Anti Dot.com Bewegung.
Am Morgen des 29. Februar 2000 klebten überall in San Francisco und Umgebung Aufkleber, auf denen Dinge wie: ToothpasteDeliveredInAnHour.com, PetShit.com oder AnythingIFoundInMyGarageForSale.com
zu lesen waren. Daneben fand sich ein, wie ein Verkehrszeichen aufgemachtes, Logo mit einem durchgestrichenen schwarzen Punkt und der Zeile: BlowTheDotOutYourAss.com. Was übersetzt heißt: „Pfeif Dir den Dot aus dem Arsch.com“. Marketingleute hielten diese Aktion für die besonders pfiffige Werbeingidee eines neuen Internet Start-ups. Das war es aber mitnichten. Wer die BlowTheDotOutYourAss.com Seite im World Wide Web aufrief, erfuhr, um was für ein Unternehmen es sich tatsächlich handelte und konnte Vorlagen für die Aufkleber herunterladen. Unter dem Pseudonym Sam Lowry, einer Figur aus dem Science Fiction Film „Brazil“ von Terry Gilliam, die aufgrund eines Tippfehlers in die Fänge einer übermächtigen Bürokratie gerät, organisierten zwei Angestellte der New-Economy diese Aktion. Die beiden wollten auf die übertriebene Euphorie um die Internet-Wirtschaft und den Niedergang von San Francisco und dem ßßß Silicon Valley hinweisen, der seit dem Boom der Firmen der New Economie, der sogenannten Dot coms, ständig voranschreitet. Die ganze Gegend ist von jungen arbeits- und vergnügungssüchtigen Leuten, mit teilweise unvorstellbar hohem Einkommen bevölkert und alles dreht sich nur noch um die New Economy. Dies treibt natürlich die Preise für Wohnraum in immense Höhen, so daß inzwischen viele Familien mit „normalem“ Beruf und Einkommen obdachlos werden. Auch die Künstler und Musiker, die San Francisco einst so belebten, wandern ab. „Jeden Tag gibt es neue Millionäre, aber es gibt auch mehr Obdachlose als je zuvor. Irgendwie ist das Bild schief“ wie es einer der Sams in einem Interview ausdrückte. Eines Tages sah er sich in seinem Büro um und fragte sich, ob unter seinen Kollegen überhaupt noch jemand sei, der einen Tisch aus Holz zimmern könne oder Lust zum Säen hätte. Der Kragen platzte den beiden, als sie eines Abends zur Party eines Start-ups gehen wollten, doch eine Horde von coolen 24-jährigen, die ebenfalls Einlaß begehrte ihnen den Weg versperrte. Sie gingen nach Hause und begannen ihre „Revolution“. Die Web-Seite brach unter dem Ansturm der Zugriffe zusammen und sie wurden mit zustimmenden E-Mails aus aller Welt überhäuft. „Wenn wir der Euphorie über die coolen Dot.coms nur ein wenig die Spitze nehmen könnten, wäre das schon ein Erfolg“ Das hat offensichtlich nicht jeder begriffen: Die Aktion wurde im September 2000 für einen Marketing-Preis nominiert.
Beitragsbild: Screenshot der Webseite