The World

Erster öffentliche Provider für Einwahlverbindungen ins Internet.

Kurz nachdem „The World“ Ende 1989 begonnen hatte, seinen Kunden den Zugang zum Internet zu ermöglichen, sperrte die „National Science Foundation“, die für den Betrieb des Internet-Backbone in den USA zuständig war, der Firma den Zugang zur Hälfte des Netzes. Begründet wurde diese Maßnahme mit der Tatsache, daß das Internet durch Steuergelder finanziert worden war und der Zugriff durch ein kommerzielles Unternehmen unerwünscht sei. Als ob einem Taxiunternehmen untersagt würde, Fahrgäste zu einem öffentlichen Park zu bringen, wie Barry Shein, der Betreiber des Dienstes „The World“ meint. Erst nachdem immer mehr kommerzielle Unternehmen den Zugang zum Internet anboten, konnten auch die Kunden von „The World“ wieder das gesamte Netz nutzen. „The World“ war Teil der Firma „Software Tool & Die“ (Programme, Werkzeuge & Tod) die von Barry Shein und einem Kollegen Anfang 1989 in Boston gegründet worden war. Der 1953 in New York City geborene Barry Shein hatte die Computertechnik kennengelernt, als er in der 70-er Jahren zum Personal der Forschungsabteilung der Harvard School of Public Health gehörte. Dort arbeitete er an einem Projekt in dem ein Gerät zur Messung der Lungenfunktion mit einem Computer verbunden wurde. Später erhielt das Institut das Betriebssystem „UNIX“, und Shein entdeckte die Computertechnologie zunächst als Hobby. Später unterrichtete er Programmieren an der Berkeley Universität und arbeitete in der Computerindustrie. Seine Firma „Software Tool & Die“ bot Beratung, den Zugang zum Usenet und einen E-Mail-Service an. Als im August 1989 Rick Adams von UUNet darum bat, die Ausrüstung von Sheins Firma mitbenutzen zu dürfen, konnten Barry Shein und sein Partner im Gegenzug den Internetzugang von „UUNet“ verwenden, und „The World“ war geboren. Der Provider wird immer noch von Barry Shein in Boston betrieben. Daneben ist Shein, der auch in der Unix User Group (Usenix) aktiv ist, auch als technischer Redakteur tätig.

Beitragsbild: Screenshot der Firmenwebseite 1998

UUNET

Erster bedeutender kommerzieller Internet-Service-Provider.

In den 80-er Jahren war „Seismo“, des „Center of Seismic Studies in Northern Virginia“ einer der wichtigsten Standorte des Netzes. „Seismo“ hatte die meisten „UUCP“-Verbindungen (Unix to Unix Copy Program), der größte Teil des Verkehrs des Usenet wurde dort abgewickelt, und das Institut hatte die einzige Verbindung zwischen den USA und den Netzwerken in Europa. Systemadminstrator war Rick Adams, ein bekannter Autor freier Software. Unter anderem hatte er 1984 das „SLIP“- ( Serial Line Internet Protocol) Protokoll für die Berkeley-Unix-Version 4.2 entwickelt und war der Autor von „B News“, der damaligen Standard-News-Software. Adams erkannte, daß der wachsende Verkehr des Usenet auf die Dauer nicht zufriedenstellend nur durch Freiwillige aufrechterhalten werden könne, und daß es sicher Teilnehmer geben würde, die bereit wären, für einen zuverlässige Zugang zum Netz angemessene Gebühren zu zahlen, was ihn auf die Idee brachte, ein entsprechendes Unternehmen ins Leben zu rufen. „UUNET“ wurde 1987 von Adams gemeinsam mit Mike O`Dell gegründet. Das notwendige Kapital hatten sie von der „Unix User Group“ (Usenix), bekommen. Die Firma bot Zugang zum Usenet und die kommerzielle Nutzung von „UUCP“. „UUNET“ schuf die Verbindungen zahlreicher Länder zum Internet. Allerdings ist umstritten, ob zum Beispiel Rußland, das 1992 eine Verbindung bekam, tatsächlich mit dem Internet verbunden wurde. Puristen behaupten, daß dies kein echter Internetanschluß gewesen sei, da keine Verbindung zum NSFNET bestand. In den 90-er Jahren entwickelte sich „UUNET“, unter der Führung von John Sidgemore, der die Firma seit 1994 leitete, zum weltgrößten Internetprovider für Geschäftskunden. „UUNET“ wurde schließlich von dem lokalen Mitbewerber „MFS“ für zwei Milliarden Dollar übernommen und ist inzwischen als „MCI Worldcom“ auf der ganzen Welt aktiv. Unter anderem gehört auch das deutsche EUnet zum Konzern.

