Amerikanische Internetagentur.
Während des Rummels um die „New Economy“ war auch der Name der Firma Razorfish in aller Munde. In den einschlägigen Publikationen wurde das Unternehmen als „Digital Solutions Provider“ oder „e-Integrator“ bezeichnet. Die Firma selbst sieht sich als „Globaler Dienstleister für strategische digitale Kommunikation“ und der Mitbegründer von „Razorfish“, Jeffrey Dachis, bezeichnete das Unternehmen in einem Interview mit der „Computerwoche“ schlicht als „Unternehmensberatung“. „Razorfish“ entwickelt Strategien für Unternehmen, die im Internet tätig sein wollen, und beteiligt sich auch bei deren technischen und gestalterischen Umsetzung. Gegründet wurde die Firma 1995 von dem 1966 geborenen Jeffrey Dachis und Craig Kanarick. Dachis, der sechs Geschwister hat, die alle in unterschiedlichen Bereichen selbständig sind, zeigte sich schon in der High School vielseitig interessiert: Er machte eine Radiosendung, beteiligte sich am Schulfernsehen, wirkte in 30 Theateraufführungen mit und verkaufte gemeinsam mit seinen Geschwistern Gebrauchtwagen. Neben seinem Studium, er hat einen Bachelor-Abschluß in Tanz und Theaterliteratur und ein Examen aus dem Bereich „performing arts administration“, machte er sich mit der Werbeagentur „In Your Face“ selbständig. Nach seiner Ausbildung arbeitete er in einer Firma eines seiner Brüder, einem Geldtransfer-Service für Glücksspielunternhemen. 1994 lernte er bei Craig Kanarick das World Wide Web kennen. Kanarick war ein Schulfreund von Dachis, er hatte Informatik und Philosophie an der Universität von Pennsyslvania studiert und einen Abschluß in „visual studies“ am MIT gemacht. 1995 gründeten die Freunde „Razorfish“. Kanarick verstand es, das Image einer ausgeflippten Agentur aufzubauen, die sich um die „Digitalisierung der Welt“ kümmert, und das Unternehmen wurde bald zu den sogenannten „Fast Five“ gerechnet, einer Gruppe von Beratungsunternehmen, die frühzeitig den Internet-Boom erkannt hatten und davon profitierten. Zu den Kunden von „Razorfish“ gehörten Unternehmen wie „Ford“ oder „Giorgio Armani“. Die Agentur vergrößerte sich durch den Kauf anderer Firmen und expandierte unter anderem auch nach Deutschland. 1999 ging „Razorfish“ schließlich an die Börse. Das rasante Wachstum bekam dem Unternehmen jedoch nicht gut: Kunden beschwerten sich über schlechte Leistungen, und auch der abflauende Internet-Boom ging nicht spurlos an der Agentur vorbei. Das Unternehmen, das seit seiner Gründung steigende Gewinne gemacht hatte, rutschte Ende 2000 in die roten Zahlen und mußte 400 seiner weltweit 1900 Mitarbeiter entlassen. Anfang 2001 zogen sich Dachis und Kanarick schließlich aus der Geschäftsleitung zurück.
Beitragsbild: Screenshot der WEbseite 1997