Oracle

Amerikanische Softwarefirma.

Der amerikanische Softwarehersteller Oracle ist nach Microsoft die zweitgrößte Softwarefirma der Welt. Mit gut 40 Prozent Marktanteil bei Datenbanken war die Firma im Jahr 2000 Marktführer in dieser Technologie, ohne die der gesamte Bereich des E-commerce undenkbar ist. Allerdings beruht auch hier, ähnlich wie bei Microsoft, der Erfolg nicht unbedingt auf genialen Ideen der Gründer, sondern auf der Übernahme einer fremden Entwicklung. Oracle wurde 1977 von Larry Ellison, Bob Miner und Ed Oates als „Software Development Laboratories“ – SDL – gegründet. Die Gründer hatten sich zuvor bei einer Firma namens Ampex kennengelernt, wo Ellison und Miner an einem System zur Datensicherung mittels Videobändern arbeiteten. Bei diesem vom amerikanischen Geheimdienst CIA in Auftrag gegebenen Projekt, das übrigens den Codenamen „Oracle“ trug, sollte die damals unvorstellbare Datenmenge von einem Terabit untergebracht und zugänglich gemacht werden. Nachdem das Projekt gescheitert war, arbeitete Ellison bei der Firma „Precision Instruments Company“, die ein mechanisches System zum Verwalten von speziellen Folien, auf denen Schriftstücke gespeichert waren, entwickelt hatte. Das Unternehmen holte Angebote für die Erstellung der Software zur Steuerung der Apparatur ein und Ellison erkannte seine Chance: Gemeinsam mit seinen zwei Kollegen von Ampex machte er ein günstiges Angebot und erhielt den Zuschlag. Im Juni 1977 zog SDL in ein Büro direkt neben ihrem Auftraggeber. Dort bekam der erste Angestellte, Bruce Scott, schon bald einen Eindruck von Ellisons Charakter: Als Scott fragte, wie er den SDL-Rechner mit dem Computer von Precision verbinden solle, schlug Ellison kurzerhand mit einem schweren Hammer ein Loch in die Wand zum Nachbarbüro. Die Softwareentwicklung gelang zwar, aber das Projekt scheiterte an mechanischen Unzulänglichkeiten des von Precision entwickelten Apparates. Noch während ihrer Arbeit an dem Projekt machten sich die Gründer Gedanken über die Zukunft ihres Unternehmens. Ed Oates hatte Veröffentlichungen von IBM über die Entwicklung des „System R“, einer relationalen Datenbank und der dazugehörigen Abfragesprache SQL gelesen. Auf seinen Vorschlag hin wurde eine solche Datenbank zum künftigen Produkt der Firma erkoren und gemeinsam mit Bob Miner das System nachgebaut. Die erste Version der Datenbank, die wenig später nach ihrem ersten gemeinsamen Projekt „Oracle“ genannt wurde, war allerdings nicht viel mehr als Spielzeug, was Larry Ellison nicht daran hinderte, diese mit der vollmundigen Versprechung, sie würde auf allen Betriebssystemen arbeiten, anzupreisen. Die ersten Kunden waren der CIA und die amerikanische Marine, die zwei Datenbanken benötigte. Miner mußte nun mit dem Problem fertig werden, zwei Kunden zu bedienen und dabei drei unterschiedliche Betriebssysteme zu berücksichtigen. Lange Zeit bereiteten die unterschiedlichen Betriebssysteme der Datenbank erhebliche Probleme. Es wird berichtet, daß Ellison auf die Frage, ob Kunden ihr Geld zurückverlangt hätten, geantwortet haben soll: „Das nicht, sie haben gesagt: ‚Wir wollen unsere Daten zurück.‘ „ Das Unternehmen hatte jedoch Erfolg, bereits 1982 betrug der Gewinn über zwei Millionen Dollar und als Oracle, wie die Firma inzwischen hieß, nachdem sie zwischenzeitlich als „Relational Technologies“ firmierte, 1986 an die Börse ging, wurde es von Ellison als das am schnellsten wachsende Softwareunternehmen der Welt bezeichnet. Die großspurige Art Ellisons führte 1990 auch zu einer Anklage gegen Oracle wegen „Höchst unzulänglicher Buchhaltung.“ Ellison hatte stets wachsende Umsätze verkündet und diese auch von seiner Firma verlangt. Wenn dies nicht gelang, wurde in der Buchhaltung ein wenig nachgeholfen, bis dieses System zusammenbrach. Aber auch dubiose Geschäftspraktiken brachten die Firma ins Gerede. Trotzdem hat Oracle mit seinem Datenbanksystem einen Standard gesetzt, der von fast allen Hardwareherstellern unterstützt wird. Neben der Datenbanktechnologie, die Industrieunternehmen ebenso einsetzen wie Firmen des E-commerce will Oracle nun auch in den Markt der Web-Server eindringen. Wo bislang individuell zusammengestellte Systeme vorherrschen, bietet Oracle nun eine standardisierte Lösung an. Auch wird von Oracle inzwischen ERP-Software verkauft, bei der SAP bislang führend ist. (ERP ist ein Begriff aus der Betriebswirtschaft und bezieht sich auf innerbetriebliche Abläufe und Planungen) Allerdings soll die „E-Business Suite“ voller Fehler sein, es ist davon die Rede, daß schon fast 5000 sogenannte Patches zur Korrektur notwendig waren. Auch soll Oracle die Software verschenken, um Referenzen zu bekommen. Die Schnelligkeit seiner Datenbanken versucht Ellison immer wieder dadurch unter Beweis zu stellen, daß er demjenigen, der ein schnelleres Produkt anbietet, eine Million Dollar zu zahlen bereit ist. Als Microsoft, Ellisons Erzfeind, im Herbst 2000 diesen Beweis erbrachte, konterte er mit den Worten „Wer eine Firma hat, die nur TPC-Benchmarks (Den Schnelligkeits-Test) fahren muß, soll unbedingt bei Microsoft kaufen. Wer mit seinen Daten ein Geschäft betreibt, kommt besser zu uns.“ Auch im Firmensitz spiegelt sich Larry Ellisons Art wider: Die Zentrale von Oracle besteht aus sechs riesigen Bürotürmen, die in ihrer obersten Etage jeweils ein Spezialitätenrestaurant beherbergen und kein Mitarbeiter muß weiter als 30 Meter gehen, um eine Espressomaschine zu erreichen.

