Ben Casnocha

Amerikanischer Jungunternehmer.

Ben Casnocha

Während man hierzulande immer noch über achtzehnjährige Firmengründer staunt, ist man in Amerika schon etwas weiter: Der Sechstklässler Ben Casnocha, hat einige Monate nach seinem zwölften Geburtstag mit ein paar Klassenkameraden eine eigene Dot.com gegründet. Auf der complainandresolve.com können sich Bürger über Ärgernisse des Alltags, wie beschmierte Hauswände, überfüllte öffentliche Verkehrsmittel oder Strafzettel beschweren. Die Beschwerden werden dann an die zuständigen Stellen der Behörden weitergeleitet, die sich der Angelegenheit annehmen. Ben Casnocha brauchte kein Risikokapital oder teures Equipment: Die Idee entstand im Rahmen des Schulunterrrichts und die Seite wird vom Server der Schule aus betrieben. Wie viele andere Firmen der New-Economy, wissen auch die Betreiber von complainandresolve.com nicht, wie sie mit ihrem Unternehmen Geld verdienen können. Doch sie sind sich sicher: „Wenn wir Kinder erst einmal mehr gelernt haben und mehr von der Computertechnik verstehen, wird uns sicher auch einfallen, wie wir ein profitables Geschäft daraus machen können.“

Beitragsbild: Der Jungunternmeher 2002. Zur Verfügung gestellt von Ben Casnocha.

Patrick Byrne

Amerikanischer Unternehmer.

Symbolbild

Patrick Byrnes Unternehmen gehört zu den erfolgreichen Wettbewerbern im Internet, die Firma profitiert sogar davon, wenn andere Firmen pleite machen. Overstock.com widmet sich dem An- und Verkauf von Waren aus Geschäftsauflösungen. Allerdings werden nur etwa 20 Prozent des Umsatzes mit Waren dahingeschiedener „Dot Coms“ erzielt, das eigentliche Geschäft findet immer noch mit Firmen aus der realen Welt statt. Die Anfänge von Overstock liegen im Jahr 1997, damals gründete Robert Brazell das Unternehmen „D-2 Discounts Direct“, welches Produkte aus Überschüssen und Geschäftsauflösungen an Einzelhandelsgeschäfte und Flohmarkthändler verkaufte. Brazell ist in den USA außerdem als Co-Autor des Buches „The Idea Economy und als Initiator der Web-Seite „Idea Exchange“, über die kreative Köpfe ihre Ideen verkaufen können bekannt, wobei die Bandbreite vom Aprilscherz für einen Dollar bis zum Patent für mehrere Millionen Dollar reicht. Den Investmentbanker Patrick Byrne lernte er 1999 kennen, als er Kapital für sein Geschäft „D-2“ aufzutreiben suchte. Byrne schlug vor, ins Internet zu gehen und beteiligte sich an der Firma. Patrick Byrne wurde 1962 in Fort Wayne, Indiana, geboren. Die ersten Tips zum erfolgreichen Umgang mit Geld erhielt er im Alter von 13 Jahren vom Börsenguru Warren Buffet, der mit seinem Vater befreundet war. Mit 16 besaß Patrick Byrne eine kleine Weihnachtsbaumplantage, die ihm jährlich 6000 Dollar einbrachte. Der sprachbegabte Byrne, der neben Französich, Deutsch und anderen gebräuchlichen Sprachen auch Mandarin beherrscht, studierte Philosophie und Sinologie. Er promovierte in beiden Fächern und übersetzte den taoistischen „Weg der Weisheit“ ins Englische. Seine Karriere als Geschäftsmann begann er zunächst mit seinem Bruder als Immobilienmakler, um danach als Investmentbanker zu arbeiten. Patrick Byrne, der unmittelbar nach seinem Studium eine schwere Krebserkrankung überwand, erregte auch dadurch Aufsehen, daß er die USA bislang vier Mal mit dem Fahrrad durchquerte, zuletzt im Jahr 2000, um Spenden für eine Stiftung zu sammeln, die sich den Kampf gegen den Krebs auf die Fahnen geschrieben hat.

Boo.com

Onlinekaufhaus, „Pleite des Jahres“ 2000.

