Keld Simonsen

Dänischer Informatiker, Mitbegründer des EUnet.

1971 machte Keld Simonsen seine ersten Erfahrungen mit der Computertechnologie. Auf einem IBM/360 Rechner, der noch mit Lochkarten arbeitete, wollte er mit Hilfe der Programmiersprache Algol W den Busfahrplan seiner Heimatstadt Kopenhagen verbessern. Er gab das Vorhaben schließlich auf, als er merkte, daß es einige Jahre gedauert hätte, alle Möglichkeiten durchzurechnen. Aber seitdem ist er von der Computertechnologie fasziniert, eröffnet sie doch die Möglichkeit etwas Neues zu schaffen und es dann immer wieder benutzen zu können. „Schön produktiv“, wie er damals meinte. Keld Simonsen wurde am 28.April 1952 in Kopenhagen geboren, wo er und seine zwei Geschwister aufwuchsen. 1971 ging er an die Universität von Kopenhagen, wo er Jura, Wirtschaftswissenschaften und Informatik studierte. Er hielt sich oft im Computerzentrum auf, wo er sich weiterhin mit Programmierung beschäftigte. 1972 bekam er dort schließlich einen Job, dem er 22 Jahre lang treu blieb, zunächst als Student und dann nach seinem Examen. Er widmete sich zuerst der Systemprogrammierung an Großrechnern, wobei er verschiedene Dienstprogramme entwickelte, die unter der Bezeichnung RAPUR größere Verbreitung fanden. Auf der Suche nach einer Alternative zum Betriebssystem OS 1100 entdeckte er schließlich UNIX. Er bekam wahrscheinlich die erste Version in Dänemark und führte sie am Computerwissenschaftlichen Institut der Universität, DIKU, ein. 1981 trat er der „European Unix Systems User Group“, EUUG, bei. Als Teus Hagen das „European Unix Network“, EUnet, ins Leben rief, erkannte er die Möglichkeiten, die dieses Netzwerk bieten würde und beteiligte sich daran, um die damals etwa 300 UNIX Nutzer Dänemarks am entstehenden Netzwerk teilhaben zu lassen. Am 2. Januar 1983 wurde das DIKU mit dem EUnet verbunden und wurde dessen erster zahlender Kunde. Auch andere Institute der Universität, sowie einige Privatunternehmen, konnten von Simonsen dazu veranlaßt werden, eine Verbindung mit dem Netzwerk herzustellen. Durch seine zahlenden Kunden wurde der dänische Ableger des EUnet, DKnet, zum ersten kommerziellen Anbieter dieser Art in Europa. Simonsen blieb bis zum Verkauf des DKnet an das größte dänische Telekommunikationsunternehmen im Jahre 1996 bei der Firma. Seitdem arbeitet er selbständig als Berater in der Netzwerktechnologie und beschäftigt sich mit den Betriebssystemen UNIX und LINUX, etwa indem er LINUX ins Dänische übersetzt. Außerdem engagiert er sich in Fragen der Standardisierung, er hat zwei RFC`s (Request for Comments, Dokumente, welche die Protokolle und Standards des Internet enthalten.) verfaßt und ist Autor von fünf Standards der Organisation ISO. Keld Simonsen ist ledig, er liebt gutes Essen und verbringt seine Ferien bevorzugt auf kleinen dänischen Inseln.

Beitragsbild: Screenshot der Webseite des DKnet 1999

Lawrence (Larry) Roberts

Amerikanischer Ingenieur, wird als Vater des Internet bezeichnet.
(1937 – 2018)

