Amerikanischer Informatiker und Gesellschaftskritiker.
(08.01. 1923 – 05.05. 2008)
„Das Internet ist wie ein riesiger Misthaufen“, in dem zwar durchaus Perlen gefunden werden könnten, was allerdings kritisches Denken voraussetzt. Dies sagt Joseph Weizenbaum, der in den 60-er Jahren durch das von ihm entwickelte Computerprogramm „ELIZA“ bekannt geworden ist. Die Software war in der Lage, einen schriftlichen Dialog „Scheinbar mit inhaltlichem Verständnis zu führen“ (Weizenbaum) und weckte unter technikgläubigen Psychotherapeuten die Vorstellung, Patienten schon bald computergestützt behandeln zu können. Joseph Weizenbaum wurde 1923 als Sohn jüdischer Eltern in Berlin geboren. 1935 emigrierte die Familie zu Verwandten in die USA. Weizenbaum studierte Mathematik an der Wayne University in Detroit. Dort kam er mit den ersten Computern in Berührung und wirkte auch an der Konstruktion eines Rechners mit. Von 1955 bis 1963 arbeitete er im Computerlabor der Firma „General Electric“. Dort war er an der Entwicklung eines automatischen Banksystems beteiligt und entwickelte eine Programmiersprache. 1964 kam er ans MIT , wo er 1970 Professor für Informatik wurde. Er begann, sich mit den Auswirkungen der Computertechnik zu beschäftigen und wurde zum Kritiker dieser Technologie. 1976 erschien sein Buch „Die Macht der Computer und die Ohnmacht der Vernunft“, in dem er seine Kollegen auffordert, ihr Handeln durch ethische Maßstäbe leiten zu lassen. Sein Credo lautet: „Wenn Du das, wofür Du arbeitest, mit eigenen Händen auch tun würdest, dann magst Du Deine Arbeit weiterführen. Wenn Du es nicht tun würdest, wenn Du zum Beispiel als Raketenbauer keinen Menschen mit der bloßen Hand umbringen magst, dann mußt Du mit Deiner Arbeit aufhören“. Weizenbaum gehört zu den Gründern der „Computer Professionals for Social Responsibility“ und des „Forums der Informatiker für Frieden und gesellschaftliche Verantwortung“. Seit 1988 ist er am MIT emeritiert, ist aber nach wie vor publizistisch und lehrend tätig. Er wendet sich vehement gegen eine Anschauung, die den Menschen als Maschine beschreibt. Auch der weit verbreiteten Meinung, das Internet sei ein gutes Mittel die Demokratie zu fördern, steht er skeptisch gegenüber: „Bei einem Volk, das nicht politisch gebildet und erzogen ist, helfen die Computer auch nicht mehr.“
Beitragsbild: Von Andreas Schepers from Darmstadt, Germany – Dropping Knowledge: Joseph Weizenbaum, Hans UszkoreitUploaded by Magnus Manske, CC BY 2.0,