Screenshot 2001

Kasja Leander und Ernst Malmsten hatten 1999 eine tolle Idee: Ein Onlinekaufhaus der Extraklasse. Die Kunden sollten die angebotenen Waren, exklusive Bekleidung, nicht nur auf platten zweidimensionalen Bildern präsentiert bekommen. Animierte Produktdarstellungen sollten es ermöglichen, die Kleidungsstücke zum Beispiel zu drehen und von allen Seiten zu begutachten, eine virtuelle Einkaufsberaterin den Kunden zur Seite stehen. Boo sollte „den Kleidungskauf revolutionieren“, ein Lebensstil werden! So war es für die Gründer ein Leichtes, Kapitalgeber zu begeistern, und in kurzer Zeit über 120 Millionen Dollar einzusammeln. Das mit vielen Vorschußlorbeeren bedachte Projekt war jedoch bereits im Frühjahr 2000 pleite. Wie konnte das passieren? Hatten die damals 28 Jahre alten Gründer aus Schweden doch bereits 1997 in ihrem Heimatland erfolgreich den Internetbuchshop bokus.com aufgezogen. Als Boo.com im November 1999 online ging, hatten die Interessenten schon über drei Monate auf die langersehnte Seite gewartet, denn der Start hätte bereits im Sommer erfolgen sollen. Die Macher von Boo hatten einen Online-Auftritt mit allen Schikanen entwickelt, animierte Schaufensterpuppen konnten gedreht werden, man konnte die Produkte heranzoomen… Doch sie hatten die Rechnung ohne den Wirt gemacht: 98% der amerikanischen und 99% der europäischen Internetnutzer hatten gar nicht die technische Ausstattung, um die Seiten von Boo in der vorgesehenen Weise aufrufen zu können. Man mußte schlicht zu lange warten, bis sich die Seiten aufgebaut hatten, was der deutsche Geschäftsführer von Boo, Christoph Vilanek, mit den Worten:“ Wir wollen Leute, die auf Mode und Styling Wert legen … Die wollen gar nicht schnell durch die Seite, sondern sich vom Umfeld begeistern lassen und wohl fühlen.“ abtat. Schon Ende Januar 2000 wurden Mitarbeiter entlassen und das bis dato unabhängig im Netz stehende Lifestyle Magazin „BooMagazin“ wurde in den Auftritt von Boo.com integriert. Im Mai verfügte Boo, bei einem wöchentlichen Bedarf von einer Millionen Dollar, nur noch über 500000 Dollar und es gelang nicht, neues Kapital aufzutreiben. Daher mußte die Firma im Juni 2000 ihre Pforten schließen. Die Software wurde an eine englische Technologiefirma verkauft und der Markenname ging an die amerikanische Fashionmall, die Boo Ende 2000 wiederaufleben ließ. Über die Gründe des Scheiterns von Kasja Leander und Ernst Malmsten gibt es viele Spekulationen: Waren sie zu visionär (Malmsten) oder hatten sie schlicht die „finanzielle Kontrolle verloren“ (Malmsten)? Der Firmensitz lag in der legendären Carnaby Street, die Firmengründer wohnten in den teuersten Vierteln Londons und in der Firma wurde ein Lebensstil gepflegt, der auch als „Champagner-Kaviar-Concorde-Lebensstil“ beschrieben wurde. Vielleicht lag es aber auch daran, daß die Internetnutzer das Netz eher zum preiswerten Einkauf nutzen, wie Firmen wie Priceline zu bestätigen scheinen, und ein Umfeld, das sie begeistert lieber in der realen Welt suchen.

Beitragsbild: Screenshot der Neuauflage der Seite aus dem Jahr 2001

McKinsey

Amerikanische Unternehmensberatung.
Wer sich mit den Biografien vieler Gründer der New-Economy beschäftigt, wird früher oder später auf den Namen McKinsey stoßen, denn viele der jungen Unternehmer, zumindest aus Deutschland, waren bei der „einflußreichsten Unternehmensberatung der Welt“, wie „Business Week“ bereits 1993 schrieb, beschäftigt. Der Exodus ging teilweise sogar so weit, daß eine große deutsche Tageszeitung im Sommer 2000 von „teilweise entvölkerten Büros“ der Niederlassung im ßßß Silicon Valley sprach. Die Unternehmensberatung McKinsey wurde 1926 von James O.McKinsey in Chikago gegründet, er hatte die damals neue Idee, Inhabern großer Firmen als Berater zur Seite zu stehen. 1933 trat der in Harward promovierte Rechtsanwalt Marvin Bover in die Firma ein. Als McKinsey 1939 starb, übernahm Marvin Bover das NewYorker Büro der Unternehmensberatung und führte es unter dem bekannten Namen weiter. Bover verpflichtete seine Angestellten, eine einheitliche Arbeitskleidung zu tragen, deren Bestandteile unter anderem ein Hut und Kniestrümpfe waren. Auch gehörte es zu seinen Prinzipien, hohe Honorare zu fordern, um so die Bedeutung seiner Dienstleistung zu unterstreichen. Wichtiger für den Erfolg von McKinsey waren allerdings drei Grundsätze, nach denen er die Firma führte: Absoluter Vorrang der Interessen der Klienten, nur Aufträge anzunehmen, die auch erfüllt werden können und gegenüber dem Kunden immer unabhängig und objektiv zu bleiben, auch auf die Gefahr hin, den Auftrag zu verlieren. Inzwischen hat die Firma 80 Niederlassungen in 41 Ländern. 500 Mitarbeiter kümmern sich allein um den Bereich E-Commerce. McKinsey beteiligte sich an der Gründung der NASA, beriet den Vatikan, die Frankfurter Börse, die Treuhandanstalt bei der Abwicklung der DDR-Wirtschaft und führte in den USA den Universal Product Code, das Gegenstück zum Europäischen EAN-Code, der alle Waren kennzeichnet, ein.