Als die ARPA Mitte der 60-er Jahre die Idee des Timesharing, der gemeinsamen Nutzung von Rechnerkapazizäten, zu verfolgen begann, waren die beteiligten Organisationen zunächst nicht begeistert, denn die Kapazitäten waren knapp. Da die ARPA jedoch auch über die Vergabe von Forschungsgeldern entschied, konnte das Projekt dennoch durchgeführt werden. Leiter der Arbeitsgruppe zur Planung eines entsprechenden Netzwerkes war Lawrence Roberts. Er hatte am MIT einen Master und Bachelor erlangt und seine Doktorarbeit unter Wesley Clark gemacht. Er arbeitete am Lincoln Laboratory des MIT, als er 1965 von der IPTO, des „Information Processing Techniques Office“ der ARPA, den Auftrag zur Entwicklung eines Computernetzwerkes erhielt. Gemeinsam mit Tom Marill wurde eine erste Verbindung zwischen zwei Rechnern über die Telefonleitung im Oktober des selben Jahres realisiert. Ein Jahr später veröffentlichten Roberts und Marill ihre Erfahrungen in der Schrift „Toward A Cooperative Network Of Time Sharing Computers“. Ende 1966 kam Lawrence Roberts im Alter von 29 Jahren zur IPTO, um ein Netzwerk zu entwickeln. Ein erstes Konzept dazu wurde von ihm im April 1967 auf einem Treffen der beteiligten Forschungsgruppen vorgestellt. Dabei sollten die Rechner durch einen Zentralcomputer verbunden werden. Die Idee, den Zentralcomputer durch kleine Rechner, die IMPs, zu ersetzen, die den am Netz beteiligten Computern vorgeschaltet werden sollten, stammte von Wesley Clark. Im Oktober 1967 wurde das „Message Switching Proposal“ schließlich der Öffentlichkeit vorgestellt und im Juni 1968 dem IPTO-Direktor vorgelegt. Der Plan beschrieb die Aufgabe des ARPANET und enthielt die technischen Spezifikationen. Damit war er der Grundstein zur Entwicklung des ARPANET, dessen erste Knoten 1969 die University of California at Los Angeles (UCLA), die Universität Utah und die University of California at Santa Barbara waren. Roberts übernahm die Leitung des IPTO im September 1970 von ßßß Robert Taylor, er behielt diese Position bis 1973. Danach gründete er „Telenet“, das erste Unternehmen, das die paketvermittelnde Datenübertragung anbot. 1979 wurde die Firma verkauft. Roberts hatte diverse Positionen in der Industrie inne und ist zur Zeit (2001) Präsident eines Unternehmens für Internet-Technologie. Für seine Arbeit wurden ihm verschiedene Auszeichnungen verliehen. Unter anderem 1981 der Erickson Award, der mit dem Nobelpreis gleichzusetzen ist. Privates ist von Lawrence Roberts kaum bekannt. Er wird als eher zurückhaltender Mensch beschrieben, der eine außergewöhliche Konzentrationsfähigkeit besitzen soll. Es wird berichtet, daß er mit einer Geschwindigkeit von 30.000 Wörtern in der Minute lesen kann und daß er es schaffte, sich innerhalb weniger Wochen so gut im Gebäude des Pentagon auszukennen, (es gilt als eines der weitläufigsten Bauwerke der Welt), daß er problemlos immer den kürzesten Weg zwischen zwei Punkten fand. Inzwischen beschäftigt er sich mit den Möglichkeiten der Verlängerung des menschlichen Lebens. Als ein Mittel hierfür empfiehlt er das Arzneimittel „Deprenyl“, das gewöhnlich zur Behandlung der Parkinsonschen Krankheit Verwendung findet.
Beitragsbild: Von Autor unbekanntCC BY-SA 4.0,

NSFNET

Rückgrat des Internet in den USA.

An dem Computernetzwerk der ARPA konnten sich nur Institutionen beteiligen, die auch an Forschungsaufträgen dieser Agentur arbeiteten. Ende der 70-er Jahre gab es in den USA bereits 120 Fakultäten des Fachbereichs Informatik, doch nur 15 der damaligen 61 Rechner des Arpanet befanden sich an Universitäten. Von der Universität Wisconsin ging die Initiative aus, ein kostengünstiges Netzwerk mit einer einfachen Struktur zu errichten, um auch die Ressourcen der nicht an das Arpanet angeschlossenen Rechner gemeinsam nutzen zu können und die Kommunikation zwischen den Instituten zu verbessern. So kam es 1981 zur Gründung des „Computer Science Research Network“, CSNET, das neben einem E-Mail Service auch die Nutzung des Telenet, dem ersten kommerziellen Netzwerk, das 1974 vom Unternehmen BBN aus der Taufe gehoben wurde, bot. Außerdem gab es eine Verbindung zum Arpanet. Das von der „National Science Foundation“, NSF, einer 1950 gegründeten Organisation zur Förderung von Forschung und Lehre in den Naturwissenschaften, finanzierte Projekt war ein voller Erfolg. Von der NSF wurde daraufhinbeschlossen, auch ein Netzwerk zu etablieren. Das 1986 errichtete Hochgeschwindigkeitsnetz NSFNET verband die sechs Supercomputerzentren der USA miteinander. Außerdem erhielten die lokalen Netzwerke der USA die Möglichkeit, sich an dieses Netz anzuschließen, wodurch die Verbindung der Netze untereinander möglich wurde und das NSFNET zum „Backbone“, dem Rückgrat, des Internet in den USA wurde.

