Excite

Amerikanische Suchmaschine und Internet-Portal.

Die Geschichte von Excite scheint allen Klischees über Gründer der „New Economy“ zu entsprechen: Sechs Studenten gründen in einer Garage ein Softwareunternehmen, welches innerhalb weniger Jahre einen Wert von mehreren Milliarden Dollar hat. Es stimmt, der erste Firmensitz von Excite war tatsächlich in einer Garage in Cupertino, Kalifornien, untergebracht, die mit geklauten Stühlen ausgestattet war und an kalten Tagen mit einem Heizlüfter geheizt wurde. Eine Legende ist allerdings die Entstehungsgeschichte der Firma, in der es heißt, die Idee sei den Gründern im Februar 1993 in einem mexikanischen Lokal, „Rosita’s Taqueria“, gekommen. Zwar haben sich die sechs Freunde dort häufig getroffen, versichert Joe Kraus, einer der Gründer in einem Interview, aber daß die Geschäftsidee dort entstand, sei eher unwahrscheinlich. Die sechs hatten sich 1989 im Studentenwohnheim von Stanford kennengelernt, als sie ihr Studium begannen. Joe Kraus studierte politische Wissenschaften, während die anderen fünf den Fachbereich der Informatik gewählt hatten. Joe Kraus war der Schlagzeuger einer Band, an der auch seine beiden Freunde Ryan McIntyre und Mark van Haren beteiligt waren. McIntyre, der aus Colorado stammt, spielte Baß. Während seiner Studienzeit verbrachte er auch einiger Monate in Berlin und München, wo er auf den Geschmack des deutschen Bieres kam. Seitdem braut er in seiner Freizeit seinen eigenen Gerstensaft. Mark van Haren war der Lead-Sänger der Band. Der sprachbegabte Student lernte zwischenzeitlich Portugiesisch, Spanisch, Französisch., Koreanisch und Japanisch. Er entwickelte die chinesischen Web-Seiten von Excite. Van Haren war auf einer süd-koreanischen Insel als Englischlehrer tätig und entwickelte in Argentinien Computerprogramme. Der Veganer, der sich auf seiner Visitenkarte inzwischen Mark Wang van Haren nennt, verließ Excite 1999. McIntyre studierte „Symbolic Systems“, ein fächerübergreifendes Studienfach, welches die Informatik mit der Linguistik, Psychologie und Philosophie verbindet. Auch Mark Reinfried, der im Alter von acht Jahren aus der Schweiz in die USA gekommen war und innerhalb von drei Monaten die englische Sprache erlernt hatte, studierte dieses Fach. Graham Spencer, der sich als Vegetarier später darüber beklagte, wie schwer es sei, Luxusautos ohne Ledersitze zu bekommen und Ben Lutch studierten Informatik. Die sechs Freunde beschlossen, sich nach ihrem Studium gemeinsam selbständig zu machen und so kam es im Juni 1993 zur Gründung von „Architext Software“. Der Firmensitz war die besagte Garage und das Kapital bestand aus 15000 Dollar, die sie sich zusammengeliehen hatten. Das erste Produkt wurde 1994 vorgestellt, es handelte sich um „Market Text“, ein Programm zum automatischen Generieren von Werbeslogans. Die eigentliche Idee war jedoch die Erstellung einer leistungsfähigen Suchmaschine, um der zunehmenden Informationsflut des Internet Herr zu werden. Während sich die fünf Computerspezialisten um die Softwareentwicklung kümmerten, sollte Joe Kraus sich um Kapitalgeber bemühen. Kraus, der deswegen auch „Mister Phone“ genannt wurde, war in seinen Anstrengungen wenig erfolgreich, bis Vinod Koshla, ein Partner des Risikokapitlagebers „Kleiner Perkins Caufield & Byers“, auf „Architext“ aufmerksam wurde. Koshla war ein echter Glücksfall für die Gründer. Zunächst brachte er ihnen 5000 Dollar zum Kauf einer neuen Festplatte, um ein erweitertes System entwickeln zu können. Später bekamen sie mehr Kapital, wobei Koshla die unerfahrenen Unternehmer auch nach Kräften: unterstützte. Er entwickelte mit ihnen ein erweitertes Konzept, das vorsah, die Suchmaschine durch Nachrichten, Sportergebnisse und ähnliche Informationen zu erweitern. Auch sorgte er dafür, daß die Anteile an der Firma nicht mehr zu gleichen Teilen, sondern gemäß der Beteiligung der einzelnen Personen an der Entwicklung verteilt wurden, um späteren Streitigkeiten vorzubeugen. Im Oktober 1995 wurde aus „Architext“ „Excite“ und im Dezember des selben Jahres ging die Suchmaschine online. 1996 konnten die Unternehmer den Firmensitz aus der Garage in ein „normales“ Gebäude verlagern, im Jahr 1998 zählte Excite 14 Millionen Zugriffe täglich und hatte 500 Mitarbeiter. 1999 wurden die Aktien von Excite für sieben Milliarden Dollar an den amerikanischen Breitband-Anbieter @Home übertragen. Das Unternehmen heißt nun Excite@Home und bietet neben dem Service einer Suchmaschine auch einen Breitband Internet-Zugang und weitere Dienste an.