Der Artikel beschreibt den Stand aus dem Jahr 2000 und bedarf der Aktualisierung

Christian Jagodzinski

Deutscher Unternehmer.

Christian Jagodzinski hat seine ersten Programmiererfahrungen mit dem programmierbaren Sharp Taschenrechner seines Großvaters gemacht, mit dem er die Programmiersprache Basic lernte. Auf seinem ersten Computer, einem Commodore C64, lernte er wenig später die Maschinensprache Assembler. Häufig hielt sich der 1968 geborene Gymnasiast in der Computerabteilung des Kaufhauses Horten seiner Heimatstadt Regensburg auf, wo viele Schüler an den ausgestellten Geräten spielten. Für Christian war dies jedoch auf die Dauer nicht interessant genug, er studierte die im Geschäft angebotenen Fachbücher zum Thema Programmierung, um in seinem Hobby weiter zu kommen. In der Computerabteilung lernte er auch ßßß Michael Gleissner kennen, der bereits nebenbei mit dem Programmieren Geld verdiente. Gleissner erstellte bei einer Agentur Seiten für das BTX-System. Auch Jagodzinski begann für die Agentur zu arbeiten. Die zwei entwickelten ein Programm zur Erstellung von BTX-Seiten, das von ihrem Arbeitgeber gegen eine Gewinnbeteiligung vermarktet werden sollte.
Da der erhoffte Erlös zu wünschen übrig ließ, die Agentur arbeitete lieber selbst mit der Software, statt sie zu vermarkten, beschlossen Jagodzinski und Gleissner eine eigene Firma zu gründen, um ihr Produkt selbst zu verkaufen. Nachdem den beiden Schülern vom Vormundschaftsgericht die Geschäftsfähigkeit bestätigt worden war, sie waren bei der Firmengründung noch keine 18 Jahre alt, ging 1986 die „Gleissner und Jagodzinski GbR“ von Michael Gleissners Jugendzimmer aus an den Start. Später konnte die Firma dann Räumlichkeiten im Haus der Großmutter Jagodzinskis beziehen. Die beiden Jungunternehmer entwickelten neben der Schule unter anderem ein Bestellsystem für den Buchgroßhändler „Libri“ und ein Programm zum Onlinezugriff auf Börsendaten und Wertpapierkurse. 1989 wurde aus der Firma die „ArtData GmbH“. Um ihren Geschäftsbereich zu erweitern, dachten sie zunächst daran, ein Reisebüro oder einen Kartenservice im BTX zu eröffnen. Schließlich entschieden sie sich für einen online-Buchhandel, der ihnen gleichzeitig die Möglichkeit eröffnete, für das Studium notwendige Fachbücher zu einem günstigen Preis zu erwerben. 1991 ging der ABC-Bücherdienst online. 1995 wurde das Geschäft ins World Wide Web verlegt und begann kräftig zu expandieren.
Christian Jagodzinski machte neben seiner unternehmerischen Karriere das Abitur und studierte Betriebswirtschaftslehre. Als der ABC-Bücherdienst weltweit tätig wurde, übernahm er die Leitung des Firmenbüros in Miami. Nach der Übernahme des Unternehmens durch ßßß Amazon, war Jagodzinski zunächst als „Interim Managing Director“ für die deutsche Niederlassung zuständig, bevor er vor seinem Ausscheiden aus dem Unternehmen zwei Monate als „Strategic Alliance Manager“ für Europa tätig war. Inzwischen lebt Christian Jagodzinski wechselweise auf den Fidschi-Inseln, in Miami oder in Paris und betätigt sich als Investor in zukunftsweisende Projekte der „New Economy“.

Christian Jagodzinski hat sich mittlerweile vom Internet-Business verabschiedet.  Mit seiner Firma Villazzo vermietet er Luxusvillen.

Dr. Michael Birkel

Symbolbild

Deutscher Unternehmer.