Beitragsbild: Logo des NSFNET Linzenz

PEN, Public Electronic Network

Das erste kommunale Bürger-Netzwerk.

Als Paradebeispiel für die digitale Demokratie gilt das kommunale Netzwerk der kalifornischen Stadt Santa Monica. Die wegen der innovativen Ideen ihrer Stadtverwaltung auch „People’s Republic of Santa Monica“ genannte Gemeinde bietet ihren Einwohnern seit 1989 die Möglichkeit, über ein Netzwerk miteinander und mit der Stadtverwaltung zu kommunizieren; ein Service, der kostenlos ist und mittlerweile von über 7000 der 95.000 Einwohner wahrgenommen wird. Bereits seit 1984 verwendete die Stadtverwaltung ein E-Mail-System, und die Mitglieder des Stadtrates waren mit Laptops ausgestattet. Ken Phillips, ein Mitarbeiter der Stadtverwaltung und ein Doktorand der Annenberg School for Communication der Universität von Süd-Kalifornien, namens Joseph Schmitz, entwickelten schon 1987 die Vorstellung eines Netzwerkes für alle Bürger. Am 21. Februar 1989 wurde die Idee, mit Hilfe von Software- und Hardwarespenden der Computerindustrie, verwirklicht. Um tatsächlich jedem Bürger die Teilnahme an dem Netzwerk zu ermöglichen, wurden 20 öffentliche Terminals eingerichtet, die später von etwa 25 Prozent der Teilnehmer genutzt wurden. Das PEN bot über eine Datenbank den Zugriff auf diverse Informationen, außerdem auch noch die Möglichkeit, E-Mail auszutauschen und ein Diskussionsforum. Das Vorhaben kam an, und innerhalb von zwei Wochen hatte das PEN bereits 500 registrierte Nutzer. Als besonderer Erfolg wurde das Projekt „SHWASLOCK“ gefeiert. Gemeinsam mit Obdachlosen, die sich über die öffentlichen Terminals beteiligten, wurde eine Initiative gegründet, welche eine Einrichtung zum Duschen, Waschen der Wäsche und Verschließen der Habseligkeiten (SHowers, WAShers, LOCKers) der Obdachlosen schuf. Natürlich gab es auch Ärger, etwa das offenbar unvermeidbare Flaming (das wüste Beschimpfen anderer Gesprächsteilnehmer) in den Diskussionsgruppen, was sogar dazu führte, daß Mitglieder des Stadtrates entnervt ihren Zugang zum PEN aufgaben. Inzwischen macht das World Wide Web diesem kommunalen Netzwerk, das nicht ans Internet angeschlossen ist, erhebliche Konkurrenz, und die Teilnehmerzahlen gehen zurück.

Jarkko Oikarinen

Finnischer Softwarespezialist, entwickelte IRC.