EUnet

Europäisches Netzwerk.

Auch die europäischen UNIX-Nutzer verspürten Anfang der 80-er Jahre den Wunsch, über ein Netzwerk miteinander zu kommunizieren. Beim Treffen der „European Unix User Group“, EUUG, 1982 in Paris wurde daher ein Netzwerk aus der Taufe gehoben, das den europäischen Universitäten den Zugang zum Usenet sowie E-Mail mittels UUCP (Unix to Unix Copy Program) ermöglichen sollte. Die Initiatoren waren Peter Collinson aus England, der Holländer ßßß Teus Hagen und ßßß Keld Simonsen aus Dänemark. Die ersten Verbindungen bestanden zwischen dem CWI in Holland, das die erste europäische Verbindung zum Netz in den USA schuf, Dänemark, England und Schweden. 1984 kam aus Deutschland die Universität Dortmund hinzu Schließlich umfaßte das EUnet ganz Europa und sogar Teile Nordafrikas und des Nahen Ostens. 1992 wurde das EUnet kommerzialisiert, und es bildeten sich nationale Gesellschaften. Das deutsche EUnet wurde 1996 von dem amerikanischen Provider UUnet übernommen.

Beitragsbild: Screenshot der UUnet Webseite 1997

eToys

Amerikanisches Unternehmen

Der amerikanische Spielwarenversender eToys ist unter Insidern nicht durch sein riesiges Sortiment von über 120.000 Artikeln, sondern durch den legendären „Toywar“ bekannt geworden. Nachdem eToys 1999 an die Börse gegangen war, wurde das Unternehmen auf eine Schweizer Künstlergruppe aufmerksam, die seit 1995 eine Web-Seite unter dem Namen „etoy.com“ betrieb. Ein Kunde war versehentlich auf diese Seite gelangt und hatte sich bei eToys beschwert. Die Firma war verärgert darüber, daß viele Interessenten auf die Seite der Künstlergruppe gelangten. eToys bot der Künstlergruppe zunächst an, die Domain für eine halbe Million Dollar zu kaufen. Nachdem die Künstler abgelehnt hatten, verklagte das Unternehmen die Gruppe. Es kam zu einer richterlichen Verfügung, nach der es etoy untersagt wurde, weiterhin die Domain „etoy.com“ zu verwenden. Daraufhin erklärte etoy den „Toywar“. Es wurde zum Boykott von eToys aufgerufen und Sympathisanten aus aller Welt beschäftigten den Server von eToys mit sinnlosen Anfragen. Die Aktion hatte den gewünschten Effekt, der Aktienkurs von eToys sank um etwa 50 Prozent und die Firma zog die Klage Anfang Januar 2000 zurück. Der Kurssturz der eToy-Aktie war allerdings auch das Resultat von erheblichen Pannen während des Weihnachtsgeschäftes: Tausende Lieferungen wurden erst nach dem 26. Dezember zugestellt. Bis zu diesem Zeitpunkt war die Entwicklung von eToys positiv verlaufen. Die Firma war 1997 von Edward C. Lenk und Bill Goss gegründet worden. Geschicktes Marketing machte das „Toy Wonder“, dessen erklärtes Ziel es war, ein möglichst umfassendes Sortiment „von Barbie bis Brio“ anzubieten, bald zum Marktführer. Beim Börsengang im Jahre 1999 hatte das Unternehmen einen Wert von sechs Milliarden Dollar. Um zum Weihnachtsgeschäft 2000 einen reibungslosen Ablauf der Lieferungen zu gewährleisten, wurde massiv in die Logisitk von eToys investiert. Hatte das Wachstum des Unternehmens 1999 noch über 350 Prozent betragen, konnten sich die hochgesteckten Erwartungen für das Jahr 2000 jedoch nicht erfüllen und die Firma mußte eine sogenannte „Gewinn-“ oder „Umsatzwarnung“ aussprechen, das heißt, der zu erwartende Verlust würde höher ausfallen als erwartet. Im Januar 2001 wurde die europäische Niederlassung von eToys geschlossen, die Firma entließ 700 ihrer 1000 Angestellten in den USA und machte zwei Warenlager dicht.