Wer in Deutschland Birkel hört, denkt zunächst einmal an Nudeln, das ist auch hier zutreffend, denn der 1968 geborene Michael Birkel stammt aus der bekannten Nudeldynastie. Allerdings machte er sich nicht sonderlich viel aus diesen Teigwaren, sondern studierte in München und Oxford theoretische Teilchenphysik. Zuvor hatte er 1987 eine Auszeichung für das beste Abitur in der Geschichte des Remstal-Gymnasiums .- seine Durchschnittsnote betrug 0,9 – erhalten Während seines Studiums in München war er unter anderem als Honorarkraft bei der Organisation „David gegen Goliath“ beschäftigt, einem Verein, der es sich nach der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl zur Aufgabe gemacht hatte, die Menschen durch „bewußten fröhlichen Verzicht auf alle überflüssigen, die Umwelt und unsere Innenwelt belastenden Dinge“ zur „Bewahrung der Schöpfung“ aufzufordern. Michael Birkel machte Praktika beim Teilchenbeschleuniger am CERN in Genf, bei der Unternehmensberatung McKinsey in Frankfurt und Düsseldorf sowie bei den UN in New York. Nachdem er Ende 1997 in Oxford sein Studium erfolgreich mit dem Doktor der Physik abgeschlossen hatte, arbeitete er bis zum Herbst 1999 bei Mc Kinsey in München, wo er sich um die Betreuung von High-Tech Start-ups kümmerte. Ende 1999 gründete Dr. Michael Birkel gemeinsam mit fünf Freunden die weltweit erste Firma für m-commerce (mobile commerce) 12Snap, die Auktionen mit Hilfe des Handy ermöglicht. Die „Wirtschaftswoche“ wählte ihn im Jahr 2000 in die Liste der 100 wichtigsten deutschen Persönlichkeiten für das Internet. Auch Dr. Michael Birkel gehört zu den Propheten des ungezügelten Wachstums, auf der Web-Seite von 12Snap gibt er potentiellen Gründern den Rat „…Das Tempo ist wesentlich. Wachstum wird verkümmern, wenn es nicht mit größenwahnsinniger Geschwindigkeit vorangetrieben wird…“

