements bei „First Virtual“ entwickelte er ein Management-System, das die Londoner „Financial Times“ vorstellte und zum Thema zweier Studien an der Universität Oxford wurde. Nachdem die Markt-Kapitalisierung von Message Media, wie First Virtual inzwischen heißt, die Höhe von einer Milliarde Dollar erreicht hatte, zog Stein sich aus dem Unternehmen zurück, um seinen Anteil „flüssig zu machen.“ (im Original:“ i resigned and began to liquidate my position“) Er lebt mit seiner Frau und drei Kindern in Del Mar, Kalifornien. Seine Freizeit verbringt Lee Stein häufig beim Skilaufen mit seinem Sohn, der als begeisterter Snowboarder von einem Sponsor aus der Bekleidungsindustrie unterstützt wird.