Beitragsbild: Screenshot der UUNET-Webseite 1997

Telekom

Deutsches Telekommunikationsunternehmen.

Mit der Postreform 1989 wurde die Deutsche Bundespost in drei eigenständige Unternehmen aufgeteilt: Die Deutsche Post AG, die Postbank und die Deutsche Bundespost Telekom. Dabei übernahm die Telekom die Kommunikations- und Telefondienste der Post, wozu auch das BTX-System gehörte. Die „Regulierungsbehörde für Telekommunikation und Post“ soll seitdem dafür sorgen, daß die Post und die Telekom ihre Monopolstellung nicht mißbrauchen und die Interessen der Nutzer gewahrt bleiben. Außerdem vergibt diese Behörde Sende-Frequenzen und kümmert sich um die Einführung technischer Standards. Die Bundespost hatte bereits 1965 die Möglichkeit der Datenfernübertragung angeboten. 1968 wurde dafür ein spezielles Netz, das „Datex-P“, das die paketvermittelnde Datenübertragung anbot, eingerichtet. Anfang der 70-er Jahre kaufte die Bundespost das in England entwickelte „Viewdata“-System und entwickelte daraus den Bildschirmtext aus dem unter der Ägide der Telekom 1995 schließlich der Onlinedienst „T-Online“ wurde. „T-Online“ wurde im Jahr 1996 als selbständiges Unternehmen aus der Telekom ausgegliedert, wobei der Telekommunikationsriese allerdings die Mehrheitsbeteiligung behielt. Mit viel Brimborium ging die Telekom 1995 unter der Führung von Ron Sommer an die Börse. Durch Beteiligungen an Unternehmen in aller Welt entwickelte sich die ehemalige Behörde zu einem der größten Telekommunikationsunternehmen und zum größten Netzbetreiber der Welt. Die Telekom machte immer wieder Schlagzeilen, einerseits als Sponsor eines Radprofi-Teams, das 1997 die Tour de France gewann, andererseits gibt es immer wieder Streit mit der Regulierungsbehörde oder Mitbewerbern, etwa wenn es um die Abrechnung für die Verwendung des Netzes oder die Preisgestaltung für die Privatkunden geht.

Beitragsbild: Von Deutsche Telekom – Deutsche Telekom, Gemeinfrei

Prodigy

Amerikanischer Onlinedienst.

Die Firma „Prodigy“ wurde im Februar 1984 ganz unspektakulär als Gemeinschaftsunternehmen der Firmen IBM Sears und CBS unter dem Namen „TRINTEX“ gegründet. Im September 1988 begann das Unternehmen, das inzwischen unter der Bezeichnung „Prodigy“ firmierte, in fünf amerikanischen Städten ein Pilotprojekt als Onlineservice. 1990 etablierte sich die Firma neben Unternehmen wie AOL und Compuserve als landesweiter Anbieter. Inzwischen ist „Prodigy“ ein Internet-Provider mit 2,5 Millionen Abonnenten. Bekannt wurde die Firma, als Ende 1993 zunächst eine windowsbasierte Software eingeführt wurde und der Online Shopping- sowie der News-Service mit Bildern und Sounds aufgepeppt wurden. Im Januar 1995 bot „Prodigy“ seinen damals knapp einer Millionen Abonnenten als erster Online-Service den Zugriff auf das World Wide Web an, und im Sommer kam die Möglichkeit hinzu, eigene Web-Seiten einzurichten. 1999 machte das Unternehmen erneut von sich reden, als ein zweisprachiges Angebot, Englisch und Spanisch, eingerichtet wurde.

