Deutscher Hacker und Cracker.
(22.07.1965 – 23.05. 1989)
Unter anderen Umständen wäre Karl Koch vielleicht als erster Internet-Surfer Deutschlands gefeiert worden, doch im allgemeinen spricht man von ihm nur als Hacker und KGB-Spion, der seinem Leben 1989 ein Ende setzte. Er wurde am 22. Juli 1965 in Hannover geboren. Als Grundschüler erlebte er das Leiden seiner Mutter, die schließlich an ihrer Krebserkrankung starb. Auf der Gesamtschule die er besuchte, fiel er als guter und engagierter Schüler auf. Er war erst Klassen-, dann Schulsprecher und schließlich Mitglied in der Landesschülervertretung. Auch engagierte er sich in der Anti-Atomkraft-Bewegung und als Mitherausgeber mehrerer Schülerzeitungen. Nach der elften Klasse ließ er sich sogar für ein Jahr von der Schule beurlauben, um diesen vielfältigen Aktivitäten besser nachgehen zu können. Inzwischen hatte er sich auch seinen ersten Computer angeschafft, einen Commodore 64. Mit Hilfe eines Akkustikkopplers machte er sich nun auf Entdeckungsreise durch die über das Telefonnetz erreichbaren Mailboxen. Koch entwickelte sich zum begeisterten Hacker. Als 1984 sein Vater starb, ermöglichte es ihm eine kleine Erbschaft, sich nur noch mit den entstehenden Datennetzen zu beschäftigen. Gemeinsam mit Freunden war er nun tage- und nächtelang in den Datennetzen Deutschlands und den USA „unterwegs“. Um die Müdigkeit zu überwinden, begann er Kokain zu konsumieren, was später zu einer Kokainpsychose, mehreren Klinikaufenthalten und der Einnahme von Psychopharmaka führte. Eine wichtige Rolle spielte auch ein Roman von Robert Shea und Robert A. Wilson, den Koch im Alter von 14 Jahren gelesen haben soll. Darin kämpft der Held „Hagbard Celine“ gegen die Weltverschwörung eines computerisierten Geheimbundes mit der Bezeichnung „Illuminatus“ (dieser Bund existiert tatsächlich, er wurde im 18. Jahrhundert zur Verbreitung der Ideen der Aufklärung gegründet, seither wird er gern, wie „die Freimaurer“ oder „die Juden“ mit allen möglichen Verschwörungstheorien in Zusammenhang gebracht.) Koch wählte den Namen „Hagbard Celin“ als Pseudonym im Netzwerk und er begann, gemeinsam mit Freunden, unberechtigt in Rechner amerikanischer Universitäten und Forschungseinrichtungen einzudringen, wo er an geheimes Material gelangte. 1986 wurde der amerikanische Astrophysiker ßßß Clifford Stoll auf die Eindringlinge aufmerksam und begann ihnen nachzuspüren. Ein Jahr später gelang es ihm, mit Hilfe eines „geheimen“ Datenpakets als Köder, die Hannoveraner Hacker ausfindig zu machen. Die Polizei erschien bei einem Freund Kochs, konnte jedoch mit den verschlüsselten Daten nichts anfangen, zudem war die Fangschaltung der Post illegal gewesen und das Verfahren wurde eingestellt. 1986 war Karl Koch auch auf die Idee gekommen, geheimes Material an den sowjetischen Geheimdienst KGB zu verkaufen, um ein „Gleichgewicht der Information“ zwischen den USA und der Sowjetunion herzustellen. Tatsächlich kamen Karl Koch und seine Freunde mit dem KGB ins Geschäft, allerdings sollen die gezahlten Beträge eher gering gewesen sein. Schließlich offenbarte sich Koch 1988 dem Verfassungsschutz. Er blieb aber auf freiem Fuß, wollte eine Drogentherapie machen und eine Ausbildung beginnen. 1989 rief er eine Mailingliste zum Thema Computer, Politik, und Philosophie ins Leben. Dort wollte er ein Gesellschaftsmodell diskutieren, in dem die vernetzten Computer die Basisdemokratie ermöglichen. Zu dieser Zeit arbeitete er als Bote bei der CDU in Hannover. Am 23.05. brach er zu einer Botenfahrt mit dem Dienstwagen auf und am 25.05. wurde seine bis zur Unkenntlichkeit verbrannte Leiche zwischen Celle und Braunschweig gefunden. Es wird spekuliert, er habe sich selbst verbrannt, da die Zahlen fünf und 23 in den Illuminati-Romanen eine herausragende Rolle spielen. Freunde Karl Kochs bezweifeln die Suizid-Theorie jedoch und ein Mitarbeiter des Kölner Verfassungsschutzes, der mit dem Spionagefall betraut war, wird mit den Worten zitiert, Kochs Tod sei „sehr, sehr seltsam.“