Pizza Hut

Erster Pizzaservice im Internet.

Was heute selbstverständlich ist, galt 1994 noch als kleine Sensation: Die Möglichkeit, eine Pizza über das World Wide Web zu bestellen. Im August 1994 startete ein Gemeinschaftsunternehmen von „Pizza Hut“ und der Firma für Unix-Systeme „SCO“ das „PizzaNet“. Es erlaubte es, Nutzern des Internet zunächst in der Region um die kalifornische Stadt Santa Cruz ihre Pizza im Netz zu bestellen. An „Electronic Cash“ dachte damals noch niemand, die Pizza wurde bei Lieferung bezahlt, und die größte Herausforderung war der Entwurf einer einfach zu bedienenden grafischen Benutzeroberfläche, die mit dem Browser „Mosaic“ aufzurufen sein sollte. Die Firma „Pizza Hut“ wurde 1958 von zwei Brüdern, den damaligen College-Studenten Frank und Dan Carney in Wichita, Kansas, gegründet. Als Startkapital dienten 600 Dollar, die sie von ihrer Mutter geliehen hatten. Ihre Geschäftsidee war erfolgreich, schon ein Jahr später vergaben sie die Lizenz für ein weiteres Lokal in Topeka, Kansas. 1968 wurde das erste Lokal außerhalb der USA eröffnet, damals gab es bereits 310 Restaurants. Mittlerweile ist Pizza Hut ein Unternehmen mit über 10.000 Lokalen in aller Welt. Die Firma war immer für Superlative gut: 1967 entstand die größte Pizza der Welt mit einem Durchmesser von über 1,80 Metern, 1986 wurde ein Lokal in der Rekordzeit von 39 Stunden erbaut und 1990 wurden in einem 24-stündigen Flug 600 Pizzen an eine US Basis in Somalia geliefert. Die wohl weiteste Lieferung fand 2001 statt, als die internationale Raumstation mit Pizza versorgt wurde. Eine Aktion, die ein Jahr lang gemeinsam mit russischen Spezialisten vorbereitet wurde. Der merkwürdige Firmenname soll übrigens darauf zurückzuführen sein, daß auf dem ersten Firmenschild der Platz für eine längere Bezeichnung fehlte.

Beitragsbild: Screenshot der Webseite 1997

Nicolas Pioch

Französicher Informatiker, Betreiber des Web Museum.

Das Internet ist voll mit mehr oder weniger interessanten Linksammlungen verschiedenster Art. Manche werden berühmt und machen ihre Initatoren reich, wie ßßß Yahoo, andere fristen auf irgendeinem Server ihr Schattendasein und warten auf ihre Entdeckung. Daneben gibt es Seiten, wie die des französischen Informatikers Nicolas Pioch. Von seinem „Web Museum“ aus erreicht man inzwischen Rechner mit über zehn Millionen Dokumenten. Pioch hat diese Sammlung in seiner Freizeit aufgebaut. Er hatte 1993 seinen Abschluß an der renommierten École Nationale Supérieure des Télécommunications in Paris gemacht und war dort als Informatik-Dozent tätig. Im März 1994 begann er nach Feierabend und am Wochenende mit der Einrichtung seines „Louvre“, da er meinte, daß im World Wide Web mehr Kunst präsent sein sollte. Der Name mußte wenig später aus markenrechtlichen Gründen erst in „WebLouvre“ und dann in „Web Museum“ geändert werden. Pioch präsentierte klassische Malerei und Musik sowie eine historische Tour durch Paris und hatte mit seinem Konzept Erfolg. Sein Museum fand nicht nur große Resonanz bei den Web-Surfern, die jene Seite besuchten und entsprechende Beiträge beisteuerten. Das „Web Museum“ wurde darüber hinaus im Mai 1994 mit dem „Best of Web`94 Award“ für die gelungene Kombination unterschiedlicher Medien ausgezeichnet. Ein Jahr später erhielt Pioch für seine Arbeit außerdem einen Preis der BMW-Stiftung.

Beitragsbild: Screenshot des Web-Museum 1999

Brian Pinkerton

Amerikanischer Informatiker, Entwickler des Web Crawler.

