Akademie.de

Screenshot der Webseite 1996

Deutsches Projekt zum Online-Lernen

Ray Mary Rosdale, die Mitbegründerin von Akademie.de, bekam ihren ersten Computer 1984 von ihren Eltern zum bestandenen Examen als Historikerin geschenkt. Da das Gerät nicht funktionierte, wollte sie es reklamieren, bekam aber zu hören, daß es sich um einen „Anwenderfehler“ handelte. Da sich dies ständig wiederholte, blieb ihr nichts anders übrig, als sich selbst grundlegend mit dem Rechner auseinanderzusetzen. Als sie so den Fehler gefunden hatte, der tatsächlich auf das Gerät zurückzuführen war, war die Garantiezeit allerdings abgelaufen.
Die Kenntnisse und Erfahrungen, die sie auf diese Weise gesammelt hatte, kamen ihr jedoch später bei ihrer Tätigkeit als Unternehmensberaterin zugute, wo sie zum Beispiel im Multimedia-Projektmanagement als Dolmetscherin zwischen Entwicklern und Anwendern fungieren konnte. Das Projekt „Akademie.de“ entstand 1996. In der berliner Unternehmensberatung von Hase, Rosdale und Partner wurde das Internet als Chance für kleinere und mittlere Unternehmen gesehen. Allerdings mangelte es zu dieser Zeit an Spezialisten in diesem Bereich, auch waren Schulungen und die nötige Ausstattung für einen Internetauftritt zu kostspielig. Als weiteres Problem kommt bei kleineren Unternehmen hinzu, daß diese nicht unbedingt die Möglichkeit haben, Mitarbeiter für längere Fortbildungen freizustellen. So wurde von Frau Rosdale und ihrem Geschäftspartner Dr. von Hase die Idee geboren, Lehrgänge online anzubieten, die Lehrgangsteilmehmer sollten sich von ihrem Arbeitsplatz aus das nötige Wissen erarbeiten können. Vorbilder in dieser Richtung gab es bis dahin noch nicht, selbst in Amerika war ein derartiger Ansatz unbekannt. Nachdem der Senat von Berlin, dem Sitz des Unternehmens, eine Förderung des Vorhabens abgelehnt hatte, fand das Projekt Unterstützung beim Bundesministerium für Arbeit , welches Mittel aus dem Europäischen Sozialfonds bereitstellte. Das Angebot konnte im Januar 1997 online gehen, wobei die Kurse zunächst kostenlos waren. – Noch heute gibt es auf der Web-Seite Akademie.de einige kostenlose Angebote, wie zum Beispiel ein Net-Lexikon, in dem Begriffe aus der Welt des Internet nachgeschlagen werden können. – Nur den Internetzugang und das Equipment mußten die Unternehmen ihren interessierten Mitarbeitern zur Verfügung stellen. Die Akademie war ein großer Erfolg. Wurde anfänglich mit höchsten 1500 Teilnehmern gerechnet, so hatten im zweiten Jahr schon 10000 Personen die Kurse belegt. Akademie.de kümmert sich jedoch nicht nur um die Ausbildung, 1998 wurde, gemeinsam mit Focus-Online, die Net-Offensive gestartet. Bei dieser Aktion wurden den Teilnehmern der Akademie verbilligte Web-Server angeboten. Heute kümmert sich Speedlink, ein Ableger der Akademie, um das technische Equipment und bietet maßgeschneiderte Lösungen für kleine und mittlere Unternehmen an.

Hier geht es zur aktuellen Webseite von Akademie.de

Beitragsbild: Ausschnitt aus einem Screenshot von 1996

John McAfee

John McAfee

Amerikanischer Unternehmer und Computervirenjäger (1945 – 2021)