Michaela Merz

Deutsche Unternehmerin.

1999 wurde in den deutschen Medien eine lebhafte Diskussion über das Programm „Web Washer“ der Firma Siemens geführt, eine Software, die das Ausblenden von Werbebannern beim Surfen im Internet erlaubt. Die damalige Geschäftsführerin des Providers „Germany.Net“ gehörte zu den entschiedenen Gegnern dieser Technologie. Kein Wunder, denn der von ihr im Jahr 1995 gegründete Dienst „Germany.Net“ bot einen, bis auf die Telefongebühren kostenlosen Zugang zum Internet, der sich durch Werbung finanzierte. Also beschwor sie den Konsens „Werbung gegen Information“, der im Internet zwischen Anbietern und Abrufern bestünde. Michaela Merz wurde 1960 in Kassel geboren und begann nach dem Abitur ein Studium der Betriebswirtschaftslehre. Während dieser Zeit war sie mit einem Informatiker liiert, von dem sie sich nach einem Streit trennte. Allerdings ließ er in ihrer Wohnung seinen Computer, einen Sinclair ZX 81, zurück. Michaela Merz begann, sich mit diesem Gerät zu beschäftigen. Sie lernte Programmieren und nutzte die Mailboxsysteme des Fido- und Magicnet. Auch entwickelte sie mit Freunden und Bekannten Software, die über eine eigene Mailbox verteilt wurde. Später entstand daraus die „Free Software Association of Germany“, FSAG, ein Unternehmen zur Entwicklung und zum Vertrieb freier Software. Zu den Kunden gehörten Unternehmen wie IBM, Siemens oder Hewlett Packard. Nach ihrem Studium arbeitete Michaela Merz zunächst als Trainee bei einer internationalen Werbeagentur und war dann Marketingleiterin eines japanischen Unternehmens, das elektronische Systeme für den Point of Sale entwickelte. Den Namen „Germany.Net“ ließ sie im Jahr 1994 registrieren und ein Jahr später wurde die Firma „Callisto Germany.Net“ gegründet. Michaela Merz wollte mit der Firma breitere Bevölkerungsschichten für das Internet interessieren, auch reizte sie die Aufgabe, die Kommunikationsmöglichkeiten, die sie im Netz kennengelernt hatte, mit dem Marketing zu verbinden. Ihr Plan sah daher vor, einen kostenlosen, durch Werbung finanzierten, Internetzugang anzubieten. Ihr Konzept ging auf und „Germany Net“ war 1996 der drittgrößte Online-Dienst Deutschlands, noch vor AOL oder dem Microsoft Network. 1997 verkaufte Merz ihre Firmenanteile an den Telefonanbieter „O.tel.o“ und zog sich schließlich 1999 gänzlich aus dem Unternehmen zurück. Inzwischen lebt sie in Florida, wo sie die Firma „Steyla Technologies“ gründete, welches Projekte und Technologien für Unternehmen im Bereich der Telekommunikation entwickelt. Außerdem ist sie Vorstandsvorsitzende eines Providers für E-Commerce-Lösungen. In ihrer Freizeit beschäftigt sie sich mit Dingen, die nichts mit dem Internet zu tun haben. Die begeisterte Pilotin fliegt außerdem viel und lernt auf diese Weise die Landschaften und Naturwunder der USA kennen.