etoy.com

Von der Schweiz aus operierende Künstlergruppe

Die Zuschauer der in der Schweiz populären Fernsehsendung „Benissimo“ staunten nicht schlecht, als in der Livesendung am 7. Dezember 1996 ein glatzköpfiger Mann mit Sonnenbrille und einer orangefarbenen Jacke auf den Moderator zustürzte und rief: „Wo ist hier der Ausgang zum Internet?“ Es handelte sich um ein Mitglied der Künstlergruppe „etoy“ die vorgaben, die sich nach einem Auftritt in einer anderen Fernsehsendung in ein Besprechungszimmer zurückziehen zu wollen und diesen Moment für die Aktion nutzte. etoy ist seit 1995 im Internet aktiv. Die Gruppe wurde von sieben jungen Männern gegründet, die als sogenannte „etoy.agents“ unter den Pseudonymen Brainhard, Esposto, Goldstein, Gramazio, Kubli, Udatny und Zai auftreten. Außer den Tatsachen, daß sie zwischen 1971 und 1975 geboren wurden, aus unterschiedlichen europäischen Städten stammen und unterschiedlichen Berufsgruppen angehören – ein Architekt, zwei Musiker, ein Anwalt, ein PR-Mann und ein Mediendesigner – ist von ihnen nichts bekannt. Ihre wahre Identität soll „von der etoy.corporation bis zum Jahr 2032“ geheimgehalten werden. Sie erkannten den „Computer nicht nur als Hilfsmittel, sondern als primäre Arbeitsumgebung …, die unsere Lebensweise und unsere Arbeit massiv mitbestimmt“, wie in einem Interview mit der „taz“ zu erfahren war, und entwickelten die „Idee nicht einzelne Künstler in den Vordergrund zu stellen, sondern eine Firma zu gründen.“ Die „erste Streetgang auf dem Informations Highway“ tritt mit kahl rasierten Schädeln und Sonnenbrillen auf. Bekleidet sind sie gewöhnlich mit schwarzen Anzügen und orangen Jacken. Diese „Corporate Identity“ unterstreicht den Auftritt von etoy als Firma. Von Kunstsammlern können „etoy.Shares“ erworben werden und ihre Aktionen werden als „etoy.share-value“ in einer Kurve dargestellt. Hier und in der Aussage der Gruppe sie sei „ins Internet emigriert und kommt nur für Fernseh-Auftritte und Sex in die Realität zurück“, wodurch auch die Frage nach dem „Ausgang zum Internet“ Sinn erhält, wird deutlich, wie sie mit den Erscheinungen des weltumspannenden Netzes und der „New Economy“ ihr Spiel treibt. Im Internet ist die Gruppe unter anderem durch den „Digital Hijack“ – die „digitale Entführung“ – bekannt geworden. Im Mai 1996 sorgte etoy dafür, daß die ersten Suchergebnisse nach Eingabe populärer Suchbegriffe, wie Sex, Playboy. Art oder Porsche, in diversen Suchmaschinen, auf die Seite von etoy führten. Dort wurde den unfreiwilligen Besuchern, die vor ihrer „Freilassung“ erst die Web-Seite von etoy aufsuchen mußten, erklärt: „Dies ist eine digitale Entführung!“ Diese Aktion, gegen die kurzfristig sogar die Schweizer Bundespolizei ermittelte, wurde nach vier Monaten und über 600000 Zugriffen wegen Überlastung des Servers abgebrochen. 1996 war auch das Jahr, in dem der Gruppe die Goldene Nica der Ausstellung für elektronische Kunst „Ars Electronica“ verliehen wurde. Eine weitere Aktion von etoy, der „Toywar“, fand Ende 1999 weltweit Beachtung. Dabei war etoy eher zufällig in diese Aktion verwickelt worden. 1999 wurde der Spielwarenversender eToys von einem Kunden darauf hingewiesen, daß im World Wide Web eine Seite mit anstößigen Inhalten existierte, die beim nachlässigen Eingeben der Adresse des Spielwarenhändlers aufgerufen würde. Nachdem etoy es ablehnte, ihre Adresse „etoy.com“ an eToys zu verkaufen oder wenigstens in „etoy.ch“ zu ändern, wurde auf richterlichen Beschluß während einer Klage des Spielwarenhändlers die Domain „etoy.com“ abgeschaltet. Daraufhin wurde der „Toywar“ erklärt, zum Boykott der klagenden Firma aufgerufen und die Seiten von eToys durch unzählige Anfragen teilweise blockiert. Nachdem der Aktienkurs des Spielwarenhändlers rapide gefallen war, wurde die Klage zurückgezogen und der Künstlergruppe sogar Schadenersatz angeboten. Anfang 2001 geriet eToys ins Schlingern, während von der Künstlergruppe keine negativen Nachrichten bekannt sind.