Natürlich haben die Menschen auch in Zeiten des Internet das Bedürfnis, ein wenig miteinander zu plaudern und ihre Gedanken über dies und jenes auszutauschen. Eine beliebte Möglichkeit dazu ist der „Internet Relay Chat“, IRC, ein System, das es erlaubt, sich mit beliebig vielen Personen online zu unterhalten. Dabei werden die Nachrichten von den Computern der Nutzer ins Netz übertragen und erscheinen bei allen Teilnehmern auf dem Monitor. Zur besseren Übersichtlichkeit ist der IRC in Gesprächsgruppen, die sogenannten Channels, aufgeteilt, die sich den unterschiedlichsten Themen widmen. Die Veranstaltungen sind weitgehend anonym, denn die Nutzer treten unter Verwendung von Spitznamen auf. Allerdings hat es sich eingebürgert „Relay Parties“ zu veranstalten, auf denen sich die Benutzer in der realen Welt kennenlernen können. Der Internet Relay Chat ist eine Schöpfung des am 16. August 1967 in Kuusamo, Finnland, geborenen Jarkko Oikarinen. Als Student an der Universität Oulu arbeitete er im Sommer 1988 als Systemadminstrator. Neben dieser Tätigkeit hatte er Zeit, sich auch mit anderen Dingen zu beschäftigen. Er begann ein Programm zu entwickeln, welches das Universitätseigene Bulletin Board System, die „OuluBox“, verbessern sollte. Als Vorbild diente ihm das Chat-System des amerikanischen Bitnet. Ende August war die Entwicklung beendet, und als das System mehr als zehn Nutzer hatte, konnte Oikarinen es organisieren, auch an andern Universitäten innerhalb Finnlands entsprechende Server einzurichten. Über einen Zugang zum Rechner des MIT knüpfte er Kontakte zu Interessenten an seinem Programm in den USA, von wo aus sich der IRC schließlich weltweit verbreitete. Jarkko Oikarinen schloß sein Studium 1999 mit einer Dissertation zum Problem der dreidimensionalen Darstellung in der Medizintechnik ab. Er ist verheiratet und hat zwei Kinder. Als größte Plage im Internet sieht er die unerwünschte Zusendung von Werbe-E-Mail, er selbst hat sich schon in mehreren Sammlungen mit entsprechenden Adressen gefunden und sah sich häufig gezwungen, seine E-Mail Adresse zu ändern.

Michael Lesk

Amerikanischer Wissenschaftler, entwickelte das Protokoll UUCP.

Das von Michael Lesk in den 70-er Jahren beim amerikanischen Forschungs- und Entwicklungsinstitut „Bellcore“ entwickelte Übertragungsprotokoll „UUCP“, „Unix to Unix Copy Protocol“, dient zur Übertragung von Daten über die Telefonleitung. Es bildete die Grundlage zur Entwicklung des Usenet, dem „ARPANET für Arme“. Michael Lesk hatte während seiner Ausbildung zum Chemiker in Harvard in den 60-er Jahren am Projekt SMART mitgearbeitet. Dieses Forschungsprojekt wurde 1961 ins Leben gerufen und beschäftigte sich mit Möglichkeiten zur automatischen Textrecherche. Nach Erlangung seines Doktortitels in Physikalischer Chemie im Jahr 1969 ging Michal Lesk zu „Bellcore“, wo er an der Entwicklung des Betriebssystems UNIX mitarbeitete. Neben“ UUCP“ entwickelte er außerdem die Werkzeuge „tbl“ und „refer“ zur Textverarbeitung, sowie das Kompilierungstool „lex“. Für seine Verdienste um UNIX und die Netzwerktechnologie wurde er 1994 von der Usenix-Organisation ausgezeichnet. Michael Lesks Spezialgebiet liegt jedoch im Bereich der Erstellung und der Handhabung digitaler Informationssysteme. 1997 erschien sein Buch „Practical Digital Libraries“. Er arbeitete an einem geografischen Navigationssystem und an digitalen Bibliotheken. Lesk ist Gastprofessor für Informatik am „University College London“ und in der „National Science Foundation“ der USA im Bereich „Information and Intelligent Systems“ tätig.

Beitragsbild: Ausschnitt einer Skizze eines UUCP Netzes

Walter F.Kugemann

Deutscher Psychologe, Initiator des ersten Free-Net in Deutschland.

