Jerry Kaplan

Amerikanischer Informatiker und Unternehmer.

Mit seiner Geschäftsidee eines Auktionshauses im Internet wurde Jerry Kaplan zum Vorreiter einer ganzen Branche. Zuvor hatte er jedoch nicht so viel Glück: Sein Entwurf eines „Pen Computers“, eines kleinen Gerätes, das mit einem Stift bedient wird, kam zehn Jahre zu früh und scheiterte. Der 1952 in New York als Sohn eines Textilmanagers geborene Jerry Kaplan hatte das Programmieren 1967 während eines Ferienkurses gelernt, dort erstellte er ein Programm zum Black-Jack-Spielen. Er studierte an der Universität von Chikago Geschichte und Wirtschaftsphilosophie und arbeitete danach zwei Jahre in verschiedenen Jobs, bevor er an der Universität von Pennsylvania ein Studium der Informations- und Computerwissenschaften aufnahm. 1979 schloß er seine Ausbildung, während der er sich besonders auf künstliche Intelligenz spezialisiert hatte, ab und ging als wissenschaftlicher Mitarbeiter an die Stanford-Universität. 1981 war Kaplan Mitbegründer der Firma „Technoledge“, einem Unternehmen, das sich mit künstlicher Intelligenz beschäftigte und das heute unter anderem Software für Firmen des E-Commerce entwickelt. 1985 wechselte er zu „Lotus“, wo er maßgeblich an der Entwicklung von „Lotus Agenda“, dem ersten persönlichen Informationsmanager, einem Dienstprogramm zur Verwaltung von Terminkalendern, Datenbanken usw. beteiligt war. Während seiner Tätigkeit für „Lotus“ entstand auch die Idee des Pen Computers. Dieses Gerät sollte nicht mehr über eine Tastatur bedient werden. Ein Betriebssystem zur Handschriftenerkennung sollte die Handhabung mittels eines speziellen Stiftes ermöglichen. Gemeinsam mit Mitch Kapor, dem Inhaber der Firma „Lotus“, wurde 1987 das Unternehmen „Go“ gegründet, um diese Idee zu verwirklichen. Doch dem Projekt, an dem sich unter anderem auch John Doerr beteiligte, war kein Erfolg beschieden. Letztendlich blieben von dem Unternehmen nur ein paar, mit dem Firmenlogo versehene, edle Lederhüllen und der 1995 erschienene Bestseller „Startup: A Silicon Valley Adventure“. In diesem Buch beschreibt Kaplan die Geschichte von „Go“. Er führt das Scheitern der Firma, die 30 Millionen Dollar in den Sand gesetzt hat, 1993 an AT&T verkauft wurde und schließlich sang- und klanglos begraben wurde, unter anderem auf die Beteiligung von IBM und ßßß Microsoft zurück. IBM soll die Entwicklung absichtlich behindert haben, während Microsoft bestrebt war, die Technologie für eigene Zwecke zu verwenden. 1994 gründete Jerry Kaplan, zusammen mit dem einige Jahre jüngeren Elektroingenieur Alan Fisher, die Firma „OnSale“, das erste Auktionshaus im World Wide Web. OnSale ging im Mai 1995 online. Das Unternehmen, das gebrauchte Computer und andere elektronische Geräte versteigert, fand weltweit zahlreiche Nachahmer. Es kann als die Idee bezeichnet werden, welche die Art des Handelns im Internet revolutionierte und wesentlich zum Boom des E-Commerce beigetragen hat. 1999 verschmolz „OnSale“ mit der amerikanischen Software-Ladenkette „Egghaed Software“ zu „Egghead.com“. Kaplan hat das Unternehmen bis Mitte 2000 geführt. Der Familienvater, er ist verheiratet und hat vier Töchter, lebt bei San Franzisko und arbeitet an „der nächsten großen Sache“, wie er es ausdrückt.