Als graduierter Student an der Universität Washington beschäftigte sich Brian Pinkerton Anfang 1994 mit den Möglichkeiten der Informationsbeschaffung im gerade entstehenden World Wide Web. Um seine Thesen praktisch zu überprüfen, entwickelte er ein Programm zum automatischen Durchsuchen des Netzes, den „Web Crawler“, eine der populärsten Suchmaschinen in der Frühzeit des World Wide Web. Der Crawler bewegt sich selbständig im Netz und legt einen Index der besuchten Seiten an. Pinkertons Dissertation zu diesem Thema wurde im selben Jahr auf der zweiten internationalen www-Konferenz präsentiert. Kommilitonen ermunterten ihn, das Programm zur allgemeinen Verwendung ins Netz zu stellen, und der „Web Crawler“ ging am 20. April 1994 einschließlich einer Datenbank mit den Adressen von 6000 Web-Seiten ins Netz. Pinkerton, der nach seiner Promotion als Assistent an einem Institut der Universität arbeitete, betreute den „Web Crawler“ zunächst in seiner Freizeit. Ende 1994 fanden sich zwei Internet-Unternehmen als Sponsoren und Brian Pinkerton konnte sich nun ganz seiner Entwicklung widmen. Im Juni 1995 machte er ein Millionengeschäft, als AOL den „Web Crawler“ kaufte. Seit 1998 wird die Suchmaschine von Excite betrieben. Bei diesem Unternehmen ist Pinkerton auch als „Chief Scientist“ beschäftigt.

Beitrtagsbild: Screenshot der Webcrawler Homepage 1999

Pick Point

Deutscher Dienstleister für Internethändler.

Als Trittbrettfahrer des Internet-Boom betätigt sich die Firma „Pick Point“: Das Unternehmen liefert Pakete von Firmen aus, die ihre Waren im World Wide Web feilbieten. Das Besondere daran ist, daß die Sendungen nicht zu den Bestellern nach Hause geliefert werden, sondern zu ausgewählten Geschäften, den „Pick Points“, bei denen die Lieferungen dann abgeholt werden können. Die „Pick Points“ sind Läden mit besonders langen Öffnungszeiten, wie Tankstellen, Videotheken oder Sonnenstudios, wodurch die Kunden unabhängig von Zustell- und Öffnungszeiten der Post werden sollen. Benachrichtigt werden die Empfänger vom Eintreffen des Paketes bei einem zuvor ausgewählten „Pick Point“ per SMS oder E-Mail. Die teilnehmenden Läden erhalten eine kleine Aufwandsentschädigung, das Geschäft wird ihnen allerdings mit der Aussicht auf neue Kunden schmackhaft gemacht. Die Idee stammt von dem damals 28 Jahre alten Unternehmensberater Hartmut Bischofs, der sich darüber ärgerte, daß seine im Internet gemachten Bestellungen immer dann eintrafen, wenn er unterwegs war. Gemeinsam mit seinem Zwillingsbruder Christoph und drei gleichaltrigen Kollegen wurde „Pick Point“ im Juni 2000 mit Unterstützung des Unternehmens „D.Logistics“ in Darmstadt gegründet. Ein erster Versuch im Rhein Main Gebiet verlief erfolgversprechend, und inzwischen wird das Netz der Pick Points auf die ganze Bundesrepublik ausgedehnt.

Henrik Pfluger

Entwickler des Programmes „Buddyphone“ zur Internet-Telephonie.

Schon im Alter von acht Jahren sah sich Henrik Pfluger gezwungen, mit dem Programmieren zu beginnen: Sein Vater schenkte ihm einen „Commodore 20“ Computer ohne Spiele, so daß er sich anderweitig mit dem Gerät beschäftigen mußte. Mit zwölf Jahren schrieb er ein Programm zur Auswertung von Lungenfunktionsmaschinen und zur Verwaltung von Ultraschallbildern für die Arztpraxis seines Vaters. Zwei Kopien konnte er sogar für insgesamt 100 Mark an Kollegen seines Vaters verkaufen. Natürlich begann er nach dem Abitur ein Informatikstudium. Im Oktober 1998 schrieb der damals 22-jährige Henrik Pfluger ein kleines Chatprogramm, das die Verabredung zu Parties im Studentenwohnheim erleichtern sollte. Auf Anregung von Kommilitonen ergänzte er das Programm durch eine Sprachsoftware. Damit war „Buddyphone“, ein Programm, das es erlaubt, über das Internet von Computer zu Computer zu telefonieren, geboren. Henrik Pfluger stellte das Programm auf seiner Web-Seite auf dem Server der Uni Mannheim, an der er studierte, zum Herunterladen bereit. Es fand eine derartige Resonanz, daß der Server der Universität unter dem Ansturm der Interessenten zusammenbrach, ein Umstand, der fast dazu geführt hätte, daß Pfluger von der Uni verwiesen worden wäre. Inzwischen hat er sein Studium unterbrochen, um in Hamburg die „Buddyphone GmbH“ aufzubauen. Startkapital erhielt er vom Hamburger Unternehmer Nikolai Manek, der von Pflugers Idee begeistert war und „Buddyphone“ einen großen Erfolg prophezeit. Tatsächlich ist das Telefonieren im Internet von Computer zu Computer ein großes Plus: Es fallen keine Telefonkosten an, sondern es müssen nur die Online-Gebühren bezahlt werden. Der Vorteil von Pflugers Software gegenüber anderen Programmen ist die leichte Bedienbarkeit und der ressourcenschonende Betrieb, der es ermöglicht, neben dem Telefonieren auch noch im World Wide Web zu surfen.