Für sein Vordiplom mußte der am 15.05. 1944 in Karlsbad geborene Walter Kugemann im Jahr 1966 Matritzen berechnen. Er benutzte dafür eine mechanische Rechenmaschine mit zwei Rechenwerken. Anschließend sagte er sich, daß ein Computer ihm die Arbeit sicher wesentlich erleichtert hätte. Also besuchte er den ersten Programmierkurs der Hochschule, der für Nicht-Ingenieure angeboten wurde. Nach Beendigung seines Studiums an der Universität Erlangen-Nürnberg im Jahr 1968 war er dort zunächst als Wissenschaftlicher Assistent für Experimentelle Psychologie und Methodologie und dann im Bereich „Entwicklung und Erprobung von Studiensystemen im Medienverbund“, also der Anwendung neuer Technologien im Bereich des Lernens, tätig. Er promovierte 1974 zu diesem Thema und widmet sich seitdem intensiv dieser Aufgabe. Mit dem Aufbau von Forschungsnetzwerken in aller Welt wurde natürlich auch die Nutzung des Internet für die Ausbildung interessant, und Dr. Kugemann beschäftigte sich seit 1986 mit dem E-Learning, wobei die Netzwerkprotokolle und die Technologie aus den USA kamen. 1990 berichtete Peter Beck, der als studentische Hilfskraft an der Universität Erlangen-Nürnberg arbeitete, über das FreeNet, welches er bei einem Aufenthalt in den USA kennengelernt hatte. Dies brachte Walter Kugemann auf die Idee, ein solches Netz auch in Deutschland zu etablieren und damit den kostengünstigen Zugang zum Internet, für das sich damals hauptsächlich Computer- oder Kommunikationsfreaks interessierten, auch für andere Teile der Bevölkerung zu ermöglichen. Dabei sollten vor allem Frauen, ältere Menschen und Schulen angesprochen werden. So entstand das „Free-Net Erlangen -Nürnberg“ (FEN), das 1990, drei Monate nach dem Free Net der Technischen Universität Helsinki, seinen Betrieb aufnahm. Die technische Realisierung wurde dabei von Peter Beck übernommen. Im Rahmen der Initiative „Zukunft Bayern“ des Bayerischen Wirtschaftsministeriums wurde das FEN Ende 1993 vorgestellt. Dies gab den Anstoß zu weiteren Initiativen, die schließlich zur Entstehung der Bürgernetze in Bayern führten. Auch die Projekte des E-Learning haben sich entwickelt. Inzwischen gibt es die „Virtuelle Hochschule Bayern“ die fast ein komplettes Studium über das Internet ermöglicht. Dr. Kugemann warnt vor einer Entwicklung, die große Teile der Bevölkerung von der Nutzung des Internet und den Chancen, die es bietet, ausschließt und so zu einer gespaltenen Gesellschaft führt. Die Aufgabe, für die Teilhabe aller Bürger am Netz zu sorgen, vergleicht er mit der Einführung der allgemeinen Schulpflicht in Deutschland.

Tom Jennings

Amerikanischer Computerspezialist, entwickelte Fido Net.

Während die ersten Netze von Wissenschaftlern oder Studenten initiiert wurden, gab es zunächst kein entsprechendes Netz für Menschen, die ihren Heimcomputer privat nutzten. Tom Jennings hat mit dem „Fido Net“ ein solches Netzwerk geschaffen, die „Garagen-Version des Internet“, wie das Magazin Wired schrieb. Dieses Netz bietet die Möglichkeit, über die Telefonleitung weltweit Nachrichten auszutauschen und Dateien zu versenden. Die Nutzer stellen die Verbindung mit einem regionalen Rechner her, mit dem sie Botschaften austauschen. Die Nachrichten werden auf dem Rechner des Teilnehmers gespeichert und können dann offline gelesen werden, wodurch Telefongebühren gespart werden. Die regionale Struktur hat in den Hochzeiten des „Fido Net“ eine „monströse Hierarchie“ von Knotenpunkten hervorgebracht, was Jennings selbst als einen der größten Fehler seines Systems bezeichnet. Tom Jennings wurde 1955 in Boston, Massachusetts, geboren. Bereits als Schüler begeisterte er sich für Elektronik. 1973 bekam er einen Job als Pförtner bei „Ocean Research Equipment“. Schon bald erhielt er eine andere Position und konnte elektronische Geräte zusammenbauen, auch hatte er dort erste Kontakte mit der Computertechnik. 1976 kaufte er sich seinen ersten Rechner und war von da an begeisterter Nutzer des BBS, eines Mailboxsystems, das den Austausch von Nachrichten über die Telefonleitung ermöglichte. Nach diversen Jobs war Jennings 1982 der erste Angestellte von Phoenix Software Associates, einem Unternehmen, das heute ein weltweiter Lieferant von BIOS-Systemen für Personalcomputer ist. Danach kam er als Programmierer zu Apple Computer. Während dieser Zeit entwickelte er das Programm „Fido“ – die Bezeichnung soll auf den Namen seines damaligen Hundes zurückgehen- zum preisgünstigen Datenaustausch mit einem Freund in Baltimore. Es blieb nicht bei diesen zwei Nutzern, die Software verbreitete sich, und das „FidoNet“ entstand. Es wurde zum weltweit erfolgreichsten privaten Netzwerk mit 32.000 Teilnehmern zu Beginn der 90-er Jahre. 1986 stellte Jennings einige Regeln für das Netzwerk auf, die er selbst als „anarchistische Prinzipien“ bezeichnet. Dazu gehörten die Selbstorganisation und die Möglichkeit, unzensiert seine Meinung zu äußern. Die regionale Struktur und die Regeln des Netzes haben allerdings immer wieder zu Streitigkeiten zwischen den Mitgliedern geführt. Von 1986 bis 1990 kümmerte er sich hauptberuflich um das „FidoNet“. Später ist er durch die Gründung des Online-Providers „The Little Garden“, benannt nach einem Lokal im ßßß Silicon Valley, im Jahre 1992 bekannt geworden. Die Firma bot in San Franzisko und Umgebung günstige Internet-Zugänge an. Er verkaufte das Unternehmen 1996. Tom Jennings, der Bürgerschreck, der in keine Schublade paßt, gab außerdem das Schwulenmagazin „Homocore“ heraus und betätigt sich als Künstler. Von ihm sind Installationen wie „Story Teller“ oder „Model 17, Audible Detector“ erhältlich. Gerätschaften, wie aus der Frühzeit der Elektrotechnik, die mittels „Phosphor und Tinte“ Geschichten aufs Papier bringen oder „spukende Seelen und maschinelles Geschwafel“ aufspüren. Das World Wide Web narrte er 1994 mit der „Toilet Camera“, einer Reaktion auf die von ihm für blödsinnig gehaltenen „Web-Cams“, die Bilder von Kaffeemaschinen und ähnlichem ins Netz übertragen. Viele Surfer durchschauten den Scherz, doch einige Nutzer, wie zum Beispiel das „Time Magazin“, nahmen die Kamera auf einer privaten Toilette für bare Münze.

