Amerikanisches Unternehmen
Der amerikanische Spielwarenversender eToys ist unter Insidern nicht durch sein riesiges Sortiment von über 120.000 Artikeln, sondern durch den legendären „Toywar“ bekannt geworden. Nachdem eToys 1999 an die Börse gegangen war, wurde das Unternehmen auf eine Schweizer Künstlergruppe aufmerksam, die seit 1995 eine Web-Seite unter dem Namen „etoy.com“ betrieb. Ein Kunde war versehentlich auf diese Seite gelangt und hatte sich bei eToys beschwert. Die Firma war verärgert darüber, daß viele Interessenten auf die Seite der Künstlergruppe gelangten. eToys bot der Künstlergruppe zunächst an, die Domain für eine halbe Million Dollar zu kaufen. Nachdem die Künstler abgelehnt hatten, verklagte das Unternehmen die Gruppe. Es kam zu einer richterlichen Verfügung, nach der es etoy untersagt wurde, weiterhin die Domain „etoy.com“ zu verwenden. Daraufhin erklärte etoy den „Toywar“. Es wurde zum Boykott von eToys aufgerufen und Sympathisanten aus aller Welt beschäftigten den Server von eToys mit sinnlosen Anfragen. Die Aktion hatte den gewünschten Effekt, der Aktienkurs von eToys sank um etwa 50 Prozent und die Firma zog die Klage Anfang Januar 2000 zurück. Der Kurssturz der eToy-Aktie war allerdings auch das Resultat von erheblichen Pannen während des Weihnachtsgeschäftes: Tausende Lieferungen wurden erst nach dem 26. Dezember zugestellt. Bis zu diesem Zeitpunkt war die Entwicklung von eToys positiv verlaufen. Die Firma war 1997 von Edward C. Lenk und Bill Goss gegründet worden. Geschicktes Marketing machte das „Toy Wonder“, dessen erklärtes Ziel es war, ein möglichst umfassendes Sortiment „von Barbie bis Brio“ anzubieten, bald zum Marktführer. Beim Börsengang im Jahre 1999 hatte das Unternehmen einen Wert von sechs Milliarden Dollar. Um zum Weihnachtsgeschäft 2000 einen reibungslosen Ablauf der Lieferungen zu gewährleisten, wurde massiv in die Logisitk von eToys investiert. Hatte das Wachstum des Unternehmens 1999 noch über 350 Prozent betragen, konnten sich die hochgesteckten Erwartungen für das Jahr 2000 jedoch nicht erfüllen und die Firma mußte eine sogenannte „Gewinn-“ oder „Umsatzwarnung“ aussprechen, das heißt, der zu erwartende Verlust würde höher ausfallen als erwartet. Im Januar 2001 wurde die europäische Niederlassung von eToys geschlossen, die Firma entließ 700 ihrer 1000 Angestellten in den USA und machte zwei Warenlager dicht.