Beitragsbild: Von Mathesar – Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0,

Jim Kimsey

Amerikanischer Geschäftsmann, Mitbegründer von AOL.
(1939 – 2016)

Eher zufällig ist Jim Kimsey in das Geschäft mit dem Internet geraten. Er war einer der Investoren in Bill von Meisters „Control Video Corporation“, dessen gescheitertes Geschäftsmodell das Unternehmen an den Rand des Ruins geführt hatte. Der erfolgreiche Geschäftsmann Jim Kimsey wurde dazu ausersehen, die Firma als Geschäftsführer zu retten. Seine Bemühungen waren erfolgreich, sie führten schließlich zur Gründung des Online Providers AOL. Jim Kimsey wurde 1939 in Washington geboren. Er wuchs als ältester Sohn einer großen Familie im irisch-katholischen Milieu in Washington auf. Seine Schulzeit verbrachte er auf einer katholischen Privatschule, von der er jedoch im letzten Schuljahr wegen mangelnder Disziplin verwiesen wurde. So machte er seinen Schulabschluß auf einer anderen katholischen Schule, um dann ein Jahr an der katholischen Universität des Ortes zu studieren. Danach zog es ihn an die Militärakademie West Point. In der Armee kommandierte er unter anderem die erste Kompanie der Interventionstruppe, die im April 1965 die Dominikanische Republik besetzte. Nach Einsätzen in Vietnam entschloß er sich jedoch Ende der 60-er Jahre für ein Leben mit Frau und Kind in Washington. Er nahm Abschied von der Armee, um künftig als Geschäftsmann seinen Lebensunterhalt zu verdienen. Er eröffnete eine Bar, die als besondere Attraktion einen Fernschreiber bot, der die aktuellen Börsenkurse lieferte. Sein Konzept hatte Erfolg, und zehn Jahre später besaß er eine ganze Reihe von Lokalen, die er Anfang der 80-er Jahre zu Geld machte, um seinen Lebensunterhalt als Investor zu verdienen. Ein Studienfreund aus West Point vermittelte ihm eine Beteiligung an Bill von Meisters „Control Video Corporation“, die mit dem Vermieten von Videospielen über die Telefonleitung Geld zu erwirtschaften versuchte. Von Meisters Unternehmen stand kurz vor dem Zusammenbruch, als die Investoren Kimsey mit der Aufgabe betrauten, die Firma zu retten. Er stand vor der Aufgabe „Geflügelsalat aus Hühnerscheiße zu machen.“ (Kimsey) und entwickelte gemeinsam mit dem Marketingassistenten Steve Case das Konzept für einen Onlinedienst, der später als American Online, AOL, für Furore sorgte. Der für seine direkte Ausdrucksweise berühmt berüchtigte Jim Kimsey war bis 1995 Präsident der Firma, ihm ist es zu verdanken, daß Aol seinen Firmensitz nicht ins ßßß Silicon Valley verlegte. Unter seinem Nachfolger Steve Case wurde AOL schließlich zum größten Online-Dienst der Welt. Jim Kimsey ist weiterhin bei AOL, er führt die Geschäfte der AOL Foundation, die Projekte der Bildenden Kunst unterstützt und auch den weniger begüterten Teil der Menschheit mit den Segnungen des Internet beglücken möchte. Aufsehen erregte Kimsey, als er im März 2000 mit den linksgerichteten Guerilleros in Kolumbien Verhandlungen führte, um die Entwicklung dieses Landes durch Investitionen ausländischer Unternehmen voranzutreiben.

Hughes Corporation

Amerikanisches Unternehmen.