Die Firma McAfee ist das Synonym für Virenschutzsoftware geworden, nachdem ihr Firmengründer John McAfee kräftig die Computervirenhysterie geschürt hatte, um sein Geschäft anzukurbeln. Zum Beispiel prophezeite er 1992, daß am 6. März des Jahres mindestens 20 Millionen PC s dem „Michelangelo-Virus“ zum Opfer fallen würden: Tatsächlich waren kaum 20 000 Geräte infiziert. Daher wird John McAfee auch als „Großvater der Computervirus Panikmache“ bezeichnet. Im Internet gibt es sogar den „John McAfee Award for Computer Virus Hysteria“, der an Firmen und Persönlichkeiten verliehen wird, die sich bei der Hysterie um die Computervieren besonders hervorgetan haben. John McAfee wurde in England geboren, wuchs aber im Roanoke Valley in Virginia auf, wo er auch das College besuchte, das er 1967 abschloß. Zunächst arbeitete er bei Lookhed als System-Architekt. Nebenbei versuchte er mit einer Datenbank Geld zu verdienen, in die sich HIV-negativ getestete Personen gegen eine Gebühr eintragen lassen und daraus einen Partner suchen konnten. Dieses Geschäft war nicht besonders erfolgreich. 1987 hörte er von einem Computervirus mit der Bezeichnung „Pakistani Brain“, der Dateien auf den infizierten Computern zerstörte. Er beschloß, aus der Jagd nach solchen „Viren“ ein Geschäft zu machen, kündigte bei Lookhed und zog mit einem entsprechend ausgerüsteten Campingbus, dem „Bugbuster“, durch die Lande, um Firmen bei der Suche nach Computerviren zur Seite zu stehen. Seine erste Virenschutzsoftware kam als Shareware auf den Markt und fand rasch Verbreitung. Um daraus ein lukratives Geschäft zu machen, bot er seine Software auch Firmen kostenlos zur Nutzung an, nur der Support und die Updates sollten etwas kosten. Ein Anfang der 90-er Jahre noch ungewöhnliches Konzept. John McAfee hatte Erfolg, nicht zuletzt durch die anhaltende Hysterie um die Gefährlichkeit von Computerviren, die von ihm und anderen Unternehmen kräftig geschürt wurde. 1993 ging das Unternehmen an die Börse und ein Jahr später verkaufte John McAfee seine Anteile für 100 Millionen Dollar. Die Firma heißt inzwischen „Network Associates“, NAI, und gehört zu den größten Softwareunternehmen im Bereich der Netzwerksicherheit und des Netzwerkmanagement. NAI entstand durch die Fusion der Firmen McAfee mit dem Unternehmen Network General. 1998 erwarb NAI die Verschlüssellungssoftware PGP von Phil Zimmermann und gelangte in die Schlagzeilen, da auch ein Unternehmen zu NAI gehört, das eng mit der amerikanischen Regierung zusammenarbeitet, die bekanntlich die Verbreitung von Verschlüsselungssoftware zu behindern versucht. Nach seinem Rückzug aus der Firma kaufte John McAfee 160 Hektar Wald in Colorado und baute sich dort ein Haus mit Ausblick auf einen schneebedeckten Berggipfel. Er startete ein neues Projekt, „Tribal Voice“, -Stimme des Stammes – das mit der Software PowWow eine Messanger Software auf den Markt brachte, die es sieben Nutzern gleichzeitig erlaubte miteinander zu kommunizieren und es speziell indianischen Kindern und Schulen ermöglichen sollte, echte Interessengemeinschaften im Netz zu bilden. Ende 1999 hatte Tribal Voice 5 Millionen Teilnehmer und McAfee verkaufte seine Anteile für einen nicht genannten Preis. John McAfee gibt sich als Asket (Ein Verhalten, das bei Unternehmern der New Economie weit verbreitet sein soll): Bei einem Interview mit Journalisten eines amerikanischen Magazins in einem vegetarischen Restaurant aß er gerade eine halbe Tasse Bohnensuppe. Er steht morgens um halb fünf auf und widmet sich zwei Stunden seiner E-Mail. Danach macht er Yoga, meditiert und telefoniert mit seiner Frau, die in Kalifornien lebt. Allerdings soll John McAfee einen „unwahrscheinlichen Sinn dafür haben, wo Geld zu machen ist“. So ist es auch nicht verwunderlich, daß er sich nun als Risikokapitalgeber für Internetfirmen betätigt.