Bob Miner

Amerikanischer Programmierer und Unternehmer (1941 – 1994)

Robert N. (Bob) Miner war derart bescheiden und zurückhaltend, daß seine älteste Tochter erst aus der Liste der „vierhundert reichsten Amerikaner“ des Magazins „Forbes“ von seinem großen Vermögen, das er als Teilhaber von Oracle besaß, erfuhr. Robert Miner wurde 1941 als jüngstes von vier Kindern in Cicero, Illinois, geboren. Seine Eltern, ein Hotelangestellter und eine Hausfrau, waren einige Jahre zuvor aus dem Nordiran in die USA eingewandert. .Schon als Kind bewies Bob seine Eigenständigkeit, als er im Alter von zwölf Jahren seiner Mutter erklärte, er würde von nun an nicht mehr in die Kirche gehen, da er nicht an Gott glaube. Er studierte an der Universität von Illinois Mathematik und Philosophie. Seinen Wehrdienst leistete er im „Public Health Service“, wo er Computerprogramme für Forschungsaufgaben entwickelte. Später arbeitete er bei IBM und „Applied Data Research“, für die er einige Zeit nach Europa ging. Dort lernte er auch seine Frau kennen, eine in Paris arbeitende Engländerin, die er 1969 heiratete. Nach seiner Rückkehr in die USA arbeitete er zunächst für eine Softwarefirma in Washington D.C., bevor er bei Ampex in Kalifornien zu arbeiten begann. Dort war er bei einem Projekt des CIA mit dem Code-Namen „Oracle“, das sich mit der Datensicherung auf Videobändern beschäftigte, der Vorgesetzte von Larry Ellison. Während der Arbeitszeit spielten sie zusammen Schach, aßen ausgiebig zu Mittag und spielten regelmäßig Tennis. Dabei kam es immer wieder zu kleinen Streitereien zwischen den beiden, wenn Miner in den Spielpausen Programmcode schreiben wollte, Ellison jedoch lieber über die Möglichkeiten reich und berühmt zu werden schwadronierte. Nachdem das Projekt „Oracle“ gescheitert war, verließ Ellison die Firma Ampex, um wenig später mit der Idee, gemeinsam mit ßßß Ed Oates, der ebenfalls bei Ampex gearbeitet hatte, ein Unternehmen zu gründen, an Bob Miner heranzutreten. Miner, der inzwischen Vater zweier Kinder war und sich gerade ein Haus gekauft hatte, zögerte zunächst, ließ sich dann aber doch überreden. Der erste Auftrag war die Entwicklung eines Steuerprogrammes für ein mechanisches System zu Verwaltung von Folien, die mit Schriftstücken versehen waren. Wenig später entstand die Idee, eine kommerzielle relationale Datenbank auf der Grundlage eines von IBM entwickelten Systems auf den Markt zu bringen. Gemeinsam mit Ed Oates arbeitete er an der Datenbank, die den Erfolg von Oracle, wie die Firma später genannt wurde, begründete. Bob Miner war einer der wenigen, die Ellison gelegentlich einen Dämpfer verpassen konnten. So wird berichtet, daß Miner den chronisch unpünktlichen Ellison nach einem verpaßten Termin mit den Worten: „ Wenn Du das nächste Mal nicht pünktlich bist, bin ich nicht mehr da“ begrüßte. Danach soll Ellison keinen Termin mehr mit ihm versäumt haben. Schließlich war Bob Miner der geniale Programmierer, ohne den der Erfolg von Oracle wahrscheinlich nicht möglich gewesen wäre. Mitarbeiter erzählten vom geflügelten Wort „Kein Problem, das ist ein SMOP“, ein „simple matter of programming“, also eine einfache Aufgabe, wenn es darum ging, komplizierteste Dinge zu programmieren. Bob Miner blieb trotz seines Reichtums bescheiden und zurückhaltend. Sein einziger Luxus waren regelmäßig ein neuer Porsche und ein Weinberg, den er sich kaufte. Außerdem achtete er stets darauf, täglich um halb sieben mit einer Familie zu essen. Als er an Krebs erkrankte, leistete er sich keine teueren Spezialisten, sondern wählte eine Klinik, die er zu Fuß von seinem Haus aus erreichen konnte. Nachdem er 1994 gestorben war, brachte die Lokalzeitung erst fünf Tage später einen 183 Worte langen Nachruf.