„Kinder, es fiel mir wie Schuppen von den Augen, als ich das erste Mal eine Datei mit einer Größe von 1,5 MB in weniger als einer Minute aus dem Netz lud.“ So überschwenglich beschrieb ein Mitarbeiter der Internet-Zeitschrift Wired im Jahr 1996 den satellitengestützten Internet-Dienst „DirecPC“. Das Unternehmens Hughes Electronics Corporation bot in diesem Jahr erstmals einen solchen Service für Privatnutzer an, dabei wird der Internetzugang über einen herkömmlichen Provider hergestellt. Die Daten, welche aus dem Netz abgerufen werden, kommen jedoch über einen Satelliten und werden mit einer speziellen Antenne empfangen. Schon damals bot der durchaus erschwingliche Dienst eine Übertragungsrate von 400 kBit/s, was der dreifachen ISDN-Geschwindigkeit entspricht. Die Hughes Electronics Corporation gehört zum amerikanischen Konzern General Motors, ihre Ursprünge gehen jedoch auf den legendären amerikanischen Milliardär Howard Hughes zurück, dessen Ingenieure auch die Grundlagen für die kommerzielle Nachrichtenübermittlung via Satellit schufen. Schon in den frühen 50-er Jahren hatte Hughes die Vision eines weltumspannenden satellitengestützten Kommunikationsnetzes. Dank seines unermeßlichen Vermögens – er war der erste Milliardär der USA – hatte er auch die Möglichkeit, die entsprechenden Entwicklungen zu finanzieren. 1963 nahm der von seiner Firma entwickelte erste stationäre Nachrichtensatellit „Syncom 2“ seinen Betrieb auf und zwei Jahre später folgte mit „Early Bird“ der erste kommerzielle Kommunikationssatellit, der Telefongespräche und Fernsehprogamme übertrug. Howard Robart Hughes wurde am 24. Dezember 1905 in Houston geboren. Sein Vater besaß eine Firma, die an der Erschließung der texanischen Ölfelder beteiligt war. Im Alter von 18 Jahren erbte er nach dem Tod seiner Eltern das Unternehmen. Der technisch begabte Hughes machte danach in vielerlei Hinsicht von sich reden. Er engagierte sich als Filmproduzent in Hollywood und hatte Affären mit Filmgrößen wie Ginger Rogers, Katharine Hepburn oder Ava Gardner. Weiterhin war er ein begeisterter Pilot, der unter anderem 1937 den Weltrekord bei einem Transkontinetalflug erzielte, und er konstruierte Flugzeuge. Das Verkehrsflugzeug „Constellation“ der Firma Lockheed sowie das legendäre riesige Wasserflugzeug „Sproose Goose“ wurden von ihm entworfen. In den 50-er Jahren zog er sich zusehends aus der Öffentlichkeit zurück. Schließlich lebte er zurückgezogen zunächst im obersten Stockwerk eines Hotels in Las Vegas, das er später kaufte. Zuletzt verbarrikadierte er sich in einem Hotel auf den Bahamas. Er ließ sich nur noch von Mormonen bedienen und soll panische Angst vor Bazillen gehabt haben (Gegenstände, die er berührte, mußten angeblich mit Papiertüchern abgedeckt werden). Er starb am 5. April 1976 verwahrlost und abgemagert an Bord eines seiner Privatflugzeuge.

Beitragsbild: Screenshot der „DirecPC“ Webseite 1999

CompuServe

Erster Online-Dienst der Welt.

