Amerikanische Bibliothekarin und Autorin, prägte den Begriff „Surfing the Internet“.
Die Geschichte, wonach der von Jean Armour Polly geprägte Begriff „Surfing the Interent“ durch die Abbildung eines Surfers auf ihrem Mouse Pad angeregt wurde, gehört wahrscheinlich in das Reich der Legenden, denn das Netz wurde damals noch durch textbasierte Anwendungen bestimmt. Jean Armour Polly hatte im Juni 1992 einen Artikel über die Nutzung des Internet geschrieben und den Ausdruck „Surfing the Interent“ als Überschrift gewählt, da das Wort „Surfen“ am treffendsten die Fähigkeiten beschrieb, die damals für eine erfolgreiche Recherche im Internet notwendig waren. Das Netz erschien wie ein unbekannter Ozean, zu dessen Erforschung eine Menge Sachkenntnis, aber auch Geschicklichkeit und Ausdauer notwendig waren. Doch auch Spaß und Abenteuer kamen dabei nicht zu kurz. Der Ausdruck verbreitete sich rasch und wurde bald zum Allgemeingut. Nur die Gemeinde der „echten“ Surfer fühlte sich durch die Gleichsetzung ihres Sports mit einer vergleichsweise stupiden Tätigkeit auf den Schlips getreten, und es soll sogar zur Gründung einer Newsgruppe im Internet gekommen sein, in der man Polly die Krätze an den Hals wünschte. Jean Armour Polly wurde am 12. Oktober 1952 in Syracuse, New York, geboren. Schon in der High School entdeckte sie ihr Talent zum Schreiben, sie verfaßte zum Beispiel das High-School-Jahrbuch und das dazugehörige Literaturmagazin. Auf dem College gewann sie 1974 den „Whiffen Poetry Prize“. Dort wurde auch ihr Interesse an der Datenverarbeitung geweckt, als sie freiwillig Kurse für die Programmiersprachen „Basic“ und „Fortran“ besuchte. Den Computer nutzte sie auch während ihrer Ausbildung an der Universität von Syracuse, dort studierte sie mittelalterliche Geschichte und Bibliothekswesen. Dabei beschäftigte sie sich mit dem Computer als Mittel zur Informationsbeschaffung. Nach Beendigung des Studiums im Jahre 1975 wollte sie sich eigentlich mit antiquarischen Büchern und alten Handschriften beschäftigen, doch sie landete schließlich in der Bücherei von Liverpool, New York. Dort richtete sie 1981 einen der ersten öffentlichen Computerarbeitsplätze in einer amerikanischen Bibliothek ein, gab Computerunterricht und etablierte ein Bulletin Board System. Ihren eigenen Internet-Zugang erhielt sie 1991, und ein Jahr später folgte der entsprechende Anschluß an ihrem Arbeitsplatz. Im selben Jahr begann sie, bei einem lokalen Internet Service Provider zu arbeiten, wo sie sich unter anderem mit der Einführung von Journalisten in diese Thematik beschäftigte, was ihr den Spitznamen „Internet Mom“ einbrachte. Polly war am Projekt „Gain“ (Global Access Information Network), einer Studie über die Möglichkeiten der effektiven Nutzung des Internet zur Recherche beteiligt, und sie war die zweite Frau, die Mitglied der „Interent Society“, ISOC, wurde, einer Organisation, die sich unter anderem mit der Koordination von für das Internet entwickelten Technologien beschäftigt. 1995 machte Jean Armour Polly sich als „Net Mom“ selbständig. Sie schrieb das Buch „The Internet Kids and Family Yellow Pages“ einen familienfreundlichen Führer durch das World Wide Web, der mittlerweile in der sechsten Auflage erschienen ist. Auch ist sie als Beraterin tätig. „Net Mom Approved“ ist in den USA inzwischen als Qualitätssiegel für Internetseiten bekannt. Jean Armour Polly ist verheiratet und hat einen Sohn. Ihr Haus, in dem neben der Familie auch eine große Anzahl Katzen ein Heim gefunden hat, ist natürlich mit einem Netzwerk ausgestattet.
Beitragsbild: Von Elon University’s Imagining the Internet Center at the Internet Society’s Internet Hall of Fame Induction 2019 in San José, Costa Rica. – CC-BY 4.0,