Mark Napier

Amerikanischer Künstler im Internet.

Eigentlich wollte der am 14. Oktober 1961 in New Jersey geborene Mark Napier Ingenieur werden, doch als er im ersten Jahr des Ingenieurstudiums erhebliche Probleme mit der höheren Mathematik bekam (schon als Kind hatte er Modellflugzeuge gebastelt, die nicht so recht fliegen wollten), erinnerte er sich an einen Rat seines Kunstlehrers und begann an der Syracuse University schließlich Malerei und Kunstgeschichte zu studieren. Nach seinem Studienabschluß im Jahr 1984 lernte er mit der Hilfe von Freunden mit einem geliehenen C64 Computer zu programmieren und fand sogar eine entsprechende Anstellung. Napier lernte die Programmiersprachen C, C++ und Java, arbeitete an Datenbanksystemen und beschäftigte sich mit der Entwicklung von Benutzerschnittstellen. Schon damals erkannte er, daß im Programmieren auch ästhetische Qualitäten verborgen sind, doch künstlerisch arbeitete er weiterhin konventionell mir Farben auf Leinwand und präsentierte seine Bilder gelegentlich in Soho. 1995 arbeitete er gemeinsam mit dem Schriftsteller Levi Asher, dem Autor der Web-Seite „Literary Kicks“ und es entstand der hypertextbasierte Essay „Chicken Wire Mother“ über ein Experiment des Psychologen H. Harlow, der junge Rhesusaffen statt mit ihrer Mutter mit einem Drahtgestell konfrontiert hatte. Ein weiters Internet-Projekt Napiers war „The Distorted Barbie“, in dem er die bekannte Puppe durch den Kakao zog, was ihm eine Klage des Spielzeugherstellers „Mattel“ bescherte. Später begann Napier, sich mit der unerwünschten Eigenschaft von Software zu beschäftigen, unvorhergesehene Ergebnisse zu produzieren (im allgemeinen werden diese Eigenschaften als Fehler bezeichnet). So entstanden Arbeiten wie der 1998 bei der „Ars Electronika“ ausgezeichnete „Shredder“ oder der „digital Landfill“. Der „Shredder“ ist ein spezielles Anzeigeprogramm für Web Seiten, das aus den Inhalten des Netzes „Kunst“ macht, indem aufgerufene Web-Seiten verfremdet werden und dadurch eine neue optische Qualität erhalten. „Digital Landfill“ ist ein virtueller Komposthaufen, bei dem die Besucher ihren Datenmüll entsorgen können: Auf der Web-Seite ist es möglich, Dateien zu hinterlassen, die sich überlagernd dargestellt werden und dadurch collagenartige Bilder entstehen lassen. Bei all seinen Arbeiten werden die Nutzer mit einbezogen, was besonders deutlich bei dem gemeinsam mit Andy Deck durchgeführten Projekt „Grafik Jam“ deutlich wird: Auf dieser Web Seite können mehrere Nutzer gleichzeitig zeichnen und malen ohne die Möglichkeit zu haben, miteinander in Kontakt zu treten. Weitere bekannte Projekte von Napier sind die Web Seite „Bau Dir einen ©Bot“ und „Feed“. Der „©Bot“ kann von den Besuchern der Seite aus vorhandenen Teilen zusammengestellt werden und „Feed“ funktioniert ähnlich wie eine Suchmaschine, nur wird hier die gefundene Seite, wie beim „Shredder“, verfremdet, eine Metapher für die „endlose Suche nach Schönheit und Spiritualität im World Wide Web“, wie das Magazin Wired schreibt.

Beitragsbild: Screenshot der Benutzeroberfläche des „Shredder“