Wie viele bahnbrechende Entwicklungen ist auch der Online-Dienst CompuServe eher durch Zufall entstanden. Die beiden Absolventen der Universität von Arizona, Dr. John Goltz und Jeff Wilkins, arbeiteten 1969 in Columbus, Ohio, bei der „Golden Unite Life Insurace“ von Henry K. Gard. Die Versicherungsgesellschaft hatte die beiden engagiert, um die Organisation der Firma auf die Computertechnik umzustellen. Goltz und Wilkins hatten bereits einen Großrechner bestellt, als sie ein Angebot über ein leistungsfähigeres Modell, das nur unwesentlich teurer war, erreichte. Während ihres Studiums hatten sie gemeinsam mit einem Studienkollegen geplant, eine Firma zur Vermietung von Rechenzeit zu gründen. Ihr Kommilitone ging jedoch zur Armee und kam, statt mit Computern arbeiten zu können, nach Vietnam, so daß aus dem Projekt nichts wurde. Nun schien Goltz und Wilkins die Gelegenheit günstig, sie konnten die Geschäftsleitung von ihrem Plan überzeugen und es wurde „Compu Serve Network“ gegründet, deren erster Kunde ein Architekt, der Rechenzeit für 125 Dollar kaufte, war. Die Entwicklung des Unternehmens verlief, trotz starker Konkurrenz, positiv. Nach drei Jahren hatte Compu Serve bereits 400 Kunden. Mitte der siebziger Jahre gehörten Firmen wie Procter&Gamble oder General Motors zum Kundenkreis. 1977 wurde das Unternehmen in CompuServe umbenannt und ein Jahr später das Angebot durch „InfoPlex“, einen elektronischen Mail-Service, erweitert. Am ersten Juli 1979 kam Micro Net, ein Informationsservice, der sich auch an nicht professionelle Computernutzer wendete, hinzu. Mit dem „CB-Simulator“, dessen Name den in LKW`s verwendeten Funkgeräten entlehnt war, begann das Zeitalter der Online-Foren und Chat-Rooms. 1980 wurde CompuServe von der international tätigen Steuerberatungsgesellschaft H&R Block übernommen, da dringend Kapital für die weitere Expansion des Onlinedienstes benötigt wurde. Ein Abkommen mit der Presseagentur „Associated Press“ sicherte den mittlerweile 4000 Abonnenten Zugriff auf die neuesten Nachrichten und 1983 wurde mit der „Electronic Mall“ das E-commerce Zeitalter eröffnet, was durch eine Vereinbarung mit dem Kreditkartenanbieter VISA ergänzt wurde. 1990 stellte CompuServe seinen Kunden den „CompuServe Informations Manager“ zur Verfügung, der mit einer grafischen Benutzeroberfläche aufwartete. Anfang der neunziger Jahre war die Firma der größte Onlinedienst der Welt mit über fünf Millionen Kunden. Die wachsende Konkurrenz von in den Markt drängenden neuen Anbietern machte dem Unternehmen jedoch zu schaffen. Besonders der aggressiven Werbung von AOL konnte CompuServe nichts entgegensetzen, so daß CompuServe 1997 von AOL übernommen wurde, wo es als eigene Marke weitergeführt wird. Dr. John Goltz und Jeff Wilkins, die das Unternehmen anfangs neben Harry K. Gard als Präsident und Vizepräsident leiteten, sind schon lange nicht mehr bei CompuServe. Wilkins schied 1985 im Streit mit der Geschäftsführung über die Möglichkeit der Beteiligung am Unternehmen aus und ist nun im Management eines Unternehmens zur Herstellung von CD-ROM`s tätig, während Dr. Goltz im Vorstand einer Netzwerktechnologie-Firma sitzt.

Beitragsbild: Screenshot der Compuserve-Webseite von 2001

K. B. Chandrasekhar

Amerikanischer Unternehmer indischer Abstammung.

„Schau nicht auf das, was Du heute brauchst, denke lieber darüber nach was morgen nötig ist.“ das ist das Motto von K. B. Chandrasekhar, einem der Gründer von Exodus Communications, eines der weltweit größten Unternehmen für das Web-Hosting. Exodus betreibt Rechenzentren, in denen die Web-Seiten großer Unternehmen betreut werden. Chandrasekhars Geschichte könnte beinahe den Titel „Vom Tellerwäscher zum Millionär“ tragen, denn Exodus wurde ohne das heute übliche Risikokapital gegründet. K.B. Chandrasekhar,der „Chandra“ genannt wird, wurde 1960 in Indien geboren. Nach seinem Studium in den Fächern Physik und Elektroingenieurwesen arbeitete er sieben Jahre für eine indische Firma aus dem Bereich der Informationstechnologie. Im Auftrag eines anderen Unternehmens kam er 1990 auch in die USA, wo er 1992 mit 5000 Dollar Startkapital seine erste Firma, Fouress, gründete. Als er 1994 gemeinsam mit einem Geschäftsfreund ein Demo des Browsers Mosaic sah, erkannte er das große Potential des Internet. Die beiden planten, ein Netz von Webservern quer über die USA zu verteilen. So entstand Exodus Communications. Auch diese Firmengründung mußte zunächst ohne fremdes Kapital auskommen, potentiellen Kapitalgebern erschien das Risiko eines derartigen Unternehmens zu hoch. Exodus schrammte mehrmals kurz an der Pleite vorbei, so wird berichtet, daß 1995 nur ein kurzfristig erteilter Auftrag die Zahlung des Gehaltes für die damals 14 Mitarbeiter ermöglichte, 1996 erhielt Exodus dann aber doch Kapital. Zwischenzeitlich hat Chandra mit einem Partner ein neues Unternehmen gegründet, das sich, ganz seinem Motto folgend, einem neuen Zukunftsmarkt widmet: Jamcracker, so heißt die Firma, stellt Software die über das Internet vermietet wird, sogenannte ASP, zur Verfügung. Als das US Magazin Fortune das Unternehmen im Sommer 2000 unter die „Cool Companies 2000“ wählte, hatte Jamcracker gerade zehn Kunden und man bezweifelt Chandras Erfolg. Dem visionären Firmengründer macht das nichts aus: „Hohes Risiko, großer Erfolg, war schon immer mein Motto.“ entgegnet er solchen Skeptikern. Chandra widmet sich jedoch nicht nur seinen Unternehmen: Er unterstützt Start-ups im ßßß Silicon Valley, spendet für Projekte des Gesundheitswesens in Indien und unterstützt die Universität Madras, an der er studierte.