Beitragsbild: Von Jason Scott – BBS Documentary Photo Archive, CC BY-SA 2.5,

Robin Hanson

Amerikanischer Wissenschaftler.

„Ein System des kollektiven Denkens und der Informationsverarbeitung, das sich in Echtzeit selbst organisiert.“ So begründeten die Preisrichter des renommierten europäischen Medienkunstfestivals „Ars Elektronika“ 1995 die Vergabe der Golden Nica an die Web-Seite „Idea Futures“. Diese Web-Seite geht auf eine Idee des amerikanischen Wissenschaftlers Robin Hanson zurück. Der 1959 geborene Hanson machte sich als graduierter Student der Physik und Wissenschaftsphilosophie im Jahr 1984 Gedanken über Möglichkeiten, wie in der Gesellschaft unterschiedliche Ideen entfaltet werden können. Er brach seine Studien an der Universität ab und schloß sich einer Gruppe Gleichgesinnter an, die ähnliche Probleme diskutierte. Dort beschäftigte er sich mit einem Hypertextsystem, welches es zum Beispiel erlauben sollte, alle Stellungnahmen zu einem veröffentlichten Schriftstück aufzufinden. 1988 fand das Projekt Unterstützung von ßßß Ted Nelsons Xanadu. Doch Hanson zweifelte inzwischen am Sinn dieser Entwicklung und wendete sich einer neuen Idee zu. Dabei ging es darum, einen Weg zu finden, zuverlässige Voraussagen zur Entwicklung von Wissenschaft und Technik zu machen. Es wurde das Konzept eines Wettbüros entwickelt, bei dem über die Zukunft von Wissenschaft und Technik gewettet werden sollte. Wenn Geld im Spiel sei, würden die Teilnehmer an so einer Veranstaltung vorurteilsfrei urteilen, so Hansons Annahme. Die erwirtschafteten Gewinne sollten der Forschung zur Verfügung gestellt werden. Er beschäftigte sich intensiv mit dieser Idee, die er „Idea Futures“ nannte. Er entwarf ein Brettspiel, das die Idee umsetzen sollte, und begann an einem E-Mail-basierten System zu arbeiten. Doch fehlten ihm die finanziellen Mittel für eine professionelle Realisierung, und er fand auch keine Möglichkeit, die Gesetzte zur Veranstaltung von Glücksspielen zu umgehen. Seinen Lebensunterhalt verdiente er während dieser Zeit in der Forschung im Bereich der künstlichen Intelligenz, zunächst bei dem Unternehmen Lockheed und dann bei der NASA. 1993 gab er die Arbeit an Idea Futures auf und begann ein Studium der Sozialwissenschaften. 1994 erfuhr eine Studentengruppe der Universität Calgary, die sich unter dem Namen „Bio Simulation“ mit wissenschaftlichen Themen beschäftigte, von Idea Futures. Die Gruppe beschloß, die Idee im World Wide Web umzusetzen und nahm Kontakt mit Robin Hanson auf. So wurde das Konzept schließlich mit virtuellem Spielgeld im Internet realisiert und fand bei der Veröffentlichung Ende 1994 reges Interesse. Inzwischen ist die Veranstaltung im Internet unter der Bezeichung „Foresight Exchange“ zu erreichen. Die Wetten reichen von der Annahme, daß der Inernetbuchhandel Amazon bis zum Jahr 2002 sein Geschäft aufgegeben haben wird, über die Voraussage eines dritten Weltkrieges vor 2050 bis zur Prophezeiung, daß das Universum eines Tages in sich zusammenfällt. Die Mitspieler bestimmen durch ihren Wetteinsatz, für wie wahrscheinlich sie das Eintreffen des Ereignisses halten. Die Ergebnisse werden anhand von Kurven dargestellt, so wird zum Beispiel deutlich, daß Anfang 1999 unglaubliche 70 Prozent der Teilnehmer einen menschlichen Klon vor dem Jahr 2005 für möglich hielten, während es Anfang 2001 nur noch knapp 20 Prozent waren. Die Voraussage, daß ßßß Microsoft von der Firma Sun aufgekauft werden wird, trifft dagegen auf keinerlei Zustimmung. Robin Hanson arbeitet seit 1999 an der wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät der Universität Fairfax. Er ist verheiratet und hat zwei Söhne.

