Internationale Stadt Berlin

Deutsches Internetprojekt.

Im Jahr 1993 hatte eine Künstlergruppe, bestehend aus Barbara Aselmeier, Joachim Blank, Armin Haase, und Karl Heinz Jeron, das Netzkunstprojekt „Handshake“ verwirklicht. Da es zu dieser Zeit in Deutschland kaum Internetzugänge gab, wurde „Handshake“ als Installation präsentiert. Die Künstler bauten in Galerien und auf Ausstellungen ein „Internet-Café“ auf, über welches das Publikum Zugang zum eigentlichen Werk bekam. Als sich 1994 der Sponsor und Provider der Gruppe auflöste, beschlossen die Künstler, die Infrastruktur der Berliner Firma zu übernehmen und ein eigenes Internetprojekt zu starten. So gründete die Gruppe im Dezember 1994, gemeinsam mit drei weiteren Partnern, die „Internationale Stadt Berlin“. Die Gründungsmitglieder wollten einerseits selbst Inhalte im World Wide Web verbreiten, andererseits aber auch als Provider einen billigen Internetzugang und Speicherplatz anbieten. Der Grundgedanke war, der beginnenden Kommerzialisierung des Internet etwas entgegenzusetzen und ein selbstverwaltetes System zu schaffen, in dem die Nutzer Eigeninitiative entwickeln sollten. „Der Mensch steht als aktiver Beteiligter und nicht als Verbraucher im Zentrum. Neue zwischenmenschliche Beziehungen werden durch die Internationale Stadt initiiert und wirken auf den Alltag der realen Stadt“ heißt es zu Beginn des Projektes. Die Metapher der Stadt wurde gewählt, da dort die unterschiedlichsten Inhalte nebeneinander Platz finden, was auch für das Projekt geplant war und zu gegenseitiger Befruchtung führen sollte. Um die Eigeninitiative der Teilnehmer zu fördern, wurden neben einer übersichtlichen Startseite auch Werkzeuge, wie zum Beispiel ein online zu bedienender Html-Editor, zur Verfügung gestellt. Weiterhin war geplant, öffentliche Terminals aufzustellen, die den Zugang zum Internet auch für Menschen ohne eigenen Rechner ermöglichen sollte. Der Preis für den Internetzugang betrug für die damalige Zeit sensationelle 29 DM für einen ISDN-Anschluß. Finanziert wurde die Internationale Stadt hauptsächlich durch Arbeit der Gründer, die Dienstleistungen im Internet-Bereich anboten. Die Internationale Stadt Berlin scheiterte jedoch an der Passivität ihrer Teilnehmer „Als wir die Leute nicht mehr dazu aufgefordert haben, etwas zu machen, ist auch nichts mehr passiert“, wird der Geschäftsführer des Projektes Max Bareis zitiert. Hinzu kam, daß Teilnehmer, die interessante Inhalte entwickelt hatten, die Internationale Stadt häufig verließen, um einen eigenen Web-Server zu etablieren. Schließlich wurde das Projekt im Frühjahr 1998 eingestellt. Geblieben ist das „Individual Network Berlin“, ein Verein, der den günstigen Internetzugang für Vereine, Bildungseinrichtungen und Privatpersonen anbietet. Außerdem das „Radio Internationale Stadt“, ORANG, ein Archivsystem für Audiodateien, das von jedermann genutzt werden kann.