Webvan

Amerikanischer Lebensmittelhandel im Internet.

„Werden die Leute Lebensmittel im Internet einkaufen? Jedenfalls nicht bei Webvan!“, so spottete das amerikanische Fachblatt „The Industry Standard“ über das Anfang Juli 2001 bankrott gegangene Unternehmen „Webvan“. Die Firma war 1996 gegründet worden und hatte den Internet-Wahn auf die Spitze getrieben, indem es während seines Bestehens eine Milliarde Dollar verpulverte. Bereits die Firmengründung war mit 400 Millionen Dollar angesehener Risikokapitalgeber finanziert worden. Gründer war Louis Border, der sich in den USA bereits mit der Buchhandelskette „Border Bookstores“ sowie einem Beratungs- und einem Investmentunternehmen einen Namen gemacht hatte. „Webvan“ setzte, im Gegensatz zu Peapod, von Anfang an nicht auf bestehende Einzelhandelsgeschäfte, sondern errichtete ein automatisiertes Auslieferungslager. Dort wurden die Waren verpackt, an Zwischenlager geliefert, um danach mit Kleinlastwagen zu den Kunden gebracht zu werden, wobei es allerdings häufig Terminschwierigkeiten gab. Hinzu kam, daß viele gewünschte Waren nicht angeboten wurden und „Webvan“ dadurch potentielle Käufer vergraulte. Im Aufsichtsrat des 1999 an die Börse gegangenen Unternehmens, das nach dem Motto „Umsatz um jeden Preis“ geführt wurde, saßen zum Beispiel der Chef von ßßß Yahoo und James Barksdale, der ehemalige Präsident der Firma Netscape. Dabei nahm man es offenbar als ganz natürlich hin, daß die Firma bei jedem Dollar, die sie umsetzte, einen Verlust von 43 Cents machte. Es war daher nur eine Frage der Zeit, daß dem Unternehmen das Kapital ausging. Die Geschäftsführung von „Webvan“ verkündete noch am Tag der Schließung der Firma, sie glaube an ihr grandioses Konzept und stellte fest, daß „Webvan“ seiner Zeit nur einige Jahre voraus gewesen sei. Louis Borders hatte die Firma bereits im Februar 2001 verlassen und seinen Aktienanteil im Wert von 2,7 Millionen Dollar verkauft. Man munkelt, er sei der anonyme Spender, der den 2000 ehemaligen Arbeitern von „Webvan“ eine Abfindung von jeweils 900 Dollar zukommen ließ.

Beitragsbild: Screenshot der Webseite 2001