Beitragsbild: Screenshot der Webseite aus dem Jahr 2000

Estate.Net

Deutsche Immobiliendatenbank im Internet.

Den Namen seiner Firma hätte Harri Janß schon mehrmals für ein erkleckliches Sümmchen verkaufen können, ist es doch die ideale Bezeichnung für einen international tätigen Haus- und Grundstücksmakler. Die Firma Estate Net wurde 1995 von Harry Janß und seinen Kollegen und Freunden Susanne Hagen und Thomas Bönte gegründet. Der 1953 in Hamburg geborene Harri Janß hatte zunächst eine Lehre als Chemikant absolviert, bevor er beim Verlagshaus Gruner und Jahr als Bote zu arbeiten begann. Dort brachte er es binnen kurzer Zeit zum Ressortleiter im Bereich Marketing Services. Seine erste Bekanntschaft mit der EDV machte er 1982, zunächst mit einem Apple Macintosh und später mit einem vorsintflutlichen Windows-System. Als Datenverarbeitungskoordinator bei einem Unternehmen aus der Baubranche lernte er die zwölf Jahre jüngeren Susanne Hagen und Thomas Bönte kennen, die ihn 1994 über die Existenz des Internet aufklärten und mit denen er Estate Net entwickelte. Mit 750.000 DM wurde eine entsprechende Firma gegründet und im Mai 1995 ging das Unternehmen mit dem von Thomas Bönte dem „genialen Programmierer“ (Janß) entwickelten Auftritt online. Inzwischen bietet Estate Net einen internationalen Immobilienservice. Auf der Web-Seite, die von einem amerikanischen Magazin als eines der „zehn besten Immobilienangebote im Internet“ bezeichnet wurde, werden die unterschiedlichsten Immobilien aus aller Welt zum Mieten oder Kaufen angeboten. Bis 1999 war Estate Net Marktführer in Europa, erst mit dem großen Boom der Internetwirtschaft konnten mit Risikokapital in Millionenhöhe ausgestattete Mitbewerber die Firma überholen. Doch Harri Janß ist sich sicher, daß sich das Unternehmen, an dem sich inzwischen auch die ßßß Telekom beteiligt hat, am Markt behaupten wird.