Beitragsbild: Screenshot der Exodus-Webseite aus dem Jahr 2000

Steve Case

Amerikanischer Unternehmer, Mitbegründer des Onlinedienstes AOL.

Steven McConnel (Steve) Case ist ein Vollblutgeschäftsmann, bereits im Alter von sechs Jahren verkaufte er gemeinsam mit seinem ein Jahr älteren Bruder frisch gepreßten Fruchtsaft zum happigen Preis von 2 Cents pro Becher. Zwar stammten die Früchte aus dem elterlichen Garten, aber die Pappbecher und vor allem die Arbeitszeit forderten ihren Tribut. Gemeinsam mit seinem Bruder Dan, der gleichzeitig sein bester Freund war, trug er Zeitungen aus, verteilte Werbezettel und gründete im Alter von elf Jahren die Firma Case Enterprises, ein Versandgeschäft mit einem bunt zusammengewürfelten Sortiment, das von Grußkarten bis zu Sämereien reichte. Das Unternehmen der Brüder erhielt sogar die Vertretung eines Schweizer Uhrenherstellers, konnte allerdings keine einzige Uhr absetzen. Dan Case war es auch, der 1983 den Kontakt zwischen Steve und der Firma Control Video Corporation herstellte, aus der später AOL werden sollte. Steve Case wurde am 21. August 1958 als zweiter Sohn eines Rechtanwaltes in Oahu auf Hawaii geboren. Neben seinem Bruder Dan hat er noch eine ältere Schwester und einen jüngeren Bruder. Als Schüler verfasste er, neben seinen Aktivitäten als Kaufmann, für die Schülerzeitung Kritiken über neu erschienene Schallplatten. Der geschäftstüchtige Steve schrieb an die Plattenfirmen er sei “für die führende Jugendzeitschift auf Hawaii“ tätig, um kostenlose Exemplare der Neuerscheinungen zu erhalten, was auch gelang. Nach der High School studierte er Politikwissenschaft am Williams College in Massachusetts wo er 1980 graduierte. Während seiner Studienzeit war er, trotz seines geringen Talents, Sänger zweier New Wave Bands und er dachte sogar an eine Karriere in diesem Bereich, zog dann aber doch das Marketing vor. Seine erste Anstellung fand er bei Procter & Gamble, wo er für die Vermarktung eines neuen Haarfestigers, der mit einem Tuch aufgetragen wurde, zuständig war. Steve Case selbst hält die von ihm ausgearbeitete Werbekampagne für eine einzige Katastrophe, tatsächlich war das Produkt bald wieder vom Markt. Doch das Management war mit ihm zufrieden und er durfte sich um ein weiteres Haarpflegemittel kümmern. Doch die Arbeit mit eingeführten Produkten war „nicht sein Ding“ und er wechselte zu PepsiCo. Dort war er im Bereich Pizzas Hut für die Entwicklung neuer Pizzabeläge zuständig und er lernte, daß die Menschen nicht unbedingt etwas Neues und Kompliziertes möchten, sondern meist mit dem Einfachen zufrieden sind. Eine Einsicht, die ihm später bei AOL zugute kam. In diese Zeit fällt auch die erste Beschäftigung Steves mit dem Internet. Zum Zeitvertreib wurde er Abonnent des Onlinedienstes Source, der ein Bulletin Board mit umfangreichen