Teus Hagen

Holländischer Computerfachmann, Initiator des EUnet.

Ein Magnetband, das Teus Hagen von einer Usenix Konferenz (dem Treffen der an der Spitze der Entwicklung stehenden Computerfachleute) aus San Franzisko mitbrachte, führte zur Geburt des europäischen Usenet. Später erhielt er regelmäßig neue Bänder per Post aus den USA. So konnten auch die Teilnehmer des europäischen Netzwerkes an den Newsgruppen des amerikanischen Usenet partizipieren. Der am 6. Oktober 1945 im holländischen Wijnjeterp geborene Teus Hagen hatte als Mathematikstudent den ersten Kontakt mit der Computertechnik. Er war es leid nur „Mond und Sterne zu studieren“ und kam so zur Arbeit mit einem Philips ELx8 Computer. Nach seinem Studienabschluß 1975 begann er am „Centrum voor Wiskunde en Informatica“, dem späteren CWI, zu arbeiten. Gleichzeitig gründete er gemeinsam mit einem Partner eine Beratungsfirma, die sich auf die Portierung des Betriebssystems Unix spezialisierte. Am CWI installierte er auch, gemeinsam mit Piet Beertema,die erste Transatlantikverbindung zwischen einem Rechner in Europa und in den USA. Von 1986 bis 1998 war er in der Forschungsabteilung des Drucker-und Kopiererherstellers Oce tätig. Außerdem ist er seit 1994 Vorsitzender und Direktor des NLnet, einer Non-Profit-Organisation, die weltweit Forschungsprojekte in der Internet-Technologie finanziert. Während seiner Arbeit am CWI war er unzufrieden mit dem Betriebssystem des dort verwendeten Rechners, er schrieb an Ken Thompson in den USA, den Mitentwickler des Betriebssystems UNIX. Mit der Antwort bekam er eine kostenlose Kopie des Betriebssystems, übrigens die zweite in Europa. Seither engagiert er sich in der UNIX-Gemeinde. Er gehört zu den Gründern der europäischen UNIX User Group, EUUG, und dessen holländischen Pendants, NLUUG. Im April 1982 rief er das „Europeen Unix Network“, EUnet, ins Leben, das verschiedenen europäischen Universitäten erlaubte, E-Mails auszutauschen und Newsgroups einzurichten. Teus Hagen betont, daß andere den Löwenteil der Arbeit bei der Vernetzung Europas geleistet haben und er dabei eine Menge über die kulturellen Unterschiede innerhalb des Kontinents gelernt hat. Er lebt mit seiner Frau und einer Tochter in Holland.