Amerikanischer Computerspezialist, programmierte den Internet Worm.
Der 3. November 1988 sollte als „Schwarzer Donnerstag“ in die Geschichte des Internet eingehen. Der legendäre Internet Worm hatte eine große Anzahl Rechner, die Angaben schwanken zwischen 2000 und über 6000, des US-Amerikanischen Arpanet und Science-Net lahmgelegt. Zu den betroffenen Institutionen gehörten auch das amerikanische Verteidigungsministerium sowie die Raumfahrtbehörde NASA. Der Worm beschädigte oder löschte keine Dateien, sondern er brachte die infizierten Systeme dadurch zum Erliegen, daß durch seine rasante Vermehrung die Speicherkapazitäten der Computer bald erschöpft waren. Zu seiner Ausbreitung machte er sich bekannte Sicherheitslücken einer verbreiteten UNIX-Version zunutze. Das Programm selbst bestand aus zwei Komponenten: einem in der Programmiersprache C geschriebenen Teil, der sich auf den infizierten Rechnern selbst kompilierte und danach den zweiten, aus binärem Code bestehenden Teil, anforderte. Dies geschah immer wieder, weshalb die befallenen Rechner schließlich nur noch mit dem Worm beschäftigt waren. Es dauerte zwei Tage, bis die Experten den Worm beseitigt hatten und die Systeme wieder normal liefen. Die schnelle Vermehrung dieses Programms auf den infizierten Rechnern war übrigens auf einen Programmfehler innerhalb des Worm zurückzuführen. Der Schöpfer des Internet-Worm war der damals gerade noch 22-jährige Informatikstudent Robert Tappan Morris, der diese denkwürdige Aktion sechs Tage vor seinem 23. Geburtstag gestartet hatte. Morris war an der Cornell University mit Aufgaben als Systemadministrator betraut. Nach eigenen Angaben wollte er nur versuchen, ein Programm zu schreiben, das sich möglichst schnell über das Internet verbreitet. Mit derartigen Folgen, der angerichtete Schaden wurde von dem Virenspezialisten John McAfee völlig überhöht auf über 90 Millionen US-Dollar geschätzt, hatte er nicht gerechnet. Dafür spricht auch, daß Morris, nachdem er entdeckte, was er angerichtet hatte, einen Kommilitonen bat, Hinweise zum unschädlich machen auf einem elektronischen Schwarzen Brett zu veröffentlichen. Leider erreichten diese Hinweise ihren Adressaten nicht rechtzeitig: Durch die Überlastung des Netzes kam die Botschaft erst nach zwei Tagen dort an. Besonders pikant an dem Fall war, daß der Student Robert T. Morris der Sohn eines damals führenden Spezialisten für Computersicherheit ist, der sich beim amerikanischen Geheimdienst NSA mit Fragen der Computersicherheit beschäftigte. Zuvor war Robert Morris sen. bei AT&T beschäftigt, wo er an der Entwicklung von UNIX beteiligt war. Auch hatte er bereits einige Artikel über die Schwachstellen von UNIX veröffentlicht. Robert T. Morris jun. hatte schon von Kindesbeinen an Kontakt zur Welt der EDV: Im Wohnzimmer der Eltern soll ein Exemplar der legendären deutschen Kryptografiermaschine Enigma im Regal gestanden haben Der Worm-Programmierer fand gnädige Richter. Nachdem zunächst eine hohe Gefängnisstrafe und Schadenersatz gefordert wurden, verurteilte ihn ein amerikanisches Gericht schließlich zu einer dreijährigen Bewährungsstrafe, 400 Stunden gemeinnütziger Arbeit und einem Bußgeld von 10.000 Dollar. Er setzte sein Studium unbescholten fort und promovierte schließlich an der Harvard Universität. 1995 gründete er die Firma „Viaweb“, die sich mit der Entwicklung von Software für das Online-Shopping befaßt. 1998 verkaufte er „Viaweb“ für 49 Millionen Dollar an „Yahoo“ und soll seitdem ein zurückgezogenes Leben als Risiko-Kapitalist führen. Der Morris Worm verdeutlichte schlagartig die Verwundbarkeit des Internet. Er gab den Anstoß zur Gründung des CERT (Computer Emergency Response Team), einer Organisation zur Abwehr von Viren- und Hackerattacken.
Beitragsbild: Von Trevor Blackwell, CC BY-SA 3.0