Beitragsbild: Ausschnitt aus einem Foto von Gage Skidmore,
CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=49809371

ABC Bücherdienst

Beitragsbild ABC-Bücherdienst

Auch telebuch.de – Erster deutscher online-Buchhändler

Der ABC Bücherdienst wurde 1991 von ßßß Michael Gleissner, Christian Jagodzinski, und Gleissners damaliger Freundin Ulrike Stadler gegründet. Michael Gleissner und Christian Jagodzinski hatten, obwohl sie erst 22 und 23 Jahre alt waren, bereits Erfahrungen als Unternehmer im EDV-Bereich gemacht. Sie hatten unter anderem eine Software zur Gestaltung von BTX-Seiten entwickelt und selbst vermarktet. Nun reizte es sie, mehr mit dem BTX-System zu machen. Die Ideen für ein Reisebüro oder einen Kartenservice wurden wieder verworfen. Statt dessen gründeten sie einen Buchhandel, da sie in diesem Bereich bereits Erfahrungen mit einem Buchkatalog auf CD-ROM und einem Online Bestellsystem für den Buchgroßhändler „Libri“ sammeln konnten, zudem bekam der Jurastudent Michael Gleissner durch den Buchhandelsrabatt die Möglichkeit, teure Fachbücher billiger einkaufen zu können. Während Gleissner und Jagodzinski sich um die technischen Belange des Unternehmens kümmerten, war Ulrike Stadler, die bereits in einem Versandhandel gearbeitet hatte, für die Abwicklung der Bestellungen zuständig. Anfangs war das Geschäft eine Beschäftigung, die nach Feierabend erledigt werden konnte. Als das Internet zu wachsen begann, erkannten die Firmeninhaber schnell, daß BTX bald von diesem Netz abgelöst werden würde, und der ABC Bücherdienst ging 1995 ins World Wide Web. Hier konnte die Firma rasch expandieren, 1997 hatte der Bücherdienst 50 Angestellte und machte einen Umsatz von elf Millionen Mark. Auch gab es Zweigstellen in Kapstadt, Mailand und Miami. Ein Jahr später erhielt das Unternehmen ein Übernahmeangebot von Amazon. Den drei Gründern war klar, daß sie dieser Konkurrenz im Zweifelsfall nicht gewachsen wären und griffen zu. Zunächst arbeiteten sie für Amazon. Während Christian Jagodzinski, der das ABC-Büro in Miami geführt hatte, die deutsche Niederlassung von Amazon betreute, ging Michael Gleissner nach Seattle. 2001 waren die drei Freunde nicht mehr für Amazon tätig, sie lebten in den USA und gingen dort unterschiedlichen Aktivitäten nach.

Beitragsbild. Ausschnitt aus einem Screenshot von 1999

AllAdvantage

Sreenshot der WEbseite 1999

Amerikanisches Unternehmen,  bezahlte das Anschauen von Werbung beim Surfen im Internet.

