The Thing

Kommunikationsforum für Künstler im Internet.

Seit 1995 ist „The Thing“ auch im World Wide Web zu erreichen, wo es Künstlern unter anderem die Möglichkeit gibt, ihre Netzkunstprojekte zu präsentieren. „The Thing“ wurde 1991 in New York als Mailbox- oder Bulletin Board-System (BBS) für den Gedankenaustausch zwischen Künstlern eingerichtet. Initiator war der 1950 in Stuttgart geborene und in Schwäbisch Hall aufgewachsene Wolfgang Stehle. Stehle hatte von 1970 – 1972 an der Freien Kunstschule Stuttgart studiert und war 1976 nach New York gegangen. Dort studierte er an der School of Visual Arts. Nachdem er zunächst als Maler tätig war, wandte er sich in den 80er Jahren der Videokunst zu. The Thing wurde gegründet, um neue Wege für den künstlerischen Diskurs zu erschließen. Das System diente zunächst dem Austausch von Nachrichten und sollte sich als „soziale Skulptur“ im Sinne des Künstlers Joseph Beuys entwickeln. Als Stehle eingeladen wurde, das Projekt 1995 auf der Kunstmesse „ars electronica“ in Linz zu präsentieren, beschloß er, damit ins World Wide Web zu gehen. Dort bietet „The Thing“ nun neben einem Ausstellungs- und Publikationsraum für Künstler auch seine Dienste als Internet-Service-Provider an. Inzwischen gibt es Knotenpunkte von „The Thing“ in Berlin, Wien, Amsterdam und anderen europäischen Städten. Die Bezeichnung für das Projekt soll dadurch entstanden sein, daß Stehles Ehefrau, die an dem System arbeitete, auf die Frage, womit sie denn beschäftigt sei, häufig antwortete, sie arbeite „an dem Ding“.

Beitragsbild: Screenshot der Webseite 2000

John F. Simon

Amerikanischer Künstler.

Für John F. Simon ist das Internet der natürliche Vertriebsweg für seine Kunst. Nur seine Arbeit „Alter Stats“ bezeichnet er als reine Netzkunst. „Alter Stats“ stellte die Zugriffsstatistik der Web-Seite grafisch dar und berücksichtigte dabei auch die aktuellen Besucher, was zur ständigen Veränderung der Grafik führte. Bekannt geworden ist Simon durch die Arbeit „Every Icon“, die er ebenfalls im World Wide Web präsentiert. Allerdings handelt es sich dabei um Konzeptkunst, denn der Computer führt das aus, was der Künstler will. „Every Icon“ besteht aus einem Raster von 32 mal 32 Quadraten, was der Auflösung der Icons des ersten Macintosh Computers entspricht. Die Quadrate können weiß oder schwarz gefüllt werden. Das Ziel dieser Arbeit ist es, alle möglichen Kombinationen, also auch alle in diesem Raster darstellbaren Bilder, zu zeigen, was allerdings einige Trillionen Jahre dauern würde. Das dazugehörige Programm kann beim Künstler für 20 Dollar gekauft werden. Simon tritt damit der Theorie entgegen, daß im Medienzeitalter schon alles gezeigt ist und keine neuen Bilder möglich sind. John F. Simon wurde 1963 in Louisiana, USA, geboren. Schon auf der High School fotografierte er, arbeitete in der Dunkelkammer und machte Siebdrucke. Er studierte Kunst, Geologie, Astronomie und machte einen Abschluß an der School of Visual Arts (SVA) in New York City. Mit dem Computer kam er erstmals in Berührung, als er auf einem Großrechner diverse Textvorlagen für Siebdrucke erstellte. Später benutzte er einen PDP-11, um Satellitenbilder vom Mars zu betrachten. John F. Simon hatte früh erkannt, daß die Computertechnik großen Einfluß auf die Fotografie und die Herstellung von Bildern ausüben würde. Er begann, die Satellitenbilder zu bearbeiten, wobei er eigene Software dazu entwickelte. Später schrieb er ein eigenes Bildbearbeitungsprogramm, um den Beschränkungen der Standardsoftware zu entgehen. Außerdem ist er Co-Autor des Programmes „Symmetry Studio“, das 1991 für den Apple Macintosh erschien. Die Programmiersprachen sieht er als Erweiterung der menschlichen Sprache, die es ihm ermöglicht, seine Ideen von einer Maschine umsetzen zu lassen, etwa wenn Stiftplotter, durch ein von ihm entwickeltes Programm gesteuert, Zeichnungen anfertigen, aber auch mit Arbeiten wie „Color Balance“. „Color Balance“ kann im Internet aufgerufen werden. Auf der Web-Seite erscheint eine stilisierte Waage, mit dessen Hilfe sich der Betrachter die Farbbalance verdeutlichen kann. Andere Werke des Künstlers bestehen aus „Apple G3 Powerbooks“, die ihres Gehäuses beraubt an die Wand gehängt werden können. Auf dem Monitor erscheinen, durch ein von Simons entwickeltes Programm gesteuert, sich ständig verändernde Bilder. John F. Simon lebt mit seiner Frau Elizabeth in New York City. Seine Freizeit verbringt er hauptsächlich bei Ausstellungseröffnungen und jeden Samstag abend geht er bowlen und trinkt Guiness in einem Pub namens „McManus“.

Beitragsbild: Screenshot der Arbeit „Every Icon“