Jeff Bezos

Jeff Bezos

Amerikanischer Unternehmer

Der „Erfinder des E-Commerce“ (Wall Street Journal) und Gründer des bislang größten und erfolgreichsten Internet-Kaufhauses, Amazon.com, Jeffrey Preston Bezos, wurde am 12. Januar 1964 in Albuquerque in New Mexico geboren. Die Ehe seiner damals 17-jährigen Mutter zerbrach bald darauf, so daß Jeff seinen leiblichen Vater nie bewußt kennenlernte. Später wurde er vom zweiten Ehemann seiner Mutter, dem aus Kuba stammenden Exxon-Ingenieur Mike Bezos, adoptiert.
Jeff galt als außergewöhnlich intelligent. Bereits als Kleinkind zerlegte er sein Kinderbett mit Hilfe eines Schraubenziehers in seine Einzelteile. Seine sechs und sieben Jahre jüngeren Geschwister hinderte er durch eine selbstgebaute Alarmanlage am Betreten seines Zimmers. Schon früh okkupierte er die Garage seines Elternhauses, um dort seine Ideen zu verwirklichen. So konstruierte er etwa aus einem Regenschirm und Aluminiumfolie einen Solarkocher, versuchte aus einem Staubsauger ein Luftkissenfahrzeug zu bauen und er entwickelte einen Würfel, mit dem man angeblich in die Zukunft schauen konnte. Der kleine Star-Trek-Fan war stets bestrebt, die Nummer Eins zu sein. Wenn er mit seinen Freunden Star-Trek spielte, wollte er nur Mister Spock oder Captain Kirk darstellen. War das nicht möglich, so wollte er zumindest ein Computer sein.
Jeden Sommer verbrachte er auf der Farm seines Großvaters, einer Gegenwelt zu seinen kopflastigen Beschäftigungen zu Hause. Hier lernte er reiten, versah das Vieh mit Brandzeichen, fuhr den Mähdrescher oder errichtete Windräder. Die Schule schloß er in Miami ab und entschied sich für ein Physikstudium an der Princeton-Universität. Schon bald merkte er, daß er es nie so weit bringen würde wie Albert Einstein und sattelte auf Elektroingenieurwesen und Informatik um. Bereits bei seiner zweiten Anstellung nach dem Studium brachte er es bei einer angesehenen Firma an der Wall Street zum Vizepräsidenten. Von dort wurde er von der Firma D.E. Shaw abgeworben, wo er Geschäftsideen für die Bereiche Versicherungswesen, Software und später auch für das Internet entwickelte. Bei seiner Beschäftigung mit dem Internet, das damals um 2300% jährlich wuchs, fragte er sich im März 1994, welches traditionelle Versandgeschäft sich wohl am ehesten zur Umsetzung in diesem weltumspannenden Netzwerk eignen würde. Er kam zu dem Schluß, daß das Netz für den Buchhandel prädestiniert sei, denn es ermöglichte den Kunden einfachen Zugriff auf alle lieferbaren Bücher, ohne dicke Kataloge verschicken zu müssen. Er beschloß, am rasanten Wachstum des Internet teilzuhaben und einen Online-Buchhandel zu gründen. Nachdem auch seine Frau, die er 1993 geheiratet hatte, ihn in seinem Vorhaben bestärkte, kündigte er seinen Job bei D.E. Shaw, um sein Ziel zu verwirklichen.
Mit einem von seinen Eltern geliehenen Startkapital von 300 000 Dollar machte er sich mit seiner Frau im Juli in einem 88 Chevy-Geländewagen auf den Weg von Fort Worth in Texas nach Seattle, der Stadt des Internets, um dort in einer Garage die Firma Amazon zu gründen. Den Businessplan für sein neues Unternehmen schrieb er während dieser Fahrt auf seinem Laptop. Während der Reise soll ihm auch der Name für sein neues Geschäft eingefallen sein, zunächst dachte er an den Namen „Abracadabra“, den er wegen der Länge des Wortes in „Cadabra“ kürzte. Da diese Bezeichnung bei vielen Menschen die Assoziation „Kadaver“ hervorrief, entschied er sich einige Zeit später für „Amazon“, nach dem größten Fluß der Erde
Der stets lachende Jeff Bezos, der übrigens ein entfernter Verwandter des in den USA populären Country Sängers George Strait ist, scheint immer in Eile zu sein. Da trifft es sich gut, daß er fast nie Krawatten trägt, denn sie würden „hinter ihm her flattern wie ein Fallschirm hinter einem Dragster“ wie das TIME-Magazin schreibt, das ihn Ende 1999 zur „Person des Jahres“ wählte. Er ist die viertjüngste Person, die diesen Titel verliehen bekam. Jünger als er waren nur Charles Lindberg, dem dieser Titel 1927 im Alter von 25 Jahren verliehen wurde, Königin Elisabeth II 1952 mit 26 Jahren und Martin Luther King (junior), dem diese Ehre 1963 im Alter von 34 Jahren zuteil wurde.
Die Geschwindigkeit, mit er sich das Internet und somit auch seine Firma entwickelt, scheint Jeff Bezos selbst zu ängstigen, denn er fotografiert bei jeder Gelegenheit und macht ständig Videoaufnahmen, um alles zu dokumentieren, als würde sein Leben in einer Geschwindigkeit vorbeirasen, die selbst zum Erinnern zu schnell ist. Als Vorbilder nennt er Thomas Edison und Walt Disney. Edison als großen Erfinder und Geschäftsmann, Disney wegen seiner Vision und seiner Fähigkeit, diese gegen alle Zweifel seiner Umwelt durchzusetzen.
Jeff Bezos Vision ist es, Amazon zum größten Kaufhaus der Welt zu machen, dabei müßten die „echten Läden“ wie er sie nennt, keineswegs auf der Strecke bleiben, sie sollten das Wohlergehen der Kunden in den Vordergrund stellen und mehr Spaß bieten, um zu überleben. Natürlich bestellt er die Windeln für seinen im März 1999 geborenen Sohn im Internet, doch die Hälfte seiner Bücher besorgt er sich nach wie vor im Buchhandel der „Old Economy“, denn er liebt die Stimmung in den kleinen Buchläden.
Bezos selbst gibt sich als Philantrop: Das Wohlergehen der Kunden soll stets im Vordergrund stehen, auch wird eines Tages der Zeitpunkt gekommen sein, sich Gedanken über die Lösung der Probleme der Menschheit zu machen, was weit schwieriger sei, als ein erfolgreiches Unternehmen aufzubauen, meint er. Allein zur Bekämpfung des Hungers der Welt dürfte nicht in Fünf-Jahres-Zeiträumen gedacht werden, davon bekäme man nur Depressionen. Eine solche Herausforderung sollte in einem Zeitraum von 100 Jahren handhabbar sein, das Problem bestünde allerdings darin, daß er dann bereits gestorben sei. Zunächst will er sich jedoch darum kümmern, seiner Firma eine solide Basis zu geben.

