Neil McElroy

Amerikanischer Geschäftsmann, initiierte als Verteidigungsminister die ARPA.
(1904 – 1972)

„Es ist die Aufgabe der Schulen, den Intellekt der Menschen zu fördern“, hielt Neil McElroy den Kritikern der Seifenopern vor, die behaupteten, die populären Fernseh- und Radioprogramme des Waschmittelherstellers „Procter & Gamble“ (P&G) würden zur Volksverdummung beitragen. Die erste Seifenoper war 1933 unter der Ägide McElroys von P&G eingeführt worden. Die von der 23-jährigen Virginia Payne moderierte Radiosendung mit dem Namen „Oxydols own Ma Perkins“ richtete sich an Hausfrauen und sollte die Marke „Oxydols“ bekannt machen. Der Begriff „Seifenoper“ wurde später zum Synonym für seichte Fernsehprogramme, die von Konsumgüterherstellern finanziert wurden. Neil MacElroy wurde 1904 als jüngster Sohn eines methodistischen Lehrerehepaars in Breda, Ohio, geboren. Sie erzogen ihre Kinder nach dem Motto „Hilf Dir selbst, so hilft Dir Gott.“ Also begann er schon als Schüler, mit dem Austragen von Zeitungen und der Mithilfe in einer Wäscherei sein erstes Geld zu verdienen. Als er im Alter von 16 Jahren die High School beendete, hatte er bereits 1000 Dollar gespart. Wie seine zwei Brüder ging er nach Harvard und studierte dort Wirtschaft. Um sich die Studiengebühren für die Harvard Business School zu verdienen, die er anschließend besuchen wollte, nahm er eine Stellung bei P&G an. McElroy war in dem Unternehmen sehr erfolgreich und wurde bereits 1930 nach England geschickt, um dort eine von seinem Arbeitgeber übernommene Firma zu leiten. Er blieb bei Procter & Gamble, führte dort in den 30-er Jahren die markenorientierte Werbung ein, in dessen Zusammenhang auch die Einführung der Seifenoper stand, auch gründete er eine firmeneigene Forschungsabteilung , auf deren Konto unter anderem die mit Fluor versetzte Zahncreme geht. 1948 wurde er schließlich Präsident des Unternehmens. Neben seiner Arbeit bei P&G engagierte sich McElroy in zahlreichen gemeinnützigen Organisationen, wobei ihm die Bildungspolitik besonders am Herzen lag. In den 50-er Jahren beriet er den amerikanischen Präsidenten Eisenhower in Bildungsfragen und wurde schließlich 1957 Verteidigungsminister der USA. Einige Tage vor seiner Amtseinführung hatte der sowjetische Sputnik die amerikanische Öffentlichkeit aufgeschreckt und so fiel seine drei Jahre dauernde Amtszeit direkt in den kalten Krieg. McElroy sprach sich jedoch gegen ein übertriebenes Raketenbauprogramm aus. Um die Forschung in diesem Bereich voranzutreiben, initiierte er eine unabhängige Behörde, die unter der Bezeichnung „Advanced Research Projects Agency“ (ARPA) durch die Entwicklung eines Computernetzwerkes, das gemeinhin als Vorläufer dies Internet betrachtet wird, in die Geschichte einging. Neil McElroy ging nach seinem Ausscheiden aus dem Staatsdienst wieder zu P&G. Er starb 1972, ein Jahr nach seiner Pensionierung.

Beitragsbild: Gemeinfrei

Charles Herzfeld

Amerikanischer Physiker, bewilligte die Finanzierung des ARPANET.
(1925 – 2017)

