Amerikanischer Risikokapitalgeber.
Für John Doerr ist der Boom der „New Economy“ „die größte legale Wertschöpfung der Menschheitsgeschichte“. Der „Messias der Kapitalisten“, wie er vom Magazin „Spiegel“ genannt wird, sorgt als Teilhaber der renommierten Risikokapitalfirma „Kleiner, Perkins, Caufield & Byers“ dafür, daß aussichtsreichen Start-ups auf die Beine geholfen wird. Natürlich geschieht das nicht umsonst, Kleiner Perkins sichert sich einen 20-30 prozentigen Anteil und einen Sitz im Aufsichtsrat des jeweiligen Unternehmens. Auch wartet man nicht nur auf Gründer mit interessanten Ideen, sondern Kleiner Perkins gründet auch selbst Firmen, weshalb das Geschäft auch durch die Worte „Gründer, Antreiber und Strategen“ gekennzeichnet wird. Eine andere, wenig schmeichelhafte Bezeichnung lautet, in Ableitung des amerikanischen Ausdrucks „Venture Capitalist“ (Risikokapitalgeber) „Vulture Capitalist“ was „Geier Kapitalist“ heißt. Dies weist auf das Verfahren von Kleiner Perkins hin, Firmen, deren Geschäftsentwicklung nicht wunschgemäß verläuft, im Zweifelsfall zu verkaufen. Das ßßß Silicon Valley ist ohne diese „Geier“ jedoch nicht vorstellbar, die Geschichte ihrer erfolgreichen Beteiligungen liest sich wie ein Who is Who des digitalen Zeitalters:ßßß Amazon, Lotus, ßßß Netscape oder Macromedia, um nur einige zu nennen. Die 1982 gegründete Firma „Kleiner, Perkins, Caufield & Byers“ ist inzwischen an über 300 erfolgreichen Gründungen beteiligt. John Doerr selbst sitzt zum Beispiel im Aufsichtsrat von „Amazon“ und dem Softwarehersteller Intuit. Natürlich gibt es auch erfolglose Gründungen. Auf das Konto von Doerr gehen die Firmen Dynabook und Go von Ende der 80er Jahre. Dynabook stellte ein Laptop her und machte riesige Verluste. Go war seiner Zeit etwa zehn Jahre voraus, die Firma hatte einen Pen-Computer auf den Markt gebracht, der damals keinen Anklang fand. Er arbeitet nach dem Motto „Die Zukunft läßt sich am besten voraussagen, indem man in sie investiert.“ Immer auf der Suche nach neuen Trends, ist er häufig auf dem Gelände der Stanford Universität anzutreffen, wo er den neuesten Entwicklungen auf der Spur ist. John Doerr wurde 1951 als Sohn eines Ingenieurs geboren. Sein Vater besaß die weltgrößte Fabrik für Schwefelpumpen. John und seine vier Geschwister wuchsen in St. Louis, Missouri, auf. Er studierte an der Rice Universität in Huston, Texas, Ingenieurwissenschaften und danach Betriebswirtschaft an der Harvard Business School. 1974 kam er zu Intel, zunächst als Ingenieur und dann ins Marketing, wo er Intels bester Verkäufer wurde und sich auch durch unkonventionelle Methoden auszeichnete, als er zum Beispiel einen Rasenmäher als Zugabe anbot. 1980 kam er schließlich zu Kleiner Perkins, deren Partner er 1982 wurde. Doerr, der als „Bohnenstange mit Brille“ beschrieben wird, ist ein rastloser Mensch. Bei Besprechungen hält es ihn keine fünf Minuten auf seinem Stuhl, statt dessen läuft er wie ein Tiger im Käfig auf und ab. Seine schnelle Auffassungsgabe bringt es mit sich, daß er sich nicht lange auf eine Sache konzentriert, daher fährt er auch nicht selbst Auto. Einerseits soll er ein miserabler Fahrer sein, andererseits wird es ihm dadurch ermöglicht, auf dem Rücksitz, umgeben von Handys, Laptops und Notizbüchern, seiner Arbeit nachzugehen. Doerr ist ständig erreichbar, hat neun Telefonnummern, davon auch eine 0800 Nummer, unter der er kostenlos angerufen werden kann. Er hat sich sogar einen Skihelm mit einem eingebauten Telefon anfertigen lassen, damit ihm auch in seiner Freizeit möglichst kein Geschäft entgeht. Scott MacNealy von der Firma Sun wird mit den Worten zitiert, daß er wegen des Elektrosmogs der zahlreichen Geräte, die Doerr mit sich herumschleppt, ungern länger neben ihm steht, da er „noch zeugungsfähig bleiben“ möchte. Doerrs einzige negative Eigenschaft soll es sein, daß er, wenn er sich etwas in den Kopf gesetzt hat, nicht mehr schläft und bis zum Umfallen arbeitet.