Beitragsbild: By El Borbah – Own work, Public Domain,

Edward (Ed) Oates

Amerikanischer Programmierer, Mitbegründer der Firma Oracle.

Ed Oates hatte sich Ende der siebziger Jahre mit den Veröffentlichungen von IBM über das „System R“, eine relationale Datenbank, und die Datenbankabfragesprache SQL beschäftigt. Die so erworbenen Kenntnisse wurden zur Grundlage des Produktes der Firma Oracle, die Oates 1977 gemeinsam mit seinen Freunden und Kollegen Larry Ellison und Bob Miner gründete. Ed Oates hatte 1968 an der San Jose State University seinen Studienabschluß im Fach Mathematik gemacht und war danach während seines Wehrdienstes als Programmierer für Datenbankanwendungen eingesetzt worden. Später arbeitete er beim IBM Konkurrenten Singer Business Machines bevor er zu Ampex kam, wo er mit Larry Ellison und Bob Miner an einem System zur Datensicherung auf Videobändern arbeitete. Als aus dem System nichts wurde, verließen Ellison und Oates die Firma. Oates arbeitete bei Memorex, bis Ellison ihm im Sommer 1977 vorschlug, gemeinsam mit Miner eine Firma zu gründen, um ein Angebot für die Entwicklung eines Steuerungsprogrammes für ein mechanisches System zur Verwaltung von Folien, auf denen Schriftstücke gespeichert waren, zu entwickeln. Die drei bekamen den Auftrag und gründeten die Firma „Software Development Laboratories“ – SDL – aus der später Oracle wurde. Nach Beendigung des ersten Projektes suchten sie nach einem tragfähigen Produkt für ihr Unternehmen. Oates schlug die Erstellung einer Datenbank nach dem System R von IBM vor und legte so den Grundstein für das heute zweitgrößte Softwareunternehmen der Welt. In den achtziger Jahren verkaufte er seinen 20-prozentigen Anteil an der Firma, der damals 20 000 Dollar wert war, schied aus dem Unternehmen aus, kehrte aber einige Zeit später als Angestellter wieder zurück. 1994 verließ Ed Oates die Firma endgültig, da sie ihm inzwischen mit über zehntausend Mitarbeitern zu groß geworden war. Er folgte damit einem Entschluß, den er bereits in den Anfängen der Firma gefaßt haben soll.
Nun will er bis zum Jahr 4711, dem letzten, in der von Oates programmierten Personaldatenbank von Oracle, als Ruheständler leben. Einige Zeit besaß der Hobbymusiker ein Geschäft für High-End Stereo-Geräte. Mit Freunden aus seiner Studienzeit spielt er in einer Rock-Band, die für Pizza und Bier auftritt. In Erinnerung an seinen Vater, der ihm die Notwendigkeit des lebenslangen Lernens vermittelte, richtete er einen Fond ein, der Stipendien für Studenten der Fachbereiche Mathematik, Informatik und Physik vergibt