Der Spiegel

Weltweit erstes Nachrichtenmagazin im World Wide Web.

Der Vorsprung vor dem amerikanischen Magazin „Time“ war denkbar knapp: Am 24. Oktober 1994 stellte „Der Spiegel“ sein Angebot ins Internet, einen Tag vor „Time“ und wurde damit zum weltweit ersten Nachrichtenmagazin im World Wide Web. Das Angebot bestand aus Artikeln der gedruckten Ausgabe. Zwei Redakteuren betreuten es nebenberuflich. 1995 bekam der Auftritt ein neues Layout und wurde durch eigens für die Online-Ausgabe geschriebene Artikel ergänzt, auch erschienen die ersten Werbebanner auf den Seiten. Inzwischen gehört „Spiegel online“ organisatorisch nicht mehr zum Spiegel-Verlag. 18 Redakteure kümmern sich um den Inhalt, während die Technik von vier Webmastern betreut wird. Die Zeitschrift „Der Spiegel“ erschien erstmals am 4. Januar 1947 in Hannover. Herausgeber war der damals 23 Jahre alte Rudolf Augstein. Er hatte zuvor bei der von der britischen Militärregierung herausgegebenen Zeitschift „Diese Woche“ gearbeitet. „Diese Woche“ war nach dem Muster der amerikanischen und englischen Nachrichtenmagazine gegründet worden, um in Deutschland „objektive Nachrichten“ zu verbreiten. Schon bald störten sich die Alliierten an der kritischen Berichterstattung. Sie entledigten sich der Zeitschrift und Augstein wurde Herausgeber des Blattes. „Der Spiegel“ war sehr beliebt, das zu einer Reichsmark verkaufte Magazin hatte anfangs eine Auflage von 15 000 Stück und wurde auf dem Schwarzmarkt zu Preisen von bis zu 15 Reichsmark gehandelt. 1952 übersiedelte „Der Spiegel“ nach Hamburg, wo er noch heute ansässig ist. Das Magazin schrieb nicht nur, sondern machte auch immer wieder Schlagzeilen. Zum Beispiel 1950 durch den Vorwurf, Bonn sei nur durch Bestechung von Abgeordneten zur Bundeshauptstadt gewählt worden. Der Bundestag setzte einen „Spiegel-Ausschuß“ ein, der sich vergeblich um die Aufklärung der Vorwürfe bemühte. Am bekanntesten wurde die „Spiegel-Affäre“ im Jahr 1962, die schließlich zum Rücktritt des Verteidigungsministers Franz Josef Strauß führte. Die Zeitschrift hatte in einer Titelgeschichte, „Bedingt abwehrbereit“, über ein Nato-Manöver berichtet und war daraufhin des Landesverrats bezichtigt worden. Die Redaktionsräume wurden von der Polizei durchsucht, der Herausgeber und einige Redakteure wurden festgenommen. Rudolf Augstein verbrachte103 Tage in Untersuchungshaft. Auch später brachte die Zeitschrift immer wieder unerfreuliche Machenschaften ans Licht, etwa die Parteispendenaffäre um den Industriellen Flick oder den Versuch der Regierung Helmut Kohls die Pressefreihet mit dem „Großen Lauschangriff“ zu beschränken. Rudolf Augstein ist immer noch „Spiegel“-Herausgeber. Im Jahr 2000 wurde er zum „Journalisten des Jahrhunderts“ gewählt und als „World Press Freedom Hero“ ausgezeichnet.