Tom Jennings

Amerikanischer Computerspezialist, entwickelte Fido Net.

Während die ersten Netze von Wissenschaftlern oder Studenten initiiert wurden, gab es zunächst kein entsprechendes Netz für Menschen, die ihren Heimcomputer privat nutzten. Tom Jennings hat mit dem „Fido Net“ ein solches Netzwerk geschaffen, die „Garagen-Version des Internet“, wie das Magazin Wired schrieb. Dieses Netz bietet die Möglichkeit, über die Telefonleitung weltweit Nachrichten auszutauschen und Dateien zu versenden. Die Nutzer stellen die Verbindung mit einem regionalen Rechner her, mit dem sie Botschaften austauschen. Die Nachrichten werden auf dem Rechner des Teilnehmers gespeichert und können dann offline gelesen werden, wodurch Telefongebühren gespart werden. Die regionale Struktur hat in den Hochzeiten des „Fido Net“ eine „monströse Hierarchie“ von Knotenpunkten hervorgebracht, was Jennings selbst als einen der größten Fehler seines Systems bezeichnet. Tom Jennings wurde 1955 in Boston, Massachusetts, geboren. Bereits als Schüler begeisterte er sich für Elektronik. 1973 bekam er einen Job als Pförtner bei „Ocean Research Equipment“. Schon bald erhielt er eine andere Position und konnte elektronische Geräte zusammenbauen, auch hatte er dort erste Kontakte mit der Computertechnik. 1976 kaufte er sich seinen ersten Rechner und war von da an begeisterter Nutzer des BBS, eines Mailboxsystems, das den Austausch von Nachrichten über die Telefonleitung ermöglichte. Nach diversen Jobs war Jennings 1982 der erste Angestellte von Phoenix Software Associates, einem Unternehmen, das heute ein weltweiter Lieferant von BIOS-Systemen für Personalcomputer ist. Danach kam er als Programmierer zu Apple Computer. Während dieser Zeit entwickelte er das Programm „Fido“ – die Bezeichnung soll auf den Namen seines damaligen Hundes zurückgehen- zum preisgünstigen Datenaustausch mit einem Freund in Baltimore. Es blieb nicht bei diesen zwei Nutzern, die Software verbreitete sich, und das „FidoNet“ entstand. Es wurde zum weltweit erfolgreichsten privaten Netzwerk mit 32.000 Teilnehmern zu Beginn der 90-er Jahre. 1986 stellte Jennings einige Regeln für das Netzwerk auf, die er selbst als „anarchistische Prinzipien“ bezeichnet. Dazu gehörten die Selbstorganisation und die Möglichkeit, unzensiert seine Meinung zu äußern. Die regionale Struktur und die Regeln des Netzes haben allerdings immer wieder zu Streitigkeiten zwischen den Mitgliedern geführt. Von 1986 bis 1990 kümmerte er sich hauptberuflich um das „FidoNet“. Später ist er durch die Gründung des Online-Providers „The Little Garden“, benannt nach einem Lokal im ßßß Silicon Valley, im Jahre 1992 bekannt geworden. Die Firma bot in San Franzisko und Umgebung günstige Internet-Zugänge an. Er verkaufte das Unternehmen 1996. Tom Jennings, der Bürgerschreck, der in keine Schublade paßt, gab außerdem das Schwulenmagazin „Homocore“ heraus und betätigt sich als Künstler. Von ihm sind Installationen wie „Story Teller“ oder „Model 17, Audible Detector“ erhältlich. Gerätschaften, wie aus der Frühzeit der Elektrotechnik, die mittels „Phosphor und Tinte“ Geschichten aufs Papier bringen oder „spukende Seelen und maschinelles Geschwafel“ aufspüren. Das World Wide Web narrte er 1994 mit der „Toilet Camera“, einer Reaktion auf die von ihm für blödsinnig gehaltenen „Web-Cams“, die Bilder von Kaffeemaschinen und ähnlichem ins Netz übertragen. Viele Surfer durchschauten den Scherz, doch einige Nutzer, wie zum Beispiel das „Time Magazin“, nahmen die Kamera auf einer privaten Toilette für bare Münze.

Beitragsbild: Von Jason Scott – BBS Documentary Photo Archive, CC BY-SA 2.5,