Mark Pesce

Amerikanischer Computerspezialist, Mitentwickler von VRML.

Wäre es nicht schön, sich im World Wide Web wie in einer realen dreidimensionalen Welt bewegen zu können? Diesen Wunsch hatte auch Mark Pesce, er stellte sich vor, anstatt kryptischer Bezeichnungen auf dem Bildschirm, zum Beispiel eine Türöffnung zu sehen, die man durchschreiten könnte und dahinter die Dateien wie Gegenstände in einem Lagerraum vorfinden würde. Dieser Gedanke führte später zur Entwicklung von VRML, einer Seitenbeschreibungssprache, die es ermöglicht, dreidimensionale Welten abzubilden, in denen sich der Betrachter frei bewegen kann. Mark Pesce wurde am 8. Dezember 1962 in Everett, Massachusetts, geboren. Als Kind war er ein begeisterter Elektrobastler: Im Keller des elterlichen Hauses konstruierte er Schaltkreise, die ihm oft genug um die Ohren flogen. Im Alter von 15 Jahren besuchte er den ersten Computerkurs, der an seiner Schule angeboten wurde und lernte Programmieren. Die High-School schloß er mit Auszeichnung ab, doch das MIT, an dem er 1980 zu studieren begann, mußte er nach drei Semestern wegen mangelnder Mitarbeit wieder verlassen. Er begann als Programmierer zu arbeiten, wobei er ein Hypermedia-System für den „Macintosh“ schrieb und auch mit Aufgabenstellungen zur Entwicklung von Werkzeugen für die einfachere Nutzung des Internet, mit dem er bereits 1988 zu arbeiten begann, konfrontiert wurde. Angeregt durch William Gibsons Roman „Neuromancer“ und Jaron Laniers Arbeiten begann er sich Anfang der 90-er Jahre Gedanken zur dreidimensionalen Darstellung des Internet zu machen. Mit der Firma „Ono Sendai“, deren Name er aus einem Buch William Gibson entnahm, versuchte er als Produzent von Virtual-Reality-Videospielen Fuß zu fassen, doch das Vorhaben verlief im Sande, und Pesce widmete sich weiterhin Projekten zur Visualisierung von Inhalten des Internet. 1993 begann er gemeinsam mit Tony Parisi ein System zur Anzeige dreidimensionaler Umgebungen im World Wide Web zu entwickeln, das im Februar 1994 fertiggestellt wurde. Es handelte sich um einen Browser und eine entsprechende Seitenbeschreibungssprache unter der Bezeichnung „Labyrinth Scripting Language“. Die erste öffentliche Vorführung fand im selben Jahr statt, wobei ein virtueller Gang durch das „US Holocaust Memorial Museum“ vorgeführt wurde, um zu demonstrieren, daß virtuelle Welten sich nicht nur zur Realisierung von „Ballerspielen“ eignen. ßßß Dave Raggett prägte für das System, in Anlehnung an HTML, zunächst die Bezeichnung „Virtual Reality Markup Language“, VRML, die wenig später in „Virtual Reality Modelling Language“ geändert wurde. Der Computerhersteller Silicon Graphics begann die Entwicklung von VRML zu unterstützen und mit Hilfe des Magazins Wired wurde im Internet eine von Mark Pesce moderierte Mailingliste zum Thema VRML eingerichtet. Außer durch seine Arbeit an VRML und als Dozent ist Mark Pesce in den USA auch als Journalist und Buchautor bekannt geworden. Seine Themen reichen von VRML über psychedelische Drogen bis zu mystischen Erfahrungen. Ende 2000 erschien sein Buch „The Playful World: Interactive Toys and the Future of Imagination“, in dem er sich mit der Bedeutung der Spielsachen in einer sich verändernden Welt auseinandersetzt. 2001 wurde sein Film „Becoming Transhuman“ uraufgeführt, und er arbeitet an einer Adaption eines Buches des Science Fiction Autors Vernor Vinge für die Leinwand.

Beitragsbild: By Karora – Own work, Public Domain,

PEN, Public Electronic Network

Das erste kommunale Bürger-Netzwerk.

