Amerikanischer Computerspezialist, Vordenker der „Open Source Organisation“.
Der Aufsatz „Die Kathedrale und der Basar“ von Eric Raymond wird auch als Manifest der Open Source Initiative bezeichnet. Raymond beschreibt darin am Beispiel des Betriebssystems Linux die Entwicklung guter Software. Er stellt zwei Arbeitsstile zur Erstellung von Software nebeneinander: Einerseits die Kathedrale an der „sorgsam gemeißelt“ wird „von Druiden und kleinen Teams von Hohepriestern“, andererseits der Basar, der dadurch gekennzeichnet ist, daß jeder sich an der Softwareentwicklung beteiligen kann. Dazu ist es natürlich notwendig, daß der Quellcode der Software, der Source-Code, offen liegt und verändert werden darf, was bei kommerziellen Programmen bislang kaum der Fall ist. Open Source ermöglicht es, Softwarefehler schnell zu beheben, die Programme individuellen Bedürfnissen anzupassen und zu verbessern. Dabei werden die beteiligten Programmierer mit sozialem Status belohnt. Raymond legt das Verhalten der Hacker in einem weiteren Essay, mit dem Titel „Homesteading the Noosphere“ (unter „Noosphere“ versteht er „den Raum aller denkbaren Gedanken“) ausführlich dar und beschreibt das Hackermilieu als Geschenkkultur, in der der soziale Status durch den Wert der Geschenke definiert wird. Eine weitere bekannte Publikation Raymonds ist „The New Hackes Dictionary“. Die „Open Source Org.“ ist eine Abspaltung der Free Software Foundation Richard Stalmans, in der Raymond lange engagiert war. Unter anderem ist er an der Entwicklung des Editors EMACS beteiligt. Die „Open Source Organisation“ wurde von ihm ins Leben gerufen, nachdem Netscape, angeregt durch „Die Kathedrale und der Basar“, den Programmcode seines Browsers offengelegt hatte, was schließlich zum Mozilla-Projekt führte, der Entwicklung eines Browsers gemäß den Regeln der Open Source Organisation. Eric Raymond lehnt die kommerzielle Verwertung von Software keineswegs ab, die von ihm gegründete Organisation gibt sogar Hinweise auf Geschäftsmodelle, denen Offene Software zugrunde liegt. So kann etwa die individuelle Anpassung der Programme verkauft werden, die Bündelung mit Hardware ist möglich, aber auch Bücher und anderes zum Thema sind denkbar. Eric Raymond hat Philosophie und Mathematik an der University of Pennsylvania studiert und dann als Programmierer und Softwareberater gearbeitet. Er legt Wert auf die Feststellung, nie eine Informatikvorlesung oder einen Kurs über Softwaredesign besucht zu haben. 1993 war er Mitbegründer des Interent-Service-Provider „Chester County InterLink“ in West Chester, Pennsylvania. Bei dieser gemeinnützigen Firma, die Internetzugänge für die Bürger des Ortes zur Verfügung stellt, arbeitet er noch heute. Raymond ist verheiratet und lebt mit seiner Frau in Malven, Pennsylvania. Er ist ein begeisterter Freizeit-Musiker und hat bereits an zwei CDs einer Band mitgewirkt. Als Anhänger der Libertarian Party setzt er sich für die absolute Freiheit des Individuums ein (die Partei lehnt die Einkommensteuer ebenso ab wie die staatliche Sozialversicherung), wozu neben der freien Meinungsäußerung auch das Tragen von Waffen gehört. So stellt Raymond auf seiner Web-Seite auch stolz seine Schußwaffen vor.
Beitragsbild: Von Doc Searls – Flickr, CC BY-SA 2.0