Beitragsbild: Screenshot der Webseite aus dem Jahr 2000

Epinions.com

Amerikanisches Meinungsportal.

Epinions.com gehört zu den Gründungsfirmen der „zweiten Generation“ im ßßß Silicon Valley. Das heißt, die Firmengründer sind keine Studenten, die etwa aus einer Garage heraus an die Verwirklichung einer bahnbrechenden Idee gingen. Die sechs Gründer von Epinions, im Alter von 25 bis 34 Jahren, sind ehemalige Mitarbeiter erfolgreicher Firmen im Silicon Valley, die ihren sicheren Arbeitsplatz und teilweise Aktienoptionen in Millionenhöhe sausen ließen, um ein eigenes Unternehmen aufzubauen. Epinions.com – der Name ist eine Kombination der Worte electronic und opinion (Meinung) – ist das erste Meinungsportal, bei dem die Teilnehmer ihre Meinung über alle möglichen Produkte kund tun und die Chance haben, dafür sogar bezahlt zu werden. Die Meinungen werden von den Lesern aufgrund ihrer Nützlichkeit bewertet, was dazu führt, daß überflüssige Beiträge bald von der Seite verschwinden. Die Bezahlung erfolgt in Pfennigbeträgen nach der Häufigkeit der Aufrufe einer Meinung. Dadurch können sich eifrige Hobbyautoren einen kleinen Nebenverdienst erwirtschaften. Das Magazin ßßß Wired berichtete sogar von einem Ehepaar, das seinen Lebensunterhalt durch das Verfassen von Beiträgen für Epinions bestreitet. Die Idee für einen „ultimativen Shopping Guide“ hatte der 25-jährige Mitarbeiter des Netzwerkbetreibers @Home, Naval Ravikant, 1999. Schnell konnte er fünf Freunde und Bekannte, allesamt Mitarbeiter renommierter Firmen wie ßßß Yahoo, ßßß McKinsey oder ßßß Netscape dafür begeistern, später kamen noch Aleksander Totic und ßßß Lou Montulli, zwei Ingenieure der ersten Stunde von Netscape, hinzu. Im Mai 1999 wurde das Projekt unter dem Codenamen „Round one“, ausgestattet mit acht Millionen Dollar Risikokapital, gestartet. Die Gründung wurde von einem gehörigen Presserummel begleitet. So brachte die New York Times noch vor dem offiziellen Start der Web-Seite Anfang September, einen ausführlichen Bericht über die Gründungsvorbereitungen, der nicht nur über das Firmenkonzept, sondern auch von den Problemen der Gründer berichtete, im Baumarkt gekaufte Tische aufzustellen. Die erfolgreiche Firma wurde auch zum Vorbild einiger deutscher Start-ups wie Ciao oder DooYoo, die sich neben der Geschäftsidee offenbar auch den Rummel um die Firmengründung zum Vorbild genommen haben.

Beitragsbild: Screenshot der Seite aus dem Jahr 2000

Douglas Carl Engelbart

Amerikanischer Wissenschaftler, Erfinder der Computermaus.