Als Paradebeispiel für die digitale Demokratie gilt das kommunale Netzwerk der kalifornischen Stadt Santa Monica. Die wegen der innovativen Ideen ihrer Stadtverwaltung auch „People’s Republic of Santa Monica“ genannte Gemeinde bietet ihren Einwohnern seit 1989 die Möglichkeit, über ein Netzwerk miteinander und mit der Stadtverwaltung zu kommunizieren; ein Service, der kostenlos ist und mittlerweile von über 7000 der 95.000 Einwohner wahrgenommen wird. Bereits seit 1984 verwendete die Stadtverwaltung ein E-Mail-System, und die Mitglieder des Stadtrates waren mit Laptops ausgestattet. Ken Phillips, ein Mitarbeiter der Stadtverwaltung und ein Doktorand der Annenberg School for Communication der Universität von Süd-Kalifornien, namens Joseph Schmitz, entwickelten schon 1987 die Vorstellung eines Netzwerkes für alle Bürger. Am 21. Februar 1989 wurde die Idee, mit Hilfe von Software- und Hardwarespenden der Computerindustrie, verwirklicht. Um tatsächlich jedem Bürger die Teilnahme an dem Netzwerk zu ermöglichen, wurden 20 öffentliche Terminals eingerichtet, die später von etwa 25 Prozent der Teilnehmer genutzt wurden. Das PEN bot über eine Datenbank den Zugriff auf diverse Informationen, außerdem auch noch die Möglichkeit, E-Mail auszutauschen und ein Diskussionsforum. Das Vorhaben kam an, und innerhalb von zwei Wochen hatte das PEN bereits 500 registrierte Nutzer. Als besonderer Erfolg wurde das Projekt „SHWASLOCK“ gefeiert. Gemeinsam mit Obdachlosen, die sich über die öffentlichen Terminals beteiligten, wurde eine Initiative gegründet, welche eine Einrichtung zum Duschen, Waschen der Wäsche und Verschließen der Habseligkeiten (SHowers, WAShers, LOCKers) der Obdachlosen schuf. Natürlich gab es auch Ärger, etwa das offenbar unvermeidbare Flaming (das wüste Beschimpfen anderer Gesprächsteilnehmer) in den Diskussionsgruppen, was sogar dazu führte, daß Mitglieder des Stadtrates entnervt ihren Zugang zum PEN aufgaben. Inzwischen macht das World Wide Web diesem kommunalen Netzwerk, das nicht ans Internet angeschlossen ist, erhebliche Konkurrenz, und die Teilnehmerzahlen gehen zurück.

Peapod

Amerikanischer Online-Lebensmittelhändler.

Ende 1989 gründeten die Brüder Andrew und Thomas Parkinson, die zuvor als Manager bei den Konzernen „Kraft“ und „Procter & Gamble“ gearbeitet hatten, in Chikago unter dem Motto „Smart Shopping For Busy People“ einen Einkaufs- und Lieferservice für Lebensmittel mit dem Namen „Peapod“. Die Bestellungen konnten telefonisch, per Fax oder über ein Modem übermittelt werden. Die Firma begann ihre Geschäfte im Juli 1990 mit 400 Kunden, wobei die beiden Unternehmer den Einkauf und die Auslieferung selbst erledigten.
Natürlich entdeckte „Peapod“ das Internet als Vertriebsweg und ist seit 1996 im World Wide Web präsent. Auch wurde die Geschäftstätigkeit von Chikago auf acht weitere Metropolen der USA ausgedehnt. Die Kunden haben die Möglichkeit bei “Peapod“ Einkaufslisten zusammenstellen, die dort gespeichert und je nach Bedarf aktualisiert werden können. Die Listen dienen jedoch auch dazu, die Gewohnheiten der Kunden zu erkunden und ihnen dann entsprechende Angebote zu machen. Das Geschäft war jedoch nicht besonders erfolgreich. So war der Lieferservice unzuverlässig und der Plan, die Bestellungen in den Garagen der Besteller zu hinterlegen, scheiterte an technischen Schwierigkeiten, denn die Idee, die Garagentore satellitengesteuert zu öffnen, ließ sich nicht realisieren. Auch machten Mitbewerber wie ßßß Webvan dem Unternehmen das Leben schwer, und der Aufbau eigener Lagerkapazitäten zehrte die letzten Kapitalreserven auf. Der Geschäftsführer der Firma William Malloy warf Anfang 2000 das Handtuch, nachdem er mit einem Nervenzusammenbruch ins Krankenhaus eingeliefert worden war. Das Überleben von „Peapod“ konnte schließlich nur durch eine Mehrheitsbeteiligung des niederländischen Lebensmittelkonzerns „Ahold“ gesichert werden.

Beitragsbild: Screenshot der Webseite 1999