Beitragsbild: Steve JurvetsonFlickr: Bezos’ Iconic Laugh, CC BY 2.0, Link

Amazon.com

Ausschnitt aus dem Amazon-Firmenlogo


Größter Buchhandel im World Wide Web
Der von Jeff Bezos 1994 gegründete online Buchhandel hatte 1999 nach Auskunft von Experten einen Wert, der etwa dem des Ölmultis Texaco entspricht, obwohl Amazon in diesem Jahr außer einem Verlust von über 190 Millionen Dollar nichts eingebracht hatte. Bezos machte sich die Möglichkeit des Internet zunutze den Kunden einen bequemen Zugriff auf eine Datenbank zu ermöglichen, die alle lieferbaren Bücher enthält. Daneben schuf er eine Rezensionsdatenbank, in der die Kunden ihre Meinungen zu den Titeln speichern, die von anderen Interessenten gelesen werden können, wodurch der Kunde unmittelbar in den Mittelpunkt gerückt wird. Dabei war Jeff Bezos so clever, sich sein Prinzip des „1-Click ordering“, also der Möglichkeit die Bestellung mit einem Mausklick durchzuführen, patentieren zu lassen. Der erste Firmensitz befand sich in einer Garage in Seattle, dort dienten Türblätter aus dem Baumarkt als Tische für drei Sun-Workstations. – Der erste von Jeff Bezos zusammengezimmerte Tisch soll 1999 für 30 000 Dollar versteigert worden sein – Diese preiswerten Tische werden nach wie vor in Jeff Bezos Imperium verwendet. Sie sollen die Mitarbeiter ständig daran erinnern, daß sie Pioniere sind, denen das Wohl der Kunden und der Firma wichtiger ist als repräsentative Büromöbel. 1995 wurde die erste Web-Site ins Netz gestellt und 300 Freunde und Verwandte dienten als Beta-Tester. Nur durch Mundpropaganda dieses Personenkreises verkaufte er innerhalb von 30 Tagen Bücher in allen Bundesstaaten der USA und in 45 weiteren Ländern. Sogar von einem Flugzeugträger der US-Marine und einer Polarstation in der Antarktis sollen Bestellungen eingegangen sein. Bezos selbst war von dem riesigen Erfolg überrascht: „ Es war klar, daß etwas viel Größeres entstand als wir jemals zu hoffen wagten.“ Inzwischen ist der Firmensitz in einem ehemaligen Krankenhaus in Seattle untergebracht und die Firma hat Distributionszentren überall in den USA. Amazon liefert über 20000 Bücher täglich aus, hatte 1999 13 Millionen Kunden und machte einen Umsatz von über 1,5 Milliarden Dollar. Der Aktienkurs, der beim Börsengang des Unternehmens bei 18 Dollar gelegen hatte, stieg vorübergehend auf über 100 Dollar, Gewinn wird von Experten zur Zeit (Ende 2000) jedoch frühestens für das vierte Quartal 2001 erwartet. Noch gleicht das Unternehmen einem Händler, der 15 Dollar ausgibt, um 10 Dollar zu verdienen. Natürlich fand Amazon viele Nachahmer, insbesondere die „Old Economy“ in Gestalt des größten amerikanischen Buchhändlers Barners & Noble oder des Bertelsmann-Konzerns, wachte auf, als das „Wall Street Journal“ 1996 ein Profil von Amazon auf der Titelseite veröffentlichte und kopierte das Geschäft. Amazon aber expandiert weiter: Um sein Ziel, der größte Händler der Welt zu werden, zu erreichen, verkauft Jeff Bezos inzwischen neben Büchern auch Arzneimittel, Werkzeuge, Spielsachen und andere Waren. Zu diesem Zweck hat sich Amazon an Firmen wie Drugstore.com, Pets.com oder Della.com beteiligt.