(30.1. 1925 – 2.7. 2013)

Ohne die Ideen dieses Visionärs des Computerzeitalters sind weder das Internet noch die Personalcomputer in ihrer heutigen Form vorstellbar. Einerseits gilt er als der Erfinder der Maus, jedoch gehen auch einige andere bahnbrechende Entwicklungen auf seine Ideen zurück. Etwa die grafische Benutzeroberfläche, die Fenstertechnik oder die Idee des persönlichen Arbeitsplatzrechners. Insgesamt hat er über 20 Patente angemeldet. Dabei sind dies alles nur Nebenprodukte seines eigentlichen Anliegens: die Fähigkeiten des menschlichen Intellektes zu erweitern, um so den immer größer werdenden Problemen der menschlichen Gesellschaft begegnen zu können. Douglas Engelbart wurde am 30. Januar 1925 geboren und wuchs auf einem kleinen Bauernhof nahe Portland, Oregon, auf. 1942 verließ er die High School und studierte Elektroingenieurwesen an der Oregon State University. Während des zweiten Weltkrieges war er als Radartechniker auf den Phlippinen eingesetzt. 1948 beendete er sein Studium und arbeitete zunächst bei der NACA (National Aeronautic Commission Agency), einer Vorläuferorganisation der NASA. Nachdem er 1955 den Doktortitel der Philosophie erlangte, entwickelte er seine Vision von einem computergestützten System zur schnellen und flexiblen Organisation von Informationen. Bis 1959 widmete er sich am Stanford Research Institute der Grundlagenforschung im Bereich der Computertechnologie, bevor er seine Vision 1962 unter dem Titel „Augmenting Human Intellect: A Conceptual Framework“ (Erweiterung des menschlichen Intellekts: Ein Entwurf) veröffentlichte. 1963 gründetet er das „Augmentation Research Center“. Aus diesem Forschungslabor ging z.B. die Maus als „X-Y Positionsanzeiger für ein Bildschirmsystem“ hervor. 1968 wurde auf der Fall Joint Computer Conference erstmals das in seinem Institut entwickelte NLS (oNLineSytem) der Öffentlichkeit vorgestellt. Dieses, auf einer DEC Großrechner-Plattform laufende System konnte Textdateien hierarchisch oder netzartig verknüpfen, es beinhaltete die Integration von Grafiken und die Möglichkeit der online-Videokonferenz. NLS wurde mit einer Maus gesteuert und besaß ein kontextsensitives Hilfesystem. Wie weit Engelbarts Ideen seiner Zeit voraus waren, zeigt sich in einem Memorandum, welches er 1977 für die Firma XEROX verfaßte. Dort heißt es: „Das Wissen steckt nicht in der Vervielfältigung von Papier, sondern in der Organisation von Information. Wenn eines Tages alle Informationen in eine Büroklammer passen, muß Xerox eben Büroklammern bauen.“ Das von Engelbart 1989 gegründete „Bootstrap Institute“ beschäftigt sich mit „Verbesserungsaktivitäten“ für Firmen und Institutionen. Diese sollen durch die Entwicklung ihrer kollektiven Intelligenz den Herausforderungen des 21. Jahrhunderts besser begegnen können.

Beitragsbild: Die erste Computermouse. Von SRI International – SRI International, CC BY-SA 3.0,