Charles Herzfeld betont, daß das ARPANET keineswegs als militärisches Kommunikationsnetz entstand, vielmehr sollte das Netzwerk dazu dienen, die damals etwa 100 Großrechner in den USA besser zu nutzen. Die Idee ging auf J. Licklider zurück, der ein Konzept für ein dezentrales Netzwerk entwickelt hatte. Es war der Mitarbeiter der ARPA Robert Taylor, der den damaligen Direktor der Organisation davon überzeugen konnte, daß es sinnvoll sei, die Computer des Landes miteinander zu verbinden, um sie so effektiver nutzen zu können. Dadurch sollten Zeit und Geld für die sonst notwendigen Reisen der Wissenschaftler zu den Standorten der Rechner gespart werden. Herzfeld genehmigte das Projekt und wurde so zu einem der Geburtshelfer des Internet. Charles Herzfeld wurde am 29. Juni 1925 in Wien geboren. Dort besuchte er die streng katholische Piaristen-Volksschule. Sein Vater, ein Ingenieur, mußte aufgrund seiner monarchistischen Einstellung 1938 vor den Nazis fliehen. So gelangte die Familie zunächst nach Budapest, dort starb der Vater 1940. Mit seiner Mutter entkam Herzfeld über Ungarn, wo er ein Jahr lang ein deutsches Gymnasium besuchte, und Portugal aus dem von den Nationalszialisten besetzten Europa 1942 in die USA. Charles Herzfeld machte an einer katholischen Universität eine Ausbildung als Chemotechniker und studierte danach Physik an der Universität von Chicago. Zu seinen Professoren gehörten Edward Teller, der als Vater der Wasserstoffbombe gilt, und der Nobelpreisträger Enrico Fermi. Nach Erlangung seines Doktortitels ging Herzfeld 1951 zur Armee, wo er sich an einer Forschungseinrichtung mit ballistischen Problemen beschäftigte. Nach Tätigkeiten beim Naval Research Lab und dem National Bureau of Standards kam er zur ARPA. Dort arbeitete er an Systemen zur Raketenabwehr, bevor er 1965 zum Direktor der Organisation ernannt wurde. Die Computertechnologie hatte er während seines Studiums kennengelernt, wo er einige Vorlesungen des legendären John von Neumann besucht hatte. Auch die Ideen Lickliders waren ihm bekannt und faszinierten ihn. So war es für ihn selbstverständlich, das Netzwerkprojekt seiner Mitarbeiter zu unterstützen. Bei ARPA blieb Herzfeld bis 1967. Danach arbeitete er lange Zeit beim Unternehmen ITT. 1990 war er für ein Jahr beim amerikanischen Verteidigungsministerium. Herzfeld ist Mitglied des renommierten Center for Strategic and International Studies, er hält Vorlesungen über das Informationszeitalter und nationale Sicherheitsfragen. Charles Herzfeld ist viel auf Reisen und zum Repertoire des begeisterten Lesers gehört auch Literatur in deutscher Sprache. Er ist verheiratet, hat zwei erwachsene Söhne, zwei jüngere Stieftöcher und zwei Enkelkinder. Herzfeld ist ein passionierter Sporttaucher und Unterwasserfotograf.

