Thomas (Tom) Grundner

Amerikanischer Erziehungswissenschaftler, Gründer des ersten Free-Net.

Mit einem „Apple II+“ Computer richtete Tom Grundner, der an der Fakultät für Allgemeinmedizin der Case Western Reserve University, CWRU, in Cleveland, Ohio, tätig war, im Jahr 1984 ein elektronisches Schwarzes Brett ein. Das System sollte die Kommunikation zwischen den Studenten der Hochschule verbessern, deren Fakultäten über das ganze Stadtgebiet verteilt waren. Es nannte sich „Saint Silicons Hospital Information Dispensary“, das Herzstück war „Doc in The Box“, dort wurden medizinische Themen behandelt. Die Telefonnummer, unter der das System zu erreichen war, wurde auch außerhalb der Hochschule bekannt und es entwickelte sich ein Forum, in dem rund um die Uhr medizinische Fragen beantwortet wurden. In einer medizinischen Fachzeitschrift beschrieb Grundner das System, woraufhin die Firma „At&T“ ihm einen größeren Unix-basierten Rechner spendete. Dieser Computer ermöglichte 1986 den Aufbau einer digitalen Stadt als Erweiterung des digitalen Krankenhauses. Das erste Free-Net war geboren. Den Bürgern Clevelands wurde damit ein kostenloses Kommunikationsforum angeboten, über „Telnet“ (einem Protokoll zum textbasierten Austausch von Informationen) konnten die Mitglieder Informationen abrufen, Nachrichten austauschen oder sich miteinander unterhalten (chatten). Das Angebot wurde rege genutzt und führte auch zu Kontakten in der „realen“ Welt. Mit der Zeit kam außerdem eine Verbindung zum Internet zustande, was den Zugriff auf das USENET und andere Dienste ermöglichte. Das Cleveland Free-Net wurde von der CWRU betreut, die jedoch mit der Zeit immer weniger bereit war, das Netz zu finanzieren. Systemabstürze und das wachsende World Wide Web ließen die Teilnehmerzahl schrumpfen, und 1999 wurde der Betrieb eingestellt, da die Software des Cleveland Free-Net nicht Jahr-2000-kompatibel war. Tom Grundner gründete im September 1989 das Unternehmen „National Public Telecommunications Network“ (NPTM), eine non-profit Organisation, die sich erfolgreich um die Verbreitung der Freeenet-Idee in den USA kümmerte und zum viertgrößten Informationsanbieter (hinter AOL, CompuServe und ßßß Prodigy) im Netz wurde. 1997 ging die Firma bankrott und stellte ihre Arbeit ein. Der Vater Tom Grundners stammt aus Elsfleth in Norddeutschland, und so hörte der in Detroit., Michgan, geborene Tom Grundner während seiner Kindheit ständig Geschichten über „the old country“. Er studierte Psychologie an der Eastern Michigan University. Einen Doktortitel in Schulpsychologie und Philosophie erlangte er an der University of Southern California. Das Magazin „Newsweek“ zählte den damals 49-Jährigen 1995 zu den 50 einflußreichsten Persönlichkeiten im Cyberspace und ihm wurde der „Norbert Wiener Award for Social and Professional Responsibility“ verliehen. Im Jahr 1999 erschien sein Buch „The Skinner Box Effect : Sexual Addiction & Online Pornography“, in dem er beschreibt, daß der Konsum von Pornografie im Internet zur Sucht werden kann. Von der Beschäftigung mit dem Netz hat er sich gänzlich zurückgezogen. Er lebt in Cleveland, Ohio, und legt Golfplätze an. Das Internet, das er zunächst als Mittel zum „community computing“ sah, hat sich in seinen Augen zum „elektronischen Prospektverteiler“ entwickelt.