Ingo Endemann

Deutscher Unternehmer

Die Endemann!! AG von Ingo Endemann wurde innerhalb kürzester Zeit vom Liebling zum Buhmann der Anleger am „Neuen Markt“, die seinen vollmundigen Versprechungen Glauben geschenkt hatten. Lag der Aktienkurs des Unternehmens beim Börsengang 1999 kurzfristig bei knapp über 100 Euro, so sackte der Kurs Anfang des Jahres 2001 auf unter drei Euro ab. Der 1969 geborene Ingo Endemann absolvierte nach seinem Abitur eine Ausbildung zum Werbekaufmann und arbeitete danach in der Werbebranche. 1996 machte er sich mit der Endemann!! Full-Service Werbeagentur selbständig. Die Möglichkeiten des Internets für die Werbung entdeckte er, als er für einen Kunden einen umfangreichen Onlineauftritt entwickelte. Zwar wurde das Projekt aus Kostengründen nicht realisiert, aber Ingo Endemann hatte Feuer gefangen. Es folgten die Realisierung eines Bingo-Spiels im Internet, bei dem die Teilnehmer die Seiten diverser Firmen aufsuchen mußten, und Werbung für eine der ersten deutschen Suchmaschinen „Aladin“, wobei Werbeflächen auf der Seite der Suchmaschine verkauft wurden. Dieses Prinzip erhob Endemann schließlich zu seiner Geschäftsidee. Er kaufte diverse Suchmaschinen, die sich letztendlich nur durch die Gestaltung der Seiten voneinander unterschieden, kreierte mit „Bellissima“eine Suchmaschine für Frauen, erwarb Chat-Foren und stellte Nachrichten sowie Wetterberichte ins Netz. Wie ein „Privatsender“ stellte er kostenlosen durch Werbung finanzierten „Content“ zur Verfügung. Die Internet-Euphorie am Ende der neunziger Jahre ermöglichte seinem Unternehmen, das 1998 einen Umsatz von gerade 1,3 Millionen Mark erzielen konnte, den Börsengang. Zunächst ließ sich auch alles gut an.Zwar sank der Aktienkurs zwischenzeitlich auf unter 50 Euro, was Endemann auf der Hauptversammlung des Unternehmens im Jahre 2000 als „schwerste Zeit seines Lebens“ bezeichnete. Er verstand es immer wieder, durch geschickt lancierte Ad-hoc-Meldungen, die das Aktiengesetz dazu vorgesehen hat, Anleger über „Tatsachen und Ereignisse, die den Aktienkurs erheblich beeinflussen können“ zu informieren, im Gespräch zu bleiben. So entging den Anlegern, daß der größte Teil des Gewinns der Endemann!! AG nicht aus dem Internet, sondern aus Zinserträgen und Geschäften mit Aktien stammte. Eine groß angekündigte Versteigerung der Internet-Adresse „UMTS.de“, die Endemann zuvor einem Studenten für 150 000 DM abgekauft hatte, verlief im Sande. Nur ein einziger Bieter überbot das Mindestgebot von 250 000 Mark, man munkelt, daß es sich dabei um Ingo Endemann selbst gehandelt haben soll. Ein Beispiel seiner Formulierungskünste gab er Anfang 2001, als er die Meldung über den zu erwartenden Verlust der Firma so verklausuliert veröffentlichte, daß der eigentliche Inhalt erst auf den zweiten Blick deutlich wurde und der Aktienkurs, aufgrund der vermeintlich guten Nachricht, kurzfristig um knapp zehn Prozent stieg.

Encyclopedia Britannica

Weltberühmtes Nachschlagewerk, erscheint in Zunkunft nur noch digital.

Als die Herausgeber der Encyclopedia Britannica im Oktober 1999 erklärten, die Web-Seite der Enzyklopädie könne zukünftig kostenlos besucht werden, brach der Server unter dem Ansturm der Aufrufe zusammen. Zwar konnte das Nachschlagewerk schon seit 1994 im Internet besucht werden, aber das Geschäftsmodell sah dafür eine Gebühr vor. Für Universitäten betrug sie beispielsweise einen Dollar jährlich für jeden eingeschriebenen Studenten. In Zeiten dahinschmelzender Budgets der Bibliotheken kein Pappenstiel. Hinzu kam die Konkurrenz von Unternehmen wie Microsoft, dessen Nachschlagewerk „Encarta“ auf vielen PCs als kostenlose Dreingabe zu finden war. Die Encyclopedia Britannica wurde 1768 in Edinburgh erstmals herausgegeben. Der 1726 geborene Kupferstecher Andrew Bell und der damals wahrscheinlich 23 Jahre alte Drucker Colin MacFarquhar wollten, inspiriert von einer französischen Enzyklopädie, ein ähnliches Projekt aufziehen. Als Herausgeber gewannen sie den 1740 geborenen Drucker und Gelehrten William Smelli. Die Enzyklopädie erschien als Loseblattsammlung, die wöchentlich in MacFarquhars Büro verkauft wurde. 1771 war das Nachschlagewerk mit 2659 Seiten komplett. Der große Erfolg ermunterte die Herausgeber, die zweite Auflage in gebundener Form zu veröffentlichen. Sie erschien von 1777 bis 1784 und umfaßte zehn Bände. Der 35. und letzte Band der aktuellen Ausgabe erscheint 2001 und ist zugleich der letzte gedruckte Band. Danach gibt es die Enzyklopädie nur noch als CD-ROM, DVD und im Internet. Seinen guten Ruf erwarb sich das Lexikon durch seine sorgfältig editierten und ausführlichen Beiträge. Als Autoren konnten die Herausgeber im Laufe der Zeit viele berühmte Persönlichkeiten gewinnen: Neben vielen anderen schrieben zum Beispiel der Ökonom Malthus, Siegmund Freud, Leo Trotzki und Albert Einstein Beiträge für die Enzyklopädie. Auch technisch war die Britannica immer auf der Höhe der Zeit: 1960 wurde der Fotosatz eingeführt und 1989 erschien die erste Multimedia CD-ROM, die allerdings mit einem Preis von 1200 Dollar ziemlich teuer war. Für die Internetseite wurde eigens eine leistungsfähige Suchmaschine entwickelt, die neben dem gesuchten Eintrag der Enzyklopädie auch zum Thema passende Web-Seiten anzeigt.