Diskussionsforen betrieb. Diese Beschäftigung gefiel ihm und er wollte gern auch in diesem Bereich arbeiten. Sein Bruder Dan, der inzwischen als Investment Banker arbeitete, machte ihn 1983 mit Bill von Meister, dem Gründer der Firma Control Video Corporation -CVC-, bekannt. Von Meister betrieb die Gameline, einen Service für Atari User. Der Service erlaubte es, mit Hilfe einer Set-Top-Box Spiele über die Telefonleitung vom Zentralcomputer bei CVC zu laden und online zu spielen, wobei für jeden Download bezahlt werden mußte. Steve Case konnte bei der in Virginia ansässigen Firma als Marketingassistent anfangen. Das Geschäft rentierte sich jedoch nicht, und die Firma geriet in die roten Zahlen. Gemeinsam mit James Kimsey, der ihn vor dem Rauswurf bewahrt hatte, suchte Steve Case nach einem Geschäftsmodell, um die Firma zu retten. Sie kamen auf die Idee einen Onlinedienst „wie ßßß Prodigy, nur benutzerfreundlicher“ anzubieten und es enstand 1985 das Unternehmen Quantum Computer Services, das so einen Service für Commodore Computer Besitzer anbot. Die Geschäftstüchtigkeit und Beharrlichkeit von Steve Case führte die Firme zum Erfolg. So sorgte Case dafür, daß Apple Computer zum Kunden von Quantum wurde. Nachdem das Management von Apple zunächst abgelehnt hatte, mietete Case ein Appartement gegenüber der Firmenzentrale des Computerherstellers und stellte den Verantwortlichen drei Monate lang nach, bis diese entnervt aufgaben und es zu einem Geschäft kam. Auch mit anderen Firmen soll Case ähnlich verfahren haben. 1991 erhielt die Firma die Bezeichnung America Online , AOL, und 1992 wurde Steve Case Geschäftsführer. Durch aggressives Marketing macht Steve Case AOL zum Marktführer der Provider und im Jahr 2000 durch die Fusion mit Time Warner zum größten Medienkonzern der Welt, womit er seinem erklärten Ziel, AOL zum „Microsoft des Internet“ zu machen, einen Schritt näher gekommen sein dürfte. Steve Case selbst wirkt eher unscheinbar, je nach Standpunkt des Betrachters wird der meist mit Khakihose und Jeanshemd bekleidete, als „Milchgesicht aus Washington“ oder „Traum aller Schwiegermütter“ bezeichnet. Steve Case hat 1996 das zweite Mal geheiratet, nachdem seine erste Ehe, aus der er drei Kinder hat, zerbrach, da er die meiste Zeit in der Firma verbrachte. So ist es kein Wunder, daß seine zweite Frau ebenfalls bei AOL arbeitete. Kaum einer seiner Mitarbeiter hat ihn jemals aufbrausend oder gar wütend erlebt, weshalb ihm seine Angestellten auch den Spitznamen „The Wall“ gegeben haben. Auch seine Vorträge sollen alles andere als mitreißend sein, obwohl seine Vision „ ein globales Medium zu bauen, das für die Menschheit so unentbehrlich ist wie Telefon und Fernsehen, nur viel wertvoller.“ durchaus Faszination besitzt.

Beitragsbild: Von Financial Times – Steve Case Uploaded by Schreibvieh, CC BY 2.0,