Joseph (Lick) Licklider

11.03. 1915 –  26.06. 1990
Amerikanischer Computerwissenschaftler.
Schon 1960 beschrieb Joseph Carl Robnett Licklider die Vision eines „Think Center“, das die herkömmlichen Bibliotheken mit den zu erwartenden Vorteilen der Informationstechnologie verbinden würde. Seine Veröffentlichung „Man-Computer Symbiosis“, in der er 1960 auch ein universelles Netzwerk beschrieb, wird heute als Meilenstein auf dem Weg zum Internet angesehen.
Joseph Licklider wurde am 11. März 1915 als Sohn eines Baptistenpredigers in St. Louis, Missouri, geboren. Schon als Kind zeigte er sich technisch interessiert, er baute begeistert Modellflugzeuge, und im Alter von 15 Jahren kaufte er sich sein erstes Auto. Er nahm den Wagen vollständig auseinander, um seine Funktion von Grund auf zu verstehen. Der vielseitig interessierte Lick studierte Mathematik, Physik und Psychologie an der Universität von Washington. Seinen Doktortitel erlangte er 1942 im Fach Psychologie, wobei er sich in seiner Promotion mit der Psychophysiologie der Wahrnehmung von Tönen beschäftigte. 1942 kam er als wissenschaftlicher Assistent an die Harvard Universität.
Licklider beschäftigte sich auch weiterhin mit Problemen der Wahrnehmung, wobei zunächst militärische Fragestellungen im Vordergrund standen, etwa die Probleme der durch viele Nebengeräusche gestörten Kommunikation in Flugzeugen. Im Januar 1945 heiratete er, die zwei Kinder der Familie wurden 1947 und 1949 geboren. Seine wissenschaftliche Laufbahn setzte er als Professor für Elektrotechnik am ßßß MIT fort. Dort arbeitete er unter anderem am SAGE Projekt, einem computergesteuerten System zur Abwehr von sowjetischen Luftangriffen Am Licoln Laboratory des MIT lernte er auch ßßß Wesley Clark kennen, der ihn in die Arbeit mit dem TX-2 Computer einführte.
1957 ging er zu BBN, dort konnte er die Geschäftsleitung davon überzeugen, einen Rechner anzuschaffen, was es ihm ermöglichte, das Programmieren zu erlernen. Auch während seines Engagements bei BBN setzte er sich mit Zusammenhängen der Wahrnehmung von Tönen auseinander und veröffentlichte verschiedene Schriften zu diesem Thema. Drei davon beschäftigten sich mit der Möglichkeit, das Schmerzempfinden bei Zahnarztbehandlungen durch Musik zu unterdrücken.
Bei seinen Forschungsarbeiten war ihm aufgefallen, daß 85 Prozent seiner Zeit für „Routinearbeiten“, wie dem Zusammentragen von Informationen oder der Durchführung von Berechnungen, verbraucht wurden. Er entwarf ein Forschungsprogramm, dessen Ziel es war, die Computertechnologie in einer Weise fortzuentwickeln, welche die Ergänzung des menschlichen Geistes ermöglichen sollte. Unter dem Titel „Man-Computer Symbiosis“ wurde sie später als grundlegendes Werk zur Entwicklung des Internet betrachtet.
Als Licklider 1962 zur ARPA kam, um das „Information Processing Techniques Office“, IPTO, zu leiten, hatte er die Möglichkeit, seine Visionen in die Tat umzusetzen. Er führte das „Time Sharing“, die gemeinsame Nutzung von Rechnerkapazitäten, ein und begann mit der Vernetzung unterschiedlicher Institutionen. Dabei prägte er den Begriff des Intergalaktischen Netzwerkes, das den Zugriff von überall her erlaubt, wobei er auch die Möglichkeit voraussah, Software direkt aus dem Netz zu nutzen, eine Technologie, die mittlerweile unter der Bezeichnung ASP an Bedeutung gewinnt. Auch sah er frühzeitig die Probleme durch die Nutzung unterschiedlicher Betriebssysteme in Netzwerken und faßte diese Fragestellung mit den Worten „Wie kommt Kommunikation zwischen völlig unterschiedlichen vernunftbegabten Wesen zustande?“ zusammen. 1968 veröffentlichte er gemeinsam mit Robert Taylor „The Computer as a Communication Device“. Dort wird unter anderem der „Network Citizen“ beschrieben, der nicht nur aus dem Netzwerk konsumiert, sondern auch seinen Beitrag zur Fortentwicklung des Netzes leistet.
Neben seiner Arbeit bei ARPA gab er 1963 am MIT den Anstoß zur Gründung des heutigen Labors für Computerwissenschaften. 1967 ging er zu IBM, arbeitete dann am MIT und kehrte noch einmal zum ARPA zurück, wo er allerdings mit der damaligen militärischen Ausrichtung der Organisation nicht zurecht kam. Licklider wird als höflicher Mann beschrieben, der die Fähigkeit hatte, seine Umwelt von seinen Ideen zu begeistern ohne jemals aufdringlich zu sein, dabei legte er keinen Wert darauf, als Urheber seiner Ideen genannt zu werden. Die einzigen Marotten, die er hatte, sollen der unmäßige Verbrauch von Coca Cola und das Tragen von gelb getönten Brillengläsern, die angeblich das Sehvermögen verbesserten, gewesen sein. Der in seinen letzten Lebensjahren an der Parkinsonschen Krankeit und an Asthma leidende Licklider war seit 1985 im Ruhestand. Er starb am 26. Juni 1990 nach einem Asthmaanfall.

Beitragsbild:

Von Unbekannt – U.S. National Library of Medicine’s „Once and Future Web“ online exhibition under the NLM Copyright Information page., Gemeinfrei