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Horst Albach

Wirtschaftsprofessor und „Business Angel“.
Der 1931 geborene Professor Dr. rer. Pol., Dr. oec. h.c.  Horst Albach wurde im Jahre 2000 von der Zeitschrift „Wirtschaftswoche“ unter die „Top 100 der New Economy“ gewählt. Dies ist kein Wunder, denn viele seiner Studenten an der Wissenschaftlichen Hochschule für Unternehmensführung in Koblenz haben Unternehmen in diesem Bereich eröffnet. Horst Albach, der seit 1987 an dieser Hochschule lehrt, steht ihnen als sogenannter Business Angel zur Seite, das heißt, im Gegensatz zu einem Risikokapitalgeber stellt er nicht nur Geld, sondern auch Know-how und Kontakte zur Verfügung. Seine Studenten haben bereits 14 Unternehmen gegründet. Zu den erfolgreichsten gehören die Gründer von Alando. Bei anderen Start-ups von WWHU- Absolventen, wie econia, ecapella oder Venture Parc, sitzt er außerdem im Aufsichtsrat. Horst Albach der Betriebs-wirtschaftslehre, Volkswirtschaft, Jura und Mathematik in Köln, Bonn und den USA studierte, ist seit 1961 als Berater und Universitätsprofessor tätig. Der Autor zahlreicher Fach- publikationen beschäftigt sich vor allem mit einem Thema „Was macht Unternehmen groß und was zerstört sie.“ Er schreckt dabei auch vor ungewöhnlichen Vergleichen nicht zurück. In einem 1969 erschienen Aufsatz „Unternehmer und Organisationen bei Kafka“ stellt er zum Beispiel fest, daß Franz Kafka die reale Macht der Bürokratie beschrieben hat und keine mystischen Kräfte sein Thema waren, wie es von den „Schulphilologen“, die „alles mögliche in Kafka hineininterpretieren, aber das Naheliegende außer acht lassen“ behauptet wird. Im Gegensatz zur herrschenden Theorie ist er keineswegs der Meinung, alle Kapitalisten würden nur aus eigennützigen Motiven heraus handeln. Auch vertritt er die Ansicht, daß eine große Angebotsvielfalt keineswegs gut für den Kunden ist. Im Gegenteil, der Kunde könne den Markt nicht mehr überblicken und außerdem würde die Innovation behindert. Daher ist er ein Befürworter von Fusionen und staatlicher Industriepolitik. So hatte er denn auch ständig Meinungsverschiedenheiten mit der Mehrheit der Nationalökonomen als er in den Jahren 1978 – 1983 Mitglied im „Rat der fünf Weisen“ war, der die Bundesregierung in wirtschaftlichen Fragen berät. Von 1982 – 1993 saß er im Aufsichtsrat des alteingesessenen Kugellagerherstellers FAG Kugelfischer und mußte erleben, wie der Betrieb nach Übernahme der Kugellagerfabriken in der DDR fast zugrunde ging, da es Probleme mit der Kapitalbeschaffung gab. Er erkannte die Abhängigkeit der mittelständischen Wirtschaft von den Banken als größtes Innovationshindernis und fordert seitdem die Erschließung neuer Finanzierungswege.
Horst Albach wurden zahlreiche Ehrungen zuteil, er ist Eherndoktor verschiedener Universitäten, im Sommer 2000 erhielt er eine der höchsten Auszeichnungen die einem Wissenschaftler verliehen werden können: Er wurde in den Orden Pour le mérite für Wissenschaften und Künste gewählt. – Dieser wurde im Jahre 1842 von König Friedrich Wilhelm IV von Preußen als Friedensklasse des militärischen Ordens Pour le mérite gestiftet und 1952 vom Bundespräsidenten Theodor Heuss wiederbelebt. – Seit 1960 ist er mit der Tochter seines Doktorvaters, des „BWL Papstes“ Erich Gutenberg, verheiratet und hat drei Kinder. Die New Economy mit ihren schwindelerregend schnellen Entwicklungszyklen scheint für den Freizeitbergsteiger wie geschaffen: Ende der achtziger Jahre hielt er sogar die Sprechstunde für seine Studenten im Intercity zwischen Bonn und Koblenz ab, um zwischen seinen vielfältigen Aktivitäten ja keine Zeit zu verlieren.

