Ingo Endemann

Deutscher Unternehmer

Die Endemann!! AG von Ingo Endemann wurde innerhalb kürzester Zeit vom Liebling zum Buhmann der Anleger am „Neuen Markt“, die seinen vollmundigen Versprechungen Glauben geschenkt hatten. Lag der Aktienkurs des Unternehmens beim Börsengang 1999 kurzfristig bei knapp über 100 Euro, so sackte der Kurs Anfang des Jahres 2001 auf unter drei Euro ab. Der 1969 geborene Ingo Endemann absolvierte nach seinem Abitur eine Ausbildung zum Werbekaufmann und arbeitete danach in der Werbebranche. 1996 machte er sich mit der Endemann!! Full-Service Werbeagentur selbständig. Die Möglichkeiten des Internets für die Werbung entdeckte er, als er für einen Kunden einen umfangreichen Onlineauftritt entwickelte. Zwar wurde das Projekt aus Kostengründen nicht realisiert, aber Ingo Endemann hatte Feuer gefangen. Es folgten die Realisierung eines Bingo-Spiels im Internet, bei dem die Teilnehmer die Seiten diverser Firmen aufsuchen mußten, und Werbung für eine der ersten deutschen Suchmaschinen „Aladin“, wobei Werbeflächen auf der Seite der Suchmaschine verkauft wurden. Dieses Prinzip erhob Endemann schließlich zu seiner Geschäftsidee. Er kaufte diverse Suchmaschinen, die sich letztendlich nur durch die Gestaltung der Seiten voneinander unterschieden, kreierte mit „Bellissima“eine Suchmaschine für Frauen, erwarb Chat-Foren und stellte Nachrichten sowie Wetterberichte ins Netz. Wie ein „Privatsender“ stellte er kostenlosen durch Werbung finanzierten „Content“ zur Verfügung. Die Internet-Euphorie am Ende der neunziger Jahre ermöglichte seinem Unternehmen, das 1998 einen Umsatz von gerade 1,3 Millionen Mark erzielen konnte, den Börsengang. Zunächst ließ sich auch alles gut an.Zwar sank der Aktienkurs zwischenzeitlich auf unter 50 Euro, was Endemann auf der Hauptversammlung des Unternehmens im Jahre 2000 als „schwerste Zeit seines Lebens“ bezeichnete. Er verstand es immer wieder, durch geschickt lancierte Ad-hoc-Meldungen, die das Aktiengesetz dazu vorgesehen hat, Anleger über „Tatsachen und Ereignisse, die den Aktienkurs erheblich beeinflussen können“ zu informieren, im Gespräch zu bleiben. So entging den Anlegern, daß der größte Teil des Gewinns der Endemann!! AG nicht aus dem Internet, sondern aus Zinserträgen und Geschäften mit Aktien stammte. Eine groß angekündigte Versteigerung der Internet-Adresse „UMTS.de“, die Endemann zuvor einem Studenten für 150 000 DM abgekauft hatte, verlief im Sande. Nur ein einziger Bieter überbot das Mindestgebot von 250 000 Mark, man munkelt, daß es sich dabei um Ingo Endemann selbst gehandelt haben soll. Ein Beispiel seiner Formulierungskünste gab er Anfang 2001, als er die Meldung über den zu erwartenden Verlust der Firma so verklausuliert veröffentlichte, daß der eigentliche Inhalt erst auf den zweiten Blick deutlich wurde und der Aktienkurs, aufgrund der vermeintlich guten Nachricht, kurzfristig um knapp zehn Prozent stieg.