Beitragsbild: Screenshot der Webseite aus dem Jahr 2000

Alan Emtage

Amerikanischer Computerspezialist, Mitentwickler von Archie.

Alan Emtage wurde am 27. November 1964 in Bridgetown auf Barbados, einem Inselstaat in der Karibik, geboren. Während seiner Kindheit verbrachte er einige Zeit in England, doch wuchs er im wesentlichen auf Barbados auf. Mit 18 Jahren ging er nach Kanada, um an der McGill Univiersität in Montreal Informatik zu studieren. Als graduierter Student war er während einer Tätigkeit in der Systemadminstration damit beschäftigt, im Internet Public Domain Software für die Universiät zu suchen. Um sich die Arbeit zu erleichtern,schrieb er ein kleines Programm, das die gefundenen Quellen in einer Datenbank sammelte und es ihm ermöglichte, diese lokal zu durchsuchen. Aus diesem System entstand unter der Mitwirkung von Peter Deutsch, der als graduierter Student als Systemadminstrator tätig war, und Bill Heelan, einem technischen Angestellten der Universität, Archie, die erste Suchmaschine im Internet. Zur kommerziellen Auswertung dieser Entwicklung gründete Emtage gemeinsam mit Peter Deutsch die Firma Bunyip, das erste Unternehmen der Welt, das sich nur mit der geschäftlichen Nutzung des Internet beschäftigte. Bei Bunyip blieb Alan Emtage bis 1996. Während dieser Zeit wurde er auch Mitglied der IETF, der „Internet Engineering Task Force“ einer Organisation, die sich mit der technischen Entwicklung des Internet befaßt. Zur Zeit arbeitet der gefragte Spezialist für Internet- basierte Informationssysteme, der auch als Berater für die US Library of Congress tätig war, bei der Firma Mediapolis, die sich mit der Entwicklung maßgeschneiderter Software zur Erstellung der Web-Seiten großer Unternehmen beschäftigt. Zu den Kunden der Firma gehören unter anderem Sony und die deutsche Schallplattenfirma ECM. Als einer der wenigen Schwarzen in der IETF und den dazugehörigen Organisationen , der sich noch dazu offen zu seiner Homosexualität bekennt, ist Alan Emtage zwar so etwas wie ein Exot, doch fanden diese Tatsachen nie besondere Beachtung. Er erinnert sich an eine lustige Begebenheit während der Usenix-Konferenz im Januar 1992: Dort sollten die Bilder aller Teilnehmer eingescannt werden, doch die Verantwortlichen hatten ihre liebe Not mit dem Portrait von Alan Emtage, denn die Anlage war für das Digitalisieren von Bildern von Personen mit heller Hautfarbe kalibriert worden. „Sie wurden sehr kleinlaut denn es war ihnen äußerst peinlich“ wie er sich erinnert.