Alando

ASCII-Code

Deutsche Kopie einer Amerikanischen Geschäftsidee

Die Firma Alando ist ein Musterbeispiel dafür, wie man es auch ohne eigene Geschäftsidee innerhalb kürzester Zeit zu Ruhm und Vermögen bringen kann: Die 1999 von sechs Freunden gegründete Firma wurde kaum 100 Tage nach ihrer Eröffnung vom amerikanischen Konkurrenten eBay gekauft, dessen Geschäftsidee die Freunde kopiert hatten. Der Erlös für Alando bestand aus Aktien im Wert von 104 Millionen DM. Wer die sechs Firmengründer als clevere Abzocker betrachtet, denkt allerdings etwas zu kurz. Da sind zunächst die drei Brüder Samwer, Oliver, Alexander und Marc, damals 24, 26 und 28 Jahre alt. Die sprachbegabten Brüder, alle sprechen Englisch, Französich und Spanisch, Alexander und Oliver außerdem Chinesisch, träumten bereits als Kinder davon, ein eigenes Unternehmen zu haben, in ihrer Phantasie sahen sie schon eine ganze LKW-Flotte mit ihrem Namen an sich vorüberziehen. Marc, der älteste der drei, studierte Jura in Berlin, Köln und Genf. Er arbeitete bei unterschiedlichen Firmen in Brüssel, Paris und London. Zuletzt war er beim Internet-Pionier Visto im Silicon Valley tätig. Sein jüngerer Bruder, Alexander, erhielt 1994 einen Preis für das beste Abitur in Nordrhein-Westfalen. Er studierte an der Universität Oxford Wirtschaftswissenschaften und Philosophie. Alexander arbeitete unter anderem für einen Senator der französischen Republik als Assistent, war für die angesehene Unternehmensberatung Mc Kinsey tätig, arbeitete in Hongkong, bis er schließlich auch im Silicon Valley landete. Oliver Samwer absolvierte nach seinem Abitur zunächst eine Banklehre, die er im Jahre 1994 als Bester in Nordrhein-Westfalen abschloß. Er studierte vier Jahre an der Wissenschaftlichen Hochschule für Unternehmensführung in Koblenz und gründete schon während seines Studiums eine Firma. 1997 war er geschäftsführender Partner bei der Multimedia Agentur Denkwerk. Oliver arbeitete für Bertelsmann und im Silicon Valley. Auch die drei anderen Gründer hatten entsprechende Erfahrungen. Der zum Zeitpunkt der Alando Gründung 26 Jährige Karel Dörner hatte sein Betriebswirtschaftsstudium 1998 mit Auszeichnung abgeschlossen. Als Austauschstudent war er in Paris und Michigan, bevor er für die Unternehmensbersatung Mc Kinsey zu arbeiten begann. Der fünfte Gründer, Jörg Rheinbold, war 1999 27 Jahre alt, er gründete nach seinem Betriebswirtschatftsstudium die Multimediaagentur Denkwerk. Der Sechste im Bunde, Max Finger, ebenfalls ein Betriebswirt, hatte jeweils ein Semester in Schweden und Chile studiert, bevor er für ein mittelständisches Unternehmen in Japan und China arbeitete. 1998 verfaßte er gemeinsam mit Oliver Samwer eine Studie über die 100 erfolgreichsten Startup-Unternehmer. Dabei lernten sie natürlich auch das Konzept von eBay kennen, einer Auktionsplattform im Internet, auf der Privatpersonen alle möglichen Dinge zum Verkauf anbieten. So wurde ein Wirtschaftsplan aufgestellt und Startkapital organisiert. Im März 1999 konnte vom Kölner Reihenhaus der Eltern der Samwer-Brüder aus Alando.de online gehen. Freunde und Bekannte wurden überredet, Stofftiere, alten Hausrat und Modelleisenbahnen anzubieten. Bald mußte der Firmensitz  verlegt werden, denn das Geschäft wurde ein voller Erfolg und die Firma zog in ein Hinterhaus in Berlin-Kreuzberg. Alando wurde rasch zum größten Internet-Versteigerungshaus Deutschlands. Dies blieb dem Gründer von eBay, Pierre Omidyar in den USA, nicht verborgen Doch statt die Gründer von Alando zu verklagen, bot er ihnen an, die Firma zu kaufen. Im Juli 1999 wechselte Alando den Besitzer und firmierte fortan als eBay Deutschland. Ein halbes Jahr später schieden die Samwer-Brüder sowie Karel Dörner und Max Finger aus der Firma aus. Ihnen schmeckte die Tätigkeit als Angestelle nicht mehr. “Ich bin Unternehmer, kein Manager.“ So wurde Marc Samwer von der Süddeutschen Zeitung zitiert. Die drei Samwer-Brüder arbeiteten danach gemeinsam mit Max Finger an einer neuen Geschäftsidee, Karel Dörner beteiligte sich an der Automobil Onlineplattform CarBoulevard.com und leitet die Startup Campus AG in Frankfurt. Auch gehören die Gründer von Alando zu den Initiatoren des „Silicon City Club“ einer Plattform zur Förderung von Jungunternehmern. Wegen des Geldes haben die Sechs Alando jedenfalls nicht verkauft. Jörg Rheinbold, der als Einziger bei der Firma geblieben ist, meint zwar: „Wenn jemand Gutes leistet, soll er auch gut verdienen.“ Aber Oliver Samwer sagt im Nachhinein: „Heute würde ich nochmal darüber nachdenken.“ Womöglich war Alando jedoch nur ein ungewöhnlicher Finazierungsweg für neue Projekte. Schließlich haben Karel Dörner, Max Finger und Oliver Samwer an der WHU, der Wissenschaftlichen Hochschule für Unternehmensführung, in Koblenz studiert. Dort lehrt auch Horst Albach, der unter anderem fordert, neue Finanzierungswege zu erschließen um von den Banken unabhängig zu werden.