Bob Miner

Amerikanischer Programmierer und Unternehmer (1941 – 1994)

Robert N. (Bob) Miner war derart bescheiden und zurückhaltend, daß seine älteste Tochter erst aus der Liste der „vierhundert reichsten Amerikaner“ des Magazins „Forbes“ von seinem großen Vermögen, das er als Teilhaber von Oracle besaß, erfuhr. Robert Miner wurde 1941 als jüngstes von vier Kindern in Cicero, Illinois, geboren. Seine Eltern, ein Hotelangestellter und eine Hausfrau, waren einige Jahre zuvor aus dem Nordiran in die USA eingewandert. .Schon als Kind bewies Bob seine Eigenständigkeit, als er im Alter von zwölf Jahren seiner Mutter erklärte, er würde von nun an nicht mehr in die Kirche gehen, da er nicht an Gott glaube. Er studierte an der Universität von Illinois Mathematik und Philosophie. Seinen Wehrdienst leistete er im „Public Health Service“, wo er Computerprogramme für Forschungsaufgaben entwickelte. Später arbeitete er bei IBM und „Applied Data Research“, für die er einige Zeit nach Europa ging. Dort lernte er auch seine Frau kennen, eine in Paris arbeitende Engländerin, die er 1969 heiratete. Nach seiner Rückkehr in die USA arbeitete er zunächst für eine Softwarefirma in Washington D.C., bevor er bei Ampex in Kalifornien zu arbeiten begann. Dort war er bei einem Projekt des CIA mit dem Code-Namen „Oracle“, das sich mit der Datensicherung auf Videobändern beschäftigte, der Vorgesetzte von Larry Ellison. Während der Arbeitszeit spielten sie zusammen Schach, aßen ausgiebig zu Mittag und spielten regelmäßig Tennis. Dabei kam es immer wieder zu kleinen Streitereien zwischen den beiden, wenn Miner in den Spielpausen Programmcode schreiben wollte, Ellison jedoch lieber über die Möglichkeiten reich und berühmt zu werden schwadronierte. Nachdem das Projekt „Oracle“ gescheitert war, verließ Ellison die Firma Ampex, um wenig später mit der Idee, gemeinsam mit ßßß Ed Oates, der ebenfalls bei Ampex gearbeitet hatte, ein Unternehmen zu gründen, an Bob Miner heranzutreten. Miner, der inzwischen Vater zweier Kinder war und sich gerade ein Haus gekauft hatte, zögerte zunächst, ließ sich dann aber doch überreden. Der erste Auftrag war die Entwicklung eines Steuerprogrammes für ein mechanisches System zu Verwaltung von Folien, die mit Schriftstücken versehen waren. Wenig später entstand die Idee, eine kommerzielle relationale Datenbank auf der Grundlage eines von IBM entwickelten Systems auf den Markt zu bringen. Gemeinsam mit Ed Oates arbeitete er an der Datenbank, die den Erfolg von Oracle, wie die Firma später genannt wurde, begründete. Bob Miner war einer der wenigen, die Ellison gelegentlich einen Dämpfer verpassen konnten. So wird berichtet, daß Miner den chronisch unpünktlichen Ellison nach einem verpaßten Termin mit den Worten: „ Wenn Du das nächste Mal nicht pünktlich bist, bin ich nicht mehr da“ begrüßte. Danach soll Ellison keinen Termin mehr mit ihm versäumt haben. Schließlich war Bob Miner der geniale Programmierer, ohne den der Erfolg von Oracle wahrscheinlich nicht möglich gewesen wäre. Mitarbeiter erzählten vom geflügelten Wort „Kein Problem, das ist ein SMOP“, ein „simple matter of programming“, also eine einfache Aufgabe, wenn es darum ging, komplizierteste Dinge zu programmieren. Bob Miner blieb trotz seines Reichtums bescheiden und zurückhaltend. Sein einziger Luxus waren regelmäßig ein neuer Porsche und ein Weinberg, den er sich kaufte. Außerdem achtete er stets darauf, täglich um halb sieben mit einer Familie zu essen. Als er an Krebs erkrankte, leistete er sich keine teueren Spezialisten, sondern wählte eine Klinik, die er zu Fuß von seinem Haus aus erreichen konnte. Nachdem er 1994 gestorben war, brachte die Lokalzeitung erst fünf Tage später einen 183 Worte langen Nachruf.

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