Die Geschäftsidee von AllAdvantage.com schien so gut, daß sie weltweit bereits etwa 70 Nachahmer gefunden hatte, darunter auch das deutsche Unternehmen Cyberprofit mit seiner cash-machine. Die Mitglieder von AllAdvantage erklärten sich bereit, während des Surfens im World Wide Web in einem Fenster neben dem eigentlichen Browser auf sie zugeschnittene Werbung zu empfangen. Dafür erhielten sie Geld. Diese Geschäftsidee wurde schon 1997 von der Firma Power Agent umgesetzt. Auch dieses Unternehmen bezahlte seine Kunden für die Einblendung von Werbung. Allerdings betrug die Summe maximal 2 Dollar im Monat, weshalb Firma nicht über 6000 Mitglieder hinaus kam und bald die Segel streichen mußte.
AllAdvantage hatte nach kaum einem Jahr schon über fünf Millionen Mitglieder. Zwar zahlte die Firma für das Surfen im Internet auch nur maximal 25 Dollar im Monat, da die Mitgliederwerbung aber an das  Prinzip des Kettenbriefes oder Pyramidenspiels erinnert – Mitglieder erhalten auch Geld, wenn von ihnen empfohlene Personen die AllAdvantage Werbeeinblendungen nutzen – war es durchaus möglich, weit höhere Beträge zu kassieren: Im November 1999 zahlte AllAdvantage an eines seiner Mitglieder 5500 Dollar aus.
Die Firma wurde Anfang 1999 von den zwei graduierten Studenten Johannes Pohle und Carl Anderson, sowie dem Unternehmer James Jorgensen gegründet. James Jorgensen konnte bereits auf eine 22 jährige Erfahrung zurückgreifen: Er gehörte zum Beispiel zu den Gründern der erfolgreichen Firma Discovery Zone, einem Unternehmen aus der Sport- und Freizeitbranche. Auch hatte er sich an der Gründung einer, allerdings nicht erfolgreichen, Hotline für PC-Nutzer versucht. Der deutschstämmige Johannes Pohle hatte Maschinenbau studiert und in Mexiko als Geschäftsführer einer Vertriebsfirma für Tiefkühlkost gearbeitet. Carl Anderson hatte einen Abschluß in Volkswirtschaft an der Universität von Princetown gemacht. Die drei beabsichtigten, ein internetbasiertes Geschäft aufzuziehen. Ein zunächst geplanter Reiseführer wurde verworfen, da derartige Informationen im Netz  bereits überall kostenlos zu haben waren. Johannes Pohle hatte die Idee, anonymisierte Daten von Internet Nutzern zu sammeln und diese an die Werbewirtschaft zu verkaufen. Daraus entstand das Konzept der individuellen Werbeeinblendungen.
Zur Firmengründung kam der Doktorand Oliver Brock hinzu. Die deutschstämmigen Oliver Brock und Johannes Pohle kannten sich aus ihrer Studienzeit 1985 in Berlin und hatten sich 1993 in Stanford wiedergetroffen. Brock war bereits als Spezialist für Suchroboter bei Nomadic Technologies tätig gewesen und arbeitete 1999 an seiner Doktorarbeit zu diesem Thema.
Die Firma wurde in einem Schuppen im Garten des Hauses von James Jorgensen gegründet. Als Startkapital hatten sie zwei Millionen Dollar Risikokapital auftreiben können. Die Gründer rechneten etwa mit maximal 30000 Mitgliedern, die sie bis zum Juli gewinnen wollten. Für den Anfang konnte Jorgensen 20 Freunde überzeugen, Mitglied bei AllAdvantage zu werden. Am Vorabend des Online-Starts von AllAdvantage, den 29. März 1999,  hatte die Liste der Interessenten bereits 80 Namen. Am ersten Tag trafen 1700 E-Mails ein und im April ließen sich etwa 25000 Personen täglich registrieren, was vor allem der guten Pressearbeit der Gründer zu verdanken war, denn viele große Zeitungen berichteten von dem Unternehmensstart. Um dem Ansturm gewachsen zu sein, wurden zehn Mitarbeiter eingestellt und das Unternehmen übersiedelte in die Schlafzimmer der Söhne von Jorgensen, um bald darauf in ein Hotel umzuziehen. Auch hier wurde es schnell zu eng und AllAdvantage verlegte seinen Firmensitz in ein ehemaliges Warenhaus, das einem Freund von Jorgenson gehörte. Bis zum Juli hatten sich bereits zwei Millionen Interessenten registrieren lassen und im November betrug die Mitgliederzahl über vier Millionen. Auch die Anzahl der Angestellten war auf 250 angewachsen. Im Juni 1999 war die erste Version der „Viewbar“ für die Werbeeinblendungen fertig und im August konnte AllAdvantage die ersten Schecks verschicken. Im Februar 2000 wurden 100 Millionen Dollar Risikokapital akquiriert, um den Bestand der Firma zu sichern. Allerdings tauchte im Laufe des Jahres die Frage auf, ob das Geschäftsmodell Zukunft hat, denn bislang sind noch alle Kettenbriefe und Pyramidenspiele zusammengebrochen und ob jemand, der sich mit 12,50 Dollar in der Stunde für das Surfen im Internet bezahlen läßt, für die Werbewirtschaft auf die Dauer interessant ist, muß sich noch herausstellen.

Das Geschäftsmodell war tatsächlich nicht sonderlich tragfähig. Nachdem Mitte 2000 die Dotcom-Blase geplatzt war, wurde All-Advantage im Februar 2001 eingestellt. Das Unternehmen hatte während seiner kurzen Geschichte immerhin über 160 Millionen Dollar an seine Mitglieder ausgeschüttet. Auch die Nachahmer wie CyberProfit oder FairAd verschwanden bald wieder von der Bildfläche.

Beitragsbild: Ausschnitt aus einem Screenshot von 1999